- DER NEKTAR DER UNTERWEISUNG -


 

Alle Ehre sei Śrī Guru und Gaurāṅga

 

Eine autorisierte deutsche Ausgabe des

Śrī Upadeśāmṛta

von

Śrīla Rūpa Gosvāmī

 

Mit dem Originalsanskrittext, lateinischer Transliteration

deutschen Synonyma, Übersetzung und ausführlichen Erläuterungen

 

von

His Divine Grace

A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda

Gründer-Ācārya der Internationalen Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein

 

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

The Nectar of Instruction

Übersetzung aus dem Englischen:

Vedavyāsa dāsa (Christian Jansen)


Original Version, 1.Auflage
1.-100. Tausend Juli 1977

 

Herausgeber:

ISKCON
Postfach 1342
6233 Kelkheim
Tel.: 06174/ 2 13 57

[Adresse nicht mehr gültig!]

 

Ausgabejahr der deutschen Vorlage: 1977

Jahr der elektronischen Erfassung: 2000

 

Gesamtherstellung: Ebner, Ulm - ISBN 0-89213-001-6
Copyright
© BHAKTIVEDANTA BOOK TRUST


 

Inhalt

 

Vorwort........................................................... 5

Erster Vers....................................................... 5

Zweiter Vers....................................................12

Dritter Vers......................................................17

Vierter Vers..................................................... 22

Fünfter Vers.................................................... 26

Sechster Vers.................................................. 31

Siebter Vers.................................................... 34

Achter Vers..................................................... 37

Neunter Vers................................................... 39

Zehnter Vers................................................... 40

Elfter Vers....................................................... 43

ANHANG / GLOSSAR


Der Autor..........................................................

Quellennachweis................................................

Abkürzungen.....................................................

Eigennamen.......................................................

Geographische Namen.......................................

Sanskritwörter...................................................

Bücherverzeichnis..............................................

Verzeichnis der Sanskritverse.............................

Anleitung zur Aussprache des Sanskrit................

 

Vorwort

 

Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein wird unter der Oberaufsicht Śrīla Rūpa Gosvāmīs geleitet. Die Gauḍīya-Vaiṣṇavas, das heißt die Vaiṣṇavas aus Bengalen, sind größtenteils Nachfolger ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS, DESSEN unmittelbare Schüler die Sechs Gosvāmīs von Vṛndāvana sind. Śrīla Narottama dāsa Ṭhākura sang daher:

 

rūpa-raghunātha-pade ha-ibe ākuti

kabe hāma bujhaba se yugala-pīriti

 

"Wenn ich mit Begierde die von den Gosvāmīs hinterlassenen Schriften zu verstehen suche, werde ich imstande sein, den transzendentalen liebevollen Austausch zwischen RĀDHĀ und KṚṢṆA zu begreifen."

ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU erschien, um die menschliche Gesellschaft mit der Wissenschaft von KṚṢṆA zu segnen. Die erhabensten aller Betätigungen ŚRĪ KṚṢṆAS sind SEINE Spiele ehelicher Liebe mit den gopīs. ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU erschien in der Gemütsstimmung ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪS, der besten gopī. Um daher die Sendung ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS zu verstehen und SEINEN Fußspuren zu folgen, muß man sehr ernsthaft in die Fußstapfen der Sechs Gosvāmīs treten: Śrī Rūpa, Sanātana, Bhaṭṭa Raghunātha, Śrī Jīva, Gopāla Bhaṭṭa und Dāsa Raghunātha.

Śrī Rūpa Gosvāmī war das Oberhaupt dieser Gosvāmīs, und er gab uns den Upadeśāmṛta (Nektar der Unterweisung), damit wir für unsere Handlungen Richtlinien haben. So wie ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU die als Śikṣāṣṭaka bekannten acht Verse hinterließ, so gab uns Rūpa Gosvāmī den Upadeśāmṛta, damit wir reine Vaiṣṇavas werden.

In allen spirituellen Dingen ist es die erste Pflicht, den Geist und die Sinne zu beherrschen. Solange wir Geist und Sinne nicht beherrschen, können wir im spirituellen Leben keine Fortschritte machen. Jeder in der materiellen Welt steht unter dem Einfluß der Erscheinungsweisen der Leidenschaft und Unwissenheit. Man muß sich zur Ebene der Tugend, sattva-guṇa, erheben, indem man den Unterweisungen Rūpa Gosvāmīs folgt; wie man weitere Fortschritte macht, wird dann offenkundig.

Der Fortschritt im KṚṢṆA-Bewußtsein hängt von der Haltung des Schülers ab. Ein Schüler der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein soll ein vollkommener gosvāmī werden. Vaiṣṇavas sind im allgemeinen als gosvāmīs bekannt. In Vṛndāvana trägt der Vorsteher eines jeden Tempels diesen Titel. Wer ein vollkommener Geweihter KṚṢṆAS werden möchte, muß ein gosvāmī werden. Go bedeutet "Sinne" und svāmī bedeutet "Meister". Solange man nicht die Sinne und den Geist beherrscht, kann man kein gosvāmī werden. Um den höchsten Erfolg im Leben zu erreichen, indem man ein gosvāmī und dann ein reiner Gottgeweihter des HERRN wird, muß man den als Upadeśāmṛta bekannten Unterweisungen folgen, die uns Śrīla Rūpa Gosvāmī gab. Śrīla Rūpa Gosvāmī hinterließ uns noch viele andere Bücher, wie den Bhakti-rasāmṛta-sindhu, den Vidagdha-mādhava und den Lalita-mādhava, doch der Upadeśāmṛta beinhaltet die ersten Unterweisungen für neue Gottgeweihte. Man sollte diesen Unterweisungen sehr streng folgen. Es wird uns darin leichter fallen, unser Leben zum Erfolg zu führen. HARE KṚṢṆA.

 

A.C. Bhaktivedanta Swami

 

20. September 1975

Viśvarūpa-mahotsava

Kṛṣṇa-Balarāma Mandira

Ramaṇa-reti

Vṛndāvana, Indien

 

 

Erster Vers


वाचो वेगं मनसः क्रोध-वेगं
जिह्वा-वेगम् उदरोपस्थ-वेगम्
एतान् वेगान् यो विषहेत धीरः
सर्वाम् अपिमां पृथिवीं स शिष्यात्

 

vāco vegaṁ manasaḥ krodha-vegaṁ

jihvā-vegam udaropastha-vegam

etān vegān yo viṣaheta dhīraḥ

sarvām apimāṁ pṛthivīṁ sa śiṣyāt

 

vācaḥ-der Sprache; vegam-Drang; manasaḥ-des Geistes; krodha-des Zornes; vegam-Drang; jihvā-der Zunge; vegam-Drang; udara-upastha-des Magens und der Geschlechtsteile; vegam-Drang; etān-diese; vegān-Dränge; yaḥ-wer immer; viṣaheta-beherrschen kann; dhīraḥ-klar denkend; sarvām-überall; api-gewiß; imām-diese; pṛthivīm-Welt; saḥ-diese Persönlichkeit; śiṣyāt-kann Schüler annehmen.

 

ÜBERSETZUNG

 

Wer einen klaren Verstand besitzt und den Drang der Sprache, die Forderungen des Geistes, die Angriffe des Zornes und den Drang der Zunge, des Magens und der Geschlechtsteile zu beherrschen vermag, ist geeignet, auf der ganzen Welt Schüler anzunehmen.

 

ERLÄUTERUNG

 

Im Śrīmad-Bhāgavatam (6.1.9-10) stellt Parīkṣit Mahārāja dem Śukadeva Gosvāmī eine Reihe intelligenter Fragen. Eine dieser Fragen lautet: "Warum tun Menschen Buße, wenn sie ihre Sinne nicht beherrschen können?" Ein Dieb mag beispielsweise sehr wohl wissen, daß man ihn für seinen Diebstahl früher oder später verhaften wird, und er mag vielleicht sogar sehen, wie die Polizei einen anderen Dieb abführt, aber trotzdem stiehlt er weiter. Erfahrungen sammelt man durch Hören und Sehen. Ein weniger intelligenter Mensch sammelt Erfahrungen durch Sehen, und jemand der intelligenter ist, sammelt Erfahrungen durch Hören. Wenn ein intelligenter Mensch aus den Gesetzbüchern, śāstras oder Schriften hört, daß Stehlen nicht gut ist, und hört, daß ein Dieb bestraft wird, wenn man ihn festnimmt, begeht er keinen Diebstahl. Ein weniger intelligenter Mensch muß zunächst einmal wegen Diebstahls verhaftet und bestraft werden, um zu lernen, mit dem Stehlen aufzuhören. Ein Halunke oder Narr aber mag sowohl die Erfahrung des Hörens als auch die des Sehens haben, und er mag sogar bestraft werden; trotzdem stiehlt er weiter. Selbst wenn ein solcher Mensch für seine Handlungen büßt und von der Regierung bestraft wird, wird er sogleich nach der Entlassung aus dem Gefängnis erneut einen Diebstahl begehen. Wenn die Bestrafung im Gefängnis als Buße gilt, welchen Nutzen hat dann solche Buße? Parīkṣit Mahārāja fragte also:

 

dṛṣṭa-śrutābhyāṁ yat pāpaṁ

jānann apy ātmano 'hitam

karoti bhūyo vivaśaḥ

prāyaścittam atho katham
[SB 6.1.9]

 

kvacin nivartate 'bhadrāt

kvacic carati tat punaḥ

prāyaścittam atho 'pārthaṁ

manye kuñjara-śaucavat
[SB 6.1.10]

 

Er verglich die Buße mit dem Bad eines Elefanten. Der Elefant mag im Fluß ein gründliches Bad nehmen, doch sobald er ans Ufer kommt, sprüht er sich wieder mit Staub ein. Welchen Wert hat also sein Bad? Ähnlich verhält es sich mit vielen Menschen, die sich darin üben, ein spirituelles Leben zu führen. Sie chanten den HARE KṚṢṆA mahā-mantra und tun zur gleichen Zeit viele verbotene Dinge in dem Glauben, ihr Chanten werde ihre Vergehen aufheben. Von den zehn Vergehen, die man beim Chanten der HEILIGEN NAMEN des HERRN begehen kann, nennt man dieses Vergehen nāmno balād yasya hi pāpa-buddhiḥ oder das Begehen sündhafter Handlungen im Vertrauen auf die Kraft des Chantens des HARE KṚṢṆA mahā-mantra. Auch gibt es manche Christen, die zur Kirche gehen, um ihre Sünden zu beichten in dem Glauben, das Beichten ihrer Sünden vor einem Priester und das Ausüben bestimmter Bußen werde sie von den Auswirkungen ihrer wöchentlichen Sünden befreien. Sobald der Samstag vorüber ist und der Sonntag kommt, beginnen sie erneut mit ihren sündhaften Handlungen in der Erwartung, ihnen werde am nächsten Samstag vergeben. Diese Art der prāyaścitta oder Buße wird von Parīkṣit Mahārāja, dem intelligentesten König seiner Zeit, verurteilt. Śukadeva Gosvāmī, gleichermaßen intelligent, wie es dem spirituellen Meister Mahārāja Parīkṣits gebührt, antwortete dem König und bestätigte, daß seine Feststellung hinsichtlich der Buße richtig sei. Man kann eine sündhafte Handlung nicht durch eine fromme Handlung aufheben. Wirkliche prāyaścitta oder Buße ist daher das Erwecken unseres schlummernden KṚṢṆA-Bewußtseins.

Zu wahrer Buße gehört wahres Wissen, und hierfür gibt es einen festgelegten Vorgang. Wenn man sich regelmäßig an hygienische Grundregeln hält, wird man nicht krank. Es ist die Pflicht des Menschen, sich nach gewissen Grundsätzen schulen zu lassen, um sein ursprüngliches Wissen wiederzubeleben. Ein solch methodisches Leben nennt man tapasya. Man kann nach und nach zur Stufe wirklichen Wissens oder des KṚṢṆA-Bewußtseins erhoben werden, wenn man ein enthaltsames und eheloses Leben führt (brahmacarya), den Geist beherrscht, die Sinne beherrscht, seinen Besitz aufgibt, indem man ihn verschenkt, offen und wahrhaftig ist, sich sauber hält und sich in yoga-āsanas übt. Wenn man jedoch so glücklich ist, einem reinen Gottgeweihten zu begegnen, läßt man ohne weiteres alle Übungen zur Beherrschung des Geistes durch den mystischen yoga-Vorgang hinter sich, indem man einfach die regulierenden Prinzipien des KṚṢṆA-Bewußtseins befolgt - das heißt keine unzulässigen geschlechtlichen Beziehungen unterhält, kein Fleisch, kein Fisch und keine Eier ißt, keine Rauschmittel zu sich nimmt und kein Glücksspiel betreibt -, und indem man sich unter der Anleitung des echten spirituellen Meisters im Dienst des HÖCHSTEN HERRN betätigt. Dieser einfache Vorgang wird von Śrīla Rūpa Gosvāmī empfohlen.

Zunächst muß man sein Sprechvermögen beherrschen. Jeder von uns besitzt die Macht der Sprache; sobald sich uns eine Gelegenheit bietet, beginnen wir zu sprechen. Wenn wir nicht über KṚṢṆA-Bewußtsein sprechen, sprechen wir über allen möglichen Unsinn. Die Kröte auf dem Feld spricht, indem sie quakt, und ebenso möchte jeder sprechen, der eine Zunge hat - selbst wenn all das, was er zu sagen hat, Unsinn ist. Das Quaken der Kröte lädt jedoch nur die Schlange ein: "Bitte komm her, und friß mich." Obwohl die Kröte den Tod einlädt, quakt sie weiter. Man kann das Gerede materialistischer Menschen und unpersönlicher Māyāvādī-Philosophen mit dem Quaken von Fröschen vergleichen. Sie reden ständig Unsinn und rufen so den Tod herbei, sie zu holen. Die Sprache zu beherrschen bedeutet jedoch nicht, selbstbetrügerisch zu schweigen (der nach außen gerichtete Vorgang des mauna), wie die Māyāvādī-Philosophen annehmen. Schweigen mag für eine gewisse Zeit hilfreich erscheinen, doch letztlich erweist es sich als Fehlschlag. Die Bedeutung der beherrschten Sprache, die Śrīla Rūpa Gosvāmī hier anführt, verlangt nach dem positiven Vorgang der kṛṣṇa-kathā, das heißt, daß man die Macht der Sprache zur Lobpreisung des HÖCHSTEN HERRN ŚRĪ KṚṢṆA benutzen soll. Die Zunge kann dann den Namen, die Gestalt, die Eigenschaften und Spiele des HERRN lobpreisen. Wer kṛṣṇa-kathā predigt, steht immer außerhalb des Herrschaftsbereiches des Todes. Hierin liegt die Bedeutsamkeit der Beherrschung des Sprechdranges.

Die Ruhelosigkeit oder flackernde Natur des Geistes (manovega) wird beherrscht, wenn man den Geist auf die Lotosfüße KṚṢṆAS zu richten vermag. Im Caitanya-caritāmṛta (Madhya 22.31) heißt es:

 

kṛṣṇā-sūrya-sama; māyā haya andhakāra

yāhāṅ kṛṣṇa, tāhāṅ nāhi māyāra adhikāra

 

"KṚṢṆA ist wie die Sonne und māyā wie die Dunkelheit. Wenn die Sonne scheint, kann es keine Dunkelheit geben. Wenn daher KṚṢṆA im Geist gegenwärtig ist, besteht keine Möglichkeit, daß der Geist durch den Einfluß māyās erregt wird."

Die Methode des yogī, alle materiellen Gedanken zu verleugnen, wird nicht helfen. Der Versuch, im Geist ein Vakuum zu schaffen, ist künstlich. Das Vakuum wird nicht von Dauer sein. Wenn man jedoch stets an KṚṢṆA denkt und darüber nachsinnt, wie man KṚṢṆA am besten dienen kann, wird der Geist auf natürliche Weise beherrscht.

In ähnlicher Weise kann Zorn beherrscht werden. Wir können Zorn nicht völlig abstellen, doch wenn wir nur mit denen zornig werden, die den HERRN oder die Geweihten des HERRN beleidigen, können wir unseren Zorn im KṚṢṆA-Bewußtsein beherrschen. ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU wurde mit den schurkischen Brüdern Jagāi und Mādhāi zornig, die NITYĀNANDA PRABHU beleidigten und verletzten. In SEINEM Śikṣāṣtaka (3) schrieb ŚRĪ CAITANYA:

 

tṛṇād api sunīcena taror api sahiṣṇunā

 

"Man soll demütiger sein als das Gras und duldsamer als ein Baum." Es mag sich die Frage stellen, warum der HERR dann zornig wurde. Der entscheidende Punkt ist, daß man bereit sein soll, alle Beleidigungen der eigenen Person zu dulden, doch wenn KṚṢṆA oder SEIN reiner Geweihter beleidigt werden, wird ein echter Gottgeweihter zornig und verhält sich wie Feuer gegenüber dem Übeltäter. Krodha, Zorn, kann man nicht abstellen, doch man kann ihn richtig anwenden. Hanumān war voll des Zornes, als er Laṅkā in Brand setzte, und trotzdem wird er als der größte Geweihte ŚRĪ RĀMACANDRAS verehrt. Dies bedeutet, daß er seinen Zorn richtig gebrauchte. Arjuna dient als ein weiteres Beispiel. Er war nicht gewillt zu kämpfen, doch KṚṢṆA schürte seinen Zorn: "Du mußt kämpfen!" Ohne Zorn zu kämpfen ist nicht möglich. Der Zorn wird jedoch beherrscht, wenn er im Dienst des HERRN Anwendung findet.

Was den Drang der Zunge betrifft, so wissen wir alle aus Erfahrung, daß die Zunge wohlschmeckende Speisen kosten möchte. Im allgemeinen sollen wir der Zunge nicht gestatten, nach ihrer Wahl zu essen, sondern wir sollen sie beherrschen, indem wir prasāda zu uns nehmen. Es ist die Haltung des Gottgeweihten, nur dann zu essen, wenn KṚṢṆA ihm prasāda gibt. Man soll prasāda zu geregelten Zeiten zu sich nehmen, und nicht in Restaurants oder Süßigkeitsgeschäften essen, nur um die Launen der Zunge oder des Magens zu befriedigen. Wenn wir uns an den Grundsatz halten, nur prasāda zu uns zu nehmen, können wir den Drang des Magens und den der Zunge beherrschen.

Ebenso kann der Drang der Genitalien, der Geschlechtstrieb, beherrscht werden, wenn die Genitalien nicht unnötig benutzt werden. Man soll sie gebrauchen, um ein KṚṢṆA-bewußtes Kind zu zeugen; andernfalls soll man sie nicht gebrauchen. Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein empfiehlt eine Heirat nicht zur Befriedigung der Genitalien, sondern zur Zeugung KṚṢṆA-bewußter Kinder. Sobald die Kinder ein wenig aufgewachsen sind, werden sie zu einer unserer Gurukula-Schulen geschickt, wo man sie dazu erzieht, völlig KṚṢṆA-bewußte Geweihte zu werden. Viele solch KṚṢṆA-bewußte Kinder sind nötig, und wenn man imstande ist, KṚṢṆA-bewußte Nachkommen zu zeugen, ist es gestattet, die Genitalien zu benutzen.

Wenn man in den Methoden der KṚṢṆA-bewußten Beherrschung völlig geübt ist, kann man die Befähigung erwerben, ein echter spiritueller Meister zu sein.

Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura schreibt in seiner Anuvṛtti-Erklärung zum Upadeśāmṛta, daß unsere materielle Identifizierung drei Arten des Dranges schafft - den Drang der Sprache, den Drang oder die Forderungen des Geistes und die Forderungen des Körpers. Wenn ein Lebewesen diesen drei Arten des Dranges zum Opfer fällt, wird sein Leben unheilvoll. Jemanden, der sich darin übt, diesen Forderungen oder Drängen zu widerstehen, nennt man tapasvī oder jemand, der sich Entbehrungen auferlegt. Durch solche tapasya kann er sich davor schützen, der materiellen Energie, der äußeren Kraft des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES, zum Opfer zu fallen.

Wenn wir den Drang der Sprache erwähnen, meinen wir damit unnützes Gerede wie das der unpersönlichen Māyāvādī-Philosophen oder von Menschen, die fruchtbringenden Tätigkeiten nachgehen (man nennt diese technisch karma-kāṇḍa), oder von materialistischen Menschen, die das Leben einfach uneingeschränkt genießen wollen. All ihr Gerede oder ihre Schriften sind praktische Auswirkungen des Sprechdranges. Viele Menschen reden unsinnig daher und schreiben Bände nutzloser Bücher; alles Folgen des Sprechdranges. Um dieser Neigung entgegenzuwirken, müssen wir unser Sprechen auf KṚṢṆA umlenken. Dies wird im Śrīmad-Bhāgavatam (1.5.10-11) wie folgt erklärt:

 

na yad vacaś citra-padaṁ harer yaśo

jagat-pavitraṁ pragṛṇīta karhicit

tad vāyasaṁ tīrtham uśanti mānasā

na yatra haṁsā niramanty uśik-kṣayāḥ

 

"Worte, die nicht die Herrlichkeit des HERRN beschreiben, der als Einziger die Atmosphäre des gesamten Universums zu läutern vermag, sind in den Augen heiliger Menschen Pilgerstätten für Krähen. Da die allvollkommenen Menschen Bewohner des transzendentalen Reiches sind, erfahren sie an solchen Stätten keine Freude."

 

tad-vāg-visargo-janatāgha-viplavo

yasmin prati-ślokam abaddhavaty api

nāmāny anantasya yaśo 'ṅkitāni yat

śṛṇvanti gāyanti gṛṇanti sādhavaḥ
[ SB 1.5.11]

 

"Auf der anderen Seite ist Literatur, die voller Beschreibungen der transzendentalen Herrlichkeit des Namens, des Ruhms, der Gestalt und der Spiele und so fort des unbegrenzten HÖCHSTEN HERRN ist, eine andersgeartete Schöpfung voll transzendentaler Worte, die darauf ausgerichtet ist, eine Umwälzung in den gottlosen Leben der irregeleiteten Menschen dieser Welt herbeizuführen. Solch transzendentale Schriften werden, selbst wenn sie nicht ganz einwandfrei verfaßt sind, von geläuterten Menschen, die völlig wahrhaftig sind, gehört, gesungen und angenommen."

Die Schlußfolgerung lautet, daß wir nur dann von nutzlosem, unsinnigem Gerede Abstand nehmen können, wenn wir über den hingebungsvollen Dienst für den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT sprechen. Wir sollen uns stets darum bemühen, unsere Macht der Sprache allein für den Zweck der Verwirklichung des KṚṢṆA-Bewußtseins zu gebrauchen.

Was die Erregung des flackernden Geistes anbelangt, so ist diese in zwei Unterteilungen gegliedert. Die erste nennt man avirodhaprīti oder ungezügelte Anhaftung, und die andere heißt virodha-yukta-krodha oder Zorn, der aus Enttäuschung entsteht. Avirodhaprīti nennt man die Hinneigung zur Philosophie der Māyāvādīs, den Glauben an die fruchtbringenden Ergebnisse der karmavādīs und den Glauben an die Pläne, die auf materialistischen Wünschen beruhen. Jñānīs, karmīs und materialistische Plänemacher ziehen im allgemeinen die Aufmerksamkeit der bedingten Seelen auf sich, doch wenn die Materialisten ihre Pläne nicht erfüllen können und ihre Vorhaben scheitern, werden sie zornig. Die Enttäuschung materialistischer Wünsche erzeugt Zorn.

Auch die Forderungen des Körpers können in drei Kategorien gegliedert werden - die Forderungen der Zunge, des Magens, und der Geschlechtsteile. Man mag zur Kenntnis nehmen, daß diese drei Sinne physisch in einer geraden Linie angeordnet sind, soweit es den Körper betrifft, und daß die körperlichen Forderungen mit der Zunge beginnen. Wenn man die Forderungen der Zunge zu beherrschen vermag, indem man ihre Tätigkeit auf das Essen von prasāda beschränkt, kann man damit den Drang des Magens und den der Genitalien von selbst beherrschen. In diesem Zusammenhang sagt Śrīla Bhaktivinoda Ṭhākura:

 

(1)
śarira avidyā-jāla
jaḍendriya tāhe kāla

jīve phele viṣaya-sāgare

tā'ra madhye jihvā ati
lobhamāyā sudurmati

tā'ke jetā kaṭhina saṁsāre

(2)
kṛṣṇa baḍa dayāmaya
karibāre jihvā jaya

sva-prasāda-anna dila bhāi

sei annāmṛta khāo
rādhā-kṛṣṇa-guṇa gāo

preme ḍāka caitanya-nitāi


"O HERR! Der materielle Körper ist eine Masse Unwissenheit, und die Sinne sind ein Netzwerk von Pfaden, die zum Tode führen. Irgendwie sind wir in das Meer der materiellen Sinnenfreude gefallen, und von allen Sinnen ist die Zunge am unersättlichsten und unbeherrschtesten. Es ist sehr schwer, die Zunge in dieser Welt zu bezwingen, doch Du, lieber KṚṢṆA, bist sehr gütig zu uns. Du hast uns dieses schöne prasāda gesandt, um uns zu helfen, die Zunge zu besiegen; laßt uns daher dieses prasāda zu unserer vollen Befriedigung zu uns nehmen, IHRE HERRLICHKEIT ŚRĪ ŚRĪ RĀDHĀ und KṚṢṆA lobpreisen und ŚRĪ CAITANYA und PRABHU NITYĀNANDA in Liebe um Beistand bitten."

Es gibt sechs verschiedene rasas (Geschmäcker), und wenn man durch einen von diesen in Erregung versetzt wird, gerät man unter die Herrschaft des Dranges der Zunge. Manche Menschen essen gern Fleisch, Fisch, Krabben, Eier und andere Dinge, die durch Samen und Blut erzeugt und in der Form toter Körper gegessen werden. Andere ziehen Gemüse, Salate, Spinat oder Milcherzeugnisse vor, doch immer geht es um die Befriedigung der Forderungen der Zunge. Solches Essen um der Sinnenbefriedigung willen - auch der Gebrauch übermäßiger Mengen von Gewürzen wie Chillie und Tamarinde - muß von KṚṢṆA-bewußten Personen aufgegeben werden. Der Gebrauch von Betelnüssen in vorbereiteten Betelpfefferblättern, haritakī, einfachen Betelnüssen, verschiedenartigen Gewürzen, die bei der Zubereitung von Betelnüssen in Betelpfefferblättern verwendet werden, Tabak, LSD, Haschisch, Opium, Alkohol, Kaffee und Tee, ist dazu bestimmt, unzulässige Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn wir uns darin üben können, nur Überreste von Speisen anzunehmen, die KṚṢṆA geopfert wurden, ist es möglich, dem überwältigenden Einfluß māyās zu entkommen. Gemüse, Getreide, Früchte, Milcherzeugnisse und Wasser sind geeignete Speisen, die dem HERRN geopfert werden können, wie ŚRĪ KṚṢṆA SELBST es vorschreibt. Wenn man jedoch prasāda annimmt, nur weil es gut schmeckt und folglich zu viel ißt, fällt man ebenfalls dem Versuch zum Opfer, die Forderungen der Zunge zu befriedigen. ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU lehrte uns, sogar beim Essen von prasāda allzu wohlschmeckende Speisen zu vermeiden. Wenn wir der Bildgestalt GOTTES im Tempel wohlschmeckende Speisen opfern in der Absicht, selbst solch köstliche Speisen zu essen, versuchen wir ebenfalls, die Forderungen der Zunge zu befriedigen. Und auch wenn wir die Einladung eines reichen Mannes mit dem Hintergedanken annehmen, dort mit wohlschmeckenden Speisen bewirtet zu werden, unternehmen wir den Versuch, die Forderungen der Zunge zu befriedigen. Im Caitanya-caritāmṛta (Antya 6.227) heißt es:

 

jihvāra lālase yei iti-uti dhāya

śiśnodara-parāyaṇa kṛṣṇa nāhi pāya

 

"Derjenige, der hierhin und dorthin läuft, um seinen Gaumen zu befriedigen, und immerzu den Wünschen seines Magens und seiner Geschlechtsteile nachgibt, vermag KṚṢṆA nicht zu erreichen." Wie zuvor gesagt wurde, sind die Zunge, der Magen und die Genitalien in einer geraden Linie angeordnet, und sie gehören außerdem zur gleichen Kategorie. ŚRĪ CAITANYA sagte:

 

bhāla nā khaibe āra bhāla nā paribe

 

"Kleide dich nicht verschwenderisch, und iß keine köstlichen Speisen." (Cc. Antya 6.236)

Diejenigen, die an Magenkrankheiten leiden, müssen also - zumindest nach dieser Analyse - unfähig sein, den Drang des Magens zu beherrschen. Wenn wir mehr als nötig essen, schaffen wir damit gleichzeitig viele Unbequemlichkeiten im Leben. Wenn wir jedoch an Tagen wie Ekādaśī und Janmaṣṭamī fasten, können wir die Forderungen des Magens verringern. Was den Drang der Geschlechtsteile betrifft, so gibt es zwei Arten des Geschlechtslebens - korrekte und inkorrekte oder erlaubte und unerlaubte Geschlechtsbeziehungen. Wenn ein Mann reif ist, kann er entsprechend den Regeln und Vorschriften der śāstras heiraten und seine Genitalien zur Zeugung guter Kinder benutzen. Dies ist gesetzmäßig und religiös. Andernfalls wird er sich vielleicht vieler künstlicher Mittel bedienen, um die Forderungen der Genitalien zu befriedigen, und er wird unter Umständen keinerlei Schranken kennen. Wenn man sich dem unerlaubten Geschlechtsleben ergibt, wie es von den śāstras definiert wird, entweder indem man daran denkt, in dieser Hinsicht Pläne schmiedet, darüber spricht oder tatsächlich Geschlechtsverkehr ausübt, oder indem man die Genitalien durch künstliche Mittel befriedigt, ist man in der Gewalt māyās gefangen. Diese Unterweisungen betreffen nicht nur Haushälter, sondern auch tyāgīs oder diejenigen, die auf der Lebensstufe der Entsagung stehen. In seinem Buch Prema-vivarta sagt Śrī Jagadānanda Paṇḍita im Siebten Kapitel:

 

vairāgī bhāi grāmya-kathā nā śunibe kāne

grāmya-vārtā nā kahibe yabe milibe āne

 

svapane o nā kara bhāi stri-sambhāṣaṇa

gṛhe strī-chāḍiyā bhāi āsiyācha vana

 

yadi cāha praṇaya rākhite gaurāṅgera sane

choṭa haridāsera kathā thāke yena mane

 

bhāla nā khāibe āra bhāla nā paribe

hṛdayete rādhā-kṛṣṇa sarvadā sevibe

 

"Mein lieber Bruder, du stehst auf der Lebensstufe der Entsagung und solltest nicht Gesprächen über weltliche Dinge zuhören, noch solltest du über weltliche Dinge sprechen, wenn du anderen begegnest. Du solltest nicht einmal in Träumen an Frauen denken. Du bist in den Lebensstand der Entsagung mit einem Gelübde eingetreten, das es dir verbietet, mit Frauen zusammenzusein. Wenn du mit CAITANYA MAHĀPRABHU zusammensein möchtest, mußt du dich stets an den Zwischenfall mit Choṭa Haridāsa erinnern, und wie er vom HERRN zurückgewiesen wurde. Iß keine überreichen Speisen, und kleide dich nicht in feine Gewänder; bleib vielmehr stets demütig und diene IHRER HERRLICHKEIT ŚRĪ ŚRĪ RĀDHĀ-KṚṢṆA in deinem Herzen der Herzen." Die Schlußfolgerung lautet, daß jemand, der diese sechs Dinge - Sprache, Geist, Zorn, Zunge, Magen und Genitalien - zu beherrschen weiß, als svāmī oder gosvāmī zu bezeichnen ist. Svāmī bedeutet "Meister" und gosvāmī bedeutet "Meister der go oder Sinne". Wenn man in den Lebensstand der Entsagung eintritt, nimmt man damit gleichzeitig den Titel svāmī an. Dies bedeutet jedoch nicht, daß man der Meister seiner Familie, seiner Gemeinschaft oder Gesellschaft ist; man muß der Meister seiner Sinne sein. Wenn man nicht der Meister seiner Sinne ist, soll man nicht als gosvāmī, sondern als godāsa, der Diener der Sinne, bezeichnet werden. Alle svāmīs und gosvāmīs sollen den Fußspuren der Sechs Gosvāmīs von Vṛndāvana folgen und sich voll und ganz im transzendentalen, liebevollen Dienst des HERRN betätigen. Im Gegensatz dazu beschäftigen sich die godāsas im Dienst der Sinne oder im Dienst der materiellen Welt. Sie gehen keiner anderen Tätigkeit nach. Prahlāda Mahārāja beschrieb den godāsa als adānta-go, womit jemand gemeint ist, dessen Sinne nicht beherrscht sind. Ein adānta-go kann nicht ein Diener KṚṢṆAS werden. Im Śrīmad-Bhāgavatam (7.5.30) sagte Prahlāda Mahārāja:

 

matir na kṛṣṇe parataḥ svato vā

mitho 'bhipadyeta gṛha-vratānām

adānta-gobhir viśatāṁ tamisraṁ

punaḥ punaś carvita-carvaṇānām

 

"Für diejenigen, die sich entschieden haben, ihr Dasein in der materiellen Welt mit dem Ziel der Befriedigung ihrer Sinne fortzusetzen, besteht keine Möglichkeit, KṚṢṆA-bewußt zu werden - weder durch persönliche Bemühungen noch durch Unterweisungen seitens anderer, noch durch gemeinsame Versammlungen. Sie werden von ihren ungezügelten Sinnen in den finstersten Bereich der Unwissenheit gezogen und beschäftigen sich wie irr mit dem, was man ‘das Kauen des bereits Gekauten’ nennt."

