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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
21. Kapitel:
 
Krishna
 
Die gopīs sind von Kṛṣṇas Flötenspiel bezaubert


 

Kṛṣṇa freute Sich sehr an der Schönheit des Waldes, in dem die Blumen blühten und die Bienen und Hummeln vergnügt summten. Während die Vögel, Bäume und Zweige alle sehr glücklich aussahen, ließ Kṛṣṇa, der begleitet von Śrī Balarāma und den Kuhhirtenjungen die Kühe hütete, Seine transzendentale Flöte ertönen. Die gopīs in Vṛndāvana, die den Klang von Kṛṣṇas Flöte vernahmen, erinnerten sich Seiner und begannen einander davon zu erzählen, wie schön Kṛṣṇa auf der Flöte spielte. Als die gopīs die süßen Klänge von Kṛṣṇas Flöte beschrieben, erinnerten sie sich auch an ihre Begegnungen mit Ihm; dadurch wurden sie ganz durcheinandergebracht, und sie waren außerstande, die wunderbaren Klangschwingungen in verständlicher Weise zu beschreiben. Während sie miteinander über die transzendentalen Klänge sprachen, erinnerten sie sich daran, daß Kṛṣṇa wie ein Tänzer gekleidet war, mit einer Pfauenfeder im Haar und mit blauen Blumen geschmückt, die Er Sich über das Ohr steckte. Sein Gewand leuchtete goldgelb, und Er trug um den Hals eine vaijayantī-Halskette. So anziehend gekleidet war Kṛṣṇa, und Er füllte die Tonlöcher Seiner Flöte mit dem Nektar, der von Seinen Lippen strömte. Die gopīs erinnerten sich an Ihn, wie Er gerade den Wald von Vṛndāvana betrat, der immer mit seinen Fußspuren und denen Seiner Gefährten gesegnet ist.

Kṛṣṇa spielte die Flöte wirklich meisterhaft, und die gopīs wurden von den Klängen der Flöte bezaubert, die nicht nur auf sie eine Anziehungskraft ausübten, sondern auch auf alle anderen Lebewesen, die sie vernahmen. Eine der gopīs sagte zu ihren Freundinnen: »Die höchste Vollkommenheit der Augen ist es, Kṛṣṇa und Balarāma zu sehen, wie Sie gerade den Wald betreten und Ihre Flöten spielen, während sie gemeinsam mit Ihren Freunden die Kühe hüten.«

Menschen, die fortwährend in transzendentale Meditation über Kṛṣṇa versunken sind und dabei daran denken, wie Er auf der Flöte spielend den Vṛndāvana-Wald betritt, sehen Kṛṣṇa innerlich und äußerlich, und sie haben wirklich die Vollkommenheit des samādhi erreicht. Samādhi (Trance) bedeutet, daß alle Sinnesaktivitäten auf ein bestimmtes Objekt konzentriert sind, und die gopīs deuten an, daß die Spiele Kṛṣṇas die Vollkommenheit aller Meditation und sogar die des samādhi darstellen. In der Bhagavad-gītā wird bestätigt, daß der immer in Gedanken an Kṛṣṇa Versunkene der höchste aller yogīs ist.

Eine andere gopī war der Meinung, daß Kṛṣṇa und Balarāma, wenn Sie die Kühe hüteten, Schauspielern glichen, die sich für ihren Bühnenauftritt bereit machten. Kṛṣṇa war in leuchtendgelbe Gewänder gekleidet, Balarāma in blaue, und in Ihren Händen hielten Sie frische Zweige vom Mangobaum, Pfauenfedern und Sträuße von Blumen. Sie trugen Ketten von Lotosblumen um den Hals, und manchmal sangen Sie mit melodischer Stimme in der Gemeinschaft Ihrer Freunde. Eine gopī fragte ihre Freundin: »Wie kommt es nur, daß Kṛṣṇa und Balarāma so schön aussehen?« Eine andere gopī sagte: »Liebe Freundin, wir können uns die Natur der Bambusflöte nicht einmal vorstellen. Was für fromme Werke die Bambusflöte vollbracht haben muß, daß sie nun den Nektar der Lippen Kṛṣṇas genießen darf! Kṛṣṇa küßt manchmal die gopīs; daher ist der transzendentale Nektar Seiner Lippen nur ihnen allein zugänglich; Seine Lippen werden als ihr Eigentum angesehen. Die gopīs fragten sich also: »Wie nur ist es möglich, daß die Flöte, die nichts als ein Bambusrohr ist, immerzu den Nektar von Kṛṣṇas Lippen genießen darf? Weil die Flöte im Dienst des Höchsten Herrn beschäftigt ist, müssen auch die Mutter und der Vater der Flöte sehr glücklich sein.«

