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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
68. Kapitel:
 
Krishna
 
Der große Weise Nārada besucht Kṛṣṇas Paläste


 

Als der große Weise Nārada Muni erfuhr, daß Kṛṣṇa 16100 Frauen geheiratet hatte, nachdem Er den Dämon Narakāsura getötet hatte, der manchmal auch Bhaumāsura genannt wird, wunderte es ihn sehr, daß Sich Kṛṣṇa in 16100 Gestalten erweitert und alle Frauen zur gleichen Zeit in verschiedenen Palästen geheiratet hatte. Und weil er wissen wollte, wie Kṛṣṇa es einrichtete, mit so vielen Frauen zugleich zusammenzuleben, beschloß er, den Herrn bei diesem transzendentalen Spiel zu beobachten, und machte sich deshalb auf, die verschiedenen Paläste Kṛṣṇas zu besuchen. Als Nārada in Dvārakā eintraf, sah er, daß die Gärten und Parks voll waren mit allerlei Blumen der unterschiedlichsten Farben und daß auch die Bäume in den zahlreichen Obstgärten voll der verschiedenartigsten Früchte hingen. Farbenprächtige Vögel zwitscherten, und Pfauen jubilierten zu jedermanns Freude. Es gab dort Teiche und Seen, die mit blauen und roten Lotosblüten übersät waren, und manche waren voll mit vielerlei Lilien. Auf den Seen schwammen zahllose Schwäne und Kraniche, deren Stimmen überall zu hören waren. In der Stadt gab es rund 900000 große, aus feinstem Marmor erbaute Paläste, deren Türen und Tore aus Silber gefertigt waren. Die Dächer der Häuser und Paläste waren mit Juwelen, wie dem Stein der Weisen, Saphir und Smaragd, bedeckt, und die Fußböden erstrahlten in wunderbarem Glanz. Auch die Straßen, Gassen, Kreuzungen und Marktplätze waren sehr schön geschmückt worden. Überall standen reiche Wohn- und Versammlungshäuser und Tempel, alle von unterschiedlicher Architektur. All dies machte Dvārakā zu einer strahlenden Stadt. Die Alleen, Kreuzungen, Gäßchen und Straßen wie auch die Schwellen der Wohnhäuser waren sehr sauber. Büsche säumten die Straßen, und an den Seiten der Alleen waren in regelmäßigen Abständen Bäume gepflanzt, die den Vorübergehenden Schatten spendeten, so daß sie nicht von der heißen Sonne belästigt wurden.

In dieser herrlichen Stadt Dvārakā besaß Śrī Kṛṣṇa, der Höchste Persönliche Gott, viele Paläste. Die großen Könige und Fürsten der Welt pflegten diese Paläste zu besuchen, um Ihn zu verehren. Viśvakarmā, der Architekt der Halbgötter, hatte die Baupläne selbst entworfen und dabei alle seine Talente und seine ganze Erfindungsgabe angewandt. Die Zahl dieser Wohnsitze belief sich auf mehr als 16000, und in jedem wohnte eine andere Königin Śrī Kṛṣṇas. Als der große Weise Nārada einen dieser Paläste betrat, sah er, daß die Säulen aus Korallen geschnitzt und die Decken mit Juwelen verziert waren. Die Wände und Bögen zwischen den Säulen leuchteten von den verschiedenartigsten Saphiren, die als Schmuck dienten. Im ganzen Palast gab es viele von Vivaśkarmā entworfene Baldachine, an denen kostbare Perlenschnüre hingen. Die Sessel und anderen Möbelstücke waren aus Elfenbein geschnitzt und mit Gold und Edelsteinen verziert, und die mit Juwelen besetzten Leuchter vertrieben alle Dunkelheit aus den Räumen. Es wurden so viel Räucherwerk und wohlriechender Kautschuk abgebrannt, daß der Rauch in Schwaden aus den Fenstern wehte. Die Pfauen, die auf den Treppenstufen saßen, verwechselten die Duftwolken mit Regenwolken und begannen jubelnd zu tanzen. Es gab viele Dienerinnen, die alle goldene Halsketten, Armreifen und kostbare saris trugen, und die vielen männlichen Diener trugen Umhänge, Turbane und mit Juwelen verzierte Ohrringe. Sie alle waren sehr schön anzuschauen, und sie alle gingen ihren jeweiligen Pflichten im Haushalt nach.