 

 

Zweiter Vers


अत्याहारः प्रयासश् च
प्रजल्पो नियमाग्रहः
जन-सण्गश् च लौल्यं च
षड्भिर् भक्तिर् विनश्यति

 

atyāhāraḥ prayāsaś ca

prajalpo niyamāgrahaḥ

jana-saṇgaś ca laulyaṁ ca

ṣaḍbhir bhaktir vinaśyati

 

ati-āhāraḥ-Sich-Überessen oder Zuviel-Ansammeln; prayāsaḥ-Sich-zu-sehr-Bemühen; ca-und; prajalpaḥ-müßiges Geschwätz; niyama-Regeln und Vorschriften; āgrahaḥ-zuviel Anhaftung an (oder agrahaḥ-zu starke Vernachlässigung von); jana-saṅgaḥ-Gemeinschaft mit weltlich gesinnten Menschen; ca-und; laulyam-brennendes Verlangen oder Gier; ca-und; ṣaḍbhiḥ-durch diese sechs; bhaktiḥ-hingebungsvoller Dienst; vinaśyati-wird zerstört.

 

ÜBERSETZUNG

 

Der hingebungsvolle Dienst wird verdorben, wenn man sich zu sehr In die folgenden sechs Tätigkeiten verstrickt: (1) Mehr essen als nötig oder mehr Bestände ansammeln als man braucht; (2) Übermäßiges Bemühen um weltliche Dinge die sehr schwer zu erreichen sind; (3) Unnötiges Reden über weltliche Dinge; (4) Ausüben der in den Schriften gegebenen Regeln und Vorschriften nur um des Befolgens und nicht um des spirituellen Fortschritts willen oder Mißachten der Regeln und Regulierungen in den Schriften und unabhängiges oder launenhaftes Handeln; (5) Verkehren mit weltlich gesinnten Menschen die kein Interesse am KṚṢṆA-Bewußtsein haben und (6) Gierigsein nach weltlichen Errungenschaften.

 

ERLÄUTERUNG

 

Das menschliche Leben ist dafür bestimmt, einfach zu leben und hoch zu denken. Da alle bedingten Lebewesen unter der Herrschaft der dritten Energie des HERRN stehen, ist die materielle Welt so geschaffen, daß man zur Arbeit gezwungen ist. Der HÖCHSTE PERSÖNLICHE GOTT besitzt drei hauptsächliche Energien oder Kräfte. Die erste nennt man antaraṅga-śakti oder innere Kraft. Die zweite heißt taṭastha-śakti oder marginale Kraft. Die dritte bezeichnet man als bahiraṅga-śakti oder äußere Kraft. Die Lebewesen bilden die marginale Kraft und befinden sich als solche zwischen der inneren und äußeren Kraft. Da sie als ewige Diener des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES eine untergeordnete Stellung haben, müssen die jīvātṁās oder winzigen Lebewesen unter der Herrschaft entweder der inneren oder der äußeren Kraft verbleiben. Wenn sie unter der Herrschaft der inneren Kraft stehen, kommt ihre natürliche, wesenseigene Tätigkeit zum Vorschein, nämlich ständiges Beschäftigtsein im hingebungsvollen Dienst des HERRN. In der Bhagavad-gītā (9.13) heißt es hierzu:

 

mahātmānas tu māṁ pārtha

daivīṁ prakṛtim āśritāḥ

bhajanty ananya-manaso

jñātvā bhūtādim avyayam

 

"O Sohn Pṛthās, diejenigen die nicht irregeleitet sind, die großen Seelen, stehen unter dem Schutz der göttlichen Natur. Sie sind völlig im hingebungsvollen Dienst tätig, denn sie kennen MICH als den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT, der ursprünglich und unerschöpflich ist."

Das Wort mahātmā bezieht sich auf diejenigen, die weitherzig sind - nicht auf die Engherzigen. Engherzige Menschen, die ständig ihre Sinne zu befriedigen suchen, dehnen ihre Tätigkeiten zuweilen aus, um im Namen eines "lsmus", wie Nationalismus, Humanismus oder Altruismus, anderen Gutes zu tun. Sie mögen von der Befriedigung ihrer eigenen Sinne Abstand nehmen, um anderen, wie den Mitgliedern der eigenen Familie, ihrer Gemeinschaft oder Gesellschaft - entweder national oder international -, die Befriedigung der Sinne zu ermöglichen. Im Grunde ist dies erweiterte Sinnenbefriedigung, die sich vom persönlichen zum gemeinschaftlichen und von dort zum sozialen Bereich ausdehnt. Vom materiellen Standpunkt aus betrachtet mag all dies sehr gut erscheinen, doch solche Tätigkeiten haben keinen spirituellen Wert. Die Grundlage solcher Tätigkeiten ist Sinnenbefriedigung, entweder persönlich oder ausgedehnt. Nur wenn jemand die Sinne des HÖCHSTEN HERRN befriedigt, kann man ihn als einen mahātmā oder weitherzigen Menschen bezeichnen.

In dem oben zitierten Vers aus der Bhagavad-gītā beziehen sich die Worte daivīm prakṛtim auf die Herrschaft der inneren Kraft oder Freudenkraft des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES. Diese Freudenkraft ist als ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ oder IHRE Erweiterung LAKṢMĪ, die Glücksgöttin, manifestiert. Wenn die individuellen jīva-Seelen unter der Herrschaft der inneren Energie stehen, ist es ihre einzige Beschäftigung, KṚṢṆA oder VIṢṆU zufriedenzustellen. Es ist dies die Stellung eines mahātmā. Wenn man kein mahātmā ist, ist man ein durātmā oder ein engherziger Mensch. Solch geistig verkrüppelte durātmās werden unter die Herrschaft der äußeren Energie des HERRN, mahā-māyās, gestellt.

In der Tat unterstehen alle Lebewesen in der materiellen Weit der Herrschaft mahā-māyās, deren Aufgabe darin besteht, sie dem Einfluß dreifacher Leiden zu unterwerfen: adhidaivika-kleśa (Leiden, die durch die Halbgötter verursacht werden, wie zum Beispiel Dürren, Erdbeben und Stürme), adhibhautika-kleśa (Leiden, die durch andere Lebewesen wie Insekten oder Feinde verursacht werden) und adhyātmika-kleśa (Leiden, die durch den eigenen Körper und Geist entstehen, wie beispielsweise geistige und physische Gebrechlichkeiten). Daiva-bhūtātma-hetavaḥ: Die bedingten Seelen, die unter der Herrschaft der äußeren Energie diesen drei Leiden unterworfen sind, müssen vielfache Schwierigkeiten erdulden.

Das Hauptproblem, dem die bedingten Seelen gegenüberstehen, ist die Wiederholung von Geburt, Alter, Krankheit und Tod. In der materiellen Welt muß man arbeiten, um Körper und Seele zu erhalten, doch wie kann man solche Arbeit in einer Weise ausführen, die für die Ausübung des KṚṢṆA-Bewußtseins förderlich ist? Jeder benötigt Besitztümer, wie Getreide, Kleidung, Geld und andere Dinge, die für die Erhaltung des Körpers unerläßlich sind, doch niemand soll sich mehr aneignen als er für die Befriedigung seiner tatsächlichen Grundbedürfnisse braucht. Wenn man sich an diesen natürlichen Grundsatz hält, werden bei der Erhaltung des Körpers keinerlei Schwierigkeiten auftreten.

So wie es die Natur eingerichtet hat, essen oder sammeln Lebewesen, die auf einer unteren Stufe der Evolutionsleiter stehen, nicht mehr als sie brauchen. Folglich gibt es im Tierreich im allgemeinen keine Wirtschaftsprobleme oder Knappheit an den zum Leben notwendigen Dingen. Wenn man einen Sack Reis an einen öffentlichen Ort stellt, werden die Vögel kommen und ein paar Körner fressen und fortfliegen. Ein Mensch jedoch wird den ganzen Sack nehmen. Er wird so viel essen, wie sein Magen zu fassen vermag, und dann versuchen, den Rest als Vorrat zu behalten. Nach den Schriften ist dieses "Mehr-Sammeln-als-nötig" (atyāhāra) verboten. Gegenwärtig leidet die ganze Welt aus diesem Grunde.

Hinzu kommt, daß "Mehr-sammeln-" und "Mehr-essen-als-nötig" zu prayāsa oder unnötigem Bemühen führt. Durch GOTTES Vorkehrung kann jeder in jedem Teil der Welt friedlich leben, wenn er ein wenig Land und eine Milchkuh besitzt. Es ist für den Menschen nicht nötig, sich von Ort zu Ort zu bewegen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, denn man kann dort, wo man lebt, Getreide erzeugen und die Milch der Kühe bekommen. So können alle wirtschaftlichen Probleme gelöst werden. Zum Glück ist dem Menschen eine höhere Intelligenz gegeben, damit er KṚṢṆA-Bewußtsein oder das Verständnis von GOTT kultivieren und seine Beziehung zu IHM und das endgültige Ziel des Lebens, Liebe zu GOTT, entwickeln kann. Unglücklicherweise gebraucht der sogenannte zivilisierte Mensch, der sich nicht um Gotteserkenntnis kümmert, seine Intelligenz dazu, mehr zu bekommen als er braucht, und nur zu essen, um die Zunge zu befriedigen. Durch GOTTES Vorkehrung gibt es für Menschen auf der ganzen Weit genügend Möglichkeiten, Milch und Getreide zu erzeugen, doch statt ihre höhere Intelligenz zur Kultivierung des Gottesbewußtseins zu benutzen, mißbrauchen sogenannte intelligente Menschen ihre Intelligenz, zahllose unnötige und unerwünschte Dinge zu erzeugen. Folglich eröffnen sie Fabriken, Schlachthäuser, Bordelle und Spirituosengeschäfte. Wenn man den Menschen rät, nicht zu viele Güter anzusammeln, nicht zu viel zu essen oder unnötig zu arbeiten, um künstliche Annehmlichkeiten zu besitzen, glauben sie, man rate ihnen, zu einer primitiven Lebensweise zurückzukehren. Gewöhnlich lieben es die Menschen nicht, einfach zu leben und hoch zu denken. Das ist ihre unglückselige Lage.

Das menschliche Leben ist für Gotteserkenntnis bestimmt, und der Mensch ist zu diesem Zweck mit höherer Intelligenz ausgestattet. Diejenigen, die daran glauben, daß ihre höhere Intelligenz dafür bestimmt ist, eine höhere Stufe zu erreichen, sollten den Unterweisungen der vedischen Schriften folgen. Wenn man solche Unterweisungen von höheren Autoritäten empfängt, kann man sich tatsächlich vollkommenes Wissen aneignen und seinem Leben eine wahre Bedeutung geben.

Im Śrīmad-Bhāgavatam (1.2.9) beschreibt Śrī Sūta Gosvāmī den wahren menschlichen dharma wie folgt:

 

dharmasya hy āpavargyasya

nārtho 'rthāyopakalpate

nārthasya dharmaikāntasya

kāmo lābhāya hi smṛtaḥ

 

"Alle pflichtgemäßen Tätigkeiten [dharma] sind zweifellos für endgültige Befreiung bestimmt. Sie sollen niemals ausgeführt werden, um materiellen Gewinn zu erzielen. Darüber hinaus soll jemand, der im endgültigen pflichtgemäßen Dienst [dharma] beschäftigt ist, niemals materiellen Gewinn für Sinnenbefriedigung benutzen."

Der erste Schritt zu einer menschlichen Zivilisation besteht darin, pflichtgemäße Tätigkeiten den Anweisungen der Schriften entsprechend auszuführen. Die höhere Intelligenz des Menschen soll darin geschult werden, grundlegendes dharma zu verstehen. In der menschlichen Gesellschaft gibt es vielerlei religiöse Auffassungen, die wir zum Beispiel als Hinduismus, Christentum, Islam, Buddhismus und so fort kennen, denn ohne Religion ist die menschliche Gesellschaft nicht besser als die tierische.

Wie oben gesagt wurde (dharmasya hy āpavargyasya nārtho 'rthāyopakalpate) ist Religion dazu gedacht, Befreiung zu erlangen, und nicht, Brot zu bekommen. Bisweilen schafft die menschliche Gesellschaft ein System sogenannter Religion, die materiellen Fortschritt zum Ziel hat, doch ist dies von dem Zweck wahren dharmas weit entfernt. Zu Religion gehört, daß man die Gesetze GOTTES versteht, denn das Befolgen dieser Gesetze führt schließlich aus der materiellen Verstrickung heraus. Das ist der wahre Zweck der Religion. Unglückseligerweise üben die Menschen Religion aus, um materiellen Wohlstand zu erreichen, da sie von atyāhāra oder einem überstarken Verlangen nach solchem Wohlstand getrieben werden. Wahre Religion hingegen weist die Menschen an, mit den einfachsten Lebensnotwendigkeiten zufrieden zu sein, während sie KṚṢṆA-Bewußtsein kultivieren. Obgleich wir wirtschaftlichen Fortschritt benötigen, gestattet wahre Religion dies nur, damit für die Grundbedürfnisse des materiellen Daseins gesorgt ist. Jīvasya tattva-jijñāsā: "Der wahre Zweck des Lebens besteht darin, Fragen über die Absolute Wahrheit zu stellen." (SB. 1.2.10) Wenn unser Bestreben (prayāsa) nicht dahin geht, nach der ABSOLUTEN WAHRHEIT zu forschen, werden wir nur unser Bestreben nach der Befriedigung unserer künstlichen Bedürfnisse steigern. Wer danach strebt, im spirituellen Leben Fortschritte zu machen, soll weltliche Bemühungen vermeiden.

Ein weiteres Hindernis ist prajalpa, unnötiges Gerede. Wenn wir mit Freunden zusammenkommen, beginnen wir sogleich, über unnötige Dinge zu sprechen, und gleichen damit quakenden Fröschen. Wenn wir reden müssen, sollen wir über die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein sprechen. Diejenigen, die außerhalb der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein stehen, sind daran interessiert, Berge von Zeitungen und Zeitschriften oder Romane zu lesen, Kreuzworträtsel zu lösen und viele andere unsinnige Dinge zu tun. Auf diese Weise verschwenden die Menschen ihre kostbare Zeit und Energie. In den westlichen Ländern spielen alte Männer, die sich aus dem aktiven Leben zurückgezogen haben, oft Karten, oder sie Angeln, Sitzen vor dem Fernseher und debattieren über nutzlose sozialpolitische Pläne. All diese und andere sinnlose Tätigkeiten gehören zur prajalpa-Kategorie. Intelligente Menschen, die sich für das KṚṢṆA-Bewußtsein interessieren, sollen niemals an solchen Dingen teilnehmen. Jana-saṅga bezieht sich auf die Gemeinschaft mit Menschen, die kein Interesse am KṚṢṆA-Bewußtsein zeigen. Man soll solche Gemeinschaft streng vermeiden. Śrīla Narottama dāsa Ṭhākura rät uns daher, nur in der Gemeinschaft KṚṢṆA-bewußter Gottgeweihter (bhakta-sane vāsa) zu leben. Auch soll man sich stets im Dienst des HERRN in der Gemeinschaft der Geweihten des HERRN betätigen. Der Umgang mit Menschen, die in einem ähnlichen Bereich wie man selbst tätig sind, ist für die Förderung dieser Tätigkeit sehr hilfreich. Folglich bilden materialistische Menschen Gesellschaften und Vereine, um ihre Bemühungen zu verstärken. Zum Beispiel finden wir im Geschäftsleben Einrichtungen wie die Börse und die Handelskammer. In ähnlicher Weise haben wir die Internationale Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein gegründet, um den Menschen die Gelegenheit zu bieten, mit denen Gemeinschaft zu pflegen, die KṚṢṆA nicht vergessen haben. Diese spirituelle Gemeinschaft, die unsere ISKCON-Bewegung bietet, wächst Tag für Tag. Viele Menschen aus allen Teilen der Welt schließen sich der Gesellschaft an, um ihr schlummerndes KṚṢṆA-Bewußtsein zu erwecken.

Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura schreibt in seinem Anuvṛtti-Kommentar, daß eine zu große Anstrengung, Wissen zu erwerben, seitens der gedanklichen Spekulanten oder trockenen Philosophen ebenfalls in die Kategorie des atyāhāra (Mehr-sammeln-als-nötig) fällt. Im Śrīmad-Bhāgavatam heißt es, daß die Bemühung philosophischer Spekulanten, Bände von Büchern über trockene Philosophie ohne KṚṢṆA-Bewußtsein zu schreiben, ein völliger Fehlschlag ist. Die Arbeit von karmīs, die Bände von Büchern über wirtschaftliche Entwicklung schreiben, gehört ebenfalls zur Kategorie des atyāhāra. Auch diejenigen, die kein Verlangen nach KṚṢṆA-Bewußtsein haben, sondern nur daran interessiert sind, mehr und mehr materielle Dinge zu besitzen - entweder in der Form wissenschaftlichen Wissens oder geldlicher Gewinne unterstehen alle der Herrschaft des atyāhāra.

Karmīs arbeiten, um nur für zukünftige Generationen mehr und mehr Geld anzuhäufen, denn sie kennen nicht ihre eigene zukünftige Stellung. Nur daran interessiert mehr und mehr Geld für ihre Söhne und Enkel zu bekommen, wissen solch törichte Menschen nicht einmal, welche Stellung sie selbst im nächsten Leben einnehmen werden. Es gibt viele Beispiele, die diesen Punkt verdeutlichen. Einst häufte ein bedeutender karmī ein riesiges Vermögen für seine Söhne und Enkel an, doch später wurde er seinem karma gemäß im Hause eines Schusters geboren, der in der Nähe des Gebäudes wohnte, das der karmī in seinem vorangegangenen Leben für seine Kinder errichtet hatte. Es geschah nun, daß die früheren Söhne und Enkel dieses karmī, der jetzt ein Schuster war, mit Schuhen nach ihm schlugen, wenn er zu seinem früheren Haus kam. Solange die karmīs und jñānīs kein Interesse am KṚṢṆA-Bewußtsein zeigen, werden sie einfach weiter ihr Leben mit fruchtlosen Tätigkeiten verschwenden.

Einige der in den Schriften niedergelegten Regeln und Regulierungen anzunehmen, um einen sofortigen Nutzen zu gewinnen, wie es die Utilitarier tun, wird als niyama-āgraha bezeichnet, und die Regeln und Vorschriften der śāstras die für spirituelle Entwicklung bestimmt sind, zu mißachten, nennt man niyama-āgraha. Das Wort āgraha bedeutet "Begierde anzunehmen", und agraha bedeutet "das Versäumnis anzunehmen". Wenn eines dieser beiden Wörter mit dem Wort niyama (Regeln und Vorschriften) verbunden wird, entsteht das Wort niyamāgraha. Niyamāgraha trägt daher eine zweifache Bedeutung, die sich nach der jeweiligen Wortverbindung richtet. Diejenigen, die daran interessiert sind, KṚṢṆA-Bewußtsein zu entwickeln, sollen Regeln und Vorschriften nicht um wirtschaftlichen Fortschritts willen annehmen; vielmehr sollen sie den Regeln und Regulierungen der Schriften vertrauensvoll folgen, um Fortschritte im KṚṢṆA-Bewußtsein zu machen. Sie sollen sich streng an die regulierenden Prinzipien halten, indem sie unerlaubte Geschlechtsbeziehungen, das Essen von Fleisch, Glücksspiel und Berauschung vermeiden.

Auch soll man die Gemeinschaft der Māyāvādīs meiden, die doch nur die Vaiṣṇavas (Gottgeweihten) beleidigen. Bhukti-kāmīs, die an materiellem Glück interessiert sind, mukti-kāmīs, die nach Befreiung durch Verschmelzung mit der Existenz des formlosen Absoluten (Brahman) streben, und siddhi-kāmīs, die den Wunsch haben die Vollkommenheit der mystischen yoga-Übungen zu erreichen, werden als atyāhārīs eingestuft. Der Umgang mit solchen Menschen ist nicht im geringsten wünschenswert.

Der Wunsch, den Geist durch die Vervollkommnung mystischen yogas zu erweitern; der Wunsch, mit dem Dasein des Brahman zu verschmelzen, oder der Wunsch, außergewöhnlichen materiellen Wohlstand zu erreichen, gehören alle zur Kategorie der Gier (laulya). Alle Versuche, solch materielle Gewinne oder sogenannten spirituellen Fortschritt zu erwerben, sind Hindernisse auf dem Pfad des KṚṢṆA-Bewußtseins.

Die moderne Kriegsführung zwischen den Kapitalisten und Kommunisten hat ihre Ursache darin, daß sie dem Rat Śrīla Rūpa Gosvāmīs hinsichtlich des atyāhāra keine Beachtung schenken. Moderne Kapitalisten häufen mehr Reichtum an als sie brauchen, und die Kommunisten, die sie um ihren Wohlstand beneiden, wollen allen Reichtum und Besitz verstaatlichen. Unglücklicherweise wissen die Kommunisten nicht, wie das Problem des Reichtums und seiner Verteilung zu lösen ist. Folglich ergibt sich keine Lösung, wenn der Reichtum der Kapitalisten in die Hände der Kommunisten fällt. Im Gegensatz zu diesen beiden Philosophien besagt die KṚṢṆA-bewußte Ideologie, daß aller Reichtum KṚṢṆA gehört. Solange daher nicht aller Reichtum unter KṚṢṆAS Verwaltung kommt, kann es für die wirtschaftlichen Probleme der Menschheit keine Lösung geben. Es nützt nichts, den Reichtum in die Hände der Kommunisten oder der Kapitalisten zu legen. Wenn ein Hundertmarkschein auf der Straße liegt, mag jemand ihn aufheben und sich in die Tasche stecken. Ein solcher Mensch ist nicht ehrlich. Ein anderer Mann mag das Geld sehen und den Entschluß fassen, es dort liegen zu lassen, mit dem Gedanken, daß er das Eigentum eines anderen nicht berühren darf. Obwohl dieser zweite Mann das Geld nicht für seine eigenen Zwecke stiehlt, ist er sich des richtigen Gebrauchs nicht bewußt. Ein Dritter, der den Hundertmarkschein sieht, mag ihn aufheben, den Mann ausfindig machen, der ihn verloren hat, und ihm das Geld zurückgeben. Dieser Mann stiehlt das Geld nicht, um es für sich selbst auszugeben, noch vernachlässigt er es und läßt es auf der Straße liegen. Indem er es nimmt und dem Mann zurückgibt, der es verloren hat, ist dieser Mann sowohl ehrlich als auch weise.

Nichts weiter zu tun, als den Reichtum von Kapitalisten auf Kommunisten zu übertragen, kann das Problem der modernen Politik nicht lösen, denn es hat sich gezeigt, daß auch ein Kommunist, der Geld bekommt, es für seine eigene Sinnenfreude benutzt. Der Reichtum der Welt gehört im Grunde KṚṢṆA, und jedem Lebewesen, ob Mensch oder Tier, steht das Geburtsrecht zu, GOTTES Eigentum für seinen Unterhalt zu benutzen. Wenn man mehr nimmt als man für seinen Unterhalt braucht - sei man Kapitalist oder Kommunist -, ist man ein Dieb und unterliegt als solcher der Bestrafung durch die Gesetze der Natur.

Der Reichtum der Welt soll zum Wohl aller Lebewesen verwendet werden, denn so sieht es der Plan der Mutter Natur vor. Jeder hat das Recht zu leben, indem er vom Reichtum des HERRN Gebrauch macht. Wenn die Menschen die Kunst erlernen, das Eigentum des HERRN wissenschaftlich zu nutzen, werden sie nicht länger in die Rechte ihrer Mitgeschöpfe eingreifen. Dann kann eine vorbildliche Gesellschaft geschaffen werden. Das Grundprinzip für eine solch spirituelle Gesellschaft findet man im Ersten Mantra der Śrī Īśopaniṣad:

 

īśāvāsyam idaṁ sarvaṁ

yat kiñca jagatyāṁ jagat

tena tyaktena bhuñjīthā

mā gṛdhaḥ kasya svid dhanam

 

"Der HERR beherrscht und besitzt alles Belebte und Unbelebte im Universum. Der Mensch soll daher nur die Dinge annehmen, die er braucht und die ihm als Anteil zur Verfügung gestellt sind. Er soll nicht andere Dinge annehmen, weiß er wohl, WEM sie gehören."

KṚṢṆA-bewußte Gottgeweihte wissen sehr wohl, daß die materielle Welt durch die vollständige Vorkehrung des HERRN so gestaltet ist, daß die Lebensnotwendigkeiten aller Lebewesen erfüllt werden, ohne daß diese einander in Leben oder Rechte einzugreifen brauchen. Diese vollständige Vorkehrung sieht für jeden seinen wirklichen Bedürfnissen entsprechend den angemessenen Anteil an Reichtum vor, und so kann jeder nach dem Grundsatz des einfachen Lebens und hohen Denkens in Frieden leben. Unglücklicherweise mißbrauchen Materialisten, die weder an den Plan GOTTES glauben, noch nach höherer spiritueller Entwicklung streben, ihre gottgegebene Intelligenz, nur um ihre materiellen Besitztümer zu vermehren. Sie entwerfen viele Systeme - wie beispielsweise Kapitalismus und materialistischen Kommunismus -, um ihre materiellen Umstände zu verbessern. Sie zeigen kein Interesse an den Gesetzen GOTTES oder einem höheren Ziel. Stets begierig ihre grenzenlosen Wünsche nach Sinnenbefriedigung zu erfüllen, zeichnen sie sich durch die Fähigkeit aus, ihre Mitgeschöpfe auszubeuten.

Wenn die menschliche Gesellschaft diese von Śrīla Rūpa Gosvāmī aufgeführten Elementarfehler (atyāhāra und so fort) aufgibt, wird alle Feindseligkeit zwischen Menschen und Tieren, Kapitalisten, Kommunisten und anderen aufhören. Hinzu kommt, daß alle Probleme wirtschaftlicher oder politischer Mißstände und Unsicherheit gelöst sein werden. Dieses reine Bewußtsein wird durch die geeignete spirituelle Erziehung und Übung erweckt, die die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein in wissenschaftlicher Form anbietet.

Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein bietet eine spirituelle Gemeinschaft an, die einen friedlichen Zustand auf der Welt herbeiführen kann. Jeder intelligente Mensch soll sein Bewußtsein läutern und sich von den oben erwähnten sechs Hindernissen im hingebungsvollen Dienst befreien, indem er mit ganzem Herzen bei der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein Schutz sucht.

 

Dritter Vers


उत्साहान् निश्चयाद् धरियात्
तत्-तत्-कर्म-प्रवर्तनात्
सङ्ग-त्यागात् सतो वृत्तेः
षड्भिर् भक्तिः प्रसिध्यति

 

utsāhān niścayād dhariyāt

tat-tat-karma-pravartanāt

saṅga-tyāgāt sato vṛtteḥ

ṣaḍbhir bhaktiḥ prasidhyati

 

utsāhāt-durch Begeisterung; niścayāt-durch Vertrauen; dhairyāt-durch Geduld; tat-tat-karma-vielfache Tätigkeiten, die für hingebungsvollen Dienst förderlich sind; pravartanāt-durch Ausführen; saṅga-tyāgāt-indem man die Gemeinschaft Nichtgottgeweihter aufgibt; sataḥ-der großen vorangegangenen ācāryas; vṛtteḥ-indem man ihren Fußspuren folgt; ṣaḍbhiḥ-durch diese sechs; bhaktiḥ-hingebungsvoller Dienst; prasidhyati-schreitet fort oder wird erfolgreich.

