Kṛṣṇa hörte Uddhava tagelang zu, wie dieser Ihm in allen Einzelheiten von seinem Besuch in Vṛndāvana erzählte und Ihm schilderte, wie es Seinem Vater, Seiner Mutter, den gopīs und den Kuhhirtenjungen ging. Er war wirklich froh, daß es Uddhava gelungen war, sie mit Seinen Unterweisungen und Seiner Botschaft zu trösten.
Alsdann beschloß Kṛṣṇa, Kubjā zu besuchen, die ehemals Bucklige, die Ihn, als Er zum ersten Mal durch Mathurā gegangen war, mit ein wenig Sandelholz erfreut hatte. Wie in der Bhagavad-gītā erklärt wird, ist Kṛṣṇa stets darum bemüht, Seine Geweihten zu erfreuen, und die Gottgeweihten wiederum versuchen, Kṛṣṇa zu erfreuen. So wie die Gottgeweihten ständig in ihrem Herzen an Kṛṣṇa denken, denkt auch Kṛṣṇa im Innern stets an Seine Geweihten. Als Kubjā in ein bezauberndes Gesellschaftsmädchen umgewandelt war, wünschte sie sich, daß Kṛṣṇa sie einmal in ihrem Haus besuche, damit sie Ihn auf ihre Art empfangen und verehren könne. Gewöhnlich bemühen sich Gesellschaftsmädchen, ihre Besucher zu befriedigen, indem sie ihnen ihre Körper zum Genuß bieten. Kubjā nun war selbst voll Begierde danach, ihre Sinne mit Kṛṣṇa zufriedenzustellen. Kṛṣṇa hatte, als Er zu Kubjās Haus gehen wollte, zweifellos kein Verlangen nach Sinnenbefriedigung. Kubjā hatte Seine Sinne bereits zufriedengestellt, als sie Ihm die Sandelholzpaste verehrte. Er beschloß, zu ihr zu gehen - scheinbar, um ihre Sinnenlust zu stillen; in Wirklichkeit aber kam Er nicht der Sinnenbefriedigung wegen, sondern um das Mädchen zu einer reinen Gottgeweihten zu machen. Kṛṣṇa wird stets von Tausenden von Glücksgöttinnen verehrt, und daher braucht Er nicht um der Sinnenlust willen zu einem Gesellschaftsmädchen zu gehen. Nur weil Er der gütige Freund aller Lebewesen ist, beschloß er, Kubjā aufzusuchen. Man sagt, der Mond scheine sogar auf den Hof eines Halunken. Ebenso wird Kṛṣṇas transzendentale Barmherzigkeit niemandem vorenthalten, ob man Ihm aus Lust, Ärger, Furcht oder in reiner Liebe dient. Im Śrī Caitanya-caritāmṛta heißt es: »Wenn jemand Kṛṣṇa dienen, aber zugleich sein eigenes lüsternes Wünschen erfüllen möchte, richtet Kṛṣṇa es so ein, daß der Gottgeweihte seine aus Lust entstandenen Wünsche vergißt, völlig gereinigt wird und sich gänzlich im Dienst des Herrn beschäftigt.«
Um Sein Versprechen zu erfüllen, begab Sich Kṛṣṇa also zusammen mit Uddhava zum Hause Kubjās. Als Er dort ankam, sah Er, daß die ganze Einrichtung des Hauses auf die Erweckung lüsternen männlichen Verlangens abgestimmt war. Es hingen viele Aktbilder an den Wänden, die mit Perlenschnüren bestickte Baldachine und Fähnchen schmückten, und überall standen bequeme Liegen und gepolsterte Stühle. Die Räume waren mit Blumengirlanden geschmückt und mit dem Duft von Räucherkerzen erfüllt; überall war parfümiertes Wasser versprengt worden, und die Zimmer waren von hübschen Lampen hell erleuchtet.
