- Christus, Krischto, Kṛṣṇa -    
Original Version - Erste Auflage 1975
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von Seiner Göttlichen Gnade A.C Bhaktivedanta Swami Prabhupāda

Gründer und ācārya der Internationalen Gesellschaft für Kṛṣṇa-Bewußtsein

YouTube Video: Konversation mit Kardinal Danielou


Das 5. Gebot - Du sollst nicht töten und die Kirche

Im Jahre 1973 haben Śrīla Prabhupāda und Kardinal Danielou in Paris eine Unterredung. Während beide über die Verschiedenheiten der Religionen reden, stellt Prabhupāda dem Kardinal folgende Frage:

Prabhupāda: "Noch eine weitere Sache, wie könnt ihr dafürsprechen, dass das Töten von Tieren keine Sünde ist?""

Kardinal Danielou: (Etwas verwundert, dann...) "Weil wir denken, dass es einen Unterschied in der Natur gibt, zwischen dem Leben eines Menschen, dem Leben einer Seele und dem biologischen Leben.
Wir denken, dass Tiere und Pflanzen keine richtigen Lebewesen sind (?), sie sind nur weltlicher Schein und dass nur die menschliche Person ein wahrhaftes Lebewesen ist, und das die materielle Welt in diesem Sinne ohne Bedeutung ist. Das die Seele nur das wahrhafte Lebewesen ist und der Rest nur Erscheinung ist und tatsächlich nicht existiert. So denken wir, wir denken dass Tiere und Pflanzen keine richtigen Lebewesen sind, dass sie nur weltlicher Schein sind, und dass nur die menschliche Person ein wahres Lebewesen ist, und aus diesem Grund ist die materielle Welt ohne Bedeutung."

"Thou Shalt Not Kill" or "Thou Shalt Not Murder"?

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At a monastic retreat near Paris, in July of 1973, Srila Prabhupada talked with Cardinal Jean Danielou: "... the Bible does not simply say, `Do not kill the human being.' It says broadly, `Thou shalt not kill.'... why do you interpret this to suit your own convenience? Jesus says: "Thou shalt not kill." So why Christian people are killing? -
- Room Conversation with Cardinal Danielou -- August 9, 1973, Paris

 

Śrīla Prabhupāda spricht mit Seiner Eminenz
Kardinal Danielou von der Academie Française.

Śrīla Prabhupāda: Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Jesus hat gesagt: „Du sollst nicht töten." Warum töten die Christen Tiere?

Kardinal Danielou: Die christliche Religion verbietet in der Tat den Mord, aber das Leben eines Menschen und das eines Tieres ist für uns nicht dasselbe. Das menschliche Leben ist geheiligt, weil der Mensch ein Ebenbild Gottes ist. Wir können dem tierischen Leben nicht den gleichen Respekt erweisen. Die Tiere stehen dem Menschen zu Diensten, und er hat das Recht, sie zu töten. Das menschliche Leben dagegen hat einen wirklichen Wert, und das ist der Grund, weshalb es verboten ist, einen Menschen zu töten.

Śrīla Prabhupāda: Aber Jesus hat sich nicht auf menschliches oder tierisches Leben festgelegt. Er sagte „Du sollst nicht töten", er hält sich ganz allgemein.

Kardinal Danielou: Ich bin sicher, daß er hier den Mord am Menschen meint. Mir fällt es sehr schwer, die indische Religion in diesem Punkt zu verstehen. Das Töten von Tieren ist doch notwendig, weil die Tiere einen Teil der menschlichen Nahrung darstellen!

Śrīla Prabhupāda: Nein,  der  Mensch  kann  sich  von  Getreide,  Früchten,  Milchprodukten,  Zucker  usw. ernähren.

Kardinal Danielou: Ohne Fleisch?

Śrīla Prabhupāda: Warum sollen wir Fleisch essen? Getreide, Früchte, Milch usw. ist dem Menschen als Anteil gegeben. Der Tiger wird uns niemals die Früchte stehlen, weil sein Anteil aus Tieren besteht. Der Anteil des Menschen sind Früchte, Getreide und Milchprodukte.

Kardinal Danielou: Aber die Pflanzen sind auch lebendig.

Śrīla Prabhupāda: Gewiß, aber wenn es möglich ist, von Früchten und Getreide zu leben, warum sollen wir dann Tiere schlachten? Ich kann nicht begreifen, wie Sie den Mord an Tieren unterstützen können und gleichzeitig sagen, es sei keine Sünde!

Wie Du Mir So Ich Dir
Karma:   Wie Du Mir - So ich Dir
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"Was Du nicht willst, das man Dir tut,
das füge auch keinem anderem zu"

Kardinal Danielou: Ganz einfach, weil wir einen Unterschied sehen zwischen dem Leben des Menschen als Seele und dem biologischen Leben der Tiere. Unserer Ansicht nach hat Gott die Pflanzen und Tiere dem Menschen gegeben, um ihm zu helfen, seine Aufgabe in dieser Welt zu erfüllen. Sie haben gerade selbst erklärt, daß die Seele unsere wirkliche Identität ist. Deshalb glauben wir, daß die Pflanzen und Tiere keine vollkommenen Wesen und Teile des Ganzen sind.

Śrīla Prabhupāda: Jetzt verstehe ich Ihren Gedankengang: Nehmen wir einmal an, Sie lebten in einem Haus. Sie wissen sehr wohl, daß Sie von dem Haus verschieden sind, doch wenn ich versuchen würde, das Haus zu zerstören, würde das nicht Ihren Widerstand hervorrufen?