 

ÜBERSETZUNG

 

Es gibt sechs Grundsätze, die die Ausführung reinen hingebungsvollen Dienstes fördern: (1) Begeistertsein, (2) Sichbemühen mit Vertrauen, (3) Geduldigsein (4) Handeln nach regulierenden Prinzipien wie beispielsweise śravaṇam kīrtanaṁ viṣṇoḥ smaraṇam - über KṚṢṆA hören, über IHN Chanten und sich an IHN erinnern, (5) Aufgeben der Gemeinschaft Nichtgottgeweihter und (6) Folgen in den Fußspuren vorangegangener ācāryas. Diese sechs Prinzipien gewährleisten unzweifelhaft den vollen Erfolg in reinem hingebungsvollen Dienst.

 

ERLÄUTERUNG

 

Hingebungsvoller Dienst ist keine Sache sentimentaler Spekulation oder eingebildeter Ekstase. Seine Substanz ist praktische Tätigkeit. Śrīla Rūpa Gosvāmī definiert in seinem Bhakti-rasāmṛtasindhu (1.1.11) hingebungsvollen Dienst wie folgt:

 

anyābhilāṣitā-śūnyaṁ

jñāna-karmādy-anāvṛtam

ānukūlyeṇa kṛṣṇanu-

śīlanaṁ bhaktir uttamā
[Madhya 19.167]

 

" Uttamā bhakti oder reine Hingabe an den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT, ŚRĪ KṚṢṆA, bedeutet, hingebungsvollen Dienst zu leisten, der das Wohl des HERRN zum Ziel hat. Dieser hingebungsvolle Dienst soll von jedem fremden Motiv frei sein und ohne fruchtbringendes karma, unpersönliches jñāna und andere selbstische Wünsche ausgeführt werden."

Bhakti ist eine Art von Kultivierung. Sobald wir von Kultivierung sprechen, müssen wir uns auf Tätigkeit beziehen. Kultivierung der Spiritualität bedeutet nicht, müßig dazusitzen, um sich in sogenannter Meditation zu üben, wie manche Pseudo-yogīs lehren. Solch müßige Meditation mag für diejenigen gut sein, die keine Kenntnis vom hingebungsvollen Dienst haben, und aus diesem Grunde wird solche Meditation bisweilen empfohlen, um ablenkenden materialistischen Tätigkeiten vorzubeugen. Meditation bedeutet, alle unsinnigen Tätigkeiten, zumindest vorübergehend, einzustellen.

Hingebungsvoller Dienst beendet jedoch nicht nur alle unsinnigen weltlichen Tätigkeiten, sondern beschäftigt uns auch in bedeutungsvollen, hingebungsvollen Aktivitäten. Śrī Prahlāda Mahārāja empfiehlt:

 

śravaṇaṁ kīrtanaṁ viṣṇoḥ

smaraṇaṁ pāda-sevanam

arcanaṁ vandanaṁ dāsyaṁ

sakhyam ātma-nivedanam

[SB. 7.5.23]

 

Die neun Vorgänge des hingebungsvollen Dienstes lauten:

(1) Über den Namen und die Herrlichkeit des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES Hören.

(2) Über SEINE Herrlichkeit Chanten.

(3) Sich an den HERRN Erinnern.

(4) Den Füßen des HERRN Dienen.

(5) Die Bildgestalt GOTTES im Tempel Verehren.

(6) Dem HERRN Ehrerbietungen Erweisen.

(7) Als der Diener des HERRN Handeln.

(8) Mit dem HERRN Freundschaft Schließen.

(9) Sich völlig dem HERRN Ergeben.

 

Śravaṇaṁ oder Hören ist der erste Schritt, transzendentales Wissen zu erwerben. Man soll keinem unautorisierten Menschen Gehör schenken, sondern sich, wie es in der Bhagavad-gītā (4.34) empfohlen wird, an die richtige Person wenden:

 

tad viddhi praṇipātena

paripraśnena sevayā

upadekṣyanti te jñānaṁ

jñāninas tattva-darśinaḥ

 

„Versuche einfach die Wahrheit zu erlernen, indem du dich an einen spirituellen Meister wendest. Stell ihm in ergebener Haltung Fragen und diene ihm. Die selbstverwirklichte Seele kann dir Wissen offenbaren, weil sie die Wahrheit gesehen hat.“ Eine weitere Empfehlung findet man in der Muṇḍaka Upaniṣad (1.2.12): tad-vijñānārthaṁ sa gurum evābhigacchet. "Um die transzendentale Wissenschaft zu verstehen, muß man sich an einen spirituellen Meister wenden." Diese Methode, transzendentales vertrauliches Wissen ergeben zu empfangen, beruht daher nicht auf gedanklicher Spekulation. ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU sagte in diesem Zusammenhang zu Rūpa Gosvāmī:

 

brahmāṇḍa bhramite kona bhāgyavān jīva

guru-kṛṣṇa-prasāde pāya bhakti-latā-bīja

 

„Im Laufe der Wanderung durch die universale Schöpfung Brahmās mag eine vom Glück begünstigte Seele den Samen der bhakti-latā, der Kletterpflanze des hingebungsvollen Dienstes, empfangen. Es geschieht all dies durch die Gnade des guru und die Gnade KṚṢṆAS.“ (Cc. Madhya 19.151) Die materielle Welt ist ein Ort der Beengung für die Lebewesen, die von Natur aus ānanda-maya oder freudesuchend sind. Sie wollen im Grunde von der Beengung dieser Welt bedingten Glücks frei sein, doch da sie den Vorgang der Befreiung nicht kennen, sind sie daran gebunden, von einer Lebensform zur nächsten und von Planet zu Planet zu wandern. So wandern die Lebewesen durch das materielle Universum. Wenn ein vom Glück begünstigtes Lebewesen mit einem reinen Gottgeweihten zusammenkommt und ihm geduldig zuhört, beginnt es, dem Pfad des hingebungsvollen Dienstes zu folgen. Eine solche Gelegenheit wird einem Menschen geboten, der aufrichtig ist. Die Internationale Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein bietet eine solche Möglichkeit der Menschheit im allgemeinen. Wenn man so glücklich ist, diese Gelegenheit der Betätigung im hingebungsvollen Dienst zu nutzen, steht das Tor zum Pfad der Befreiung sogleich offen. Man soll diese Gelegenheit, nach Hause, zu GOTT, zurückzukehren, mit Begeisterung wahrnehmen. Ohne Begeisterung kann man nicht erfolgreich sein. Selbst in der materiellen Welt muß man in seinem jeweiligen Tätigkeitsbereich sehr begeistert sein, um Erfolg zu haben. Ein Student, Geschäftsmann, Künstler oder jeder andere, der nach Erfolg strebt, muß mit Begeisterung arbeiten. Ebenso muß man im hingebungsvollen Dienst sehr begeistert sein. Begeisterung bedeutet Tätigsein - doch Tätigsein für wen? Die Antwort lautet, daß man stets für KṚṢṆA tätig sein soll - kṛṣṇārthākhila-ceṣṭā. (Bh.r.s.)

In allen Lebensphasen muß man unter der Anleitung des spirituellen Meisters hingebungsvolle Tätigkeiten verrichten, um die Vollkommenheit im bhakti-yoga zu erreichen. Es ist nicht so, daß man seine Tätigkeiten einengen oder beschränken muß. KṚṢṆA ist alldurchdringend. Nichts ist daher von KṚṢṆA unabhängig, wie KṚṢṆA SELBST in der Bhagavad-gītā (9.4) sagt:

 

mayā tatam idaṁ sarvaṁ

jagad avyakta-mūrtinā

mat-sthāni sarva-bhūtāni

na cāhaṁ teṣv avasthitaḥ

 

„Von MIR, in MEINER unmanifestierten Form, wird das gesamte Universum durchdrungen. Alle Wesen befinden sich in MIR, doch ICH bin nicht in ihnen.“ Unter der Anleitung des echten spirituellen Meisters muß man alles für den Dienst KṚṢṆAS förderlich machen. Beispielsweise gebrauchen wir zur Zeit ein Diktiergerät. Der Materialist, der dieses Gerät erfand, bezweckte es für Geschäftsleute oder Schriftsteller weltlicher Themen. Er dachte niemals daran, das Diktiergerät im Dienste GOTTES zu benutzen, doch benutzen wir dieses Diktiergerät, um KṚṢṆA-bewußte Literatur zu verfassen. Selbstverständlich befindet sich die Herstellung des Gerätes voll und ganz innerhalb der Energie KṚṢṆAS. Alle Teile des Instrumentes, der elektronischen Funktionen, bestehen aus verschiedenen Verbindungen und Wechselwirkungen der fünf Grundstoffe materieller Energie - nämlich bhūmi (Erde), jala (Wasser), agni (Feuer), vāyu (Luft) und ākāśa (Äther). Der Erfinder gebrauchte sein Gehirn, um diese komplizierte Maschine herzustellen, und sein Gehirn sowie die Bestandteile wurden von KṚṢṆA zur Verfügung gestellt. KṚṢṆA sagt hierzu: mat-sthāni sarva-bhūtāni. „Alles hängt von MEINER Energie ab.“ So kann der Gottgeweihte begreifen, daß alles in KṚṢṆAS Dienst gestellt werden soll, da nichts unabhängig von KṚṢṆAS Energie existiert. Sich mit Intelligenz im KṚṢṆA-Bewußtsein zu bemühen nennt man utsāha oder Begeisterung. Die Gottgeweihten wissen alles im Dienst des HERRN zu benutzen (nirbandhaḥ kṛṣṇa-sambandhe yuktaṁ vairāgyam ucyate; Bh.r.s. 2.255). Die Ausübung hingebungsvollen Dienstes ist nicht eine Sache müßiger Meditation, sondern praktischer Handlung im Vordergrund spirituellen Lebens.

Diese Tätigkeiten müssen mit Geduld ausgeführt werden. Man darf im KṚṢṆA-Bewußtsein nicht ungeduldig sein. Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein wurde von einer Person allein begonnen, und am Anfang fand sie kaum Anklang, aber weil wir unsere hingebungsvollen Tätigkeiten mit Geduld fortführten, begannen die Menschen allmählich die Bedeutsamkeit dieser Bewegung zu begreifen, und jetzt nehmen sie begeistert daran Anteil. Man darf bei der Ausübung seines hingebungsvollen Dienstes nicht ungeduldig sein, sondern muß vom spirituellen Meister Unterweisungen entgegennehmen und sie mit Geduld ausführen, während man sich dabei auf die Barmherzigkeit des guru und KṚṢṆAS verläßt. Die erfolgreiche Ausübung KṚṢṆA-bewußter Tätigkeiten erfordert sowohl Geduld als auch Vertrauen. Ein neuvermähltes Mädchen erwartet naturgemäß von ihrem Gemahl Nachkommen, doch kann sie nicht erwarten, gleich nach der Heirat ein Kind zu bekommen.

Selbstverständlich kann sie, sobald sie verheiratet ist, den Versuch unternehmen, ein Kind zu bekommen, doch muß sie sich dem Ehemann hingeben und darauf vertrauen, daß ihr Kind sich entwickeln und im Laufe der Zeit geboren werden wird. In ähnlicher Weise bedeutet im hingebungsvollen Dienst Ergebenheit, daß man Vertrauen hat. Der Gottgeweihte denkt: avaśya rakṣibe kṛṣṇa. „KṚṢṆA wird mich sicherlich beschützen und mir für die erfolgreiche Ausübung meines hingebungsvollen Dienstes Hilfe gewähren.“ Das nennt man Vertrauen. Wie bereits erklärt wurde, darf man nicht müßig sein, sondern muß mit Begeisterung die regulierenden Prinzipien einhalten - tat-tat-karma-pravartanāt. Eine Vernachlässigung der regulierenden Prinzipien wird den hingebungsvollen Dienst zerstören. In der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein gibt es vier grundlegende regulierende Prinzipien, die unerlaubte Geschlechtsbeziehungen, das Essen von Fleisch, Glücksspiel und Berauschung verbieten. Ein Gottgeweihter muß sich mit Begeisterung an diese Prinzipien halten. Wenn er nur bei einem dieser Grundsätze nachlässig ist, wird dies seinen Fortschritt zweifellos aufhalten. Śrīla Rūpa Gosvāmī empfiehlt daher: tat-tat-karma-pravartanāt. „Man muß den regulierenden Prinzipien der vaidhī-bhakti streng folgen.“ Zusätzlich zu diesen vier Verboten (yama) gibt es positive regulierende Prinzipien (niyama), wie zum Beispiel das tägliche Chanten von sechzehn Runden auf japa-mālā-Perlen. Diese regulierenden Tätigkeiten müssen mit Vertrauen und Begeisterung ausgeführt werden. Man nennt dies tat-tat-karma-pravartanāt oder vielfältige Betätigung im hingebungsvollen Dienst.

Um im hingebungsvollen Dienst erfolgreich zu sein, muß man außerdem den Umgang mit unerwünschten Menschen aufgeben. Zu ihnen gehören karmīs, jñānīs, yogīs und andere Nichtgottgeweihte. Einmal wurde ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU von einem SEINER Geweihten im Haushälterstand nach den allgemeinen Grundsätzen des Vaiṣṇavatums sowie nach den allgemeinen, immer wiederkehrenden Tätigkeiten des Vaiṣṇava gefragt, und ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU antwortete sogleich: asat-saṅga-tyāga-ei vaiṣṇava-ācāra.> "Ein Vaiṣṇava ist daran zu erkennen, daß er die Gemeinschaft weltlicher Menschen oder Nichtgottgeweihter aufgibt." (Cc. Madhya 22.87) Śrīla Narottama dāsa Ṭhākura empfahl daher: tāṅdera caraṇa sevi bhakta-sane vāsa. „Man muß in der Gemeinschaft reiner Gottgeweihter leben und den regulierenden Prinzipien folgen, die von den vorangegangenen ācāryas, den Sechs Gosvāmīs (nämlich Śrī Rūpa Gosvāmī, Śrī Sanātana Gosvāmī, Śrī Jīva Gosvāmī, Śrī Raghunātha dāsa Gosvāmī, Śrī Gopāla Bhaṭṭa Gosvāmī und Śrīla Raghunātha Bhaṭṭa Gosvāmī) niedergelegt wurden.“ Wenn man mit Gottgeweihten zusammenlebt, ist die Möglichkeit des Umgangs mit Nichtgottgeweihten gering. Die Internationale Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein eröffnet viele Zentren, nur um Menschen einzuladen, in der Gemeinschaft Gottgeweihter und nach den regulierenden Prinzipien des spirituellen Lebens zu leben.

Hingebungsvoller Dienst bedeutet transzendentale Tätigkeiten. Auf der transzendentalen Ebene gibt es keine Verunreinigung durch die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Man nennt dies viśuddha-sattva, die Ebene reiner Tugend oder der Tugend frei von der Verunreinigung durch die Eigenschaften der Leidenschaft und Unwissenheit. In der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein verlangen wir von jedem, daß er frühmorgens spätestens um vier Uhr aufsteht und an der maṅgala-ārati, der Morgenverehrung teilnimmt, darauf im Śrīmad-Bhāgavatam liest, kīrtana durchführt und so fort. Auf diese Weise betätigen wir uns fortlaufend 24 Stunden täglich, im hingebungsvollen Dienst. Man nennt dies satovṛtti oder das Nachfolgen in den Fußspuren vorangegangener ācāryas, die es verstanden, jeden Augenblick ihrer Zeit für KṚṢṆA-bewußte Tätigkeiten zu nutzen.

Wenn man sich streng an den von Śrīla Rūpa Gosvāmī in diesem Vers gegebenen Rat hält - nämlich begeistert zu sein, Vertrauen zu haben, geduldig zu sein, die Gemeinschaft unerwünschter Menschen aufzugeben, den regulierenden Prinzipien zu folgen und in der Gemeinschaft Gottgeweihter zu leben -, ist es sicher, daß man im hingebungsvollen Dienst fortschreitet. In diesem Zusammenhang bemerkt Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura, daß die Kultivierung von Wissen durch philosophische Spekulation, das Ansammeln weltlichen Reichtums durch die Förderung fruchtbringender Tätigkeiten und der Wunsch nach yoga-siddhis oder materiellen Vollkommenheiten den Grundsätzen des hingebungsvollen Dienstes entgegenstehen. Man muß solch nichtdauerhaften Tätigkeiten gegenüber gleichgültig werden und seine Aufmerksamkeit statt dessen den regulierenden Prinzipien des hingebungsvollen Dienstes zuwenden. In der Bhagavad-gītā (2.69) heißt es hierzu:

 

yā niśā sarva-bhūtānāṁ

tasyāṁ jāgarti saṁyamī

yasyāṁ jāgrati bhūtāni

sā niśā paśyato muneḥ

 

"Was Nacht ist für alle Wesen, ist für den Selbstbeherrschten die Zeit des Erwachens, und was für alle Wesen die Zeit des Erwachens ist, ist Nacht für den nach innen gekehrten Weisen."

Die Betätigung im hingebungsvollen Dienst des HERRN ist das Leben und die Seele des Lebewesens. Es ist das ersehnte Ziel, die höchste Vollkommenheit des menschlichen Lebens. Man muß hierauf vertrauen, und man muß ebenfalls darauf vertrauen, daß alle anderen Tätigkeiten außer denen im hingebungsvollen Dienst - wie beispielsweise gedankliche Spekulation, fruchtbringende Arbeit oder mystische Bemühung - niemals einen bleibenden Nutzen bringen werden. Vollständiges Vertrauen in den Pfad des hingebungsvollen Dienstes wird uns befähigen, das ersehnte Ziel zu erreichen, wohingegen der Versuch, anderen Pfaden zu folgen, nur zu Ruhelosigkeit führen wird. Im Siebten Canto des Śrīmad Bhāgavatam heißt es: "Man muß mit Besonnenheit davon überzeugt sein, daß diejenigen, die hingebungsvollen Dienst aufgeben, um sich um anderer Zwecke willen schwere Entbehrungen aufzuerlegen, trotz ihrer fortgeschrittenen Entsagung, im Geiste nicht gereinigt sind, denn sie haben keine Kenntnis vom transzendentalen liebevollen Dienst des HERRN."

Es heißt weiter im Siebten Canto: "Obwohl gedankliche Spekulanten und fruchtbringende Arbeiter sich große Entbehrungen und Bußen auferlegen mögen, fallen sie doch von ihrer Stellung herab, weil sie keine Kenntnis von den Lotosfüßen des HERRN besitzen." Die Geweihten des HERRN jedoch fallen niemals. In der Bhagavad-gītā (9.31) versichert der HÖCHSTE PERSÖNLICHE GOTT dem Arjuna: kaunteya pratijānīhi na me bhaktaḥ praṇaśyati. "O Sohn Kuntīs, verkünde kühn, daß MEIN Geweihter niemals vergeht."

An einer anderen Stelle in der Bhagavad-gītā (2.40) sagt KṚṢṆA:

 

nehābhikrama-nāśo 'sti

pratyavāyo na vidyate

svalpam apy asya dharmasya

trāyate mahato bhayāt

 

"Bei dieser Bemühung gibt es keinen Verlust und keine Minderung, und ein wenig Fortschritt auf diesem Pfad kann den Menschen vor der gefährlichsten Art der Angst bewahren."

Hingebungsvoller Dienst ist so rein und vollkommen, daß er - einmal begonnen - das Lebewesen gewaltsam zum endgültigen Erfolg zerrt. Bisweilen gibt jemand seine gewöhnlichen materiellen Tätigkeiten auf und sucht nur aus einem Gefühl heraus bei den Lotosfüßen des HÖCHSTEN HERRN Zuflucht und beginnt so mit der vorbereitenden Ausübung hingebungsvollen Dienstes. Selbst wenn ein solch unreifer Geweihter fällt, verliert er nichts. Was aber gewinnt jemand, der die vorgeschriebenen Pflichten gemäß seinem varṇa und āśrama erfüllt, sich jedoch nicht dem hingebungsvollen Dienst zuwendet? (SB. 1.5.17) Obwohl ein gefallener Gottgeweihter im nächsten Leben in einer niedrigen Familie geboren werden mag, wird er seinen hingebungsvollen Dienst nichtsdestoweniger dort wieder aufnehmen, wo er aufgehört hat. Hingebungsvoller Dienst ist ahaituky apratihatā; er ist nicht die Auswirkung einer weltlichen Ursache, noch kann er durch eine weltliche Ursache beendet oder durch eine materielle Unterbrechung auf die Dauer beeinträchtigt werden. Ein Gottgeweihter soll daher auf seine Tätigkeit vertrauen und nicht an den Tätigkeiten der karmīs, jñānīs und yogīs interessiert sein.

Zweifellos besitzen viele fruchtbringende Arbeiter, philosophische Spekulanten und mystische yogīs gute Eigenschaften, doch alle guten Eigenschaften entwickeln sich von selbst im Charakter eines Gottgeweihten. Es ist keine zusätzliche Bemühung nötig. Wie im Śrīmad-Bhāgavatam (5.18.12) bestätigt wird, zeigen sich alle guten Eigenschaften der Halbgötter in zunehmendem Maße in jemand, der reinen hingebungsvollen Dienst entwickelt hat. Weil ein Gottgeweihter an keiner materiellen Tätigkeit Interesse zeigt, wird er nicht durch materielle Dinge verunreinigt. Er steht sogleich auf der Ebene transzendentalen Lebens. Wer jedoch weltlichen Tätigkeiten nachgeht - sei er ein sogenannter jñānī, yogī, karmī, Philanthrop, Nationalist oder was auch immer - kann die hohe Stufe des mahātmā nicht erreichen. Er bleibt ein durātmā oder engherziger Mensch. In der Bhagavad-gītā (9.13) heißt es hierzu:

 

mahātmānas tu māṁ pārtha

daivīṁ prakṛtim āśritāḥ

bhajanty ananya-manaso

jñātvā bhūtādim avyayam

 

"O Sohn Pṛthās, diejenigen die nicht verblendet sind, die großen Seelen, stehen unter dem Schutz der göttlichen Natur. Sie sind völlig im hingebungsvollen Dienst tätig, da sie MICH als den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT kennen, der ursprünglich und unerschöpflich ist."

Da alle Geweihten des HERRN unter dem Schutz SEINER höchsten Kraft stehen, sollten sie nicht vom Pfad des hingebungsvollen Dienstes abweichen und dem Pfad des karmī, jñānī oder yogī folgen. Man nennt dies utsāhān niścayād dhairyāt tat-tat-karma-pravartanāt, das heißt begeisterte Ausübung der geregelten Tätigkeit des hingebungsvollen Dienstes mit Geduld und Vertrauen. So kann man im hingebungsvollen Dienst ungehindert fortschreiten.

 

Vierter Vers


ददाति प्रतिगृह्णाति
गुह्यम् आख्याति पृच्छति
भुङ्क्ते भोजयते चैव
षड्-विधं प्रीति-लक्षणम्

 

dadāti pratigṛhṇāti

guhyam ākhyāti pṛcchati

bhuṅkte bhojayate caiva

ṣaḍ-vidhaṁ prīti-lakṣaṇam

 

dadāti-verschenkt Gabe; pratigṛhṇāti-nimrnt in Erwiderung an; guhyam-vertrauliche Dinge; ākhyāti-erklärt; pṛcchati-fragt nach; bhuṅkte-ißt; bhojayate-speist; ca-auch; eva-gewiß; ṣaṭvidham-sechs Arten; prīti-der Liebe; lakṣaṇam-Merkmale.

 

ÜBERSETZUNG

 

Gabenverschenken, Gabenannehmen, Sich-vertraulich-Mitteilen, Vertrauliche-Fragen-Stellen, Prasāda-Annehmen und Prasāda-Anbieten sind die sechs Merkmale der Liebe zwischen Gottgeweihten.

 

ERLÄUTERUNG

 

In diesem Vers erklärt Śrīla Rūpa Gosvāmī, wie man hingebungsvolle Tätigkeiten in der Gemeinschaft anderer Gottgeweihter ausführt. Es gibt sechs Arten von Tätigkeiten: (1) Gottgeweihten Gaben schenken, (2) von den Gottgeweihten annehmen, was immer sie in Erwiderung geben mögen, (3) sich den Gottgeweihten mitteilen, (4) sie über den vertraulichen Dienst des HERRN befragen, (5) prasāda oder spirituelle Speise ehren, die von den Gottgeweihten angeboten wird und, (6) die Gottgeweihten mit prasāda bewirten. Ein erfahrener Gottgeweihter erklärt und ein unerfahrener Gottgeweihter lernt von ihm. Man nennt dies guhyam ākhyāti pṛcchati. Wenn ein Gottgeweihter prasāda, Überreste von Speise, die dem HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT geopfert wurde, verteilt, müssen wir dieses prasāda als die durch die reinen Gottgeweihten empfangene Gnade des HERRN annehmen, um unseren Geist des hingebungsvollen Dienstes zu erhalten. Wir sollen auch reine Gottgeweihte zu uns nach Hause einladen, ihnen prasāda anbieten und bereit sein, sie in jeder Hinsicht zu erfreuen. Es wird dies bhuṅkte bhojayate caiva genannt.

Selbst bei gewöhnlichem gesellschaftlichen Umgang sind diese sechs Arten der Beziehungen zwischen zwei liebenden Freunden absolut notwendig. Wenn zum Beispiel ein Geschäftsmann mit einem anderen Geschäftsmann Verbindung aufnehmen will, trifft er Vorkehrungen für ein Festessen in einem Hotel, und während des Essens teilt er seinem Freund offen mit, was er zu tun gedenkt. Er fragt sodann seinen Geschäftsfreund, wie er handeln soll und zuweilen überreicht man sich auch Geschenke. Wann immer daher prīti oder Liebe in einer engen Beziehung ausgetauscht wird, kommt es zu diesen sechs Tätigkeiten. Im vorangegangenen Vers riet Śrīla Rūpa Gosvāmī, man solle weltlicher Gemeinschaft entsagen und mit Gottgeweihten zusammenleben (saṅga-tyāgāt sato vṛtteḥ). Die Internationale Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein wurde gegründet, um diese sechs Arten liebevollen Austausches zwischen Gottgeweihten zu ermöglichen. Die Gesellschaft wurde von einem Einzelnen allein begonnen, doch weil Menschen vortreten und nach dem Gib-und-nimm-Verfahren handeln, breitet sie sich auf der ganzen Welt aus. Wir freuen uns, daß Menschen freigiebig zur Entwicklung der Vorhaben der Gesellschaft beitragen, und sie nehmen ebenfalls mit großer Freude jeden bescheidenen Beitrag entgegen, den wir ihnen in Form von Büchern und Zeitschriften geben, die sich streng mit dem KṚṢṆA-Bewußtsein befassen.

Wir halten bisweilen HARE KṚṢṆA Festivals ab und laden Mitglieder auf Lebenszeit und Freunde ein, an den Festlichkeiten durch das Annehmen von prasāda teilzunehmen. Obwohl die meisten unserer Mitglieder aus den höheren Gesellschaftsschichten stammen, kommen sie trotzdem und nehmen an prasāda entgegen, was immer wir ihnen anzubieten vermögen. Hin und wieder erkundigen sich die Mitglieder und Förderer vertraulich nach den Methoden, hingebungsvollen Dienst auszuführen, und wir versuchen, ihnen dies zu erklären. So breitet sich unsere Gesellschaft erfolgreich auf der ganzen Weit aus, und die Intelligenzia aller Länder beginnt allmählich, unsere KṚṢṆA-bewußten Tätigkeiten immer mehr schätzen zu lernen. Das Leben der KṚṢṆA-bewußten Gesellschaft wird durch diese sechs Arten liebevollen Austausches zwischen den Mitgliedern genährt; es muß daher den Menschen die Möglichkeit geboten werden, mit den Gottgeweihten der ISKCON zusammenzukommen, denn einfach durch den oben erwähnten sechsfachen Austausch kann ein gewöhnlicher Mensch sein schlummerndes KṚṢṆA-Bewußtsein voll wiederbeleben. In der Bhagavad-gītā (2.62) heißt es: saṅgāt sañjāyate kāmaḥ. "Unsere Wünsche und Bestrebungen entwickeln sich unserem Umgang gemäß." Eine Redensart lautet: "Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist." Wenn ein gewöhnlicher Mensch mit Gottgeweihten Umgang hat, wird er zweifellos sein schlummerndes KṚṢṆA-Bewußtsein entwickeln. Das Verständnis des KṚṢṆA-Bewußtseins ist jedem Lebewesen eigen, und es ist bereits bis zu einem gewissen Maße entwickelt, wenn das Lebewesen einen menschlichen Körper annimmt. Im Caitanya-caritāmṛta (Madhya 22.107) heißt es:

 

nitya-siddha kṛṣṇa-prema 'sādhya' kabhu naya

śravaṇādi-śuddha-citte karaye udaya

 

"Reine Liebe zu KṚṢṆA ist in den Herzen der Lebewesen ewig vorhanden. Es ist nicht etwas, das aus einer anderen Quelle zu gewinnen ist. Wenn das Herz durch Hören und Chanten geläutert wird, erwacht das Lebewesen naturgemäß." Da KṚṢṆA-Bewußtsein jedem Lebewesen innewohnt, soll jedem die Möglichkeit gegeben werden, über KṚṢṆA-Bewußtsein zu hören. Einfach durch Hören und Chanten - śravaṇaṁ kīrtanam - wird das Herz unmittelbar geläutert, und das ursprüngliche KṚṢṆA-Bewußtsein wird sogleich erweckt. KṚṢṆA-Bewußtsein wird dem Herzen nicht künstlich aufgedrängt; es ist bereits vorhanden. Wenn man den HEILIGEN NAMEN des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES chantet, wird das Herz von aller materiellen Verunreinigung geläutert. Im ersten Vers SEINES Śrī Śikṣāṣṭaka sagt ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU:

 

ceto-darpaṇa-mārjanaṁ bhava-mahā-dāvāgni-nirvāpaṇaṁ

śreyaḥ-kairava-candrikā-vitaraṇaṁ vidyā-vadhū-jīvanam

ānandāmbudhi-vardhanaṁ prati-padaṁ pūrṇāmṛtāsvādanaṁ

sarvātma-snapanaṁ paraṁ vijayate śrī-kṛṣṇa-saṅkīrtanam
[Cc. Antya 20.12]

 

"Gepriesen sei der ŚRĪ KṚṢṆA saṅkīrtana, der das Herz von allem seit Jahren angesammelten Staub reinigt und das Feuer des bedingten Lebens, der wiederholten Geburten und Tode, löscht. Die saṅkīrtana-Bewegung ist die größte Segnung für die Menschheit, da sie die Strahlen des segenspendenden Mondes verbreitet. Sie ist das Leben allen transzendentalen Wissens - sie läßt das Meer der transzendentalen Glückseligkeit ständig anschwellen und befähigt uns, den reinen Nektar zu kosten, nach dem wir uns seit Ewigkeiten sehnen."