Als Kubjā sah, daß Śrī Kṛṣṇa zu ihr gekommen war, um sie wie versprochen zu besuchen, erhob sie sich sogleich aus ihrem Sessel, um Ihn zu empfangen. Umgeben von ihren vielen Freundinnen, begann sie, sich mit großer Ehrerbietigkeit mit Ihm zu unterhalten. Nachdem Kubjā Ihm einen bequemen Platz zum Sitzen angeboten hatte, verehrte sie Śrī Kṛṣṇa, wie es ihrer Stellung entsprach. Uddhava wurde von Kubjā und ihren Freundinnen in gleicher Weise empfangen, doch da er sich nicht auf der gleichen Stufe wie Kṛṣṇa befand, ließ er sich einfach auf dem Boden nieder.
Ohne viel Zeit zu verschwenden, wie es sonst bei solchen Anlässen üblich ist, begab Sich Kṛṣṇa sogleich in das Schlafgemach Kubjās. Unterdessen nahm Kubjā ein Bad und rieb ihren Körper mit Sandelholzsalbe ein. Sie legte ihre schönsten Gewänder an und schmückte sich mit kostbaren Edelsteinen, mit Geschmeide und Blumenketten. Nachdem sie sich noch mit Duftöl eingesprüht hatte, erschien sie schließlich, Betelnüsse und andere Anregungsmittel kauend, vor Kṛṣṇa. Ihr lieblicher Blick und ihre unsteten Augen waren voll weiblicher Scheu, als sie anmutig vor Śrī Kṛṣṇa stand, der auch als Mādhava, der Gemahl der Glücksgöttin, bekannt ist. Als Kṛṣṇa sah, daß Kubjā zögerte, zu Ihm zu kommen, ergriff Er sie bei ihrer reich mit Armreifen geschmückten Hand und zog sie mit großer Zuneigung zu Sich heran, so daß sie sich neben Ihn setzen mußte. Einfach, weil Kubjā dem Höchsten Herrn, Kṛṣṇa, einmal Sandelholzpaste angeboten hatte, wurde sie von allen sündhaften Reaktionen befreit und erhielt nun die Möglichkeit, Seine Gegenwart zu genießen. Sie nahm Kṛṣṇas Lotosfüße und setzte sie auf ihre Brüste, die im lodernden Feuer der Lust brannten, und als sie den Duft von Kṛṣṇas Lotosfüßen atmete, wurde sie sofort von allen lüsternen Wünschen befreit. Es war ihr auch noch vergönnt, Kṛṣṇa in die Arme zu schließen, und so ging ihr langgehegter Wunsch, Kṛṣṇa als Besucher in ihrem Haus zu empfangen, in Erfüllung.
In der Bhagavad-gītā wird erklärt, daß man nicht im transzendentalen hingebungsvollen Dienst für den Herrn tätig sein kann, ohne von allen materiellen, sündigen Reaktionen befreit zu sein. Nur weil Kubjā Kṛṣṇa einmal Sandelholzpaste geschenkt hatte, wurde sie so hoch belohnt. Sie wußte Kṛṣṇa nicht auf andere Weise zu verehren, und deshalb wollte sie Ihm durch ihren Beruf dienen. In der Bhagavad-gītā wird dazu erklärt, daß man den Herrn auch mit seinem Beruf verehren kann, wenn dies ernsthaft und zu Seiner Freude getan wird.