Kardinal Danielou: Gewiß doch.

Śrīla Prabhupāda: Wenn ich Ihr Leben in Gefahr bringe, muß mein Handeln nicht verbrecherisch genannt werden? Mache ich mich dann nicht schuldig?

Kardinal Danielou: Nicht, wenn es notwendig ist. Das Töten eines Tieres mag eine verurteilungswürdige Handlung sein, wenn dieses Töten aber dazu dient, den Frauen, den Kindern und den hungernden Menschen Nahrung zu geben, dann ist es wohl gerechtfertigt. Das ist an Indien so schwer zu verstehen, daß es selbst verboten ist, eine Kuh zu töten, um Kinder zu retten.

Śrīla Prabhupāda: Dennoch ist es ganz leicht zu verstehen. Die Kuh ist wie eine Mutter für den Menschen, weil sie wie eine Mutter uns ihre Milch gibt. Wenn die Mutter alt ist und keine Milch mehr gibt, und man tötet sie - wo bleibt da die Gerechtigkeit? Wir verbreiten Kṛṣṇa-Bewußtsein aus diesem einen Grund - damit  die Menschen  aufhören  zu  sündigen.  Wir  bitten  die  Menschen  aufzuhören,  Fleisch  zu  essen,  wie  es  heute geschieht. Wenn die Umstände die Menschen dazu zwingen, sollen sie Tiere essen, die weniger  entwickelt sind. Wir sollten jedoch keine Kühe töten, denn das ist die größte Sünde. Solange die Menschen diese Sünde begehen, werden sie Gott nicht verstehen können, geschweige denn Ihn lieben. Die  Schlachthäuser müssen deshalb geschlossen werden.

Kardinal Danielou: Ich glaube nicht, daß dies ein wichtiger Punkt ist. Solange die Wege zur Liebe zu Gott führen, sind alle Religionen wertvoll.

Śrīla Prabhupāda: Ja, aber wenn Gott uns Anweisungen gibt, in bestimmter Weise zu handeln, müssen wir Seinen Anweisungen folgen.

Kardinal Danielou: Aber Gott kann etwas sagen, das für Inder gut ist, aber für die Israeliten keine Gültigkeit hat.

Śrīla Prabhupāda: Nein. Auch Jesus Christus, der sich als Sohn Gottes bezeichnet, sagt: „Du sollst niemals töten". Warum sollen wir seine Worte interpretieren?

Kardinal Danielou: Jesus hat Lammfleisch gegessen.

Śrīla Prabhupāda: Das ist etwas anderes. Es war das Lamm, das an Ostern geopfert wurde - ein besonderer Anlaß. Er hat keine Schlachthäuser errichtet.

Kardinal Danielou: Allerdings nicht.

Śrīla Prabhupāda: Der Genuß von Fleisch mag unter bestimmten Umständen zulässig sein, wenn es keine anderen Nahrungsmittel gibt oder das Leben vieler Menschen auf dem Spiel steht. Aber warum all diese Schlachthäuser, die nur bestehen, weil die Menschen den Geschmack des Fleisches lieben.

Kardinal Danielou: Ich glaube, das tierische Leben ist von geringerem Wert als das menschliche, vor allem das eines Kindes.

Śrīla Prabhupāda: Die christliche Religion erlaubt also den Genuß von Fleisch. Bedeutet das, die Christen nehmen an, die niederen Lebensformen hätten keine Seele?

Kardinal Danielou: Selbstverständlich. Die Seele, von der wir sprechen, ist die Seele des menschlichen Wesens. Man findet bei den Tieren eine psychologische Existenz, aber nicht ein wirklich geistiges Leben, mit der Freiheit und der Intelligenz, die daraus erwachsen. Mir scheint, daß wir im Grunde genommen ganz ähnliche Vorstellungen haben, wenn Sie z. B. sagen, die materielle Welt und die spirituelle Welt seien von verschiedener Natur, und das wahre Leben des Menschen sei in der spirituellen Welt.

Śrīla Prabhupāda: In der Bhagavad-gītā (14.4) wird gesagt, daß die Seele in allen Lebensarten gegenwärtig ist, wobei die Form des Körpers unerheblich ist:

Kardinal  Danielou:  Warum  erlaubt  das  Gesetz  Gottes,  daß  bestimmte  Tiere  andere  Tiere  für  ihren Lebensunterhalt töten. Ist dies nicht ein Fehler in der Schöpfung?

Śrīla Prabhupāda: Nein.  Es  zeigt  nur  die  Gnade  Gottes.  Wer  es  sich  so  wünscht,  dem  wird  auch  die Gelegenheit gegeben, das Fleisch von Tieren zu essen. Wenn er Fleisch essen will, wird er im nächsten Leben vielleicht den Körper eines Tigers bekommen, der ihm alle Möglichkeiten bietet, diese Neigung zu befriedigen. Warum also Schlachthäuser eröffnen?

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Dieses Buch "Christus, Krischto, Kṛṣṇa" dient dem Leser dazu, sein  eigenes Verständnis von Gott und der Religion zu überprüfen. Es wird sicherlich seine Neugier und seinen Intellekt befriedigen und zur gleichen Zeit sein spirituelles Verständnis vielfältig erweitern.

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