Als Nārada Kṛṣṇa fand, sah er Ihn mit Rukmiṇī-devī, der Herrin jenes Palastes, zusammensitzen. Rukmiṇī hielt gerade einen cāmara-Wedel in der Hand, und obwohl sie von vielen Tausenden von Dienerinnen umgeben wurde, die ebensoschön und begabt wie sie und die im gleichen Alter mit ihr waren, ließ sie es sich nicht nehmen, Śrī Kṛṣṇa persönlich Kühlung zuzufächeln.

Kṛṣṇa ist der Höchste Persönliche Gott und wird selbst von Nārada Muni verehrt, doch als Er Nārada kommen sah, erhob Er Sich sogleich von Rukmiṇīs Bettstatt, um den großen Weisen gebührend zu empfangen. Śrī Kṛṣṇa ist der Lehrer der ganzen Welt, und um jedem zu zeigen, wie man einem Heiligen wie Nārada Muni Ehre erweist, verneigte Er Sich vor dem Weisen, wobei Er mit Seinem Helm den Boden berührte. Śrī Kṛṣṇa verneigte Sich nicht nur, sondern berührte auch Nāradas Füße und bat ihn mit gefalteten Händen, auf Seinem Sitz Platz zu nehmen. Śrī Kṛṣṇa ist die höchste Persönlichkeit, die von allen Gottgeweihten verehrt wird. Er ist der am meisten verehrte geistige Meister aller Lebewesen. Das Wasser des Ganges, das von Seinen Lotosfüßen fließt, heiligt alle drei Welten. Alle weisen brāhmaṇas verehren Ihn, und daher wird Er auch brahmaṇya-deva genannt.

Brahmaṇya bedeutet »jemand, der alle brahmanischen Eigenschaften besitzt«, und zwar Wahrhaftigkeit, Selbstbeherrschung, Reinheit, Beherrschung der Sinne, Einfachheit, vollkommenes Wissen durch praktische Anwendung und Beschäftigtsein im hingebungsvollen Dienst. Śrī Kṛṣṇa besitzt persönlich all diese Eigenschaften, und Er wird von Menschen verehrt, die ebenfalls diese Eigenschaften haben. Es gibt Tausende und Abertausende von Namen Śrī Kṛṣṇas - Viṣṇu-sahasra-nāma -, und sie alle wurden Ihm wegen Seiner transzendentalen Eigenschaften gegeben.

Śrī Kṛṣṇa spielte in Dvārakā mit großem Vergnügen die Rolle eines vollkommenen Menschen. Daher hatte der Weise Nārada nichts dagegen, als Kṛṣṇa ihm die Füße wusch und Sich das Wasser über den Kopf sprengte, denn er wußte sehr wohl, daß der Herr dies tat, um jeden zu lehren, wie ein Heiliger zu achten ist. Der Höchste Persönliche Gott, der der ursprüngliche Nārāyaṇa und der ewige Freund aller Lebewesen ist, verehrte also den Weisen Nārada nach den vedischen regulierenden Prinzipien. Er hieß den Weisen mit süßen, nektargleichen Worten willkommen und sprach ihn mit bhagavān an; bhagavān bedeutet »jemand, der sich selbst genügt, da er alles Wissen, alle Entsagung, alle Macht, allen Ruhm, alle Schönheit und viele andere ähnliche Füllen besitzt«. Śrī Kṛṣṇa fragte Nārada: »Wie kann Ich dir dienen?« Und Nārada erwiderte: »Mein lieber Herr, Dein Gebaren versetzt mich nicht im geringsten in Erstaunen, denn Du bist der Höchste Persönliche Gott, der Herr aller Arten von Lebewesen; Du bist der höchste Freund eines jeden, doch zugleich bestrafst Du die Schurken und die Neidischen. Ich weiß, daß Deine Herrlichkeit auf diese Welt herabgekommen ist, um das ganze Universum in rechter Weise zu erhalten. Dein Erscheinen wird durch keine äußere Ursache erzwungen; vielmehr erscheinst und verschwindest Du nach Deinem freien Willen. Ich schätze mich deshalb sehr glücklich, daß ich heute Deine Lotosfüße sehen durfte. Jeder, der Anhaftung an Deine Lotosfüße gewinnt, wird zur höchsten Stufe der Neutralität erhoben und ist unbeeinflußt von den materiellen Erscheinungsweisen der Natur. O Herr, Du bist unbegrenzt, Deine Füllen kennen keine Grenzen. Große Halbgötter, wie Brahmā und Śiva, sind stets bemüht, Dich in ihre Herzen zu pflanzen und über Dich zu meditieren. Die bedingten Seelen, die in den dunklen Brunnen des materiellen Daseins gestoßen worden sind, können dieser ewigen Gefangenschaft nur entkommen, wenn sie sich Deinen Lotosfüßen zuwenden. Du bist daher die einzige Zuflucht für die bedingten Seelen. Mein lieber Herr, Du hast mich in Deiner Güte gefragt, was Du für mich tun kannst. Als Antwort darauf möchte ich Dich bitten, mich niemals Deine Lotosfüße vergessen zu lassen. Mir ist ganz gleich, wo ich bin; ich bete nur, daß es mir gestattet sein möge, mich ständig an Deine Lotosfüße zu erinnern.«