Nicht nur der Chanter des mahā-mantra wird geläutert, sondern auch das Herz eines jeden, der zufällig die transzendentale Schwingung von "HARE KṚṢṆA, HARE KṚṢṆA, KṚṢṆA KṚṢṆA, HARE  HARE / HARE RĀMA, HARE RĀMA, RĀMA RĀMA, HARE HARE" hört. Selbst die in niederen Tieren, Insekten, Bäumen und anderen Lebensformen verkörperten Seelen werden durch das bloße Hören der transzendentalen Klangschwingung geläutert und darauf vorbereitet, völlig KṚṢṆA-bewußt zu werden. Es wurde dies von Ṭhākura Haridāsa erklärt, als CAITANYA MAHĀPRABHU ihn fragte, wie Lebewesen unterhalb der menschlichen Stufe aus der materiellen Knechtschaft befreit werden könnten. Haridāsa Ṭhākura sagte, das Chanten der HEILIGEN NAMEN sei so mächtig, daß selbst in den entlegensten Teilen des Urwalds die Bäume und Tiere im KṚṢṆA-Bewußtsein fortschritten, wenn sie einfach die Klangschwingung hörten. Es wurde dies tatsächlich von ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU SELBST bewiesen, als ER durch den Wald von Jhārikhaṇḍa zog. Damals legten die Tiger, Schlangen, Rehe und alle anderen Tiere ihre natürliche Feindseligkeit ab und begannen, im saṅkīrtana zu chanten und zu tanzen. Selbstverständlich können wir die Taten ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS nicht nachahmen, doch sollten wir SEINEN Fußspuren folgen. Wir sind nicht mächtig genug, die niederen Tiere, wie Tiger, Schlangen, Katzen und Hunde, anzulocken oder zum Tanzen zu bringen, doch können wir durch das Chanten der HEILIGEN NAMEN des HERRN zweifellos viele Menschen auf der ganzen Welt zum KṚṢṆA-Bewußtsein bringen. Den HEILIGEN NAMEN des HERRN beizutragen oder vielmehr zu verbreiten ist ein erhabenes Beispiel des Beitragens oder Gabenverschenkens (das dadāti-Prinzip). Ferner muß man sich auch an den pratigṛhṇāti-Grundsatz halten und gewillt und bereit sein, die transzendentale Gabe zu empfangen. Man soll über die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein Fragen stellen und sich öffnen, um die Lage der materiellen Welt zu begreifen. So kann dem guhyam ākhyāti pṛcchati-Prinzip gedient werden.

Die Geweihten der Internationalen Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein laden die Mitglieder und Gönner der Gesellschaft ein, mit ihnen zu speisen, wenn sie jeden Sonntag in all ihren Tempeln Feste der Liebe feiern. Viele interessierte Menschen kommen, um prasāda zu ehren, und wann immer es möglich ist, laden sie Mitglieder der Gesellschaft für KṚṢṆA-Bewußtsein zu sich nach Hause ein und speisen sie reichlich mit prasāda. Auf diese Weise ist sowohl den Mitgliedern der ISKCON als auch der breiten Öffentlichkeit gedient. Die Menschen sollen die Gesellschaft sogenannter yogīs, jñānīs, karmīs und Philanthropen aufgeben, denn solche Gemeinschaft kann niemandem nützen. Wenn man wirklich das Ziel des menschlichen Lebens erreichen möchte, soll man mit den Gottgeweihten der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein Gemeinschaft pflegen, denn dies ist die einzige Bewegung, die uns lehrt, wie man Liebe zu GOTT entwickelt. Religion ist die besondere Funktion der menschlichen Gesellschaft, und sie bildet den Unterschied zwischen der menschlichen und der tierischen Gesellschaft. Die Tiere kennen keine Kirche, Moschee oder ein religiöses System. In allen Teilen der Weit, ganz gleich wie unterdrückt die menschliche Gesellschaft sein mag, gibt es ein System der Religion. Wenn sich ein religiöses System entwickelt und sich in Liebe zu GOTT verwandelt, ist es erfolgreich. Im Ersten Canto des Śrīmad-Bhāgavatam (1.2.6) heißt es hierzu:

 

sa vai puṁsāṁ paro dharmo

yato bhaktir adhokṣaje

ahaituky apratihatā

yayātmā suprasīdati

 

"Die höchste Beschäftigung [dharma] für die gesamte Menschheit ist die, durch welche der Mensch liebenden, hingebungsvollen Dienst für den transzendentalen HERRN erlangt. Solch hingebungsvoller Dienst muß motivlos und ununterbrochen ausgeführt werden, um das Selbst völlig zufriedenzustellen."

Wenn die Mitglieder der menschlichen Gesellschaft wirklich inneren Frieden, Ausgeglichenheit und freundliche Beziehungen zwischen Menschen und Nationen wünschen, müssen sie dem KṚṢṆA-bewußten System der Religion folgen, durch das sie ihre schlummernde Liebe zu KṚṢṆA, dem HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT, entwickeln können. Sobald die Menschen dies tun, wird sogleich Frieden und Heiterkeit ihre Gemüter erfüllen.

Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura warnt in diesem Zusammenhang alle Gottgeweihten, die mit der Verbreitung der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein beschäftigt sind, nicht mit den Unpersönlichkeitsanhängern oder Māyāvādīs zu sprechen, die stets entschlossen sind, sich theistischen Bewegungen zu widersetzen. Die Welt ist voller Māyāvādīs und Atheisten, und die politischen Parteien der Welt nutzen die Māyāvāda und andere atheistische Philosophien, um den Materialismus zu fördern. Zuweilen stellen sie sich sogar hinter eine starke Partei, um gegen die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein zu arbeiten. Die Māyāvādīs und andere Atheisten wollen nicht, daß sich die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein entwickelt, denn sie erzieht die Menschen zum Gottesbewußtsein. So sieht die Taktik der Atheisten aus. Es bringt keinen Nutzen, eine Schlange mit Milch und Bananen zu füttern, denn die Schlange wird niemals zufrieden sein. Im Gegenteil, dadurch, daß sie Milch und Bananen bekommt, wird die Schlange nur noch giftiger (kevalaṁ viṣa-vardhanam). Wenn eine Schlange Milch zu trinken bekommt, vermehrt sich ihr Gift nur noch. Aus dem gleichen Grunde sollten wir uns nicht den schlangengleichen Māyāvādīs und karmīs mitteilen. Ein solches Sich-öffnen wird niemals helfen. Es ist das beste, die Gemeinschaft solcher Menschen gänzlich zu vermeiden und sie niemals über etwas Vertrauliches zu befragen, denn sie können keine guten Ratschläge geben. Auch sollten wir Māyāvādīs und Atheisten nicht zu uns einladen, noch ihre Einladungen annehmen, denn durch solch engen Kontakt mögen wir durch ihre atheistische Geisteshaltung beeinflußt werden (saṅgāt sañjāyate kāmaḥ; Bg. 2.62). Die negative Anweisung dieses Verses lautet, daß wir davon Abstand nehmen sollen, den Māyāvādīs und Atheisten irgendetwas zu geben oder von ihnen anzunehmen. ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU warnte auch: viṣayīra anna khāile malina haya mana. "Wenn wir von weltlichen Menschen zubereitete Nahrung essen, wird unser Geist verunreinigt." (Cc. Antya 6.278) Solange man nicht sehr fortgeschritten ist, ist man nicht in der Lage, jedermanns Beitrag zur Förderung der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein zu verwenden; daher soll man grundsätzlich keine Gaben von den Māyāvādīs oder Atheisten annehmen. In der Tat verbot ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU den Gottgeweihten, selbst mit gewöhnlichen Menschen, die zu sehr an materieller Sinnenfreude haften, Umgang zu haben.

Die Schlußfolgerung lautet, daß wir stets mit Gottgeweihten Gemeinschaft pflegen, die regulierenden, hingebungsvollen Prinzipien beachten, den Fußspuren der ācāryas folgen und im völligen Gehorsam die Anweisungen des spirituellen Meisters ausführen sollen. Dann werden wir unseren hingebungsvollen Dienst und unser schlummerndes KṚṢṆA-Bewußtsein entwickeln können. Von einem Gottgeweihten, der weder ein Neuling noch ein mahā-bhāgavata (ein sehr weit fortgeschrittener Gottgeweihter) ist, sondern sich auf der mittleren Stufe des hingebungsvollen Dienstes befindet, wird erwartet, daß er den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT liebt, mit den Gottgeweihten Freundschaft schließt, mit den Unwissenden Mitleid hat und die neidischen und dämonischen Menschen zurückweist. In diesem Vers wird kurz erwähnt, wie der liebende Austausch mit dem HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT aussieht, und wie man mit den Gottgeweihten Freundschaft schließt. Nach dem dadāti-Grundsatz wird von einem fortgeschrittenen Gottgeweihten erwartet, daß er mindestens die Hälfte seines Einkommens für den Dienst am HERRN und SEINEN Geweihten zur Verfügung stellt. Śrīla Rūpa Gosvāmī gab dieses Beispiel in seinem eigenen Leben. Als er beschloß, sich zurückzuziehen, gab er die Hälfte der Ersparnisse seines Lebens für den Dienst KṚṢṆAS, ein Viertel bekamen seine Verwandten, und ein Viertel behielt er für persönliche Notfälle. Diesem Beispiel sollen alle Gottgeweihten folgen. Ganz gleich wie hoch das Einkommen ist, die Hälfte soll in den Dienst KṚṢṆAS und SEINER Geweihten gestellt werden. Dies wird die Forderung des dadāti erfüllen.

Im nächsten Vers teilt uns Śrīla Rūpa Gosvāmī mit, welchen Vaiṣṇava man sich zum Freund wählen und wie man Vaiṣṇavas dienen soll.

 

Fünfter Vers


कृष्णेति यस्य गिरि तं मनसाद्रियेत
दीक्षास्ति चेत् प्रणतिभिश् च भजन्तम् ईशम्
शुश्रूषया भजन-विज्ञम् अनन्यम् अन्य-
निन्दादि-शून्य-हृदम् ईप्सित-सङ्ग-लब्ध्या

 

kṛṣṇeti yasya giri taṁ manasādriyeta

dīkṣāsti cet praṇatibhiś ca bhajantam īśam

śuśrūṣayā bhajana-vijñam ananyam anya-

nindādi-śūnya-hṛdam īpsita-saṅga-labdhyā

 

kṛṣṇa-der HEILIGE NAME ŚRĪ KṢṆAS; iti-so; yasya-von dem; giri-in den Worten oder Sprache; tam-ihn; manasā-durch den Geist; ādriyeta-man muß ehren; dīkṣā-Einweihung; asti-es gibt; cet-wenn; praṇatibhiḥ-durch Ehrerbietungen; ca-auch; bhajantam-im hingebungsvollen Dienst tätig; īśam-dem HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT; śuśrūṣayā-durch praktischen Dienst; bhajana-vijñam-jemand, der im hingebungsvollen Dienst fortgeschritten ist; ananyam-ohne Abweichung; anya-nindā-ādi-der Beleidigung anderer und so fort; śūnya-völlig frei von; hṛdamdessen Herz; īpsita-wünschenswert; saṅga-Gemeinschaft; labdhyā-indem man gewinnt.

 

ÜBERSETZUNG

 

Man soll den Gottgeweihten, der den HEILIGEN NAMEN ŚRĪ KṚṢṆAS chantet, im Geiste ehren. Man soll dem Gottgeweihten, der die spirituelle Einweihung [dīkṣā] empfangen hat und die Bildgestalt GOTTES im Tempel verehrt, demütige Ehrerbietungen erweisen, und man soll die Gemeinschaft des reinen Gottgeweihten suchen und ihm treu dienen, der im nicht-abweichenden hingebungsvollen Dienst fortgeschritten ist und dessen Herz völlig frei ist von der Neigung, andere zu kritisieren.

 

ERLÄUTERUNG

 

Um die im vorangegangenen Vers erwähnten sechs Arten des liebevollen Austausches intelligent anzuwenden, muß man sich mit sorgsamer Unterscheidung die richtigen Personen auswählen. Śrīla Rūpa Gosvāmī gibt uns daher den Rat, Vaiṣṇavas ihrem jeweiligen Stand entsprechend in der geeigneten Weise zu begegnen. In diesem Vers sagt er uns, wie wir uns drei Arten von Gottgeweihten gegenüber verhalten sollen - gegenüber dem kaniṣṭha-adhikārī, dem madhyama-adhikārī und dem uttama-adhikārī. Der kaniṣṭha-adhikārī ist ein Neuling, der die hari-nāma-Einweihung vom spirituellen Meister empfangen hat und versucht, den HEILIGEN NAMEN KṚṢṆAS zu chanten. Man soll einen solchen Menschen im Geiste als einen kaniṣṭha-vaiṣṇava achten. Ein madhyama-adhikārī hat die spirituelle Einweihung vom spirituellen Meister empfangen und wird von ihm voll im transzendentalen liebevollen Dienst des HERRN beschäftigt. Der madhyama-adhikārī soll als jemand betrachtet werden, der sich im hingebungsvollen Dienst auf halbem Wege befindet. Der uttama-adhikārī oder höchste Gottgeweihte ist jemand, der im hingebungsvollen Dienst weit fortgeschritten ist. Dem uttama-adhikārī liegt nichts daran, andere zu schmähen; sein Herz ist völlig rein, und er hat die verwirklichte Stufe makellosen KṚṢṆA-Bewußtseins erreicht. Śrīla Rūpa Gosvāmī zufolge ist die Gemeinschaft mit und der Dienst an einem solchen mahā-bhāgavata oder vollkommenen Vaiṣṇava wünschenswert.

Man soll kein kaniṣṭha-adhikārī bleiben, das heißt, jemand, der sich auf der untersten Stufe des hingebungsvollen Dienstes befindet und nur daran interessiert ist, die Bildgestalt GOTTES im Tempel zu verehren. Ein solcher Gottgeweihter wird im Śrīmad Bhāgavatam (11.2.47) wie folgt beschrieben:

 

arcāyām eva haraye

pūjāṁ yaḥ śraddhayehate

na tad-bhakteṣu cānyeṣu

sa bhaktaḥ prākṛtaḥ smṛtaḥ

 

"Jemand, der sehr gewissenhaft die Bildgestalt GOTTES im Tempel verehrt, jedoch nicht weiß, wie man sich Gottgeweihten oder Menschen im allgemeinen gegenüber verhält, wird als prākṛtabhakta oder kaniṣṭha-adhikārī bezeichnet."

Man muß sich daher von der Stellung des kaniṣṭha-adhikārī zur Ebene des madhyama-adhikārī erheben. Der madhyama-adhikārī wird im Śrīmad-Bhāgavatam (11.2.46) so beschrieben:

 

īśvare tad-adhīneṣu

bāliśeṣu dviṣatsu ca

prema-maitrī-kṛpopekṣā

yaḥ karoti sa madhyamaḥ

 

"Der madhyama-adhikārī ist ein Gottgeweihter, der den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT als die höchste Person verehrt, mit den Geweihten des HERRN Freundschaft schließt, den Unwissenden gegenüber barmherzig ist und den von Natur aus Neidischen aus dem Wege geht."

Es ist dies der Weg, hingebungsvollen Dienst in rechter Weise zu kultivieren. Śrīla Rūpa Gosvāmī weist uns daher in diesem Vers an, wie wir uns verschiedenen Gottgeweihten gegenüber verhalten sollen. Wir können aus praktischer Erfahrung sehen, daß es verschiedene Arten von Vaiṣṇavas gibt. Die prākṛta-sahajiyās chanten im allgemeinen den HARE KṚṢṆA mahā-mantra, doch hängen sie noch an Frauen, Geld und Rauschmitteln. Obgleich solche Menschen den HEILIGEN NAMEN des HERRN chanten mögen, sind sie noch nicht richtig geläutert. Man soll solche Menschen im Geiste achten, doch ihren Umgang meiden. Denen, die unschuldig sind, die jedoch einfach durch schlechten Umgang fortgerissen wurden, soll man wohlgesinnt sein, wenn sie begierig danach sind, von reinen Gottgeweihten geeignete Unterweisungen zu empfangen. Den neuen Gottgeweihten, die tatsächlich durch den echten spirituellen Meister eingeweiht wurden und darum bemüht sind, die Anweisungen des spirituellen Meisters zu befolgen, soll man achtungsvolle Ehrerbietungen erweisen.

In der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein wird jedem, ohne Unterscheidung der Kaste, des Glaubens oder der Hautfarbe, eine Möglichkeit geboten. Jeder ist eingeladen, sich der Bewegung anzuschließen, mit den Gottgeweihten zusammenzusitzen, prasāda zu essen und etwas über KṚṢṆA zu hören. Wenn wir sehen, daß jemand tatsächlich am KṚṢṆA-Bewußtsein interessiert ist und eingeweiht werden möchte, nehmen wir ihn als einen Schüler an, der sich darin übt, den HEILIGEN NAMEN des HERRN zu chanten. Wenn ein neuer Gottgeweihter vorschriftsgemäß eingeweiht wurde und den Anweisungen des spirituellen Meisters gemäß im hingebungsvollen Dienst tätig ist, soll er sogleich als echter Vaiṣṇava anerkannt werden, und man soll ihm Ehrerbietungen erweisen. Unter vielen solchen Vaiṣṇavas mag man einen finden, der sehr ernsthaft im Dienst des HERRN tätig ist und streng allen regulierenden Prinzipien folgt, die vorgeschriebene Anzahl von Runden auf japa-Perlen chantet und stets daran denkt, wie er die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein verbreiten könnte. Einen solchen Vaiṣṇava soll man als uttama-adhikārī anerkennen, als einen sehr weit fortgeschrittenen Gottgeweihten, und seine Gemeinschaft ist stets zu suchen.

Der Vorgang, durch den ein Gottgeweihter Anhaftung an KṚṢṆA gewinnt, wird im Caitanya-caritāmṛta (Antya 4.192) beschrieben:

 

dīkṣā-kāle bhakta kare ātma-samarpaṇa

sei-kāle kṛṣṇa tāre kare ātma-sama

 

"Zur Zeit der Einweihung, wenn sich ein Gottgeweihter vorbehaltlos dem HERRN ergibt, erkennt KṚṢṆA ihn als so gut wie SICH SELBST."

Dīkṣā oder spirituelle Einweihung wird im Bhakti-sandarbha (868) von Śrīla Jīva Gosvāmī erklärt:

 

divyaṁ jñānaṁ yato dadyāt

kuryāt pāpasya saṅkṣayam

tasmād dīkṣeti sa proktā

deśikais tattva-kovidaiḥ

 

"Durch dīkṣā verliert man allmählich das Interesse an materiellen Freuden und gewinnt immer mehr Interesse am spirituellen Leben."

Wir haben hierfür vor allem in Europa und Amerika viele praktische Beispiele. Viele Schüler, die zu uns aus reichen und achtbaren Familien kommen, verlieren schnell alles Interesse an materiellem Genuß und werden sehr begierig, ein spirituelles Leben zu führen. Obwohl sie aus sehr wohlhabenden Familien stammen, geben sich viele von ihnen mit Lebensbedingungen zufrieden, die nicht sehr bequem sind. Ja um KṚṢṆAS willen sind sie bereit, unter jeder Bedingung zu leben, so lange sie im Tempel bleiben und mit den Vaiṣṇavas zusammensein können. Wenn jemand das Interesse an materiellen Freuden verliert, eignet er sich zur Einweihung durch den spirituellen Meister. Für den Fortschritt im spirituellen Leben schreibt das Śrīmad-Bhāgavatam (6.1.13) vor: tapasā brahmacaryeṇa śamena ca damena ca. "Wenn es jemandem damit ernst ist, dīkṣā anzunehmen, muß er bereit sein, sich in der Entbehrung, im Zölibat und in der Beherrschung des Geistes und des Körpers zu üben." Wenn man diese Bereitschaft besitzt und spirituelle Erleuchtung (divyaṁ jñānam) zu empfangen wünscht, erfüllt man die Voraussetzung zur Einweihung. Divyaṁ jñānam wird technisch als tas-vijñāna oder Wissen über den HÖCHSTEN bezeichnet. Tad-vijñānārthaṁ sa gurum evābhigacchet: "Wenn jemand am transzendentalen Thema der ABSOLUTEN WAHRHEIT Interesse zeigt, soll er eingeweiht werden. Ein solcher Mensch soll sich an einen spirituellen Meister wenden, um von ihm dīkṣā zu empfangen." (Mun. U. 1.2.12) Das Śrīmad-Bhāgavatam (11.3.21) schreibt ebenfalls vor: tasmād guruṁ prapadyeta jijñāsuḥ śreya uttamam. "Wenn man tatsächlich Interesse an der transzendentalen Wissenschaft von der ABSOLUTEN WAHRHEIT zeigt, soll man sich an einen spirituellen Meister wenden."

Man soll einen spirituellen Meister nicht annehmen, wenn man nicht gewillt ist, seine Unterweisungen zu befolgen. Noch soll man einen spirituellen Meister annehmen, nur um aus einer Mode heraus spirituelles Leben zur Schau zu stellen. Man muß jijñāsu sein, das heißt sehr begierig, von einem echten spirituellen Meister zu lernen. Die Fragen, die man stellt, sollen sich streng mit der transzendentalen Wissenschaft befassen (jijñāsuḥ śreya uttamam). Das Wort uttamam bezieht sich auf das, was über materielles Wissen hinausgeht. Tama bedeutet "die Dunkelheit der materiellen Welt", und ut bedeutet "transzendental". Gewöhnlich sind Menschen sehr daran interessiert, nach weltlichen Dingen zu fragen, doch wenn man solches Interesse verloren hat und nur noch an transzendentalen Dingen interessiert ist, eignet man sich zur Einweihung. Wenn jemand von dem echten spirituellen Meister vorschriftsgemäß eingeweiht wurde und sich ernsthaft im Dienst des HERRN betätigt, soll er als madhyama-adhikārī betrachtet werden.

Das Chanten der HEILIGEN NAMEN KṚṢṆAS ist so erhaben, daß jemand, der den HARE KṚṢṆA mahā-mantra ohne Vergehen chantet, indem er die zehn Vergehen sorgsam vermeidet, zweifellos nach und nach zu dem Verständnis erhoben werden kann, daß kein Unterschied zwischen dem HEILIGEN NAMEN des HERRN und dem HERRN SELBST besteht. Wer solches Verständnis erreicht hat, soll von neuen Gottgeweihten sehr geachtet werden. Man soll sich der Tatsache gewiß sein, daß man, ohne den HEILIGEN NAMEN des HERRN vergehenlos zu chanten, kein geeigneter Anwärter für den Fortschritt im KṚṢṆA-Bewußtsein sein kann. Im Śrī Caitanya-caritāmṛta (Madhya 22.69) heißt es:

 

yāhāra komala śraddhā, se ‘kaniṣṭha' jana

krame krame teṅho bhakta ha-ibe 'uttama'

 

"Jemand, dessen Glauben nicht sehr stark, sondern leicht beeinflußbar ist, wird als Neuling bezeichnet; doch indem er Schritt für Schritt dem Vorgang folgt, wird er zur Ebene eines Gottgeweihten ersten Ranges aufsteigen."

Jeder beginnt sein hingebungsvolles Leben auf der Stufe des Neulings, doch wenn man die vorgeschriebene Anzahl von Runden des hari-nāma richtig beendet, wird man Schritt für Schritt zur höchsten Ebene, zur Stufe des uttama-adhikārī, erhoben. Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein schreibt täglich sechzehn Runden vor, weil Menschen in den westlichen Ländern sich nicht für längere Zeit konzentrieren können, während sie auf Perlen chanten. Wir schreiben daher nur ein Mindestmaß an Runden vor. Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura pflegte indes zu sagen, daß man als gefallen zu betrachten sei (patita), wenn man nicht mindestens 64 Runden japa (110 592 Namen) chante. Aus dieser Sicht ist so gut wie jeder von uns gefallen, doch weil wir versuchen, dem HÖCHSTEN HERRN mit aller Ernsthaftigkeit und ohne Falschheit zu dienen, können wir die Barmherzigkeit ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS erwarten, der als patita pāvana oder der Befreier der Gefallenen berühmt ist.

Als Śrī Satyarāja Khān, ein großer Geweihter ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS, den HERRN fragte, woran ein Vaiṣṇava zu erkennen sei, antwortete der HERR:

 

prabhu kahe, -"yāṇra mukhe śuni eka-bāra

kṛṣṇa-nāma, sei pūjya, - śreṣṭha sabākāra"

 

"Wenn man jemanden nur einmal das Wort 'KṚṢṆA' sagen hört, soll er als der Beste unter den gewöhnlichen Menschen angesehen werden." (Cc. Madhya 15.106)

ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU fuhr fort:

 

"ataeva yāṅra mukhe eka kṛṣṇa-nāma

sei ta' vaiṣṇava, kariha tāṅhāra sammāna"

 

"Wer daran Interesse zeigt, den HEILIGEN NAMEN KṚṢṆAS zu chanten, oder wer durch Übung am Chanten von KṚṢṆAS Namen Freude findet, soll als Vaiṣṇava anerkannt werden, und man soll ihm zumindest im Geiste Achtung erweisen." (Cc. Madhya 15.111)

Einer unserer Freunde, ein berühmter englischer Musiker, fühlt sich zum Chanten der HEILIGEN NAMEN KṚṢṆAS hingezogen, und selbst auf seinen Schallplatten hat er den HEILIGEN NAMEN KṚṢṆAS mehrere Male erwähnt. Zu Hause erweist er Bildern KṚṢṆAS und auch den Predigern des KṚṢṆA-Bewußtseins Achtung. In jeder Hinsicht hat er eine sehr hohe Wertschätzung für KṚṢṆAs Namen und KṚṢṆAs Taten; wir erweisen ihm daher ohne Vorbehalt unsere Achtung, denn wir sehen tatsächlich daß dieser junge Mann nach und nach im KṚṢṆA-Bewußtsein fortschreitet. Einen solchen Menschen soll man stets respektieren. Die Schlußfolgerung lautet, daß jeder, der im KṚṢṆA-Bewußtsein fortzuschreiten versucht indem er regelmäßig den HEILIGEN NAMEN chantet, von Vaiṣṇavas stets geachtet werden soll. Auf der anderen Seite haben wir beobachtet, daß einige unserer Zeitgenossen, von denen man sagt, sie seien große Prediger, allmählich in die materielle Auffassung vom Leben zurückgesunken sind, weil sie es versäumten, den HEILIGEN NAMEN des HERRN zu chanten.

Während ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU dem Sanātana Gosvāmī Unterweisungen erteilte, gliederte ER den hingebungsvollen Dienst in drei Kategorien.

 

śāstra-yukti nāhi jāne dṛḍha, śraddhāvān

'madhyama-adhikārī' sei mahā-bhāgyavān

 

"Jemand, dessen schlüssiges Wissen aus den śāstras nicht sehr stark ist, der aber festen Glauben an das Chanten des HARE KṚṢṆA mahā-mantra entwickelt hat und auch in der Ausübung seines vorgeschriebenen hingebungsvollen Dienstes unbeirrt ist, soll als madhyama-adhikārī betrachtet werden. Ein solcher Mensch ist sehr vom Glück begünstigt." (Cc. Madhya 22.67)

Ein madhyama-adhikārī ist ein śraddhāvān, das heißt jemand, der unerschütterlichen Glauben besitzt, und er ist in der Tat ein Anwärter für weitere Fortschritte im hingebungsvollen Dienst. Im Caitanya-caritāmṛta (Madhya 22.64) heißt es daher:

 

śraddhāvān jana haya bhakti-adhikārī

'uttama', 'madhyama', 'kaniṣṭha' - śraddhā-anusārī

 

"Je nach der Entwicklung des śraddhā (Glauben) qualifiziert man sich als Gottgeweihter auf der Elementarstufe, der Zwischenstufe und der höchsten Stufe des hingebungsvollen Dienstes." Weiter heißt es im Caitanya-caritāmṛta (Madhya 22.62)

 

'śraddhā'-śabde - viśvāsa kahe sudṛḍha niścaya

kṛṣṇe bhakti kaile sarva-karma kṛta haya

 

"'Indem man KṚṢṆA transzendentalen Dienst leistet, führt man gleichzeitig alle förderlichen Tätigkeiten aus.'

Dieser vertrauensvolle, feste Glaube, der für die Ausführung des hingebungsvollen Dienstes hilfreich ist, heißt śraddhā." Śraddhā oder Glaube an KṚṢṆA ist der Beginn des KṚṢṆA-Bewußtseins. Glaube bedeutet starker Glaube. Die Worte der Bhagavad-gītā sind maßgebliche Unterweisungen für gläubige Menschen, und was immer KṚṢṆA in der Bhagavad-gītā sagt, muß so angenommen werden, wie es ist, ohne es zu interpretieren. So nahm Arjuna die Bhagavad-gītā auf. Nachdem Arjuna die Bhagavad-gītā gehört hatte, sagte er zu KṚṢṆA: sarvam etad ṛtaṁ manye yan māṁ vadasi keśava. "O KṚṢṆA, alles, was Du mir gesagt hast, erkenne ich voll und ganz als Wahrheit an." (Bg. 10.14)

Es ist dies die richtige Art und Weise, die Bhagavad-gītā zu verstehen, und man nennt dies śraddhā. Man darf nicht einen Teil der Bhagavad-gītā seiner launenhaften Auslegung gemäß annehmen und dann einen anderen Teil ablehnen. Dies ist nicht śraddhā. Śraddhā bedeutet, die Unterweisung der Bhagavad-gītā in ihrer Gesamtheit anzuerkennen, insbesondere die letzte Unterweisung: sarva-dharmān parityajya mām ekaṁ śaraṇaṁ vraja. "Gib alle Arten von Religion auf, und ergib dich einfach MIR." (Bg. 18.66) Wenn man hinsichtlich dieser Anweisung volles Vertrauen entwickelt, wird dieser starke Glauben zur Grundlage des Fortschritts im spirituellen Leben.