Schließlich sagte Kubjā zu Kṛṣṇa: »Lieber Freund, bitte bleib zumindest noch ein paar Tage bei mir. Vergnügt euch mit mir, Du und Dein lotosäugiger Freund. Du kannst mich unmöglich jetzt gleich wieder verlassen. Ich bitte Dich, erfülle mir diesen Wunsch.«
Wie die vedischen Schriften sagen, besitzt der Höchste Persönliche Gott unzählige Energien. Nach der Aussage maßgeblicher Persönlichkeiten repräsentiert Kubjā, ähnlich wie Śrīmatī Rādhārāṇī die cit-śakti-Kraft repräsentiert, die puruṣa-śakti-Kraft. Obwohl Kubjā Kṛṣṇa inständig bat, noch einige Tage mit ihr zusammenzubleiben, machte der Herr ihr sehr behutsam klar, daß es Ihm nicht möglich sei, ihre Einladung anzunehmen. Kṛṣṇa besucht diese materielle Welt nur gelegentlich, doch Seine Verbundenheit mit der spirituellen Welt ist ewig. Dort ist Er immer anwesend - entweder auf den Vaikuṇṭha-Planeten oder auf dem Planeten Goloka Vṛndāvana. Die Bezeichnung für Seine Anwesenheit in der spirituellen Welt lautet prakaṭa-līlā. Nachdem Kṛṣṇa Kubjā mit süßen Worten zufriedengestellt hatte, kehrte Er mit Uddhava zu Seiner Residenz zurück. Im Śrimad-Bhāgavatam wird warnend darauf hingewiesen, daß es nicht sehr leicht ist, Kṛṣṇa zu verehren, denn Er ist der Höchste Persönliche Gott, das Oberhaupt der Viṣṇu-tattvas. Kṛṣṇa zu verehren oder sich in Seiner Gesellschaft aufzuhalten ist keine einfache Sache. Ganz besonders für Gottgeweihte, die sich durch eine innige Liebesbeziehung zu Kṛṣṇa hingezogen fühlen, gilt diese Warnung; sie sollten sich niemals Befriedigung der Sinne durch direkte Gesellschaft mit Kṛṣṇa wünschen. Handlungen zur Befriedigung der Sinne sind materieller Art. In der spirituellen Welt gibt es zwar auch Küsse und Umarmungen, doch es gibt dort keine Sinnenbefriedigung, wie sie in der materiellen Welt besteht. Diese Warnung gilt ganz besonders für die sahajiyās, die bedenkenlos voraussetzen, Kṛṣṇa sei ein gewöhnliches menschliches Wesen. Sie wollen auf abartige Weise Sexualität mit Ihm genießen. In einer spirituellen Beziehung zu Kṛṣṇa ist die eigene Sinnenbefriedigung völlig unwichtig. Jeder, der eine Beziehung unnatürlicher Sinnenbefriedigung mit Kṛṣṇa aufnehmen will, muß als sehr unintelligent gelten. Seine Einstellung bedarf einer grundlegenden Wandlung.
Nach einiger Zeit beschloß Kṛṣṇa auch, Sein Versprechen an Akrūra zu erfüllen und ihn bei sich zu Hause zu besuchen. Akrūras Beziehung zu Kṛṣṇa war die eines Dieners, und deshalb wollte Sich Kṛṣṇa ein wenig von ihm bedienen lassen. Mit dieser Absicht ging Er gemeinsam mit Balarāma und Uddhava zu Seinem Onkel. Als die drei zu Akrūras Haus gelangten, kam Akrūra ihnen schon entgegen, umarmte Uddhava und brachte Śrī Kṛṣṇa und Balarāma seine respektvollen Ehrerbietungen dar, indem er sich vor Ihnen verneigte. Nachdem Kṛṣṇa, Balarāma und Uddhava seine Ehrerbietungen erwidert hatten, bot Akrūra ihnen bequeme Sitzplätze an. Als seine Gäste saßen, wusch Akrūra ihre Füße und sprengte sich das Wasser über den Kopf. Dann opferte er ihnen Blumen und Sandelholzpaste, wobei er sie wie vorgeschrieben verehrte. Alle drei waren mit Akrūra sehr zufrieden, der sich dann nochmals vor Kṛṣṇa verneigte, wobei er den Boden mit dem Kopf berührte. Dann nahm er Kṛṣṇas Lotosfüße auf den Schoß und begann sie sanft zu massieren. Als Akrūra so in Kṛṣṇas und Balarāmas Gegenwart völlig selig war, füllten sich seine Augen mit Tränen der Liebe zu Kṛṣṇa, und er brachte Kṛṣṇa folgende Gebete dar:
»Lieber Herr, es war sehr gütig von Dir, Kaṁsa und seine Helfer zu töten. Du hast damit die ganze Familie der Yadu-Dynastie aus größter Not befreit. Das wird sie Dir nie vergessen. Mein lieber Kṛṣṇa und Balarāma, Ihr seid die ursprüngliche Persönlichkeit, von der alles ausgegangen ist. Ihr seid die Ursache aller Ursachen. Ihr habt unvorstellbare Energien und Ihr seid alldurchdringend. Für Euch aber gibt es keine andere Ursache oder Wirkung, weder im Groben noch im Feinen. Ihr seid das Höchste Brahman, das durch das Studium der Veden erkannt wird. Durch Eure unvorstellbare Macht seid Ihr uns nun tatsächlich sichtbar. Ihr erschafft die kosmische Manifestation durch Eure Kräfte und begebt Euch dann Selbst in sie hinein. Wie sich die fünf materiellen Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Himmel in allem Manifestierten, in den verschiedenen Formen von Körpern, zeigen, so geht auch Ihr in die verschiedenen Körper ein, die Ihr durch Eure Energie geschaffen habt. Ihr geht in die Körper sowohl als individuelle Seele wie auch als unabhängige Überseele ein. Die Lebewesen, die individuellen Seelen, sind Eure Teile, und die Überseele ist Eure örtliche Erweiterung. Somit machen der materielle Körper, die lebende winzige Seele und die Überseele zusammen das individuelle Lebewesen aus, und all diese Faktoren sind verschiedene Energien des einen Höchsten Herrn.
Ihr erschafft, erhaltet und vernichtet die ganze materielle Manifestation durch die Wechselwirkung der drei materiellen Erscheinungsweisen Güte, Leidenschaft und Unwissenheit. Doch Ihr werdet niemals in die Wirkungen dieser materiellen Eigenschaften verwickelt, weil Euer erhabenes Wissen niemals verdeckt wird, wie es bei den individuellen Lebewesen der Fall ist.«
So wie der Höchste Herr in die materielle Schöpfung eingeht und als Folge Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung auf ihre Weise stattfinden, so geht auch das winzig kleine Lebewesen in die materiellen Elemente ein und läßt sich einen materiellen Körper schaffen. Der Unterschied zwischen dem Lebewesen und dem Herrn besteht darin, daß das Lebewesen ein winziges Teilchen des Höchsten ist und leicht von den Wirkungen der materiellen Erscheinungsweisen überwältigt werden kann, wohingegen Kṛṣṇa, der als Parambrahman, das Höchste Brahman, ständig in vollkommenem Wissen verankert ist, niemals von solchen Einflüssen berührt wird. Aus diesem Grund lautet ein Name Kṛṣṇas »Acyuta«, was soviel bedeutet wie »derjenige, der niemals fällt«. Kṛṣṇas Wissen von Seiner spirituellen Identität wird niemals durch materielle Einflüsse verdeckt, wohingegen die Identität des winzigen Teilchens, des Lebewesens, Gefahr läuft, von materiellen Einflüssen verdeckt zu werden. Die individuellen Lebewesen sind auf ewig Teile Gottes. Als winzige Funken des ursprünglichen »Feuers«, Kṛṣṇas, können sie »ausgelöscht« werden.