Die Segnung, die Nārada Muni vom Herrn erbat, ist das ideale Gebet für alle reinen Gottgeweihten. Ein reiner Gottgeweihter bittet den Herrn niemals um eine materielle oder spirituelle Segnung; sein einziges Gebet lautet, daß er unter keinen Umständen die Lotosfüße des Herrn vergessen möge. Einen reinen Gottgeweihten kümmert es nicht, ob er in den Himmel oder in die Hölle geschickt wird; er ist überall zufrieden, wenn er sich nur fortwährend an die Lotosfüße des Herrn erinnern kann.

Śrī Caitanya lehrte das gleiche Gebet in Seinem Śikṣāṣṭaka, in dem Er deutlich sagt, daß es Sein einziger Wunsch ist, Geburt für Geburt im hingebungsvollen Dienst beschäftigt zu sein. Ein reiner Gottgeweihter hegt nicht einmal das Verlangen, den Kreislauf von Geburt und Tod zu beenden. Einem reinen Gottgeweihten macht es nichts aus, wieder in einer der vielfachen Lebensformen geboren zu werden. Sein einziges Bestreben ist es, unter keinen Umständen die Lotosfüße des Herrn zu vergessen.

Nachdem Nārada den Palast Rukmiṇīs verlassen hatte, wollte er die Wirkungsweise der inneren Kraft Śrī Kṛṣṇas, der yoga-māyā, sehen, und so betrat er den Palast einer anderen Königin. Dort sah er Śrī Kṛṣṇa mit Seiner geliebten Frau und Uddhava Schach spielen. Der Herr erhob Sich sogleich und bot Nārada Muni Seinen Platz an. Darauf verehrte Er ihn in derselben Weise wie im Palast Rukmiṇīs. Nachdem Er ihn gebührend verehrt hatte, tat Śrī Kṛṣṇa, als wisse Er nicht, was im Palast Rukmiṇīs geschehen war. Er sagte zu Nārada: »Mein lieber Weiser, wenn deine Heiligkeit hierherkommt, bist du in dir selbst vollkommen. Obwohl wir Haushälter sind, denen ständig irgend etwas fehlt, benötigst du niemals Hilfe, da du in dir selbst zufrieden bist. Welchen Empfang können wir dir also unter diesen Umständen bereiten, und was können wir schon für dich tun? Nichtsdestoweniger ist es unsere Pflicht, da deine Heiligkeit ein brāhmaṇa ist, dir, soweit es uns möglich ist, etwas anzubieten. Ich bitte dich daher, so freundlich zu sein, Mir zu befehlen. Was kann Ich für dich tun?«