Wenn man völlig im Chanten des HARE KṚṢṆA mahā-mantra aufgeht, erkennt man nach und nach die eigene spirituelle Identität. Solange man den HARE KṚṢṆA mantra nicht vertrauensvoll chantet, offenbart SICH KṚṢṆA nicht: sevonmukhe hi jihvādau svayam eva sphuraty adaḥ. (Bh.r.s. 1.2.234) Wir können den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT nicht durch künstliche Mittel erkennen. Wir müssen uns vertrauensvoll im Dienst des HERRN betätigen. Solcher Dienst beginnt mit der Zunge (sevonmukhe hi jihvādau), was bedeutet, daß wir stets die HEILIGEN NAMEN des HERRN chanten und kṛṣṇa-prasāda essen sollen. Wir sollen nichts anderes chanten oder essen. Wenn man sich vertrauensvoll an diesen Vorgang hält, offenbart SICH der HÖCHSTE HERR dem Gottgeweihten.

Wenn jemand erkennt, daß er ein ewiger Diener KṚṢṆAS ist, verliert er das Interesse an allem außer an KṚṢṆAS Dienst. Ständig in Gedanken bei KṚṢṆA, indem er Mittel und Wege sucht, den HEILIGEN NAMEN KṚṢṆAS zu verbreiten, versteht er, daß seine einzige Aufgabe darin besteht, die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein auf der ganzen Welt zu verbreiten. Ein solcher Mensch ist als uttama-adhikārī anzuerkennen, und nach den sechs Vorgängen (dadāti pratigṛhṇāti und so fort) soll man seine Gemeinschaft sogleich annehmen. Ja man soll den fortgeschrittenen uttama-adhikārī Vaiṣṇava-Geweihten als spirituellen Meister annehmen. Allen Besitz soll man ihm anbieten, und es ist vorgeschrieben, daß man alles Hab und Gut dem spirituellen Meister übergeben soll. Von dem brahmacārī erwartet man insbesondere, daß er von anderen Almosen erbittet und sie dem spirituellen Meister bringt. Man soll indes nicht das Verhalten eines fortgeschrittenen Gottgeweihten oder mahā-bhāgavata nachahmen, ohne selbstverwirklicht zu sein, denn durch solche Nachahmung wird man schließlich zu Fall kommen.

Im vorliegenden Vers rät Śrīla Rūpa Gosvāmī dem Gottgeweihten, intelligent genug zu sein, zwischen einem kaniṣṭha-adhikārī, einem madhyama-adhikārī und einem uttama-adhikārī zu unterscheiden. Der Gottgeweihte soll auch seine eigene Stellung erkennen, und nicht versuchen, einen Gottgeweihten auf einer höheren Stufe nachzuahmen. Śrīla Bhaktivinoda Ṭhākura hat uns einige praktische Hinweise gegeben, die darauf hinauslaufen, daß ein uttama-adikārī Vaiṣṇava daran zu erkennen ist, daß er viele gefallene Seelen zum Vaiṣṇavatum bekehren kann. Man soll nicht spiritueller Meister werden, solange man nicht die Ebene des uttama-adhikārī erreicht hat. Ein Vaiṣṇava-Neuling oder ein Vaiṣṇava auf der Zwischenstufe kann ebenfalls Schüler annehmen, doch solche Schüler müssen sich auf der gleichen Ebene befinden, und man soll verstehen, daß sie unter seiner unzulänglichen Führung keine sehr großen Fortschritte auf dem Pfad zum endgültigen Ziel des Lebens machen können. Ein Schüler soll daher darauf achten, einen uttama-adhikārī als spirituellen Meister anzunehmen.

 

Sechster Vers


दृष्टैः स्वभाव-जनितैर् वपुषश् च दोषैर्
न प्राकृतत्वम् इह भक्त-जनस्य पश्येत्
गङ्गाम्भसां न खलु बुद्बुद-फेन-पङ्कैर्
ब्रह्म-द्रवत्वम् अपगच्छति नीर-धर्मैः

 

dṛṣṭaiḥ svabhāva-janitair vapuṣaś ca doṣair

na prākṛtatvam iha bhakta-janasya paśyet

gaṅgāmbhasāṁ na khalu budbuda-phena-paṅkair

brahma-dravatvam apagacchati nīra-dharmaiḥ

 

dṛṣṭaiḥ-mit gewöhnlichen Augen betrachtet; svabhāva-janitaiḥ-aus dem eigenen Wesen geboren; vapuṣaḥ-des Körpers; ca-und; doṣaiḥ-durch Fehler; na-nicht; prākṛtatvam-der Zustand, materiell zu sein; iha-in dieser Welt; bhakta-janasya-eines reinen Gottgeweihten; paśyet-man soll sehen; gaṅgā-ambhasām-des Wassers der Gaṇgā; na-nicht; khalu-gewiß; budbuda-phena-paṅkaiḥ-durch Blasen, Schaum und Schlamm; brahma-dravatvam-die transzendentale Natur; apagacchati-wird verdorben; nīra-dharmaiḥ-die Eigentümlichkeiten des Wassers.

 

ÜBERSETZUNG

 

Da sich ein reiner Gottgeweihter in seiner ursprünglichen KṚṢṆA-bewußten Stellung befindet, setzt er sich nicht mit dem Körper gleich. Einen solchen Gottgeweihten soll man nicht mit materialistischen Augen betrachten. Man soll sogar darüber hinwegsehen, daß ein Gottgeweihter einen Körper hat, der in einer niedrigen Familie geboren wurde, einen Körper mit einer schlechten Hauttönung, einen verunstalteten Körper oder einen kranken oder schwächlichen Körper. Mit gewöhnlichen Augen betrachtet mögen solche Unvollkommenheiten im Körper eines reinen Gottgeweihten hervorstechen, doch trotz solch scheinbarer Mängel kann der Körper eines reinen Gottgeweihten nicht verunreinigt werden. Es verhält sich genau so wie mit dem Wasser der Gaṅgā, das bisweilen während der Regenzeit voller Blasen, Schaum und Schlamm ist. Das Gaṅgāwasser wird nicht verunreinigt. Diejenigen, die im spirituellen Verständnis fortgeschritten sind, werden in der Gaṅgā baden, ohne den Zustand des Wassers in Betracht zu ziehen.

 

ERLÄUTERUNG

 

Śuddha-bhakti oder die Tätigkeit der reinen Seele, oder anders ausgedrückt, die Betätigung im transzendentalen liebevollen Dienst des HERRN, wird im befreiten Zustand ausgeführt. In der Bhagavad-gītā (14.26) heißt es:

 

māṁ ca yo 'vyabhicāreṇa

bhakti-yogena sevate

sa guṇān samatītyaitān

brahma-bhūyāya kalpate

 

"Wer sich voll im hingebungsvollen Dienst betätigt und unter keinen Umständen zu Fall kommt, transzendiert sogleich die Erscheinungsweisen der materiellen Natur und erreicht so die Ebene des Brahman."

Avyabhicāriṇī bhakti bedeutet reine Hingabe. Wer sich im hingebungsvollen Dienst betätigt, muß von materiellen Beweggründen frei sein. In der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein muß sich das Bewußtsein des Schülers wandeln. Wenn sich das Bewußtsein auf materielle Freude richtet, ist es materielles Bewußtsein, und wenn es darauf hinzielt, KṚṢṆA zu dienen, ist es KṚṢṆA-Bewußtsein. Eine ergebene Seele dient KṚṢṆA ohne materielle Erwägungen (anyābhilāṣitā-śūnyam; Bh.r.s. 1.1.11) Jñāna-karmādy-anāvṛtam: "Reiner hingebungsvoller Dienst, der transzendental zu den Tätigkeiten des Körpers und des Geistes - wie jñāna (gedankliche Spekulation) und karma (fruchtbringende Arbeit) - ist, wird als reiner bhakti-yoga bezeichnet." (Bh.r.s. 1.1.11) Bhakti-yoga ist die eigentliche Tätigkeit der Seele, und wenn man tatsächlich im ungetrübten, unverunreinigten hingebungsvollen Dienst beschäftigt ist, ist man bereits befreit (sa guṇān samatītyaitān; Bg. 14.26). KṚṢṆAS Geweihter ist materiellen Bedingungen nicht unterworfen, selbst wenn seine körperlichen Merkmale materiell bedingt zu sein scheinen. Man soll daher einen reinen Gottgeweihten nicht mit materialistischen Augen betrachten. Solange man nicht wirklich ein Gottgeweihter ist, kann man einen anderen Gottgeweihten nicht in vollkommener Weise sehen. Wie im vorangegangenen Vers erklärt wurde, gibt es drei Arten von Gottgeweihten - kaniṣṭha-adhikārī, madhyama-adhikārī und uttama-adhikārī. Der kaniṣṭha-adhikārī kann nicht zwischen einem Gottgeweihten und einem Nichtgottgeweihten unterscheiden. Er beschäftigt sich nur mit der Verehrung der Bildgestalt GOTTES im Tempel. Ein madhyama-adhikārī hingegen kann zwischen einem Gottgeweihten und einem Nichtgottgeweihten sowie einem Geweihten und dem HERRN unterscheiden. Er behandelt daher den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT, den Gottgeweihten und den Nichtgottgeweihten unterschiedlich.

Niemand soll über die körperlichen Mängel eines reinen Gottgeweihten abfällig urteilen. Wenn es solche Mängel gibt, soll man sie übersehen. Was man sehen soll, ist die Hauptaufgabe des spirituellen Meisters, nämlich hingebungsvoller Dienst, reiner Dienst für den HÖCHSTEN HERRN. In der Bhagavad-gītā (9.30) heißt es hierzu:

 

api cet sudurācāro

bhajate mām ananya-bhāk

sādhur eva sa mantavyaḥ

samyag vyavasito hi saḥ

 

"Selbst wenn es so scheint, als tue ein Gottgeweihter etwas Abscheuliches, soll man ihn als sādhu oder Heiligen betrachten, denn seine eigentliche Identität ist es, jemand zu sein, der im liebevollen Dienst des HERRN tätig ist." Mit anderen Worten, er ist nicht als ein gewöhnlicher Mensch anzusehen. Auch wenn ein reiner Gottgeweihter nicht in einer brāhmaṇa- oder gosvāmī-Familie geboren wurde, soll man ihn nicht mißachten, wenn er im Dienst des HERRN tätig ist. In Wirklichkeit kann es keine Familie von gosvāmīs auf der Grundlage materieller Erwägungen, Kaste oder Vererbung geben. Der Titel gosvāmī ist im Grunde der Alleinbesitz der reinen Gottgeweihten; wir sprechen daher von den Sechs Gosvāmīs, angeführt von Rūpa Gosvāmī und Sanātana Gosvāmī. Rūpa Gosvāmī und Sanātana Gosvāmī waren praktisch zu Mohammedanern geworden und hatten daher ihre Namen in Dabira Khāsa und Sākara Mallika geändert, doch ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU SELBST machte sie zu gosvāmīs. Der Titel gosvāmī ist daher nicht erblich. Das Wort gosvāmī bezieht sich auf jemanden, der seine Sinne beherrschen kann, das heißt, der Meister seiner Sinne ist. Ein Gottgeweihter wird nicht durch seine Sinne beherrscht, sondern seine Sinne werden von ihm beherrscht. Man soll ihn daher als svāmī oder gosvāmī bezeichnen, auch wenn er nicht in einer gosvāmī-Familie geboren wurde. Nach dieser Feststellung sind die gosvāmīs, die Nachkommen ŚRĪ NITYĀNANDA PRABHUS und ŚRĪ ADVAITA PRABHUS sind, zweifellos Gottgeweihte, doch Gottgeweihte, die aus anderen Familien stammen, soll man nicht benachteiligen; man soll die Gottgeweihten gleich behandeln, ob sie nun aus einer Familie vorangegangener ācāryas oder aus einer gewöhnlichen Familie stammen. Man soll nicht denken "Oh, hier ist ein amerikanischer gosvāmī" und ihn benachteiligen, noch soll man denken "Hier ist ein NITYĀNANDA-vaṁśa-gosvāmī". Man neigt zum Widerspruch gegen unsere Verleihung des Titels gosvāmī an die amerikanischen Vaiṣṇavas der Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein. Bisweilen sagen Leute den amerikanischen Gottgeweihten auf den Kopf zu, ihre sannyāsa- oder gosvāmī-Titel haben keine Gültigkeit. Jedoch nach den Feststellungen Śrīla Rūpa Gosvāmīs im vorliegenden Vers sind ein amerikanischer gosvāmī und ein gosvāmī aus einer Familie von ācāryas nicht voneinander verschieden.

Auf der anderen Seite soll ein Gottgeweihter, der den Titel gosvāmī erworben hat, jedoch nicht von einem brāhmaṇa-Vater oder von einem gosvāmī in der Familie NITYĀNANDAS oder ADVAITA PRABHUS gezeugt wurde, nicht künstlich hochmütig sein und denken "Ah, jetzt bin ich ein gosvāmī geworden!". Er soll sich stets daran erinnern, daß er sogleich zu Fall kommt, sobald er materiellen Stolz entwickelt. Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein ist eine transzendentale Wissenschaft, und es gibt dort keinen Raum für Neid. Diese Bewegung ist für paramahaṁsas bestimmt, die völlig frei von aller Mißgunst sind (paramaṁ nirmatsarāṇām; SB. 1.1.2). Niemand soll mißgünstig sein, ganz gleich ob er in einer Familie von gosvāmīs geboren oder ob ihm der Titel gosvāmī verliehen wurde. Sobald jemand neidisch wird, fällt er von der Stufe des paramahaṁsa. Wir sollten begreifen: Wenn wir den körperlichen Mängeln eines Vaiṣṇava Bedeutung beimessen, machen wir uns eines Vergehens gegen die Lotosflüße des Vaiṣṇava schuldig. Ein Vergehen gegen die Lotosfüße eines Vaiṣṇava ist sehr schwerwiegend. Ja ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU bezeichnete dieses Vergehen als hātī-mātā, "das Vergehen des tollwütigen Elefanten". Ein tollwütiger Elefant kann großen Schaden anrichten, insbesondere wenn er in einen schöngepflegten Garten einbricht. Man sollte sich daher sehr in acht nehmen, kein Vergehen gegen einen Vaiṣṇava zu begehen. Jeder Gottgeweihte soll bereit sein, von einem höhergestellten Vaiṣṇava Unterweisungen entgegenzunehmen, und ein höhergestellter Vaiṣṇava muß bereit sein, einem untergeordneten Vaiṣṇava in jeder Hinsicht zu helfen. Je nach der spirituellen Entwicklung im KṚṢṆA-Bewußtsein gilt jemand als höhergestellt oder untergeordnet. Es ist verboten, die Handlungen eines reinen Vaiṣṇava von einem materiellen Standpunkt aus zu beurteilen. Vor allem für den Neuling ist es sehr schädlich, einen reinen Gottgeweihten nach materiellen Gesichtspunkten zu beurteilen. Man soll es daher vermeiden, einen reinen Gottgeweihten äußerlich zu beobachten, sondern vielmehr versuchen, die inneren Merkmale zu sehen und zu verstehen, wie er im transzendentalen liebevollen Dienst des HERRN tätig ist. So kann man es verhindern, den reinen Gottgeweihten mit materialistischen Augen zu betrachten, und kann allmählich selbst ein geläuterter Gottgeweihter werden.

Diejenigen, die glauben, KṚṢṆA-Bewußtsein beschränke sich auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, eine bestimmte Gruppe von Geweihten oder einen bestimmten Landstrich, neigen im allgemeinen dazu, die äußeren Merkmale des Gottgeweihten zu sehen. Da solche Neulinge den erhabenen Dienst des fortgeschrittenen Gottgeweihten nicht zu schätzen wissen, versuchen sie, den mahā-bhāgavata auf ihre Stufe herabzuziehen. Wir begegnen dieser Schwierigkeit bei der Verbreitung des KṚṢṆA-Bewußtseins auf der ganzen Welt. Unglücklicherweise sind wir von novizenhaften Gottbrüdern umgeben, die die außergewöhnliche Tätigkeit der Verbreitung des KṚṢṆA-Bewußtseins auf der ganzen Welt nicht zu schätzen wissen. Sie versuchen nur, uns auf ihre Stufe herabzuziehen, und sie versuchen, uns in jeder Beziehung zu kritisieren. Wir bedauern ihr naives Verhalten und ihr geringes Wissen sehr. Wer ermächtigt und tatsächlich im vertraulichen Dienst des HERRN tätig ist, darf nicht als gewöhnlicher Mensch behandelt werden, denn man kann die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein nicht auf der ganzen Welt verbreiten, wenn man nicht von KṚṢṆA dazu ermächtigt ist.

Wenn man daher einen reinen Gottgeweihten kritisiert, macht man sich eines Vergehens schuldig (vaiṣṇava-aparādha), das für diejenigen, die im KṚṢṆA-Bewußtsein fortzuschreiten wünschen, sehr hinderlich und gefährlich ist. Niemand kann einen spirituellen Nutzen gewinnen, wenn er sich gegen die Lotosfüße eines Vaiṣṇava vergeht. Jeder soll sich daher sehr davor hüten, einen ermächtigten Vaiṣṇava oder śuddha-vaiṣṇava zu beneiden. Es ist auch ein Vergehen zu glauben, man dürfe einen ermächtigten Vaiṣṇava zurechtweisen. Der Versuch, ihm Ratschläge zu erteilen oder ihn zu berichtigen, ist beleidigend. Man kann zwischen einern Vaiṣṇava-Neuling und einem fortgeschrittenen Vaiṣṇava anhand ihrer Tätigkeiten unterscheiden. Der fortgeschrittene Vaiṣṇava nimmt immer die Stellung des spirituellen Meisters ein, und der Neuling wird immer als sein Schüler betrachtet. Der spirituelle Meister ist nicht auf die Ratschläge eines Schülers angewiesen, noch ist er verpflichtet, von denen, die nicht seine Schüler sind, Unterweisungen entgegenzunehmen. Dies ist die Essenz des Ratschlages, den Śrīla Rūpa Gosvāmī uns im Sechsten Vers erteilt.

 

Siebter Vers


स्यात् कृष्ण-नाम-चरितादि-सिताप्य् अविद्या-
पित्तोपतप्त-रसनस्य न रोचिका नु
किन्त्व् आदराद् अनुदिनं खलु सैव जुष्टा
स्वाद्वी क्रमाद् भवति तद्-गद-मूल-हन्त्री

 

syāt kṛṣṇa-nāma-caritādi-sitāpy avidyā-

pittopatapta-rasanasya na rocikā nu

kintv ādarād anudinaṁ khalu saiva juṣṭā

svādvī kramād bhavati tad-gada-mūla-hantrī

 

syāt-ist; kṛṣṇa-ŚRĪ KṚṢṆAS; nāma-der HEILIGE NAME; carita-ādi-Charakter, Spiele und so fort; sitā-Kandiszucker; api-obwohl; avidyā-der Unwissenheit; pitta-durch die Galle; upatapta-beeinflußt; rasanasya-der Zunge; na-nicht; rocikā-wohlschmeckend; nu-oh, wie wunderbar ist es; kintu-aber; ādarāt-sorgfältig; anudinam-jeden Tag oder 24 Stunden täglich; khalu-naturgemäß; sā-diese (der Kandiszucker des HEILIGEN NAMENS); eva-gewiß; juṣṭā-genommen oder gechantet; svādvī-wohlschmeckend; kramāt-allmählich; bhavati-wird; tat-gada-dieser Krankheit; mūla-der Wurzel; hantrī-der Zerstörer.

 

ÜBERSETZUNG

 

Der HEILIGE NAME, der Charakter, die Spiele und Taten KṚṢṆAs sind alle transzendental süß wie Kandiszucker. Obwohl die Zunge eines von der Gelbsucht der avidyā [Unwissenheit] Befallenen nichts Süßes zu schmecken vermag, ist es wunderbar, daß einfach durch das tägliche sorgsame Chanten dieser süßen Namen ein natürlicher Geschmack in der Zunge erwacht und allmählich die Krankheit an der Wurzel zerstört wird.

 

ERLÄUTERUNG

 

Der HEILIGE NAME ŚRĪ KṚṢṆAS, SEINE Eigenschaften, Spiele und so fort sind alle von Natur aus absolute Wahrheit, Schönheit und Glückseligkeit. Naturgemäß sind sie sehr süß - wie Kandiszucker, den jeder mag. Unwissenheit jedoch wird mit Gelbsucht verglichen, die durch Gallenabsonderung verursacht wird. Von Gelbsucht befallen vermag die Zunge eines Kranken die Süße des Kandiszuckers nicht zu kosten. Vielmehr schmeckt einem Gelbsuchtkranken Süßes sehr bitter. Avidyā (Unwissenheit) verzerrt in ähnlicher Weise die Fähigkeit, den Namen, die Eigenschaften, die Form und die Spiele KṚṢṆAS, die alle transzendental wohlschmeckend sind, zu kosten. Wenn jemand sich trotz dieser Krankheit mit großer Sorgfalt und Aufmerksamkeit dem KṚṢṆA-Bewußtsein zuwendet, den HEILIGEN NAMEN chantet und über KṚṢṆAS transzendentale Spiele hört, wird seine Unwissenheit zerstört und seine Zunge befähigt, die Süße der transzendentalen Natur KṚṢṆAS und alles zu IHM Gehörenden zu kosten. Eine solche Erneuerung spiritueller Gesundheit ist nur durch die regelmäßige Kultivierung des KṚṢṆA-Bewußtseins möglich. Wenn jemand in der materiellen Welt mehr Interesse an der materialistischen Lebensweise als am KṚṢṆA-Bewußtsein zeigt, befindet er sich in einem krankhaften Zustand. Es ist der normale Zustand, ein ewiger Diener des HERRN zu bleiben (jīvera 'svarūpa' haya - kṛṣṇera 'nitya-dāsa' Cc. Madhya 20.108). Dieser gesunde Zustand geht verloren, wenn das Lebewesen KṚṢṆA vergißt, weil es sich zu den äußeren Manifestationen der māyā-Energie KṚṢṆAS hingezogen fühlt. Die Welt der māyā heißt auch durāśraya oder "trügerischer oder schlechter Schutz". Wer seinen Glauben in durāśraya setzt, wird ein Kandidat für die vergebliche Hoffnung. In der materiellen Welt versuch jeder, glücklich zu werden, und obwohl die materiellen Versuche der Menschen in jeder Hinsicht scheitern, können sie wegen ihrer Unwissenheit ihre Fehler nicht begreifen. Man versucht, einen Fehler zu berichtigen, indem man einen weiteren Fehler begeht. So verläuft der Kampf ums Dasein in der materiellen Welt. Wenn man jemandem in diesem Zustand rät, sich dem KṚṢṆA-Bewußtsein zuzuwenden und glücklich zu sein, nimmt er solche Unterweisungen nicht an.

Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein wird auf der ganzen Welt verbreitet, nur um diese grobe Unwissenheit zu heilen. Menschen im allgemeinen werden durch blinde Führer in die Irre geleitet. Die Führer der menschlichen Gesellschaft - die Politiker, Philosophen und Wissenschaftler - sind blind, weil sie nicht KṚṢṆA-bewußt sind. Nach der Bhagavad-gītā sind sie im Grunde sündhafte Schurken, die Niedrigsten unter den Menschen, weil ihnen aufgrund ihrer atheistischen Lebensweise alles wahre Wissen fehlt. KṚṢṆA sagt:

 

na māṁ duṣkṛtino mūḍhāh

prapadyante narādhamāḥ

māyayāpahṛta-jñānā

āsuraṁ bhāvam āśritāḥ

 

"Die Schurken, die abgestumpft und dumm, die die Niedrigsten der Menschheit sind, deren Wissen von Illusion gestohlen ist und die das atheistische Wesen von Dämonen haben, geben sich MIR nicht hin." (Bg. 7.15)

Solche Menschen ergeben sich KṚṢṆA nie, und sie widersetzen sich der Bemühung derer, die bei KṚṢṆA Zuflucht suchen wollen. Wenn Atheisten Führer der Gesellschaft werden, ist die gesamte Atmosphäre mit Unwissenheit durchtränkt. In einem solchen Zustand nehmen die Menschen die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein nicht mit großer Begeisterung auf, ebenso wie ein Gelbsuchtkranker den Geschmack des Kandiszuckers nicht schätzt. Man muß jedoch wissen, daß bei Gelbsucht Kandiszucker das einzige Heilmittel ist. In ähnlicher Weise ist im gegenwärtigen verwirrten Zustand, in dem sich die Menschheit befindet, KṚṢṆA-Bewußtsein oder das Chanten der HEILIGEN NAMEN des HERRN - HARE KṚṢṆA, HARE KṚṢṆA, KṚṢṆA KṚṢṆA, HARE HARE / HARE RĀMA, HARE RĀMA, RĀMA RĀMA, HARE HARE - das einzige Heilmittel, die Welt in Ordnung zu bringen. Obwohl KṚṢṆA-Bewußtsein für einen Kranken nicht sehr wohlschmeckend sein mag, weist uns Śrīla Rūpa Gosvāmī an, es mit großer Sorgfalt und Aufmerksamkeit anzunehmen, wenn wir von der materiellen Krankheit geheilt werden wollen. Man beginnt die Behandlung mit dem Chanten des HARE KṚṢṆA mahā-mantra, denn durch das Chanten dieser HEILIGEN NAMEN des HERRN wird ein Mensch in der materiellen Bedingung von allen falschen Auffassungen befreit (cetodarpaṇa-mārjanam; Śikṣ. 1). Avidyā, eine falsche Vorstellung von der eigenen spirituellen Identität, schafft die Voraussetzung für ahaṅkāra oder das falsche Ich im Herzen.

Die eigentliche Krankheit liegt im Herzen. Wenn der Geist jedoch gereinigt ist, wenn das Bewußtsein geläutert ist, kann die materielle Krankheit keinen Schaden anrichten. Um den Geist und das Herz von allen falschen Vorstellungen zu reinigen, sollte man sich dem Chanten des HARE KṚṢṆA mahā-mantra zuwenden. Es ist dies sowohl einfach als auch nützlich. Durch das Chanten der HEILIGEN NAMEN des HERRN wird man sogleich vom lodernden Feuer des materiellen Daseins befreit.

Es gibt drei Stufen beim Chanten des HEILIGEN GOTTESNAMENS - die Stufe der Vergehen, die Stufe der abnehmenden Vergehen und die Stufe der Reinheit. Wenn der Neuling mit dem Chanten des HARE KṢṆA mantra beginnt, begeht er gewöhnlich viele Vergehen. Es gibt zehn grundlegende Vergehen. Wenn der Gottgeweihte diese vermeidet, kann er die nächste Stufe erahnen, die zwischen dem Chanten mit Vergehen und dem reinen Chanten liegt. Wenn man die reine Stufe erreicht, ist man sogleich befreit. Man nennt dies bhava-mahā-dāvāgni-nirvāpanam (Śikṣ. 1). Sobald man vom lodernden Feuer des materiellen Daseins befreit ist, kann man den Geschmack des transzendentalen Lebens kosten.

Die Schlußfolgerung lautet, daß man mit dem Chanten des HARE KṚṢṆA mantra beginnen muß, um von der materiellen Krankheit geheilt zu werden. Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein ist insbesondere dafür bestimmt, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Menschen sich dem Chanten des HARE KṚṢṆA mantra zuwenden können. Man muß mit Glauben beginnen, und wenn dieser Glaube durch das Chanten wächst, kann jemand ein Mitglied der Gesellschaft werden. Wir senden saṅkīrtana-Gruppen in alle Teile der Welt, und sie machen die Erfahrung, daß selbst in den entlegensten Gebieten, wo niemand etwas von KṚṢṆA weiß, der HARE KṚṢṆA mahā-mantra auf Tausende von Menschen so anziehend wirkt, daß sie uns besuchen kommen. In einigen Gegenden beginnen Menschen, die Gottgeweihten nachzuahmen, indem sie sich die Köpfe scheren und den HARE  KṚṢṆA mahā-mantra chanten, nur ein paar Tage, nachdem sie den mantra gehört haben. Es mag dies Imitation sein, doch die Nachahmung einer guten Sache ist erwünscht. Manche Nachahmer werden nach und nach daran interessiert, durch den spirituellen Meister eingeweiht zu werden, und bieten sich zur Einweihung an.

Wenn jemand aufrichtig ist, wird er eingeweiht. Diese Stufe nennt man bhajana-kriyā. Sodann betätigt man sich tatsächlich im Dienst des HERRN, indem man regelmäßig den HARE KṚṢṆA mahā-mantra chantet, und zwar sechzehn Runden täglich, und von unerlaubten Geschlechtsbeziehungen, Rauschmitteln, dem Essen von Fleisch und Glücksspielen Abstand nimmt. Durch bhajana-kriyā erreicht man Freiheit von der Verunreinigung des materialistischen Lebens. Man geht nicht länger in ein Restaurant oder Hotel, um sogenannte wohlschmeckende Speisen zu kosten, die mit Fleisch und Zwiebeln zubereitet sind. Noch schert man sich um das Rauchen von Tabak oder das Trinken von Tee oder Kaffee. Man nimmt nicht nur von unzulässigen Geschlechtsbeziehungen Abstand, sondern meidet das Geschlechtsleben völlig. Auch zeigt man kein Interesse daran, seine Zeit mit Spekulation oder Glücksspiel zu verschwenden. Auf diese Weise wird man von unerwünschten Dingen (anartha-nivṛtti) gereinigt. Das Wort anartha bezieht sich auf unerwünschte Dinge. Anarthas werden beseitigt, wenn man Zuneigung für KṚṢṆA-Bewußtsein entwickelt.

Wenn jemand von unerwünschten Dingen befreit ist, wird er in der Ausübung seiner "KṚṢṆA-Tätigkeiten" gefestigt. Ja er entwickelt sogar Anhaftung an solche Tätigkeiten und erfährt bei der Ausübung des hingebungsvollen Dienstes Ekstase. Man nennt dies bhāva oder das vorbereitende Erwachen der schlummernden Liebe zu GOTT. So wird die bedingte Seele vom materiellen Dasein befreit und verliert das Interesse an der körperlichen Auffassung vom Leben sowie am materiellen Reichtum, materiellen Wissen und materiell verlockenden Dingen aller Art. Dann kann man verstehen, wer der HÖCHSTE PERSÖNLICHE GOTT ist, und was SEINE māyā ist.