Die Seen und Flüsse werden als die Mütter der Bäume betrachtet, weil die Bäume von ihrem Wasser leben. Deshalb waren die Wasser der Seen und Flüsse Vṛndāvanas voll von glückverheißenden Lotosblumen; die Wasser dachten nämlich: »Wie kommt es nur, daß unser Sohn, der Bambusstab, den Nektar von Kṛṣṇas Lippen genießt? Die Bambusstäbe am Ufer der Flüsse und Seen waren ebenfalls glücklich, ihren Abkömmling auf diese Weise im Dienst des Herrn beschäftigt zu sehen, genau wie sich auch ein fortgeschrittener Transzendentalist freut, wenn er sieht, daß sich seine Nachkommen im Dienst des Herrn betätigen. Die Bäume waren von Freude überwältigt und lieferten ständig Honig, der aus den Bienennestern floß, die in ihren Zweigen hingen.

Manchmal sprachen die gopīs zu ihren Freundinnen folgendermaßen über Kṛṣṇa: »Liebe Freundinnen, unser Vṛndāvana repräsentiert die Herrlichkeit der gesamten Erde, denn dieser Planet ist durch die Abdrücke der Lotosfüße des Sohnes von Devakī geheiligt. Die Pfauen werden auf der Stelle wie verrückt, wenn Govinda auf Seiner Flöte spielt. Wenn die Tiere, Bäume und Pflanzen auf dem Govardhana-Hügel und in seinem Tal dann den Tanz der Pfaue beobachten, verhalten sie in ihren Bewegungen und lauschen mit großer Aufmerksamkeit dem transzendentalen Klang der Flöte. Wir glauben nicht, daß dieser Segen auf irgendeinem anderen Planeten erhältlich ist.« Obwohl die gopīs einfache Kuhhirtenfrauen und -mädchen waren, wußten sie von Kṛṣṇa. Auch wir können die höchsten Wahrheiten erfahren, indem wir einfach von den maßgeblichen Quellen die Weisungen der Veden vernehmen.

Eine andere gopī sagte: »Meine lieben Freundinnen, seht nur die Rehe! Obwohl sie unwissende Tiere sind, nähern sie sich dem Sohne Mahārāja Nandas. Sie sind nicht nur von Kṛṣṇas und Balarāmas Gewändern angezogen, sondern bringen, sowie sie Sein Flötenspiel hören, dem Herrn gemeinsam mit ihren Gefährten ihre respektvollen Ehrerbietungen dar, indem sie Ihn mit großer Zuneigung anschauen.« Die gopīs beneideten die Rehe, weil die Rehe in der glücklichen Lage waren, Kṛṣṇa gemeinsam mit ihren Männern zu dienen. Sie selbst hielten sich nicht für so begünstigt, denn immer, wenn sie zu Kṛṣṇa gehen wollten, waren ihre Ehemänner sehr unzufrieden.

Eine andere gopī sagte: »Liebe Freundinnen, Kṛṣṇa ist so schön gekleidet, daß Er der Anlaß für verschiedene Zeremonien zu sein scheint, die von den Frauen abgehalten werden. Sogar die Frauen der Halbgötter werden von dem transzendentalen Klang Seiner Flöte angezogen. Obwohl sie mit ihren Himmelsfahrzeugen in der Luft umherreisen und dabei das Zusammensein mit ihren Ehemännern genießen, werden sie sofort verwirrt, wenn sie die Töne von Kṛṣṇas Flöte vernehmen. Ihr Haar löst sich, und ihre fest gewickelten Kleider geraten durcheinander.« Die transzendentalen Klänge von der Flöte Kṛṣṇas drangen also in alle Winkel des Universums. Auch ist es von Bedeutung, daß die gopīs über die verschiedenen Luftschiffe, die am Himmel flogen, Bescheid wußten.