Nāradajī wußte über die Spiele des Herrn genau Bescheid, und so verließ er ohne weitere Diskussion, stillschweigend und voller Verwunderung über das Verhalten des Herrn, den Palast. Er betrat alsdann den nächsten Palast. Diesmal sah er Kṛṣṇa als liebevollen Vater mit Seinen kleinen Kindern spielen. Als er darauf ein weiteres Gebäude betrat, sah er, wie Sich Kṛṣṇa gerade für Sein Bad vorbereitete. Nach und nach besuchte Nāradajī jeden der 16108 Paläste der Königinnen Śrī Kṛṣṇas, und in jedem einzelnen fand er den Herrn in anderer Weise beschäftigt. Einmal sah er, wie der Herr gerade Gaben in ein Opferfeuer legte und die rituellen Zeremonien durchführte, die den Haushältern in den Veden vorgeschrieben sind. Sodann fand er Kṛṣṇa, als Er gerade das pañca-yajña-Opfer darbrachte, das für jeden Haushälter unerläßlich ist.

Dieser yajña ist auch als pañca-śūna bekannt. Wissentlich oder unwissentlich begeht jeder, besonders der Haushälter, fünf Sünden. Wenn wir Wasser aus einem Krug trinken, töten wir viele im Wasser lebende Bakterien. Auch wenn wir mit einem Mörser Korn zermahlen oder Nahrung zu uns nehmen, töten wir viele Bakterien, und wenn wir über die Straße gehen, töten wir viele Ameisen und andere Insekten. Wir töten bewußt oder unbewußt bei allem, was wir tun. Es ist daher die Pflicht eines jeden Haushälters, das pañca-śūna-Opfer darzubringen, um sich so von den Reaktionen auf diese Sünden zu befreien.

In einem anderen Palast sah Nārada, wie Kṛṣṇa gerade die brāhmaṇas speiste, nachdem Er rituelle yajñas dargebracht hatte. Dann sah er Kṛṣṇa schweigend den Gāyatrī-mantra chanten und Sich in Kampf mit Schwert und Schild üben. In einigen der Paläste ritt Kṛṣṇa auf Pferden und Elefanten, fuhr auf Streitwagen oder wanderte einfach auf und ab. Anderswo ruhte Er Sich gerade auf einem Bett aus, und wieder an anderem Ort saß Er auf Seinem Thron, während Ihn verschiedenene Geweihte mit Gebeten priesen. In einem der Paläste beriet Er Sich mit Ministern, wie Uddhava und anderen, über wichtige Geschäfte, während Er Sich in einem anderen, umringt von vielen bezaubernden Gesellschaftsmädchen, in einem Schwimmbecken vergnügte. Dann sah Nārada, wie Kṛṣṇa den brāhmaṇas reichgeschmückte Kühe spendete, und an einem anderen Ort, wie Er gerade Geschichten aus den Purāṇas oder Geschichtsbüchern, wie dem Mahābhārata, anhörte. Diese Schriften ergänzen die Veden und haben die Aufgabe, gewöhnlichen Menschen vedisches Wissen zu vermitteln, indem sie von wichtigen Ereignissen in der Geschichte des Universums berichten. In einem Palast fand Nārada Śrī Kṛṣṇa, wie Er Sich der Gesellschaft einer bestimmten Seiner Ehefrauen erfreute, indem Er scherzende Worte mit ihr wechselte. Anderwärts fand er Ihn, wie Er mit einer Seiner Gemahlinnen religiöse Rituale vollzog. Da es für Haushälter notwendig ist, die finanziellen Mittel zu vermehren, um die vielen Ausgaben zu decken, bemühte Sich Kṛṣṇa in einem der Paläste sogar um wirtschaftlichen Fortschritt. In einem anderen Palast sah Nārada, wie Sich der Herr nach den regulierenden Prinzipien der sāstras des Familienlebens erfreute.