Akrūra fuhr fort: »Die weniger intelligenten Menschen glauben fälschlich, Deine transzendentale Gestalt bestehe ebenfalls aus materieller Energie. Doch diese Vorstellung trifft in keiner Weise auf Dich zu. Du bist völlig spirituell, und es besteht kein Unterschied zwischen Dir Selbst und Deinem Körper. Daher kann man bei Dir weder von bedingtem noch von befreitem Zustand sprechen. Du bist unter allen Umständen ewig gänzlich frei. In der Bhagavad-gītā sagst Du: ›Nur die Dummköpfe und Schurken halten Mich für einen gewöhnlichen Menschen.‹ Dich, o Herr, als einen von uns, die wir von der materiellen Natur bedingt sind, anzusehen, ist ein Fehler, der auf unvollkommenes Wissen zurückzuführen ist. Wenn die Menschen sich von dem ursprünglichen Wissen der Veden abwenden, glauben sie, das gewöhnliche Lebewesen sei mit Dir, o Herr, identisch. Du bist nun in Deiner ursprünglichen Gestalt auf der Erde erschienen, um das wahre Wissen wieder zu verkünden, daß die Lebewesen weder eins mit dem Höchsten Gott noch Ihm gleich sind. Lieber Herr, Du bist ewig in reiner Güte, śuddha-sattva, verankert. Dein Erscheinen ist notwendig, damit das wirkliche vedische Wissen wiedereingeführt wird, das sich grundlegend von der atheistischen Philosophie unterscheidet, die behauptet, Gott und die Lebewesen seien ein und dasselbe. Lieber Herr, diesmal bist Du zusammen mit Deiner vollständigen Erweiterung Śrī Balarāma im Hause Vasudevas als dessen Sohn erschienen. Es ist Deine Mission, alle atheistischen Königsfamilien und ihre gewaltigen Streitheere zu vernichten. Du bist erschienen, um die Welt von ihrer Last zu befreien, und um diese Mission zu erfüllen, hast Du die Yadu-Dynastie geheiligt. Ich selbst bin zum glücklichsten Menschen der Welt geworden. Der Höchste Persönliche Gott, der es wert ist, von allen Halbgöttern, den Pitṛs, den gewöhnlichen Lebewesen und den Königen und Kaisern verehrt zu werden, und der die Überseele in allem ist, ist nun in mein Haus gekommen. Das Wasser von Seinen Lotosfüßen reinigt die drei Welten, und nun besucht Er mich in Seiner Güte persönlich. Gibt es unter den wirklich wissenden Menschen innerhalb der drei Welten auch nur einen, der nicht bei Deinen Lotosfüßen Zuflucht suchen und sich Dir hingeben wollte? Wie könnte jemand, der weiß, daß niemand so liebevoll sein kann, wie Du es zu Deinen Geweihten bist, so töricht sein, es abzulehnen, Dein Geweihter zu werden? Überall in den vedischen Schriften wird erklärt, daß Du der beste Freund jedes Lebewesen bist. Auch in der Bhagavad-gītā wird dies bestätigt. Es heißt dort: suhṛdaṁ sarva-bhūtānām. Du, der Höchste Persönliche Gott, kannst ohne weiteres alle Wünsche Deiner Geweihten erfüllen. Du bist der wirkliche Freund eines jeden, und obwohl Du Dich Selbst Deinen Geweihten gibst, verlierst Du niemals von Deiner ursprünglichen Macht. Deine Macht verringert sich nie, noch nimmt sie an Umfang zu.