Wieder eine andere gopī sagte zu ihren Freundinnen: »Meine lieben Freundinnen, auch die Kühe werden ganz bezaubert, sobald sie den transzendentalen Klang von Kṛṣṇas Flöte hören. Er klingt ihnen wie ein Strom von Nektar, und so strecken sie sogleich ihre langen Ohren aus, um den flüssigen Nektar der Flötenklänge aufzufangen. - Die Kälber sieht man zwar noch die Euter ihrer Mütter in den Mäulern halten, aber sie sind nicht imstande, die Milch zu saugen. Sie sind wie erstarrt vor Hingabe, und Tränen rollen aus ihren Augen, die deutlich zeigen, wie sie Kṛṣṇa im Herzen umarmen.« All das deutet darauf hin, daß selbst die Kühe und die Kälber in Vṛndāvana die Kunst kannten, nach Kṛṣṇa zu weinen und Ihn im Innersten ihres Herzens zu umarmen. Tatsächlich kann die Zuneigung im Kṛṣṇa-Bewußtsein im Vergießen von Tränen gipfeln.

Eine jüngere gopī sagte zu ihrer Mutter: »Liebe Mutter, die Vögel, die alle Kṛṣṇa beim Flötenspielen zuschauen, sitzen mit aufmerksamem Schweigen auf den Zweigen und Ästen der Bäume. An ihrem Aussehen kann man erkennen, daß sie alles vergessen haben und nur noch Kṛṣṇas Flöte zuhören. Das zeigt, daß sie keine gewöhnlichen Vögel sind; sie sind große Weise und Gottgeweihte und nur um Kṛṣṇas Flöte zu hören, sind sie im Wald von Vṛndāvana als Vögel erschienen.« Die großen Weisen und Gelehrten befassen sich mit dem vedischen Wissen, und die Essenz des vedischen Wissens lautet, wie in der Bhagavad-gītā gesagt wird, vedaiś ca sarvair aham eva vedyaḥ. »Durch das Wissen der Veden muß Kṛṣṇa verstanden werden.« Aus dem Verhalten der Vögel wurde deutlich, daß es sich bei ihnen um große Gelehrte im vedischen Wissen handelte, die Kṛṣṇas transzendentales Flötenspiel allen Zweigen des vedischen Wissens vorzogen. Der Yamunā-Fluß schließlich, der sich danach sehnte, die Lotosfüße Kṛṣṇas zu umarmen, nachdem er das transzendentale Spiel Seiner Flöte gehört hatte, brach seine wilden Wellen, um sehr sanft mit Lotosblumen in den Händen vor Mukunda zu fließen und Ihm in tiefer Zuneigung Blumen darzubringen.

Die glühende Hitze der Herbstsonne wurde manchmal unerträglich, und deshalb sammelten sich die Wolken aus Wohlwollen über Kṛṣṇa und Balarāma und Ihren jungen Freunden, während diese ihre Flöten spielten. Die Wolken dienten als schattenspendende Schirme über ihren Köpfen, weil sie Freundschaft mit Kṛṣṇa schließen wollten. Auch die ausgelassenen einheimischen Mädchen waren sehr glücklich, wenn sie sich ihre Gesichter und Brüste mit dem Staub von Vṛndāvana einrieben, der sich durch die Berührung mit Kṛṣṇas Lotosfüßen gerötet hatte. Die Eingeborenenmädchen hatten sehr üppige Brüste, und sie waren auch voller Lebenslust, aber wenn ihre Liebhaber ihre Brüste berührten, bereitete ihnen das gar kein sehr großes Vergnügen. Als sie jedoch einmal tief in den Wald hineingingen, sahen sie, daß einige Blätter und Sträucher Vṛndāvanas sich von dem kuṅkuma-Puder gerötet hatten, das von Kṛṣṇas Lotosfüßen stäubte, während Er vorbeiging. Die gopīs hatten bisweilen Seine Lotosfüße an ihre Brüste gedrückt, die dadurch ebenfalls vom kuṅkuma-Puder rot gefärbt wurden, doch nun, als Kṛṣṇa mit Balarāma und Seinen jungen Freunden im Vṛndāvana-Wald umherstreifte, sahen die lebenslustigen Eingeborenenmädchen, daß das rötliche Puder auf den Waldboden fiel; deshalb nahmen sie es, sobald sie es entdeckten, vom Boden auf und rieben es sich über Gesicht und Brüste, während sie Kṛṣṇa betrachteten, der auf der Flöte spielte. Auf diese Weise wurden sie völlig zufrieden, obwohl sie nicht zufrieden waren, wenn ihre Liebhaber ihre Brüste berührten. Alle materiellen lustvollen Verlangen können augenblicklich gestillt werden, wenn man mit dem Kṛṣṇa-Bewußtsein in Berührung kommt.