An wiederum einem anderen Ort saß Kṛṣṇa in tiefer Meditation, als konzentriere Er Seinen Geist auf den Höchsten Persönlichen Gott, der Sich jenseits der materiellen Universen befindet. Meditation, die in den maßgeblichen Schriften empfohlen wird, ist dazu bestimmt, den Geist auf den Höchsten Persönlichen Gott Śrī Viṣṇu zu richten. Śrī Kṛṣṇa ist zwar Selbst der ursprüngliche Viṣṇu, doch weil Er die Rolle eines Menschen spielte, lehrte Er uns durch Sein persönliches Beispiel unmißverständlich, was Meditation eigentlich bedeutet. In einem anderen Palast erfreute Kṛṣṇa gerade höhergestellte Persönlichkeiten, indem Er ihnen allerlei Gegenstände schenkte, die sie benötigten. Anderswo fand Nāradajī Śrī Kṛṣṇa, wie Er gerade über Kampfhandlungen sprach, und in einem anderen Palast, wie Er mit Seinen Feinden Frieden schloß. Irgendwo sprach Śrī Kṛṣṇa gerade mit Seinem älteren Bruder Balarāma über die Tätigkeit, die sich zum endgültigen Wohl der gesamten Menschheit auswirkt. Nārada sah auch, wie Śrī Kṛṣṇa Seine Söhne und Töchter mit passenden Bräuten und Bräutigamen in prachtvollen Hochzeiten vermählte. In einem anderen Palast verabschiedete Sich Kṛṣṇa gerade von Seinen Töchtern, und in wieder einem andern empfing Er gerade eine Schwiegertochter. Die Bewohner der Stadt sahen jedesmal mit Erstaunen solchen prunkvollen Festen zu.

In einem weiteren Palast brachte der Herr Opfer dar, um die Halbgötter zufriedenzustellen, die lediglich Seine qualitativen Erweiterungen sind; dann wieder sah man, wie Er zum Wohl der Allgemeinheit tätig war, indem Er tiefe Brunnen zur Wasserversorgung baute, Rasthäuser und Gärten für Fremde anlegte und große Klöster und Tempel für die Heiligen gründete. Dies sind einige der Pflichten, die den Haushältern in den Veden vorgeschrieben werden, damit ihre materiellen Wünsche in Erfüllung gehen. Ein anderes Mal sah der Weise Kṛṣṇa als kṣatriya-König im Wald jagen oder auf prächtigen sindhi-Pferden reiten. Nach den vedischen Regulierungen war es den kṣatriyas gestattet, bei besonderen Anlässen bestimmte Tiere zu töten, um nämlich entweder den Frieden im Wald aufrechtzuerhalten oder die Tiere im Opferfeuer darzubringen. Kṣatriyas dürfen sich in der Kunst des Tötens üben, weil sie ihre Feinde erbarmungslos töten müssen, um für Frieden in der Gesellschaft zu sorgen. Einmal sah Nārada sogar, wie Sich Śrī Kṛṣṇa, der Höchste Persönliche Gott, als Spion verkleidete, um die Absichten gewisser Bürger in der Stadt und Bewohner innerhalb des Palastes zu erkunden.

Der Heilige Nārada beobachtete auf diese Weise alles Tun des Herrn, der, obwohl Er die Überseele in allen Lebewesen ist, die Rolle eines gewöhnlichen Menschen spielte, um die Spiele Seiner inneren Kraft zu manifestieren. Er lächelte innerlich und sagte zu Kṛṣṇa: »Mein lieber Herr aller mystischen Kräfte, der Du das Objekt der Meditation großer Mystiker bist, das Ausmaß Deiner mystischen Kraft ist selbst für Mystiker wie Brahmā und Śiva unfaßbar. Doch weil ich ständig im transzendentalen liebevollen Dienst Deiner Lotosfüße beschäftigt bin, warst Du in Deiner Barmherzigkeit so gütig, mir die Handlungen Deiner inneren Kraft zu offenbaren. Mein lieber Herr, Du bist für alle verehrenswert, und die Halbgötter und herrschenden Gottheiten aller vierzehn Planetensysteme sind sich Deines transzendentalen Ruhms bewußt. Gib mir bitte Deinen Segen, damit ich in der Lage bin, durch alle Universen zu reisen und von Deinen ruhmvollen Spielen zu singen.«