Obwohl māyā gegenwärtig sein mag, kann sie einen Gottgeweihten, der die Stufe der bhāva erreicht hat, nicht stören. Es ist dies so, weil der Gottgeweihte die wahre Stellung māyās erkennen kann. Māyā bedeutet, KṚṢṆA zu vergessen, und KṚṢṆA zu vergessen und KṚṢṆA-Bewußtsein stehen nebeneinander wie Licht und Schatten. Wenn man im Schatten verbleibt, kann man nicht die Vorteile genießen, die das Licht bietet, und wenn man im Licht verbleibt, kann man durch die Dunkelheit des Schattens nicht gestört werden. Je mehr man sich dem KṚṢṆA-Bewußtsein zuwendet, um so mehr wird man nach und nach befreit und verbleibt im Licht. Ja man wird von der Dunkelheit nicht einmal berührt. Im Caitanya-caritāmṛta (Madhya 22.31) wird bestätigt:

 

kṛṣṇa - sūrya-sama; māyā haya andhakāra

yāhāṅ kṛṣṇa, tāhāṅ nāhi māyāra adhikāra

 

"KṚṢṆA wird mit dem Sonnenlicht verglichen und māyā mit der Dunkelheit. Wo immer das Sonnenlicht hinfällt, kann es keine Dunkelheit geben. Sobald man sich dem KṚṢṆA-Bewußtsein zuwendet, wird die Dunkelheit der Täuschung, der Einfluß der äußeren Energie, augenblicklich besiegt."

 

Achter Vers


तन्-नाम-रूप-चरितादि-सुकीर्तनानु-
स्मृत्योः क्रमेण रसना-मनसी नियोज्य
तिष्ठन् व्रजे तद्-अनुरागि-जनानुगामी
कालं नयेद् अखिलम् इत्य् उपदेश-सारम्

 

tan-nāma-rūpa-caritādi-sukīrtanānu-

smṛtyoḥ krameṇa rasanā-manasī niyojya

tiṣṭhan vraje tad-anurāgi-janānugāmī

kālaṁ nayed akhilam ity upadeśa-sāram

 

tat-ŚRĪ KṚṢṆAS; nāma-der HEILIGE NAME; rūpa-Gestalt; carita-ādi-Charakter, Spiele und so fort; su-kīrtana-darin, schön zu erörtern oder zu chanten; anusmṛtyoḥ-und darin, sich zu erinnern; krameṇa-allmählich; rasanā-die Zunge; manasī-und der Geist; niyojya-beschäftigend; tiṣṭhan-wohnend; vraje-in Vraja; tat-zu ŚRĪ KṚṢṆA; anurāgi-zugeneigt; jana-Menschen; anugāmī-folgend; kālam-Zeit; nayet-soll nutzen; akhilam-voll; iti-so; upadeśa-des Rats oder der Unterweisung; sāram-die Essenz.

 

ÜBERSETZUNG

 

Die Essenz aller Unterweisung lautet, daß man seine ganze Zeit - vierundzwanzig Stunden am Tag - dazu benutzen soll, den göttlichen Namen des HERRN, über SEINE transzendentale Gestalt, SEINE Eigenschaften und ewigen Spiele gut zu chanten und sich an sie zu erinnern, wodurch man nach und nach die Zunge und den Geist beschäftigt. So soll man in Vraja [Goloka Vṛndāvana-dhāma] leben und KṚṢṆA unter der Anleitung von Gottgeweihten dienen. Man soll in die Fußstapfen der geliebten Geweihten des HERRN treten, die sehr an SEINEM hingebungsvollen Dienst hängen.

 

ERLÄUTERUNG

 

Da der Geist sowohl unser Freund als auch unser Feind sein kann, müssen wir den Geist schulen, unser Freund zu werden. Die Bewegung für KṚṢṆA-Bewußtsein ist insbesondere dafür bestimmt, den Geist darin zu schulen, stets für KṚṢṆA tätig zu sein. Der Geist enthält Hunderttausende von Eindrücken, nicht nur aus diesem Leben, sondern auch aus vielen, vielen Leben der Vergangenheit. Diese Eindrücke kommen bisweilen miteinander in Verbindung und erzeugen widersprüchliche Bilder. Auf diese Weise kann die Funktion des Geistes einer bedingten Seele sehr gefährlich werden. Psychologiestudenten sind sich dieser vielfältigen psychologischen Veränderungen bewußt. In der Bhagavad-gītā (8.6) heißt es:

 

yaṁ yaṁ vāpi smaran bhāvaṁ

tyajaty ante kalevaram

taṁ taṁ evaiti kaunteya

sadā tad-bhāva-bhāvitaḥ

 

"Den Seinszustand, an den man sich beim Verlassen des Körpers erinnert, wird man zweifellos erreichen."

Zur Zeit des Todes schaffen der Geist und die Intelligenz eines Lebewesens die feinstoffliche Form eines bestimmten Körpers für das nächste Leben. Wenn der Geist an etwas nicht sehr Vorteilhaftes denkt, muß man im nächsten Leben einen entsprechenden Körper annehmen. Wenn man auf der anderen Seite zur Zeit des Todes an KṚṢṆA denken kann, wird man zur spirituellen Welt, Goloka Vṛndāvana, erhoben. Dieser Vorgang der Wanderung spielt sich im Bereich des Feinstofflichen ab; Śrīla Rūpa Gosvāmī rät daher den Gottgeweihten, ihren Geist zu schulen, so daß sie sich an nichts anderes als KṚṢṆA werden erinnern können. Ebenso soll die Zunge geschult werden, nur über KṚṢṆA zu sprechen und nur kṛṣṇa-prasāda zu kosten. Śrīla Rūpa Gosvāmī rät weiterhin, tiṣṭhan vraje: man soll in Vṛndāvana oder einem Teil Vrajabhūmis leben. Vrajabhūmi oder das Land von Vṛndāvana umfaßt ein Gebiet von etwa vierundachtzig krośas. Ein krośa entspricht 3,2 Quadratkilometern. Wenn man Vṛndāvana zu seinem Wohnort macht, soll man bei einem ansässigen fortgeschrittenen Gottgeweihten Zuflucht suchen. So soll man ständig an KṚṢṆA und SEINE Spiele denken. Im Bhakti-rasāmṛta-sindhu (1.2.294) führt Śrīla Rūpa Gosvāmī dies weiter aus:

 

kṛṣṇaṁ smaran janaṁ cāsya

preṣṭhaṁ nija-samīhitam

tat-tat-kathā-rataś cāsau

kuryād vāsaṁ vraje sadā

 

"Ein Gottgeweihter soll stets im transzendentalen Reich von Vraja leben und sich ständig üben in kṛṣṇaṁ smaran janaṁ cāsya preṣṭham, der Erinnerung an KṚṢṆA und SEINE geliebten Gefährten. Indem man den Fußspuren solcher Gefährten folgt und sich unter ihre ewige Führung stellt, kann man den starken Wunsch entwickeln, dem HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT zu dienen."

Weiter sagt Śrīla Rūpa Gosvāmī im Bhakti-rasāmṛta-sindhu (1.2.295):

 

sevā sādhaka-rūpeṇa

siddha-rūpeṇa cātra hi

tad-bhāva-lipsunā kāryā

vraja-lokānusārataḥ

 

"Im transzendentalen Reich von Vraja [Vraja-dhāma] soll man dem HÖCHSTEN HERRN, ŚRĪ KṚṢṆA, mit einem Gefühl dienen, das dem SEINER Gefährten gleicht, und man selbst soll sich unter die unmittelbare Führung eines bestimmten Gefährten KṚṢṆAS stellen und in seine Fußstapfen treten. Dieses Verfahren ist sowohl auf der Stufe des sādhana (spirituelle Übung, während man noch auf der Stufe der Knechtschaft steht) als auch auf der Stufe des sādhya (der Gotteserkenntnis) anwendbar, wenn man ein siddha-puruṣa oder eine spirituell vollkommene Seele ist."

Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura gab zu diesem Vers folgenden Kommentar: "Wer noch kein Interesse am KṚṢṆA-Bewußtsein entwickelt hat, soll alle materiellen Motive aufgeben und seinen Geist schulen, indem er den zum Fortschritt verhelfenden regulierenden Prinzipien folgt, nämlich Chanten und Sicherinnern an KṚṢṆA und SEINEN Namen, SEINE Gestalt, SEINE Eigenschaften, SEINE  Spiele und so fort. Auf diese Weise soll man versuchen, nachdem man einen Geschmack für solche Dinge entwickelt hat, in Vṛndāvana zu leben und seine Zeit ständig damit zu verbringen, sich an KṚṢṆAS Namen, SEINEN Ruhm, SEINE Spiele und Eigenschaften unter der Führung und dem Schutz eines erfahrenen Gottgeweihten zu erinnern. Es ist dies die Summe und Substanz aller Unterweisungen in bezug auf die Kultivierung hingebungsvollen Dienstes.

Auf der Stufe des Neulings soll man stets kṛṣṇa-kathā hören. Man nennt dies śravaṇa-daśā, die Stufe des Hörens. Durch das ständige Hören von KṚṢṆAS transzendentalem HEILIGEN NAMEN und dadurch, daß man auch von SEINER transzendentalen Gestalt, SEINEN Eigenschaften und Spielen hört, kann man die Stufe des Annehmens erreichen, die man varaṇa-daśā nennt. Wenn man auf diese Stufe gelangt, haftet man daran, kṛṣṇa-kathā zu hören. Wenn man imstande ist, in Ekstase zu chanten, erreicht man die Stufe der smaraṇāvasthā, die Stufe der Erinnerung. Sammlung, Versenkung, Meditation, ständige Erinnerung und Trance sind die fünf Stufen fortschreitender kṛṣṇa-smaraṇa. Zunächst mag die Erinnerung an KṚṢṆA in gewissen Abständen unterbrochen werden, doch später setzt sich die Erinnerung ohne Ablaß fort. Wenn die Erinnerung nicht mehr unterbrochen wird, konzentriert sie sich und wird als Meditation bezeichnet. Wenn sich die Meditation erweitert und beständig wird, nennt man dies anusmṛti. Durch ununterbrochene und nicht endende anusmṛti erreicht man die Stufe des samādhi oder der spirituellen Trance. Nachdem sich smaraṇa-daśā oder samādhi voll entwickelt hat, gelangt die Seele zum Verständnis ihrer ursprünglichen, wesenseigenen Stellung. Dann kann man seine ewige Beziehung zu KṚṢṆA vollkommen und klar verstehen. Dies wird als sampatti-daśā oder die Vollkommenheit des Lebens bezeichnet. Der Caitanya-caritāmṛta rät jenen, die Neulinge sind, alle Arten motivierter Wünsche aufzugeben und sich einfach den Anweisungen der Schriften gemäß im regulierten hingebungsvollen Dienst für den HERRN zu betätigen. So kann ein Neuling allmählich Anhaftung an KṚṢṆAS Namen, Ruhm, Gestalt, Eigenschaften und so fort entwickeln. Wenn man solche Anhaftung entwickelt hat, kann man spontan den Lotosfüßen KṚṢṆAS dienen, auch ohne den regulierenden Prinzipien zu folgen. Man nennt diese Stufe rāga-bhakti oder hingebungsvollen Dienst in spontaner Liebe. Auf dieser Stufe kann der Gottgeweihte in die Fußstapfen eines der ewigen Gefährten KṚṢṆAS in Vṛndāvana treten. Dies wird als rāgānuga-bhakti bezeichnet. Rāgānuga-bhakti oder spontaner hingebungsvoller Dienst kann im śānta-rasa ausgeführt werden, wenn man danach strebt, wie KṚṢṆAS Kühe, der Stab oder die Flöte in der Hand KṚṢṆAS oder wie die Blumen um KṚṢṆAS Hals zu werden. Im dāsya-rasa folgt man den Fußspuren von Dienern wie Citraka, Patraka oder Raktaka. Im freundschaftlichen sakhya-rasa kann man ein Freund wie Baladeva, Śrīdhāmā oder Sudāmā werden. Im vātsalya-rasa, der sich durch elterliche Zuneigung auszeichnet, kann man wie Nanda Mahārāja und Yaśodā werden, und im mādhurya-rasa, den eheliche Liebe kennzeichnet, kann man wie ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ oder IHRE Freundinnen (sakhīs) wie Lalitā und IHRE Dienerinnen (mañjarīs) wie Rūpa und Rati werden. Es ist dies die Essenz aller Unterweisung hinsichtlich hingebungsvollen Dienstes."

 

Neunter Vers


वैकुण्ठाज् जनितो वरा मधु-पुरी तत्रापि रासोत्सवाद्
वृन्दारण्यम् उदार-पाणि-रमणात् तत्रापि गोवर्धनः
राधा-कुण्डम् इहापि गोकुल-पतेः प्रेमामृताप्लावनात्
कुर्याद् अस्य विराजतो गिरि-तटे सेवां विवेकी न कः

 

vaikuṇṭhāj janito varā madhu-purī tatrāpi rāsotsavād

  vṛndāraṇyam udāra-pāṇi-ramaṇāt tatrāpi govardhanaḥ

rādhā-kuṇḍam ihāpi gokula-pateḥ premāmṛtāplāvanāt

kuryād asya virājato giri-taṭe sevāṁ vivekī na kaḥ

 

vaikuṇthāt-als Vaikuṇṭha, die spirituelle Welt; janitaḥ-wegen der Geburt; varā-besser; madhu-purī-die transzendentale Stadt,  die man als Mathurā kennt; tatra api-höher als diese; rāsa-utsavāt-wegen der Durchführung des rāsa-līlā; vṛndā-araṇyam-der Wald von Vṛndāvana; udāra-pāṇi-ŚRĪ KṚṢṆAS; ramaṇāt-wegen vielfältiger liebevoller Spiele; tatra api-höher als dieser; govardhanaḥ-Govardhana-Hügel; rādhā-kuṇḍam-der Ort, den man als Rādhā-kuṇḍa kennt; iha api-höher als dieser; gokula-pateḥ-KṚṢṆAS, des Meisters von Gokula; prema-amṛta-mit dem Nektar göttlicher Liebe; āplāvanāt-weil es überflutet wurde; kuryāt-würde tun; asya-dieser (Rādhā-kuṇḍa); virājataḥ-gelegen; giri-taṭe-am Fuß des Govardhana-Hügels; sevām-Dienst; vivekī-der intelligent ist; na-nicht; kaḥ-wer.

 

ÜBERSETZUNG

 

Der heilige Ort, den man als Mathurā kennt, steht spirituell höher als Vaikuṇṭha, die transzendentale Welt, weil der HERR dort erschien. Höher als Mathurā-purī steht der transzendentale Wald von Vṛndāvana, weil dort KṚṢṆAS rāsa-līlā-Spiele stattfanden. Und höher als der Wald von Vṛndāvana steht der Govardhana-Hügel, denn er wurde durch die göttliche Hand ŚRĪ KṚṢṆAS emporgehoben und war der Schauplatz SEINER vielfältigen Spiele der Liebe. Und über allem steht der vortreffliche Śrī Rādhā-kuṇḍa in erhabener Stellung, denn er ist mit der ambrosischen, nektargleichen prema des HERRN von Gokula, ŚRĪ KṚṢṆAS, überflutet. Wo ist also der intelligente Mensch, der nicht gewillt ist, diesem göttlichen Rādhā-kuṇḍa zu dienen, der am Fuß des Govardhana-Hügels liegt?

 

ERLÄUTERUNG

 

Die spirituelle Welt umfaßt drei Viertel der gesamten Schöpfung des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES, und sie ist der erhabenste Bereich. Die spirituelle Welt steht naturgemäß über der materiellen Welt; doch Mathurā und die angrenzenden Gebiete gelten, obwohl sie in der materiellen Welt erscheinen, höher als die spirituelle Weit, weil der HÖCHSTE PERSÖNLICHE GOTT SELBST in Mathurā erschien. Die inneren Wälder von Vṛndāvana gelten als höher als Mathurā, weil zu ihnen die zwölf Wälder (dvādaśa-vana) gehören, wie Tālavana, Madhuvana und Bahulāvana, die für die vielfältigen Spiele des HERRN berühmt sind. Der innere Vṛndāvana-Wald steht daher über Mathurā, doch vortrefflicher als diese Wälder ist der göttliche Govardhana-Hügel, weil KṚṢṆA den Govardhana-Hügel wie einen Schirm hochhob, indem ER ihn mit SEINER lotosgleichen schönen Hand aufnahm, UM SEINE Gefährten, die Bewohner von Vraja, vor den Regengüssen zu beschützen, die der zornige Indra, der König der Halbgötter, gesandt hatte. Am Govardhana-Hügel hütete KṚṢṆA auch die Kühe Mit SEINEN Kuhhirtenfreunden, und dort traf ER SICH mit SEINER geliebten ŚRĪ RĀDHĀ und erfreute SICH mit IHR liebevoller Spiele. Rādhā-kuṇḍa, am Fuß des Govardhana, steht über allem, denn dies ist der Ort, an dem die Liebe zu KṚṢṆA überfließt. Fortgeschrittene Gottgeweihte ziehen es vor, am Rādhā-kuṇḍa zu wohnen, denn dieser Ort ist der Schauplatz vieler Erinnerungen an die ewigen liebevollen Spiele KṚṢṆAS und RĀDHĀRĀṆĪS (rati-vilāsa).

Im Caitanya-caritāmṛta (Madhya 18.1-14) heißt es, daß ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU bei SEINEM ersten Besuch des Gebietes von Vrajabhūmi die Stelle des Rādhā-kuṇḍa zunächst nicht finden konnte. Dies bedeutet, daß ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU eigentlich nach der genauen Lage des Rādhā-kuṇḍa suchte, und schließlich fand ER den heiligen Ort. Es gab dort einen kleinen Teich, in welchem ER badete, und ER sagte SEINEN Geweihten, daß dies die Lage des eigentlichen Rādhā-kuṇḍa sei. Später wurde der Teich von den Geweihten ŚRĪ CAITANYAS ausgehoben, die zunächst den Sechs Gosvāmīs, wie Rūpa und Raghunātha dāsa, angeführt wurden. Heute findet man dort einen großen See namens Rādhā-kuṇḍa. Śrīla Rūpa Gosvāmī hat auf den Rādhā-kuṇḍa großen Nachdruck gelegt, weil es ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS Wunsch war, diesen Ort zu finden. Wer also wird Rādhā-kuṇḍa verlassen und versuchen, anderswo zu leben? Niemand mit transzendentaler Intelligenz wird dies tun. Die Bedeutsamkeit des Rādhā-kuṇḍa jedoch, kann nicht von anderen Vaiṣṇava-sampradāyas erkannt werden, noch können Menschen, die nicht am hingebungsvollen Dienst ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS interessiert sind, die spirituelle Bedeutsamkeit und göttliche Natur des Rādhā-kuṇḍa begreifen. Rādhā-kuṇḍa wird daher hauptsächlich von den Gauḍīya Vaiṣṇavas, den Nachfolgern ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS, verehrt.

 

Zehnter Vers


कर्मिभ्यः परितो हरेः प्रियतया व्यक्तिं ययुर् ज्ञानिनस्
तेभ्यो ज्ञान-विमुक्त-भक्ति-परमाः प्र्मैक-निष्ठास् ततः
तेभ्यस् ताः पशु-पाल-पङ्कज-दृशस् ताभ्यो ऽपि सा राधिका
प्रेष्ठा तद्वद् इयं तदीय-सरसी तां नाश्रयेत् कः कृती

 

karmibhyaḥ parito hareḥ priyatayā vyaktiṁ yayur jñāninas

tebhyo jñāna-vimukta-bhakti-paramāḥ prmaika-niṣṭhās tataḥ

tebhyas tāḥ paśu-pāla-paṅkaja-dṛśas tābhyo 'pi sā rādhikā

preṣṭhā tadvad iyaṁ tadīya-sarasī tāṁ nāśrayet kaḥ kṛtī

 

karmibhyaḥ-als alle fruchtbringenden Arbeiter; paritaḥ-in jeder Hinsicht; hareḥ-durch den HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTT; priyatayā-weil begünstigt; vyaktim yayuḥ-es heißt in der śāstra; jñāninaḥ-die im Wissen Fortgeschrittenen; tebhyaḥ-ihnen übergeordnet; jñāna-vimukta-durch Wissen befreit; bhakti-paramāḥ-die im hingebungsvollen Dienst Tätigen; prema-eka-niṣṭhāḥ-jene, die reine Liebe zu GOTT erreicht haben; tataḥ-ihnen übergeordnet; tebhyaḥ-besser als sie; tāḥ-sie; paśu-pāla-paṅkaja-dṛśaḥ-die gopīs, die stets von KṚṢṆA, dem Kuhhirtenknaben, abhängig sind; tābhyaḥ-über ihnen allen; api-gewiß; sā-SIE; rādhikā-ŚRĪMATĪ RĀDHIKĀ; preṣṭhā-sehr lieb; tadvat-in ähnlicher Weise; iyam-dies; tadīya-sarasī-IHR See, Śrī Rādhā-kuṇḍa; tām-Rādhā-kuṇḍa; na-nicht; āśrayet-würde Zuflucht suchen bei; kaḥ-wer; kṛtī-überaus vom Glück begünstigt.

 

ÜBERSETZUNG

 

In der śāstra heißt es, daß von allen Arten fruchtbringender Arbeiter der im Wissen um die höheren Werte des Lebens Fortgeschrittene vom HÖCHSTEN HERRN, HARI, begünstigt wird. Von vielen solchen im Wissen fortgeschrittenen Menschen [jñānīs] mag jemand, der kraft seines Wissens praktisch befreit ist, sich dem hingebungsvollen Dienst zuwenden. Er ist den anderen überlegen. Über ihm steht derjenige, der prema oder reine Liebe zu KṚṢṆA erreicht hat. Die gopīs stehen über all diesen fortgeschrittenen Gottgeweihten, denn sie sind stets völlig abhängig von ŚRĪ KṚṢṆA, dem transzendentalen Hirtenknaben. Von den gopīs ist ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ dem KṚṢṆA am liebsten. IHR kuṇḍa [See] ist ŚRĪ KṚṢṆA so lieb wie diese liebste der gopīs. Wer wird also nicht am Rādhā-kuṇḍa wohnen und in einem von ekstatischen hingebungsvollen Empfindungen [aprākṛta-bhāva] durchdrungenen spirituellen Körper liebevollen Dienst darbringen dem göttlichen Paar ŚRĪ ŚRĪ RĀDHĀ-GOVINDA, die dort IHRE aṣṭakālīya-līlā, IHRE ewigen achtfachen täglichen Spiele, entfalten. In der Tat sind jene, die an den Ufern des Rādhā-kuṇḍa hingebungsvollen Dienst ausführen, die glücklichsten Menschen im Universum.

 

ERLÄUTERUNG

 

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geht fast jeder dieser oder jener fruchtbringenden Tätigkeit nach. Diejenigen, die materielle Gewinne durch Arbeit zu erzielen suchen, nennt man karmīs oder fruchtbringende Arbeiter. Alle Lebewesen in der materiellen Welt sind unter den Bann māyās geraten. Es wird dies im Viṣṇu Purāṇa (6.7.61) wie folgt beschrieben:

 

viṣṇu-śaktiḥ parā proktā

kṣetrajñākhyā tathā parā

avidyā-karma-saṁjñānyā

tṛtīyā śaktir iṣyate
[Cc. Madhya 6.154]

 

"Weise haben die Energien des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES in drei Kategorien gegliedert - nämlich die spirituelle Energie, die marginale Energie und die materielle Energie." Die materielle Energie wird als drittklassige Energie (tṛtīyā śaktiḥ) betrachtet. Jene, die im Herrschaftsbereich der materiellen Energie leben, arbeiten bisweilen sehr schwer wie Hunde und Schweine nur um der Sinnenbefriedigung willen. Manche karmīs werden jedoch im gegenwärtigen Leben oder nach der Ausführung frommer Werke im nächsten Leben stark dazu hingezogen, verschiedene Arten von Opfern zu vollziehen, die in den Vedas erwähnt sind. So werden sie kraft ihrer frommen Werke zu himmlischen Planeten erhoben, und zwar diejenigen, die sich bei der Ausführung von Opfern streng an die vedischen Vorschriften halten, zum Mond und Planeten über dem Mond. In der Bhagavad-gītā (9.21) heißt es hierzu: kṣīṇe puṇye martya-lokaṁ viśanti. "Nachdem sich die Ergebnisse ihrer sogenannten frommen Werke erschöpft haben, kehren sie wieder auf die Erde zurück, die man Martya-loka oder den Ort des Todes nennt." Obwohl solche Personen durch ihre frommen Werke zu den himmlischen Planeten aufsteigen, und obwohl sie dort viele Tausende von Jahren das Leben genießen mögen, müssen sie doch auf den Erdplaneten zurückkehren, wenn die Ergebnisse ihrer frommen Werke aufgezehrt sind.

Dies ist die Stellung aller karmīs, einschließlich derer, die fromm handeln, und derer, die gottlos handeln. Auf unserem Planeten finden wir viele Geschäftsleute, Politiker und andere, denen es nur um materielles Glück geht. Sie versuchen, mit allen Mitteln Geld zu verdienen, ganz gleich ob solche Mittel fromm oder gottlos sind. Solche Menschen nennt man karmīs oder grobe Materialisten. Unter den karmīs gibt es einige vikarmīs oder Menschen, die ohne die Führung des vedischen Wissens handeln. Diejenigen, die auf der Grundlage vedischen Wissens handeln, führen Opfer durch, um ŚRĪ VIṢṆU zu erfreuen und von IHM Segnungen zu empfangen. So werden sie dann zu höheren Planetensystemen erhoben. Solche karmīs stehen über den vikarmīs, denn sie handeln getreu den Anweisungen der Vedas und sind KṚṢṆA zweifellos lieb. In der Bhagavad-gītā (4.11) sagt KṚṢṆA: ye yathā māṁ prapadyante tāṁs tathaiva bhajāmy aham. "So wie sich jemand MIR ergibt, so belohne ICH ihn." KṚṢṆA ist so gütig, daß ER die Wünsche der karmīs und jñānīs erfüllt, ganz zu schweigen von denen der bhaktas. Obgleich die karmīs bisweilen zu höheren Planetensystemen erhoben werden, müssen sie nach dem Tode neue materielle Körper annehmen, solange sie fruchtbringenden Handlungen verhaftet bleiben. Wenn man fromm handelt, kann man einen neuen Körper unter den Halbgöttern auf den höheren Planetensystemen bekommen, oder man mag in eine andere Stellung gelangen, in der man ein höheres Maß materiellen Glücks genießen kann. Auf der anderen Seite werden diejenigen, die gottlos handeln, erniedrigt und werden als Tiere, Bäume und Pflanzen geboren. Fruchtbringende Arbeiter, die sich nicht um die vedischen Anweisungen kümmern (vikarmīs), werden daher von gelehrten Heiligen nicht geschätzt. Im Śrīmad-Bhāgavatam (5.5.4) heißt es:

 

nūnaṁ pramattaḥ kurute vikarma

yad indriya-prītaya āpṛṇoti

na sādhu manye yata ātmano 'yam

asann api kleśada āsa dehaḥ

 

"Materialisten, die nur um der Sinnenbefriedigung willen schwer arbeiten wie Hunde und Schweine, sind im Grunde wahnsinnig. Sie führen alle möglichen abscheulichen Tätigkeiten aus, nur um ihre Sinne zu befriedigen. Materialistische Tätigkeiten sind einem intelligenten Menschen in keiner Weise würdig, denn als Folge solcher Tätigkeiten bekommt man einen materiellen Körper, der voller Leid ist." Der Zweck des menschlichen Lebens besteht darin, den dreifachen leidvollen Bedingungen zu entkommen, die das materielle Dasein begleiten. Unglücklicherweise sind fruchtbringende Arbeiter wie von Sinnen, Geld zu verdienen und mit allen Mitteln zeitweilige materielle Annehmlichkeiten zu erwerben; deshalb riskieren sie es, zu einem Leben in unteren Lebensformen erniedrigt zu werden. Materialisten schmieden törichterweise viele Pläne, um in der materiellen Welt glücklich zu werden. Sie halten nicht inne, um zu überlegen, daß sie nur eine bestimmte Anzahl von Jahren leben werden, von denen sie den größten Teil dazu verwenden müssen, Geld für Sinnenbefriedigung zu verdienen. Schließlich enden solche Tätigkeiten mit dem Tod. Materialisten bedenken nicht, daß sie nach Verlassen des Körpers vielleicht als niedere Tiere, Pflanzen oder Bäume verkörpert werden. So führen all ihre Tätigkeiten dazu, daß der Zweck des Lebens verfehlt wird. Nicht nur, daß sie unwissend geboren sind, sondern sie handeln auch in Unwissenheit und denken, sie erzielten materielle Vorteile in Form von Hochhäusern, schnellen Autos, ehrbaren Stellungen und so fort. Die Materialisten wissen nicht, daß sie im nächsten Leben erniedrigt werden und daß ihre Handlungen nur parābhava oder ihrer Niederlage dienen. So lautet die Aussage des Śrīmad-Bhāgavatam (5.5.5): parābhavas tāvad abodha-jātaḥ.

Man soll daher begierig danach sein, die Wissenschaft von der Seele (ātma-tattva) zu verstehen. Solange man nicht auf die Stufe des ātma-tattva kommt, auf der man begreift, daß die Seele, und nicht der Körper, mit dem Selbst identisch ist, verbleibt man auf der Ebene der Unwissenheit. Von Tausenden und selbst Millionen unwissender Menschen, die ihre Zeit damit verschwenden, nur ihre Sinne zu befriedigen, mag einer zur Ebene des Wissens kommen und die höheren Werte des Lebens begreifen. Einen solchen Menschen nennt man jñānī. Der jñānī weiß, daß fruchtbringende Tätigkeiten ihn an das materielle Dasein binden und ihn veranlassen werden, von einer Art des Körpers zur nächsten zu wandern. Wie das Śrīmad-Bhāgavatam (5.5.5) durch den Begriff śarīrabandha (gebunden durch körperliches Dasein) andeutet, wird der Geist in karma oder fruchtbringende Tätigkeit versunken sein, solange man eine beliebige Vorstellung, die Sinne zu genießen, beibehält, und dies wird dazu führen, daß man von Körper zu Körper wandern muß.

Somit gilt ein jñānī mehr als ein karmī, denn er hält sich zumindest von den blinden Tätigkeiten des Sinnengenusses zurück. So lautet die Feststellung des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES. Doch obwohl ein jñānī von der Unwissenheit der karmīs befreit sein mag, gilt er immer noch als unwissend (avidyā), solange er nicht zur Ebene des hingebungsvollen Dienstes aufsteigt. Obgleich jemand als jñānī oder ein im Wissen Fortgeschrittener angesehen werden mag, gilt sein Wissen als unrein, weil er keine Kenntnis vom hingebungsvollen Dienst hat und daher die unmittelbare Verehrung der Lotosfüße des HÖCHSTEN PERSÖNLICHEN GOTTES mißachtet.