Eine andere gopī begann die einzigartige Situation des Govardhana-Hügels mit folgenden Worten zu preisen: »Wie gesegnet der Govardhana-Hügel ist! Er genießt das Zusammensein mit Kṛṣṇa und Balarāma, die oft über ihn wandern. So wird der Govardhana-Hügel immer wieder von den Lotosfüßen des Herrn berührt, und weil er Kṛṣṇa und Balarāma so dankbar ist, liefert er verschiedene Arten von Früchten, Wurzeln und Kräutern wie auch äußerst wohltuendes, kristallklares Wasser von seinen Seen als Geschenk für den Herrn.« Das beste Geschenk jedoch, das der Govardhana-Hügel anbot, war das frische Gras für die Kühe und Kälber. Der Govardhana-Hügel wußte den Herrn zu erfreuen, indem er dessen geliebte Gefährten, die Kühe und Kuhhirtenjungen, erfreute.

Eine andere gopī sagte, daß alles wunderbar aussehe, wenn Kṛṣṇa und Balarāma auf Ihren Flöten spielend durch den Wald von Vṛndāvana zögen und enge Freundschaften mit allen sich bewegenden und sich nicht bewegenden Lebewesen schlössen. Wenn Kṛṣṇa und Balarāma auf Ihren transzendentalen Flöten spielten, verharrten die sich bewegenden Geschöpfe regungslos, und die sich nicht bewegenden Geschöpfe, wie die Bäume und andere Pflanzen, begannen in Ekstase zu zittern. Kṛṣṇa und Balarāma trugen wie gewöhnliche Kuhhirtenjungen Stricke zum Binden der Kühe über den Schultern und in den Händen. Bevor die Jungen die Kühe melkten, banden sie ihnen nämlich die Hinterbeine mit einem kurzen Seil zusammen. Solche Seile hatten die Jungen fast immer über den Schultern hängen, und sie fehlten auch nicht auf den Schultern von Kṛṣṇa und Balarāma.

Obwohl Sie der Höchste Persönliche Gott waren, spielten Sie genau wie kleine Kuhhirtenjungen, und das machte alles so einmalig wunderbar. Während Kṛṣṇa dabei war, die Kühe im Wald von Vṛndāvana oder auf dem Govardhana-Hügel zu hüten, waren die gopīs im Dorf stets in Gedanken bei Ihm und plauderten über Seine verschiedenen Spiele. Das ist das vollkommene Beispiel für Kṛṣṇa-Bewußtsein: auf irgendeine Weise immer in Gedanken an Kṛṣṇa versunken zu sein. Die gopīs geben mit ihrem Verhalten stets ein Beispiel. Śrī Caitanya erklärte daher, daß niemand den Herrn auf bessere Weise verehren könne, als die gopīs dies tun. Die gopīs waren nicht in hochgestellten brāhmaṇa- oder kṣatriya-Familien geboren worden; sie stammten aus Familien der vaiśyas, die nicht einmal zu einer großen Gemeinschaft von Kaufleuten gehörten, sondern alle Familien von Kuhzüchtern waren. Sie besaßen keine besonders hohe Bildung, obwohl sie von den brāhmaṇas, den Autoritäten des vedischen Wissens, alle Arten von Wissen vernommen hatten. Der einzige Wunsch der gopīs war es, immer in Gedanken bei Kṛṣṇa zu sein.

Hiermit enden die Erklärungen Bhaktivedantas zum 21. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Die gopīs sind von Kṛṣṇas Flötenspiel bezaubert.«