Darauf entgegnete der Höchste Persönliche Gott Śrī Kṛṣṇa: »Mein lieber Nārada, o Weiser unter den Halbgöttern, du weißt, daß Ich der höchste Lehrer aller religiösen Prinzipien bin, daß Ich Mich vollkommen nach ihnen richte und daß Ich sie gegebenenfalls mit Gewalt durchsetze. Ich befolge diese religiösen Prinzipien Selber, um so die gesamte Welt zu lehren, richtig zu handeln. Mein lieber Sohn, laß dich durch die Wirkungsweise Meiner inneren Energie nicht verwirren.«

Der Höchste Persönliche Gott führte ein sogenanntes Haushälterleben, um den Menschen zu zeigen, wie sie ihr eigenes Haushälterleben läutern können, obwohl sie an der Gefangenschaft des materiellen Daseins hängen mögen. Normalerweise ist man durch ein Leben als Haushälter verpflichtet, das materielle Dasein fortzusetzen; doch weil der Herr zu den Haushältern sehr gütig ist, lehrte Er, wie man das gewöhnliche Haushälterleben heiligen kann. Weil Kṛṣṇa in einem Kṛṣṇa-bewußten Haushälterleben den Mittelpunkt aller Tätigkeiten bildet, ist ein solches Leben transzendental zu allen vedischen Anweisungen und in sich selbst heilig.

Nārada sah also einen Kṛṣṇa durch Seine vollständigen Erweiterungen in 16108 Palästen wohnen. Durch Seine unfaßbare Energie war Er in dem Palast jeder einzelnen, individuellen Königin gegenwärtig. Śrī Kṛṣṇa verfügt über unbegrenzte Macht, und Nāradas Erstaunen kannte keine Grenzen, als er immer wieder neue Offenbarungen der inneren Energie Śrī Kṛṣṇas sah. Śrī Kṛṣṇa handelte, als seien die vier Prinzipien des zivilisierten Lebens, nämlich Religiosität, wirtschaftlicher Fortschritt, Befriedigung der Sinne und Befreiung, auch für Ihn von großer Wichtigkeit. Diese vier Prinzipien des materiellen Daseins sind für den spirituellen Fortschritt der menschlichen Gesellschaft erforderlich, und deshalb führte Śrī Kṛṣṇa, obwohl Er es eigentlich nicht nötig hatte, ein vorbildliches Haushälterleben, so daß die Menschen in ihrem eigenen Interesse Seinem Beispiel folgen könnten.

Śrī Kṛṣṇa stellte den Weisen Nārada in jeder Hinsicht zufrieden und nachdem sich Nārada mit großer Freude Śrī Kṛṣṇas Spiele in Dvārakā angesehen hatte, zog er weiter.

Als Śukadeva Gosvāmī König Parīkṣit von den Spielen Śrī Kṛṣṇas in Dvārakā erzählte, erklärte er ihm auch, wie Śrī Kṛṣṇa, der Höchste Persönliche Gott, mit Hilfe Seiner inneren Kraft in das materielle Universum herabsteigt und Prinzipien festlegt, durch die man, wenn man sie befolgt, das endgültige Ziel des Lebens erreichen kann. Alle Königinnen in Dvārakā - es waren mehr als 16000 - stellten ihre weiblichen Reize in den transzendentalen Dienst des Herrn, indem sie Ihm zulächelten und Ihn bedienten. Dem Herrn Seinerseits gefiel es, Sich am Haushälterleben zu erfreuen. Man sollte sich ohne Zweifel bewußt werden, daß solche Spiele von niemandem außer Śrī Kṛṣṇa ausgeführt werden können. Śrī Kṛṣṇa ist die ursprüngliche Ursache der Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung der gesamten kosmischen Manifestation. Jeder, der die Erzählungen von den transzendentalen Spielen Śrī Kṛṣṇas in Dvārakā aufmerksam hört oder einen Prediger der Bewegung für Kṛṣṇa-Bewußtsein unterstützt, wird es sehr leicht finden, den Pfad der Befreiung zu beschreiten und den Nektar der Lotosfüße Śrī Kṛṣṇas zu kosten. Und so wird er im hingebungsvollen Dienst des Herrn beschäftigt werden.

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 68. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Der große Weise Nārada besucht die Paläste Kṛṣṇas«.