Wenn sich ein jñānī dem hingebungsvollen Dienst zuwendet, wird er sehr schnell einem gewöhnlichen jñānī überlegen. Ein solch fortgeschrittener Mensch wird als jñāna-vimukta-bhaktiparama beschrieben. Wie ein jñānī zum hingebungsvollen Dienst kommt, wird in der Bhagavad-gītā (7.19) erklärt, wo KṚṢṆA sagt:

 

bahūnāṁ janmanām ante

jñānavān māṁ prapadyate

vāsudevaḥ sarvam iti

sa mahātmā sudurlabhaḥ

 

"Wer nach vielen Geburten und Toden wirkliches Wissen besitzt, ergibt sich MIR, da er weiß, daß ICH die Ursache aller Ursachen und daß ICH alles bin. Eine solch große Seele ist sehr selten." Jemand ist wirklich weise, wenn er sich den Lotosfüßen KṚṢṆAS ergibt, doch ein solcher mahātmā, eine große Seele, ist sehr selten.

Nachdem sich jemand dem hingebungsvollen Dienst nach regulierenden Prinzipien gewidmet hat, mag er zur Stufe der spontanen Liebe zu GOTT kommen, indem er den Fußspuren großer Gottgeweihter wie Nārada, Sanaka und Sanātana folgt. Der HÖCHSTE PERSÖNLICHE GOTT erkennt ihn dann als höherstehend an. Die Gottgeweihten, die Liebe zu GOTT entwickelt haben, befinden sich zweifellos in einer erhabenen Stellung.

Unter all diesen Gottgeweihten gelten die gopīs als höhergestellt, denn sie kennen nichts anderes als KṚṢṆAS Befriedigung. Auch erwarten die gopīs keine Gegenleistung von KṚṢṆA. Ja KṚṢṆA versetzt sie manchmal in größte Not, indem ER SICH von ihnen trennt. Trotzdem können sie KṚṢṆA nicht vergessen. Als KṚṢṆA Vṛndāvana verließ, um nach Mathurā zu fahren, wurden die gopīs völlig mutlos und verbrachten den Rest ihres Lebens damit in Trennung von KṚṢṆA einfach zu weinen. Dies bedeutet, daß sie in gewissem Sinne niemals wirklich von KṚṢṆA getrennt waren. Es besteht kein Unterschied zwischen dem Denken an KṚṢṆA und der unmittelbaren Gemeinschaft mit IHM. Vielmehr ist vipralambha-sevā oder das Denken an KṚṢṆA in Trennung, wie es ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU tat, weitaus besser, als KṚṢṆA unmittelbar zu dienen. Von all den Gottgeweihten, die unvermischte, hingebungsvolle Liebe zu KṚṢṆA entwickelt haben, befinden sich die gopīs auf der höchsten Ebene, und von all diesen erhabenen gopīs ist ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ die höchste. Niemand kann den hingebungsvollen Dienst ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪS übertreffen. Ja nicht einmal KṚṢṆA kann die Haltung ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪS begreifen; daher nahm ER IHRE Stellung ein und erschien als ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHU, nur UM IHRE transzendentalen Empfindungen zu verstehen.

Auf diese Weise kommt Śrīla Rūpa Gosvāmī allmählich zu dem Schluß, daß ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ die höchste Geweihte KṚṢṆAS und daß IHR kuṇḍa (See), Śrī Rādhā-kuṇḍa, der erhabenste Ort ist. Es wird dies in einem Zitat aus dem Laghu-bhāgavatāmṛta (Uttarakhaṇḍa 45) bestätigt das im Caitanya-caritāmṛta (Madhya 18.8) zitiert wird:

 

yathā rādhā priyā viṣṇos

tasyāḥ kuṇḍaṁ priyaṁ tathā

sarva-gopīṣu saivaikā

viṣṇor atyanta-vallabhā

 

"So wie ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ dem HÖCHSTEN HERRN, KṚṢṆA [VIṢṆU], lieb ist, so ist IHR Badeort [Rādhā-kuṇḍa] KṚṢṆA gleichermaßen lieb. Unter all den gopīs steht SIE allein in höchster Stellung als die Liebste des HERRN."

Jeder, der am KṚṢṆA-Bewußtsein interessiert ist, soll daher letztlich beim Rādhā-kuṇḍa Zuflucht suchen und dort sein ganzes Leben hindurch hingebungsvollen Dienst ausführen. So lautet die Schlußfolgerung Rūpa Gosvāmīs im Zehnten Vers des Upadeśāmṛta.

 

Elfter Vers


कृष्णस्योच्चैः प्रणय-वसतिः प्रेयसीभ्यो ऽपि राधा
कुण्डं चास्या मुनिभिर् अभितस् तादृग् एव व्यधायि
यत् प्रेष्ठैर् अप्य् अलम् असुलभं किं पुनर् भक्ति-भाजां
तत् प्रेमेदं सकृद् अपि सरः ष्नातुर् आविस्करोति

 

kṛṣṇasyoccaiḥ praṇaya-vasatiḥ preyasībhyo 'pi rādhā

kuṇḍaṁ cāsyā munibhir abhitas tādṛg eva vyadhāyi

yat preṣṭhair apy alam asulabhaṁ kiṁ punar bhakti-bhājāṁ

tat premedaṁ sakṛd api saraḥ ṣnātur āviskaroti

 

kṛṣṇasya-ŚRĪ KṚṢṆAS; uccaiḥ-sehr hoch; praṇaya-vasatiḥ-Gegenstand der Liebe; preyasībhyaḥ-von den vielen liebenswerten gopīs; api-gewiß; rādhā-SRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ; kuṇḍam-See; ca-auch; asyāḥ-von IHR; munibhiḥ-durch große Weise; abhitaḥ-in jeder Hinsicht; tādṛk eva-in ähnlicher Weise; vyadhāyi-wird beschrieben; yat-welcher; preṣṭhaiḥ-von den fortgeschrittensten Gottgeweihten; api-selbst; alam-genug; asulabham-schwierig zu erreichen; kim-was; punaḥ-wieder; bhakti-bhājām-für Personen, die im hingebungsvollen Dienst tätig sind; tat-diese; prema-Liebe zu GOTT; idam-diese; sakṛt-einmal; api-sogar; saraḥ-See; snātuḥ-von jemandem, der gebadet hat; āviṣkaroti-entsteht.

 

ÜBERSETZUNG

 

Von den vielen Gegenständen bevorzugter Freude und von all den liebenswerten Mädchen von Vrajabhūmi ist ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ zweifellos das am höchsten geschätzte Ziel von KṚṢṆAS Liebe. Und in jeder Hinsicht wird IHR göttlicher kuṇḍa von großen Weisen als in ähnlicher Weise IHM lieb beschrieben. Unzweifelhaft wird Rādhā-kuṇḍa sogar von großen Gottgeweihten nur sehr selten erreicht; für gewöhnliche Gottgeweihte ist dies daher noch schwieriger. Wenn jemand nur einmal in diesem heiligen Wasser badet, ist seine reine Liebe zu KṚṢṆA voll erwacht.

 

ERLÄUTERUNG

 

Warum ist Rādhā-kuṇḍa so erhaben? Der See ist so erhaben, weil er ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ gehört, die ŚRĪ KṚṢṆAS größte Liebe ist. Unter allen gopīs ist SIE IHM am liebsten. Ebenso wird auch IHR See, Śrī Rādhā-kuṇḍa, von großen Weisen als der See beschrieben, der KṚṢṆA so lieb ist wie RĀDHĀ SELBST. Ja KṚṢṆĀS Liebe zum Rādhā-kuṇḍa und zu ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪ ist in jeder Hinsicht die gleiche. Rādhā-kuṇḍa wird sehr selten erreicht, selbst von großen Persönlichkeiten, die voll im hingebungsvollen Dienst tätig sind, ganz zu schweigen von gewöhnlichen Gottgeweihten, die nur in der Praxis der vaidhī bhakti tätig sind.

Es heißt, daß ein Gottgeweihter sogleich reine Liebe zu KṚṢṆA nach dem Vorbild der gopīs entwickeln wird, wenn er nur einmal im Rādhā-kuṇḍa badet. Śrīla Rūpa Gosvāmī empfiehlt, daß man, selbst wenn man nicht fortgesetzt an den Ufern des Rādhā-kuṇḍa leben kann, zumindest so oft wie möglich in dem See baden soll. Dies ist ein ungemein wichtiger Punkt in der Ausübung des hingebungsvollen Dienstes. Śrīla Bhaktivinoda Ṭhākura schreibt in diesem Zusammenhang, daß Śrī Rādhā-kuṇḍa der erwählteste Ort für diejenigen ist, die daran interessiert sind, ihren hingebungsvollen Dienst nach dem Vorbild der Freundinnen (sakhīs) und vertrauten Dienerinnen (mañjarīs) ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪS zu entwickeln. Lebewesen, die begierig danach sind, in ihrem spirituellen Körper (siddha-deha) in das transzendentale Königreich GOTTES, Goloka Vṛndāvana, zurückzukehren, sollten am Rādhā-kuṇḍa leben, bei den vertrauten Dienerinnen RĀDHĀS Schutz suchen und sich unter ihrer Anleitung ständig in IHRE¤ Dienst beschäftigen. Es ist dies die erhabenste Methode für diejenigen, die sich unter dem Schutz ŚRĪ CAITANYA MAHĀPRABHUS im hingebungsvollen Dienst betätigen. In diesem Zusammenhang schreibt Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura, daß selbst große Weise und Gottgeweihte wie Nārada und Sanaka nicht die Gelegenheit haben, zum Rādhā-kuṇḍa zu kommen und dort zu baden. Ganz zu schweigen also von gewöhnlichen Gottgeweihten. Wenn sich jemandem durch großes Glück die Gelegenheit bietet, zum Rādhā-kuṇḍa zu kommen und dort nur einmal zu baden, kann er seine transzendentale Liebe zu KṚṢṆA ebenso entwickeln, wie die gopīs es taten. Es wird auch empfohlen, daß man an den Ufern des Rādhā-kuṇḍa leben und sich in den liebevollen Dienst des HERRN versenken soll. Man soll dort regelmäßig baden und alle materiellen Auffassungen aufgeben, während man bei ŚRĪ RĀDHĀ und IHREN helfenden gopīs Zuflucht sucht. Wenn man so zeit seines Lebens ständig beschäftigt ist, wird man nach Verlassen des Körpers zu GOTT zurückkehren, um ŚRĪ RĀDHĀ in der gleichen Weise zu dienen, wie man es während seines Lebens an den Ufern des Rādhā-kuṇḍa im Geiste getan hat. Die Schlußfolgerung lautet, daß das Leben am Ufer des Rādhā-kuṇḍa und das tägliche Bad dort die höchste Vollkommenheit des hingebungsvollen Dienstes darstellen. Es ist dies eine Stellung, die selbst für große Weise und Gottgeweihte wie Nārada schwer zu erreichen ist. Der Ruhm Śrī Rādhā-kuṇḍas kennt daher keine Grenzen. Indem man dem Rādhā-kuṇḍa dient, kann man die Gelegenheit bekommen, unter der ewigen Leitung der gopīs eine Helferin ŚRĪMATĪ RĀDHĀRĀṆĪS zu werden.

 

ANHANG / GLOSSAR

 

Der Autor

 

His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda erschien auf diesem Planeten im Jahre 1896 in Kalkutta, Indien. Er begegnete seinem spirituellen Meister, Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Gosvāmī, zum ersten Mal 1922 in Kalkutta. Bhaktisiddhānta Sarasvatī, ein bekannter gottergebener Gelehrter und der Gründer von vierundsechzig Gauḍīya Maṭhas (vedischen Instituten), mochte den gebildeten jungen Mann und überzeugte ihn davon, seine Lebensaufgabe darin zu sehen, das vedische Wissen zu lehren. Śrīla Prabhupāda wurde sein Schüler, und elf Jahre später (1933) empfing er in Allahabad die formelle Einweihung.

Schon bei der ersten Begegnung, 1922, bat Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura seinen zukünftigen Schüler, Śrīla Prabhupāda, das vedische Wissen durch die englische Sprache zu verbreiten. In den darauffolgenden Jahren schrieb Śrīla Prabhupāda einen Kommentar zur Bhagavad-gītā, unterstützte die Gauḍīya Maṭha in ihrer Arbeit und begann 1944 ohne Hilfe von außen ein halbmonatliches Magazin in Englisch, editierte es, schrieb die Manuskripte mit der Maschine und überprüfte die Korrekturfahnen. Eigenhändig verteilte er die einzelnen Exemplare großzügig und versuchte mit Mühe, die Publikation aufrechtzuerhalten. Einmal begonnen, wurde das Magazin nicht wieder eingestellt; es wird heute von seinen Schülern im Westen weitergeführt.

Als Anerkennung für Śrīla Prabhupādas philosophische Gelehrsamkeit und Hingabe ehrte ihn die Gauḍīya-Vaiṣṇava-Gesellschaft 1947 mit dem Titel "Bhaktivedanta". 1950, im Alter von vierundfünfzig Jahren, zog sich Śrīla Prabhupāda aus dem Familienleben zurück, und vier Jahre später trat er in den vānaprastha-Stand (Leben in Zurückgezogenheit) ein, um seinen Studien und seiner Schreibtätigkeit mehr Zeit widmen zu können. Śrīla Prabhupāda reiste nach der heiligen Stadt Vṛndāvana, wo er in dem historischen, mittelalterlichen Tempel von RĀDHĀ-DĀMODARA in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte. Dort vertiefte er sich mehrere Jahre in eingehende Studien und verfaßte Bücher und Schriften. 1959 trat er in den Lebensstand der Entsagung (sannyāsa) ein. Im RĀDHĀ-DĀMODARA-Tempel begann Śrīla Prabhupāda mit der Arbeit an seinem Lebenswerk: einer vielbändigen Übersetzung mit Kommentar des achtzehntausend Verse umfassenden Śrīmad-Bhāgavatam (Bhāgavata Purāṇa). Dort entstand auch das Buch Easy Journey to Other Planets (dtsch.: Jenseits von Raum und Zeit).

Nach der Veröffentlichung von drei Bänden des Bhāgavatam reiste Śrīla Prabhupāda 1965 in die Vereinigten Staaten von Amerika, um die Mission seines spirituellen Meisters zu erfüllen. Seit dieser Zeit hat His Divine Grace mehr als 50 Bände autoritativer Übersetzungen, Kommentare und zusammenfassende Studien der philosophischen und religiösen Klassiker Indiens verfaßt.

Als Śrīla Prabhupāda 1965 mit dem Schiff im New Yorker Hafen einlief, war er so gut wie mittellos. Erst nach fast einem Jahr großer Schwierigkeiten gründete er im Juli 1966 die Internationale Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein. Unter seiner sorgsamen Leitung ist die Gesellschaft innerhalb eines Jahrzehnts zu einer weltweiten Gemeinde von etwa einhundert āśramas, Schulen, Tempeln, Instituten und Farmgemeinschaften gewachsen.

1968 gründete Śrīla Prabhupāda New Vrindavan, eine experimentelle vedische Gemeinde in den Bergen von West Virginia. Angeregt durch den Erfolg von New Vrindavan, das heute eine blühende Farmgemeinschaft mit mehr als eintausend Morgen Land ist, haben seine Schüler seither mehrere ähnliche Gemeinden in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern gebildet.

1972 führte His Divine Grace mit der Gründung der Gurukula-Schule in Dallas, Texas, in der westlichen Welt das vedische System der Elementar- und Sekundärerziehung ein. Die Schule begann 1972 mit 3 Kindern und konnte Anfang 1975 eine Gesamtzahl von 150 Schülern verzeichnen.

Śrīla Prabhupāda legte auch den Grundstein für den Bau eines weitläufigen internationalen Zentrums in Śrīdhāma Māyāpura in Westbengalen, Indien, wo außerdem ein Institut für vedische Studien entstehen soll. Ein ähnliches Projekt ist der großartige KṚṢṆA-BALARĀMA Tempel mit internationalem Gästehaus in Vṛndāvana, Indien. Diese Zentren dienen vor allem der Unterbringung westlicher Besucher, die dort leben und so einen unmittelbaren Einblick von der vedischen Kultur bekommen können.

Śrīla Prabhupādas bedeutendster Beitrag indes sind seine Bücher. Hochgeachtet in akademischen Kreisen wegen ihrer Authentizität, Tiefe und Klarheit werden sie an zahlreichen Hochschulen und Universitäten als Lehrmittel benutzt.

Seine Schriften sind bisher in 24 Sprachen übersetzt worden. Somit ist der Bhaktivedanta Book Trust, der 1972 gegründet wurde, um die Werke Śrīla Prabhupādas zu veröffentlichen, heute der größte Verleger im Bereich indisch-religiöser und -philosophischer Bücher. Vor kurzem publizierte er Śrīla Prabhupādas jüngstes Werk: eine siebzehnbändige Übersetzung mit Kommentar - von Śrīla Prabhupāda in nur achtzehn Monaten vollendet - des bengalischen religiösen Klassikers Śrī Caitanya-caritāmṛta.

In den letzten Jahren ist Śrīla Prabhupāda, trotz seines fortgeschrittenen Alters, auf Vorlesungsreisen, die ihn auf sechs Kontinente führten, zwölfmal um die Welt gereist. Trotz eines solch straffen Zeitplans entstehen fortlaufend mehr Bücher. Seine Schriften bilden eine wahre Bibliothek an vedischer Philosophie, Religion, Literatur und Kultur.


 

Quellennachweis



Alle Aussagen im Nektar der Unterweisung werden von anerkannten Vaiṣṇava-Autoritäten bestätigt. Die folgenden authentischen Schriften sind auf den angegebenen Seiten zitiert oder angeführt.

Bhagavad-gītā, 13-14, 25, 26, 30, 29-30, 32, 34, 47-48, 50, 52, 61,69, 70, 72
Bhakti-rasāmṛta-sindhu (Rūpa Gosvāmī),   23-24,   26,   48, 62-63
Caitanya-caritāmṛta (Kṛṣṇadāsa Kavirāja), 4, 9-10, 25, 35, 43, 45, 46-47, 60, 64, 66, 73
Īśopaniṣad, 21
Laghu-bhāgavatāmṛta (Rūpa Gosvāmī), 73
Muṇḍaka Upaniṣad, 25
Prema-vivarta (Jagadānanda Paṇḍita), 10-11
Śikṣāṣṭaka (Caitanya Mahāprabhu), 5, 35
Śrīmad-Bhāgavatam, 2, 3, 6-7, 12, 16-17, 18, 30, 31, 37, 41-42, 44
Viṣṇu Purāṇa, 69

 

 

I. Abkürzungen

 

A.D. - Anno Domini

Bg. - Bhagavad-gītā

Bh.r.s. - Bhakti-rasāmṛta-sindhu

Cc. A. - Śrī Caitanya-caritāmṛta, Antya-līlā

Cc. Ā. - Śrī Caitanya-caritāmṛta, Ādi-līlā

Cc. M. - Śrī Caitanya-caritāmṛta, Madhya-līlā

jmd. - jemand

Kap. - Kapitel

Muṇ.U. - Muṇḍaka Upaniṣad

SB. - Śrīmd-Bhāgavatam

Vgl. - Vergleiche

 

II. Eigennamen

 

A

 

Akrura - (a-verneinendes Präfix; krūra-einer, der grausam ist) "einer, der nicht grausam ist"; Onkel KṚṢṆAS; Bruder Vasudevas. Vgl. SB. 1.11.16-17

ADVAITA - Mitglied des Pañca-tattva, Inkarnation MAHĀ-VIṢṆUS. Vgl. Cc. Ā. 6. Kap.

Arjuna - Freund KṚṢṆAS; einer der fünf Pāṇḍava-Brüder, dem KṚṢṆA die Bhagavad-gītā verkündete. Vgl. SB. 1.12.21

 

B

 

BALADEVA - (bala-spirituelle Stärke; deva-der HÖCHSTE PERSÖNLICHE GOTT) anderer Name BALARĀMAS.

Baladeva Vidyābhūṣaṇa - Vaiṣṇava-ācārya der Madhva-sampradāya; Verfasser des Govinda-bhāsya.

BALARĀMA - (bala-spirituelle Stärke; rāma-das Behältnis spirituelIer Freude) KṚṢṆAS älterer Bruder. Vgl. SB. 1.11.16-17

Bhaktisiddhānta Sarasvatī Gosvāmī - der spirituelle Meister von His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda und hervorragendste Gelehrte und Gottgeweihte seiner Zeit. Gründer von 64 Tempeln in Indien und Verfasser zahlreicher Vaiṣṇava-Schriften. Schüler von Gaurakiśora dāsa Bābājī; Sohn Bhaktivinoda Ṭhākuras.

Bhaktivinoda Ṭhākura - ācārya der Gauḍīya-Vaiṣṇava-sampradāya (Schüler von Jagannātha dāsa Bābājī, spiritueller Meister von Gaurakiśora dāsa Bābājī); Vater von Bhaktisiddhānta Sarasvatī Gosvāmī; verfaßte mehr als einhundert Bücher und zahlreiche Lieder (zum erstenmal auch in englischer Sprache).

Brahmā - das höchste Lebewesen in jeweils einem Universum; wird zu Beginn der Schöpfung auf der Lotosblüte geboren, die dem Nabel GARBODAKAŚĀYĪ VIṢṆUS entsprießt; erschafft auf Anordnung VIṢṆUS die Körper aller Lebewesen im Universum; für die Erscheinungsweise der Leidenschaft zuständig

 

C

 

CAITANYA MAHĀPRABHU - Inkarnation KṚṢṆAS, vor etwa 500 Jahren in Bengalen, Indien, erschienen, um das Chanten der HEILIGEN NAMEN des HERRN als den Vorgang der Gotteserkenntnis im gegenwärtigen Zeitalter des Kali einzuführen.

Choṭa Haridāsa - enger Gefährte CAITANYA MAHĀPRABHUS, den DIESER in SEINER Eigenschaft als strenger sannyāsī wegen lustvollen Begehrens aus SEINER Gemeinschaft verstieß.

Citraka - einer der Diener KṚṢṆAS in Vṛndāvana.

 

D

 

Dabira Khāsa - früherer (mohammedanischer) Name Sanātana Gosvāmīs.

 

G

 

Gopāla Bhaṭṭa Gosvāmī - einer der Sechs Gosvāmīs; spiritueller Meister von Śrīnivāsa Ācārya. Lebte unter der Obhut von Rūpa und Sanātana Gosvāmīs in Vṛndāvana und stellte dort die Bildgestalt RĀDHĀ-RAMAṆAS auf. Verfaßte die Ṣaṭ-kriyā-sāra-dīpikā, editierte den Hari-bhakti-vilāsa und schrieb einen Kommentar zum Kṛṣṇa-karṇāmrta. Inkarnation der gopī Anaṅga-mañjarī (Guṇa-mañjarī). Vgl. Cc. Ā. 10.105

Gosvāmīs, Sechs - unmittelbare Schüler Caitanya Mahāprabhus: Rūpa, Sanātana, Raghunātha Bhaṭṭa, Raghunātha dāsa, Jīva, und Gopāla Bhaṭṭa.

GOVINDA - (go-Kühe, Sinne, Land; vinda-einer, der Freude schenkt) "derjenige, der die Kühe, die Sinne und das Land erfreut" (ein Name KṚṢṆAS).

Gauḍīya Vaiṣṇavas - die Vaiṣṇavas aus Bengalen (Gauḍa), die CAITANYA MAHĀPRABHU nachfolgen.

Gauḍīya-Vaiṣṇava-sampradāya - Nachfolge der spirituellen Meister nach CAITANYA MAHĀPRABHU.

 

H

 

Hanumān - großer Geweihter RĀMACANDRAS in der Gestalt eines Affen. Beschreibung: Rāmāyaṇa.

HARI - "derjenige, der alles Unglückbringende aus dem Herzen fortnimmt" (ein Name KṚṢṆAS).

 

I

 

Indra - der König des Himmels, das Oberhaupt der Halbgötter; auch für Regen, Wind, Wolken, Blitz usw. zuständig.

 

J

 

Jagadānanda Paṇḍita - einer der engsten Gefährten CAITANYA MAHĀPRABHUS in Jagannātha Pūri; Inkarnation Satyabhāmā-devīs.

Jīva Gosvāmī - einer der Sechs Gosvāmīs; Neffe Rūpa und Sanātana Gosvāmīs. Gründete in Vṛndāvana den RĀDHĀ-DĀMODARA-Tempel und verfaßte zahllose Vaiṣṇava-Schriften. Hauptwerke: Bhāgavat-sandarbha (Śaṭ-sandarbha) und Gopāla-campū. Inkarnation der gopī Vilāsa-mañjarī. Vgl. Cc. Ā. 10.85, M. 1.43-44.

 

K

 

KṚṢṆA - wörtl.: "der Auf-alles-anziehend-Wirkende"; der HÖCHSTE PERSÖNLICHE GOTT in SEINER ursprünglichen Gestalt als Kuhhirtenknabe mit zwei Händen und einer Flöte.

Kunti - Tante KṚṢṆAS, Schwester Vasudevas; Mutter der fünf Pāṇḍavas. Auch bekannt als Pṛthā. Vgl. SB. 1.13.3-4.

 

L

 

LAKṢMĪ - die Glücksgöttin; die Gefährtin NĀRĀYAṆAS in Vaikuṇṭha.

Lalitā - wörtl. "die Liebenswerte"; eine der acht Haupt-gopīs.

 

M

 

Madhvācārya - (1239-1319 A. D.) einer der vier Haupt-ācāryas des Vaiṣṇavatums in der Nachfolge der Brahma-sampradāya; stellte Philosophie des śuddha-dvaita, des "reinen Dualismus", auf. Beschreibt hauptsächlich drei Wesenheiten - den HÖCHSTEN HERRN, die jīva und die materielle Welt. Bekämpfte Śaṅkaras Unpersönlichkeitsphilosophie. Vgl. Cc. M. 9.245

Mahārāja Parīkṣit - Siehe: Parīkṣit Mahārāja

MAHĀ-VIṢṆU - der erste puruṣa-avatāra; auch bekannt als KĀRAṆODAKAŚĀYĪ VIṢṆU; vollständige Erweiterung KṚṢṆAS, liegt im Meer der Ursachen und erschafft und vernichtet mit jedem Aus- und Einatmen alle materiellen Universen. Vgl. Cc. M. 20.250-285.

Māyāvāda-Schule - Siehe: Māyāvādīs

Māyāvādīs - Unpersönlichkeitsphilosophen, die behaupten, der HERR könne keinen transzendentalen Körper haben und sei deshalb formlos.

 

N

 

Nanda Mahārāja - Pflegevater KṚṢṆAS in Vṛndāvana.

Nārada Muni - Sohn Brahmās und großer Gottgeweihter; auch als Weiser unter den Halbgöttern (devarṣi) und als "Raumfahrer" bekannt, da er ständig auf dem Luftweg von Ort zu Ort reist, predigt und mit seiner vīṇā die Herrlichkeit des HERRN lobpreist; spiritueller Meister Vyāsadevas, Prahlāda Mahārājas und vieler anderer großer Gottgeweihter. Vgl. SB. 1.9.6-7

NĀRĀYAṆA - (nāra-der Lebewesen; ayaṇa-Ruhestätte) "Ruhestätte aller Lebewesen" (nach der Vernichtung des Universums); Name KṚṢṆAS in SEINEM VIṢṆU-Aspekt.

Narottama dāsa Ṭhākura - ācārya der Gauḍīya-Vaiṣṇava-sampradāya (Schüler von Kṛṣṇadāsa Kavirāja Gosvāmī, spiritueller Meister von Viśvanātha Cakravartī Ṭhākura) bekannt für seine Vaiṣṇava-Lieder in Bengali.

NITYĀNANDA - (nitya-ewige; ananda-Glückseligkeit) Inkarnation BALARĀMAS, die vor etwa 500 Jahren in Rāḍhadeśa, Indien, als der Bruder CAITANYA MAHĀRABHUS erschien.

 

P

 

Parīkṣit Mahārāja - Enkel der Pāṇḍavas; Weltherrscher nach Yudhiṣṭhira Mahārāja; hörte von Śukadeva Gosvāmī das Śrīmad-Bhāgavatam sieben Tage lang bis zu seinem Tod und erreichte so die Vollkommenheit.

Prahlāda Mahārāja - (prahlāda-einer, der von Freude erfüllt ist) großer Gottgeweihter; als sein dämonischer Vater ihn zu töten versuchte, erschien NṚSIMHA und vernichtete den Dämon. Vgl. SB. 7. Canto, 1.-10. Kap.

Pṛthā - ein anderer Name Kuntīs.

Patraka - einer der anugas oder Nachfolger (Diener) KṚṢṆAS in Vṛndāvana.

 

R

 

RĀDHĀ - (rādhā-eine, die verehrt) Kurzform von RĀDHĀRĀṆĪ.

Rādhā-kuṇḍa - Teich am Fuß des Govardhana-Hügels.

RĀDHĀRĀṆĪ - (rādhā-eine, die verehrt; rāṇī-Königin) die Haupt-gopī; die Verkörperung der inneren Freudenkraft KṚṢṆAS und damit SEINE  erste und höchste Geweihte.

Raghunātha Bhaṭṭa Gosvāmī - einer der Sechs Gosvāmīs; Sohn Tapana Miśras. Lebte in Vṛndāvana unter der Obhut Rūpa Gosvāmīs, später am Rādhā-kuṇḍa. Bekannt dafür, daß er in den Vaiṣṇavas nie irgendwelche Fehler sah. Inkarnation der gopī Rāga-mañjarī. Vgl. Cc. Ā. 10.152-158

Raghunātha dāsa Gosvāmī - einer der Sechs Gosvāmīs; wurde von CAITANYA MAHĀPRABHU der Obhut Svarūpa Dāmodaras anvertraut und diente mit ihm CAITANYA MAHĀPRABHU sechzehn Jahre lang. Begab sich dann bis zu seinem Lebensende nach Rādhā-kuṇḍa. Gründete in Vṛndāvana den RĀDHĀ-GIRIDHĀRĪ Tempel. Hauptwerke: Stava-mālā (Stavāvalī), Dāna-carita und Muktācarita. Inkarnation der gopī Rasa-mañjarī. Vgl. Cc. Ā. 10.91, M. 16.222-244, A. 6. Kap.