Mein lieber Herr, es fällt selbst den großen yoga-Mystikern und Halbgöttern sehr schwer, Dein Wirken zu ermessen. Obgleich sie sich Dir niemals nähern können, hast Du Dich gütigerweise dazu herabgelassen, mein Haus zu besuchen. Dies ist zweifellos der glücklichste Augenblick auf meiner Reise durch das materielle Dasein. Nur durch Deine Gnade kann ich endlich verstehen, daß mein Zuhause, meine Frau, meine Kinder und all mein weltlicher Besitz nichts als Ketten sind, die mich an die materielle Existenz schmieden. Bitte durchtrenne den Knoten dieser Verbindungen und rette mich aus der Verstrickung mit falscher Gesellschaft, Freundschaft und Liebe.«
Śrī Kṛṣṇa freute Sich sehr über Akrūras Gebete, und Sein Lächeln bezauberte Akrūra immer mehr. Schließlich sprach der Herr folgende Worte: »Mein lieber Akrūra, trotz deiner Ergebenheit betrachte Ich dich, der du dich auf der gleichen Ebene wie Mein Vater und Mein Lehrer befindest, und der du Mein wohlwollender Freund bist, als einen Höherstehenden als Mich. Dir gebührt es daher, von Mir verehrt zu werden, und da du Mein Onkel bist, muß Ich immer auf deinen Schutz vertrauen können. Ich möchte, daß du für Mich sorgst, denn Ich bin gewissermaßen eines deiner Kinder. Selbst wenn man von deiner elterlichen Beziehung zu Mir absieht, gebührt es dir, immer verehrt zu werden. Jeder, der glücklich sein will, muß Persönlichkeiten wie dir seine achtungsvollen Ehrerbietungen darbringen, denn du befindest dich auf einer noch viel höheren Stufe als die Halbgötter. Die Menschen verehren die Halbgötter, wenn sie nach Befriedigung der Sinne trachten, und die Halbgötter können ihren Geweihten nur dann Segnungen zukommen lassen, wenn sie von ihnen verehrt worden sind. Aber ein Gottgeweihter wie du, Akrūra, ist immer bereit, den Menschen die größte Segnung zu gewähren. Ein Heiliger oder Gottgeweihter hat die Freiheit, jeden zu segnen, wohingegen die Halbgötter nur dann eine Gunst erteilen können, wenn sie zuvor verehrt worden sind, ebenso wie man nur dann Nutzen von einem Pilgerort erfahren kann, wenn man ihn besucht. Wenn man einen Halbgott verehrt, um eine bestimmte Segnung von ihm zu erhalten, dauert es eine lange Zeit, bis man seinen Wunsch erfüllt bekommt, doch Heilige wie du, mein lieber Akrūra, können sofort alle Wünsche der Gottgeweihten erfüllen. Du bist immer Unser Freund und Gönner. Du bist immer bereit, für Unser Wohlergehen zu handeln. Sei daher bitte so gütig und geh nach Hastināpura, und erkundige dich dort, was man mit den Pāṇḍavas vorhat.«
Kṛṣṇa war sehr daran gelegen, etwas über das Schicksal der Söhne Pāṇḍus zu erfahren, denn diese hatten schon sehr früh ihren Vater verloren. Da Kṛṣṇa zu Seinen Geweihten sehr gütig ist, verlangte Ihn danach zu erfahren, wie es ihnen ging, und so beauftragte Er Akrūra, nach Hastināpura zu gehen und sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Kṛṣṇa sagte weiter: »Ich habe gehört, daß Yudhiṣṭira, Bhīma, Arjuna, Nakula und Sahadeva, die jungen Söhne Pāṇḍus, zusammen mit ihrer verwitweten Mutter nach dem Tod des Königs der Obhut ihres Onkels Dhṛtarāṣṭra anvertraut wurden, der über ihr Wohlergehen wachen soll. Doch leider ist Mir auch zu Ohren gekommen, daß Dhṛtarāṣṭra nicht nur körperlich, sondern auch in seiner Zuneigung zu seinem grausamen Sohn Duryodhana blind ist. Die fünf Pāṇḍavas sind zwar die Söhne König Pāṇḍus, des Bruders von Dhrtarāṣtra, doch Dhṛtarāṣṭra ist ihnen wegen seiner eigenen Pläne und Vorstellungen übelgesinnt. Bitte begib dich gütigerweise nach Hastināpura und beobachte, wie sich Dhṛtarāṣṭra gegenüber den Pāṇḍavas verhält. Wenn Ich dann deinen Bericht erhalten habe, werde Ich Mir überlegen, was Ich für die Pāṇḍavas tun kann.« Mit diesen Worten befahl der Höchste Persönliche Gott Kṛṣṇa Akrūra, nach Hastināpura zu fahren. Danach kehrte Er mit Balarāma und Uddhava nach Hause zurück.