Raktaka - Oberhaupt der anugas oder Nachfolger (Diener) KṚṢṆAS in Vṛndāvana.

RĀMA - "der Speicher aller Freude"; 1. Kurzform von BALARĀMA. 2. Kurzform von RĀMACANDRA.

RĀMACANDRA - (rāma-spirituelle Freude; candra-Mond) Inkarnation von KṚṢṆAS Erweiterung VĀSUDEVA im Tretā-yuga als vorbildlicher König; vernichtete den Dämon Rāvana. Beschreibung: Rāmāyaṇa, SB. 1.12.19; 9. Canto

Rati - eine der Dienerinnen (mañjarīs) RĀDHĀRĀṆĪS.

Rūpa - eine der Dienerinnen (mañjarīs) RĀDHĀRĀṆĪS.

Rūpa Gosvāmī - Oberhaupt der Sechs Gosvāmīs; jüngerer Bruder Sanātana Gosvāmīs. Gründete in Vṛndāvana den RĀDHĀ-GOVINDAJĪ Tempel und verfaßte zahllose Vaiṣṇava-Schriften. Hauptwerke: Bhakti-rasāmṛta-sindhu, Vidagdha-mādhava, Ujjvala-nīlamaṇi und Lalita-mādhava. Inkarnation der gopī Rūpa-mañjarī. Vgl. Cc. Ā. 10.84, M. 1.31-41.

 

S

 

Sākara Mallika - früherer (mohammedanischer) Name Rūpa Gosvāmīs.

Sanaka - das Oberhaupt der vier Kumāras.

Sanātana - einer der vier Kumāras.

Sanātana Gosvāmī - einer der Sechs Gosvāmīs; der ältere Bruder Rūpa Gosvāmīs, berühmt wegen seiner außergewöhnlichen Demut und Bescheidenheit. Gründete in Vṛndāvana den RĀDHĀ-MADANA-MOHANA Tempel und verfaßte zahllose Vaiṣṇava-Schriften. Hauptwerke: Hari-bhakti-vilāsa, Bhāgavatāmṛta, Daśama-ṭippanī und Daśama-carita. Inkarnation der gopī Rati-mañjarī (Labaṅga-mañjarī). Vgl. Cc. Ā. 10.84

Satyabhāmā - eine der Hauptköniginnen KṚṢṆAS in Dvārakā.

Śrīdāmā - einer von KṚṢṆAS priya-sakhās in Vṛndāvana.

Sudāmā - einer von KṚṢṆAS priya-sakhās in Vṛndāvana.

Śukadeva Gosvāmī - der Sohn Vyāsadevas, der das Śrīmad-Bhāgavatam schon im Leib seiner Mutter von seinem Vater hörte und es später dem sterbenden Mahārāja Parīkṣit vortrug. Vgl. SB. 1.9.8

 

V

 

Vaiṣṇava-sampradāya(s) - eine der vier Schülernachfolgen der Vaiṣṇavas: 1. Brahma-sampradāya, bekannter als Madhva-sampradāya, Gauḍīya-Madhva-sampradāya oder GauḍīyaVaiṣṇava-sampradāya von Brahmā ausgehend, 2. Rudra-sampradāya (von Śiva ausgehend), 3. ŚRĪ-sampradāya (von LAKṢMĪ ausgehend) und 4. Kumāra-sampradāya (von den Kumāras ausgehend).

Vasudeva - KṚṢṆAS "leiblicher" Vater. Vgl. SB. 1.11.16-17

VĀSUDEVA - 1. "der Sohn Vasudevas" (ein Name KṚṢṆAS). 2. eine der viṣṇu-tattva-Erweiterungen KṚṢṆAS.

VARĀHA - (varāha-Eber) Eber-Inkarnation; eine der viṣṇu-tattva-Erweiterungen KṚṢṆAS.

VIṢṆU - wörtl. "der ALLDURCHDRINGENDE"; Erweiterung KṚṢṆAS mit vier oder mehr Armen in vielfältigen Aspekten.

Vyāsadeva - Inkarnation KṚṢṆAS; legte das bis vor 5 000 Jahren mündlich überlieferte vedische Wissen schriftlich nieder. Hauptwerke: die vier Vedas, Mahābhārata (Bhagavad-gītā), Vedānta-sūtra und Śrīmad-Bhāgavatam. Vgl. SB. 1.9.6-7

 

Y

 

Yaśodā - KṚṢṆAS Pflegemutter in Vṛndāvana.

 

III. Geographische Namen

 

Bahulāvana - einer der zwölf Wälder im Gebiet von Vṛndāvana.

Brahma-loka - (brahmā-Brahmā; loka-Ort, Planet) der Planet Brahmās.

Gaṅgā (mayī) - Mutter Ganges; heiliger Fluß in Indien.

Goloka (Kṛṣṇa-loka) - der höchste spirituelle Planet, auf dem sich KṚṢṆAS persönliche Reiche Vṛndāvana, Mathurā und Dvārakā befinden.

Goloka (Vṛndāvana) - Siehe: Vṛndāvana

Govardhana-Hügel - Hügel in der Nähe von Vṛndāvana, den KṚṢṆA hochhob, um die Einwohner von Vṛndāvana vor Indras verheerendem Unwetter zu schützen. Beschreibung: SB. 10. Canto, 24.-25. Kap.

Jagannātha Pūri-wörtl. - "die Stadt Jagannāthas"; Stadt in Orissa, Indien, in der KṚṢṆA in SEINER Form als JAGANNĀTHA zusammen Mit SEINEM Bruder BALARĀMA und SEINER Schwester SUBHADRĀ residiert. Aufenthaltsort CAITANYA MAHĀPRABHUS während der letzten 18 Jahre SEINES Aufenthalts auf der Erde.

Jhārikhaṇḍa - Waldgebiet in Zentralindien, durch das CAITANYA MAHĀPRABHU auf SEINER Reise nach Vṛndāvana wanderte und wo ER sogar die Tiere dazu brachte, "HARE KṚṢṆA" zu chanten und dazu zu tanzen.

Kṛṣṇa-loka -  Siehe: Vṛndāvana

Laṅka - Ceylon

Madhuvana - einer der zwölf Wälder im Gebiet von Vṛndāvana.

Martya-loka - das mittlere, irdische Planetensystem.

Mathurā - KṚṢṆAS Erscheinungsort in der Nähe von Vṛndāvana, wohin ER zurückkehrte, nachdem ER SEINE Spiele in Vṛndāvana beendet hatte.

Mathurā-pūri - "die Stadt Mathurā".

Mṛtyu-loka - (mṛtyu-Tod; loka-Ort) "der Ort des Todes"; die materielle Welt.

Svarga-loka - das höhere, himmlische Planetensystem.

Tālavana - einer der Wälder im Gebiet um Vṛndāvana.

Vaikuṇṭha - (vai-ohne; kuṇṭha-Angst) "frei von aller Angst"; die spirituelle Welt.

Vaikuṇṭha-loka(s) - die Planeten im spirituellen Himmel.

Vraja - Name für Vṛndāvana.

Vṛndāvana - wörtl. "der Wald Vṛndās". 1. Goloka Vṛndāvana (KṚṢṆA-loka): KṚṢṆAS persönliches Reich in der spirituellen Welt. 2. Gokula Vṛndāvana: Abbild Goloka Vṛndāvanas in der materiellen Welt, wenn KṚṢṆA erscheint. Heute noch gelegen in Nordindien, etwa 145 Kilometer südöstlich von Neu Delhi.

Vṛndāvana-dhāma - wörtl. "das Reich von Vṛndāvana".

 

IV. Sanskritwörter

 

A

 

Ācarya - spiritueller Meister, der durch sein Beispiel lehrt.

Adānta-go - andere Bezeichnung für godāsa.

Adhibautika-kleśa - Leiden, die durch andere Lebewesen verur sacht werden.

Adhidaivika-kleśa - Leiden, die durch die Halbgötter verursacht werden, wie z.B. Dürren, Erdbeben und Stürme.

Adhyātmika-kleśa - Leiden, die durch den eigenen Körper und Geist entstehen.

Ānanda - der Speicher aller Freude; spirituelle Glückseligkeit.

Ananta - "unendlich"; eine der Eigenschaften KṚṢṆAS.

Antaraṅga-śakti - die innere Kraft des HERRN.

Aparā-prakṛti - (a-verneinendes Präfix [nicht]; parā-transzendental; prakṛti-Natur, Kraft, Energie) die niedere Energie oder materielle Natur. Vgl. Bg. 7.4-5; Siehe auch: Parā-prakṛti.

Arcā-vigraha - Bildgestalt des HERRN (im Tempel), durch die der HERR es dem Geweihten ermöglicht, IHM persönlich zu dienen.

Aśrama - 1. die vier spirituellen Ordnungen des Lebens: Studierender im Zölibat, Haushälter, in Zurückgezogenheit Lebender und in Entsagung Lebender. 2. Wohnstätte eines Heiligen.

Ātmā - das Selbst (Seele, Geist oder Körper).

Avidyā - (a-verneinendes Präfix [nicht]; vidyā-Wissen) Unwissenheit; die Förderung materiellen Wissens. Gegensatz: vidyā.

Avirodha-prītī - ungezügelte Anhaftung (erste Erregung des Geistes).

Avyabhicāriṇī bhakti - "reine Hingabe".

Avyakta - der unmanifestierte Zustand nach der Vernichtung der unteren und mittleren Planeten des Universums.

 

B

 

Bhagavān - der HÖCHSTE HERR in SEINER Eigenschaft als BESITZER aller sechs Füllen (Reichtum, Macht, Ruhm, Schönheit, Wissen und Entsagung) in vollendeter Form; der letzte und höchste Aspekt der ABSOLUTEN WAHRHEIT nach Brahman und Paramātmā.

Bhāgavata - wörtl. "in Beziehung ZUM PERSÖNLICHEN GOTT (Bhagavān)". 1. Gottgeweihter; 2. heilige Schrift über GOTT.

Bhāgavata-Schule - Angehörige und Nachfolger des Vaiṣṇavatums.

Bhakta - Gottgeweihter.

Bhakti -Liebe, Hingabe in Beziehung zu GOTT.

Bhakti-latā - die Kletterpflanze des hingebungsvollen Dienstes.

Bhakti-yoga - Verbindung mit dem HÖCHSTEN HERRN durch hingebungsvollen Dienst.

Bhāva - wörtl.: "Ekstase"; das erste Merkmal reiner Liebe zu GOTT.

Bhukti-kāmī - (bhukti-materieller Genuß; kāmī-jmd., der begehrt) Mensch, der nach materiellem Genuß strebt.

Brahmacārī - jmd., der im brahmacarya lebt.

Brahmacarya - Leben als Studierender im Zölibat; die erste Ordnung im vedischen spirituellen Leben.

Brahma-jyoti - die alldurchdringende spirituelle Ausstrahlung, die von der transzendentalen Gestalt des HÖCHSTEN HERRN und den Vaikuṇṭha-Planeten ausgeht; der spirituelle Himmel, in dem die Vaikuṇṭha-Planeten schweben; auch bekannt als "das weiße Licht", das Ziel der Unpersönlichkeitsphilosophen, das Brahman.

Brahman - die ABSOLUTE WAHRHEIT, meistens der unpersönliche Aspekt des ABSOLUTEN; das brahma-jyoti; die spirituelle Natur.

Brāhmaṇa - jmd., der in den Vedas bewandert ist und folglich der Gesellschaft spirituelle Führung zu geben vermag; die erste vedische Gesellschaftsschicht.

Brahma-randhra - höchste Stelle am Kopf, durch die die Seele eines vollkommenen yogī den Körper verläßt.

 

C

 

Cit - "voll Wissen".

 

D

 

Dāsya (-rasa) - die ewige Beziehung als Diener zum HÖCHSTEN HERRN.

Dharma -  1. die ewige, tätigkeitsgemäße Pflicht; 2. religiöse Grundsätze.

Dīkṣa - spirituelle Einweihung durch den guru.

Durātmā - engherziger, geistig verkrüppelter Mensch; Gegensatz: Mahātmā.

Dvādaśa-vana - "zwölf Wälder" (die zwölf Wälder im Gebiet von Vṛndāvana).

 

E

 

Ekādaśī - wörtl.: "der elfte Tag" (nach jeweils Voll- und Neumond); besonderer Tag zur verstärkten Erinnerung an KṚṢṆA, an dem man von Getreide und Hülsenfrüchten aller Art fastet.

 

G

 

Godāsa - (go-Sinne; dāsa-Diener) "Diener der Sinne"; Bezeichnung für den materialistischen Sinnengenießer.

Gopīs - KṚṢṆAS Kuhhirtenfreundinnen in Vṛndāvana, die sich auf der höchsten Stufe reiner Gottesliebe in ehelicher Beziehung befinden.

Gosvāmī - wörtl.: "Meister der Sinne "; Titel der Vaiṣṇava-sannyāsīs.

Gṛhasta - reguliertes Haushälterleben; die zweite Ordnung des vedischen spirituellen Lebens.

Guru - spiritueller Meister.

Guru-mahārāja - Siehe: Guru.

 

H

 

HARE KṚṢṆA mantra - Siehe: Mahā-mantra.

Hari-nāma - "der Name HARIS"; der HEILIGE NAME des HERRN.

 

I

 

Īśvara - wörtl.: "Herrscher, Lenker".

 

J

 

Janmāṣṭamī - der Erscheinungstag KṚṢṆAS in der materiellen Welt.

Japa - das Chanten des HARE  KṚṢṆA mantra auf einer Perlenkette.

Japa-mālā - Kette aus 108 Holzperlen zum Chanten des HARE KṚṢṆA mantra (während man eine Perle zwischen Daumen und Mittelfinger bewegt, chantet man einmal den HARE KṚṢṆA mantra.

Jīvātmā - (jīva-Leben; ātmā-Seele) das winzige Lebewesen; Gegensatz: Paramātmā.

Jīva-śakti - (jīva-Leben; śakti-Kraft) "Lebenskraft; die befreiten und bedingten Seelen in ihrer Gesamtheit als marginale Energie des HERRN.

Jñāna - 1.theoretisches Wissen durch empirische Spekulation. 2. Wissen durch monistische Philosophie. 3. Wissen im hingebungsvollen Dienst.

Jñānī - jmd., der Wissen durch (1) empirische Spekulation, (2) monistische Philosophie und (3) hingebungsvollen Dienst kultiviert.

 

K

 

Kali-yuga - Siehe: Yuga(s)

Kaniṣṭha-adhikārī - der Gottgeweihte auf der untersten Stufe. Vgl. Cc. M. 22.64-82. Siehe auch: Madhyama-adhikārī, Uttama-adhikārī

Karma - fruchtbringendes Tun, auf das immer eine Reaktion folgt, entweder eine gute oder eine schlechte. Siehe auch: Akarma,- Vikarma,- Karma-yoga.

Karmavādīs - (karma-fruchtbringendes Tun; vādī-jmd., der spricht über), fruchtbringende Arbeiter (karmīs).

Karma-yoga - Tätigkeiten im Gottesbewußtsein, durch die man aus der materiellen Welt befreit wird.

Karmī - fruchtbringender Arbeiter; jmd., der zufrieden ist, schwer zu arbeiten, um flackerhafte Sinnenfreude zu genießen.

Kīrtana - das Chanten von der Herrlichkeit des HERRN durch (1) Singen vedischer Hymnen oder mantras und (2) durch Sprechen oder Vortragen.

Krodha - Zorn (einer der sechs Dränge, die zu meistern sind).

Kṛṣṇa-kathā - l. das, was von KṚṢṆA gesprochen wurde, (z.B. Bhagavad-gītā); 2. Gespräche über KṚṢṆA; Schriften über KṚṢṆA (z.B. Śrīmad-Bhāgavatam).

Kṛṣṇa-smaraṇa - Erinnerung an KṚṢṆA.

Kṣatriya - jmd., der unter der Anleitung der brāhmaṇas die Gesellschaft verwaltet und schützt; die zweite vedische Gesellschaftsschicht.

 

L

 

Lakṣmīs - "Glücksgöttinnen", andere Bezeichnung für gopīs.

Līlā - ein transzendentales Spiel KṚṢṆAS oder SEINER Erweiterungen.

 

M

 

Mādhurya(-rasa) - die ewige Beziehung zu KṚṢṆA in ehelicher Liebe.

Madhyama-adhikārī - der Gottgeweihte auf der mittleren Stufe. Vgl. Cc. M. 22.64-82, Siehe auch: Kaniṣṭha-adhikārī; Uttama-adhikārī

Mahā-bhāgavata - der Gottgeweihte ersten Ranges, der alles in Beziehung zum HÖCHSTEN HERRN sieht. Siehe auch: Uttama-adhikārī

Mahā-mantra - der große mantra zur Befreiung: HARE KṚṢṆA, HARE KṚṢṆA, KṚṢṆA KṚṢṆA, HARE HARE  / HARE RĀMA, HARE RĀMA, RĀMA RĀMA, HARE HARE

Mahārāja - wörtl. "großer König"; 1. Titel der vedischen Weltherrscher und Könige. 2. Titel des Vaiṣṇava sannyāsī in seiner Eigenschaft als Beherrscher oder "König" der Sinne.

Mahā-māyā - die äußere Kraft des HERRN.

Mahātmā - wörtl.: "große Seele"; Geweihter KṚṢṆAS.

Maṅgala-ārati - Tempelzeremonie vor Sonnenaufgang zur Begrüßung des HERRN, während der Weihrauch, Lampen, Wasser, Tücher, Blumen, Wedel, Fächer und Muschelhorn zu musikalischer Begleitung (kīrtana) geopfert werden.

Mantra - Klangschwingung, die den Geist von Täuschung befreien kann.

Mauna - selbstbetrügerische "Schweigeübung" der Māyāvādī-Philosophen.

Māyā - wörtl.: "das, was nicht ist"; Täuschung oder Illusion; das Vergessen der Beziehung zu KṚṢṆA.

Māyayāpahṛtha-jñāna - "diejenigen, deren Wissen durch Illusion gestohlen ist"; Bezeichnung für die materialistischen Wissenschaftler, Philosophen usw. Vgl. Bg. 7.15

Mūḍha - "Esel"; Bezeichnung für den grob-materialistischen Menschen. Vgl. Bg. 7.15.

Mukti - Befreiung aus dem materiellen Dasein und (meist) Eingehen in das unpersönliche Brahman; Ziel der Unpersönlichkeitsphilosophen.

Mukti-kāmī - (mukti-Befreiung; kāmī-jmd., der begehrt) Mensch, der nach Erlösung strebt.

 

N

 

Nāma-saṅkīrtana - das gemeinsame Chanten der HEILIGEN NAMEN des HERRN.

Nityānanda-vaṁśa - Klasse von Priestern, die behaupten, Nachkommen Nityānandas zu sein und einen Alleinanspruch auf die Ausübung und Verbreitung hingebungsvollen Dienstes erheben; auch als gosvāmī-Kaste bekannt.

 

P

 

Parabrahman - wörtl.: "das HÖCHSTE BRAHMAN"; eine Bezeichnung für den HÖCHSTEN HERRN.

Paramahaṁsa - wörtl.: "der höchste Schwan"; ein Gottgeweihter höchsten Ranges; die höchste Stufe des sannyāsa-Standes.

Paramātmā - wörtl.: "die HÖCHSTE SEELE"; Bezeichnung für den HÖCHSTEN HERRN, DER als ÜBERSEELE im Herzen eines jeden weilt.

Paramparā - eine Kette spiritueller Meister, die zueinander in der Beziehung Meister-Schüler stehen.

Parā-prakṛti - (parā-transzendental; prakṛti-Natur, Kraft, Energie) die höhere Energie oder die Lebewesen. Vgl. Bg. 7. 4-5; Siehe auch: Aparā-prakṛti

Parā-śakti - (parā-transzendental; śakti-Kraft); andere Bezeichnung für parā-prakṛti

Prabhupāda - Titel der Vaiṣṇava-ācāryas, der sie als Vertreter des HÖCHSTEN HERRN kennzeichnet.

Prākṛta-bhakta - materialistischer Gottgeweihter (kaniṣṭha-adhikārī).

Prākṛta-sahajiyā - Pseudo-Gottgeweihte, die eine weltliche Auffassung von den Spielen KṚṢṆAS haben.

Prakṛti - "Natur, Kraft, Energie"; Siehe: Aparā-prakṛti und Parā-prakṛti

Prasāda - wörtl.: "Barmherzigkeit"; Speise, die spiritualisiert ist, weil sie dem HERRN geopfert wurde.

Prāyaścitta - Buße für sündhafte Handlung.

Puruṣa - "der HÖCHSTE GENIESSER"; Bezeichnung für den HÖCHSTEN HERRN.

 

R

 

Rāga-bhakti - hingebungsvoller Dienst in spontaner Liebe.

Rāgānrugā-bhakti - spontanes Hingezogensein zu KṚṢṆA, während man völlig in Gedanken bei IHM ist, mit einem starken Liebeswunsch.

Rasa - Wohlgeschmack oder liebevolle Stimmung oder Haltung, die der Gottgeweihte in Beziehung zum HÖCHSTEN HERRN kostet.

Rāsa-līlā - KṚṢṆAS transzendentaler Liebestanz mit den gopīs.

 

S

 

Sādhana-bhakti - Regeln und Vorschriften im hingebungsvollen Dienst, um die natürliche Liebe zu KṚṢṆA wiederzuerwecken.

Sādhu - Heiliger.

Sakhās - KṚṢṆAS gewöhnliche Freunde, die IHM alle möglichen Dienste leisten.

Sakhya(-rasa) - die ewige Beziehung als Freund des HÖCHSTEN HERRN.

Samādhi - Trance oder völlige Versenkung im KṚṢṆA-Bewußtsein.

Sampatti-dāsa - "die Vollkommenheit des Lebens".

Sannyāsa - Leben in Entsagung; die vierte Ordnung im vedischen spirituellen Leben.

Sannyāsī - in Entsagung lebender Mönch.

Saṅkīrtana - das gemeinsame Chanten der HEILIGEN NAMEN des HERRN in der Öffentlichkeit, der vorgeschriebene yoga-Vorgang für das gegenwärtige Zeitalter.

Śānta-rasa - Passive oder neutrale Beziehung zum HERRN.

Śāstras - offenbarte Schriften.

Siddhi-kāmī - (siddhi-mystische Vollkommenheit; kāmī-jmd., der begehrt) Mensch, der nach mystischen Vollkommenheiten strebt.

Śravaṇa-daśā - die Stufe des Hörens im hingebungsvollen Dienst.

Śruti - "Wissen, das man durch Hören erwirbt" (Bezeichnung für die Vedas).

Śuddha-bhakti - die Tätigkeit der reinen Seele.

Śūdra - Arbeiter; die vierte Schicht in der vedischen Gesellschaft.

Suras - die Halbgötter oder Gottgeweihten; Gegensatz: Asuras.

 

T

 

Tapasya - geregeltes enthaltsames Leben zur Wiederbelebung ursprünglichen Wissens.

Tapasvī - jmd., der sich in Tapasya übt.

Taṭastha-śakti - die äußere Kraft des HERRN.

Tretā-yuga - Siehe: Yuga(s)

Tyāgī - jmd., der auf der Lebensstufe der Entsagung steht.

 

U

 

Uttama-adhikārī - der Gottgeweihte auf der höchsten Stufe. Vgl. Cc. M. 22.64-82. Siehe auch: Kaniṣṭha-adhikārī,' Madhyama-adhikārī

Uttamā-bhakti - reine Hingabe an den HÖCHSTEN HERRN.

 

V

 

Vaiṣṇava - ein Geweihter VIṢṆUS, KṚṢṆAS.

Vaiśyas - die Bauern und Kaufleute; die dritte Schicht in der vedischen Gesellschaft.

Vānaprastha - das Leben in Zurückgezogenheit; die dritte Ordnung im vedischen spirituellen Leben.

Varṇa-daśā - die Stufe des Annehmens im hingebungsvollen Dienst.

Varṇa - die vier tätigkeitsgemäßen Unterteilungen der Gesellschaft: die intellektuelle Klasse, die verwaltende Klasse, die kaufmännische Klasse und die arbeitende Klasse.

Varṇāśrama - das vedische Gesellschaftssystem der vier sozialen Schichten und vier spirituellen Ordnungen.

Vātsalya-rasa - ewige elterliche Beziehung zum HERRN.

Vidyā - transzendentales Wissen. Gegensatz: Avidyā

Virodha-yukta-krodha - Zorn aus Enttäuschung (zweite Erregung des Geistes).

Viṣṇu-tattva - Erweiterungen des URSPRÜNGLICHEN PERSÖNLICHEN GOTTES (KṚṢṆA), die alle gleichermaßen GOTT sind.

Viśuddha-sattva - die (spirituelle) Ebene reiner Tugend.

 

Y

 

Yoga - wörtl.: "Verbindung"; Vorgang, sich mit GOTT zu verbinden.

Yoga-āsanas - Sitzübungen zur Beherrschung des Geistes und der Sinne.

Yogī - jmd., der sich im yoga übt.

Yuga(s) - Zeitabschnitt im Universum. Die Dauer des materiellen Universums ist begrenzt; es manifestiert sich in periodisch wiederkehrenden kalpas. Ein kalpa entspricht einem Tag Brahmās oder 4 320 000 mal 1000 Jahren irdischer Zeitrechnung, denn ein Tag Brahmās dauert 1000 Zyklen der vier yugas Satya, Tretā, Dvāpara und Kali. Das Satya-yuga ist durch Tugend, Weisheit und Religiösität gekennzeichnet; es herrscht so gut wie keine Unwissenheit und kein Laster. Dieses yuga dauert 1 728 000 Jahre; die Menschen leben 100 000 Jahre. Im Tretā-yuga nehmen Tugend und Religion zu 25 Prozent ab, und es treten Laster auf. Dieses yuga dauert 1 296 000 Jahre; die Menschen leben 10 000 Jahre. Im Dvāpara-yuga nehmen die guten Eigenschaften zu 50 Prozent ab; dieses yuga dauert 864 000 Jahre; die Menschen leben 1000 Jahre. Im Kali-yuga (das vor 5 000 Jahren begann) sind die guten Eigenschaften zu 75 Prozent geschwunden; Streit, Heuchelei, Unwissenheit usw. nehmen immer mehr zu. Dieses yuga dauert 432 000 Jahre. Die Menschen leben höchstens noch 100 Jahre.

 

V. Bücherverzeichnis

 

Atharva Veda - einer der vier Vedas.

Bhagavad-gītā - die von KṚṢṆA SELBST dem Arjuna vor 5000 Jahren auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra verkündeten Grundunterweisungen in bezug auf spirituelles Leben.

Bhāgavatam - Kurzform für Śrīmad-Bhāgavatam

Brahma-saṁhitā - von Brahmā nach seiner Erleuchtung verfaßte Schrift zum Lobpreis KṚṢṆAS.

Govinda-bhāṣya - Kommentar Baladeva Vidyābhūṣaṇas zum Vedānta-sūtra.

Kaṭha Upaniṣad - eine der elf Haupt-Upaniṣaden.

Mahābhārata - "die Geschichte Indiens"; Werk Vyāsadevas für das Verständnis der Frauen, śūdras und dvija-bandhus, die so Zugang zum vedischen Wissen bekommen. Enthält Bhagavad-gītā als "Zusammenfassung der Vedas".

Purāṇas - Aufzeichnungen geschichtlicher Ereignisse aus dem ganzen Universum in Beziehung zum HÖCHSTEN HERRN und SEINEN Geweihten.

Ṛg Veda - einer der vier Vedas.

Sāma Veda - einer der vier Vedas.

Śrīmad-Bhāgavatam - auch als Bhāgavata Purāṇa bekannt; der 18 000 Verse umfassende Kommentar Vyāsadevas zu seinen eigenen Vedānta-sūtras; die reife Frucht am Baum der vedischen Literatur, die vollständigste und autoritativste Darlegung vedischen Wissens.

Upaniṣaden - 108 an der Zahl unter verschiedenen Namen (z.B. Īśa Upaniṣad oder Īśopaniṣad); Werke Vyāsadevas, die das Wesen der ABSOLUTEN WAHRHEIT beschreiben.

Vedānta - Siehe: Vedānta-sūtra

Vedānta-sūtra - wörtl.: "das Ende des Wissens"; vedische Schrift in Aphorismenform, die alles Wissen in knappster Form zusammenfaßt. Verfasser: Vyāsadeva

Vedas - wörtl. "Wissen"; die ursprünglichen offenbarten Schriften die vom HERRN SELBST verkündet wurden.

Viṣṇu Purāṇa - eines der achtzehn Purāṇas.

Yajur Veda - einer der vier Vedas.



Verzeichnis der Sanskritverse

 

Dieses Verzeichnis enthält alle Zeichen der Verse des Śrī Upadeśāmṛta
in alphabetischer Reihenfolge. In der rechten Spalte findet man die Versnummern.



athyāhārah prayāsaś ca                                                               Vers    2
bhuhkte bhojayate caiva                                                              
Vers    4
brahma -dra vatvam apagacchati nīra -dharmaih                          
Vers    6
dadāti pratigṛhnāti                                                                        
Vers    4
dīkṣāsti cet pranatibhiś ca bhajantam īśam                                   
Vers    5
dṛṣṭaiḥ svabhāva-janitair vapuṣaś ca doṣair                                   
Vers    6
etān vegān yo visaheta dhīraḥ                                                      
Vers    1
gaṅgāmbhaśām na khalu budbuda-phena-paṅkair                          
Vers    6
guhyam ākhyāti pṛcchati                                                               
Vers    4
jana-saṅgaś ca laulyaṁ ca                                                            
Vers    2
jihvā-vegam udaropastha-vegam                                                 
Vers    1
kālam nayed akhilam ity upadeśa-sāram                                      
Vers    8
karmibhyaḥ parito hareḥ priyatayā vyaktiṁ yayur jñāninas             
Vers    10
kintv ādarād anudinaṁ khalu saiva juṣṭā                                        
Vers    7
kṛṣṇasyoccaiḥ praṇaya-vasatiḥ preyasībhyo 'pi rādhā                    
Vers    11
kṛṣṇeti yasya giri taṁ manasādriyeta                                            
Vers    5
kuṇdam cāsyā munibhir abhitas tādṛg eva vyadhāyi                       
Vers    11
kuryād asya virājato giri-taṭe sevāṁ vivekī na kaḥ                         
Vers    9
na prākṛtatvam iha bhakta-janasya paśyet                                    
Vers    6
nindādi śūnya-hṛdam īpsita-saṅga-labdhyā                                    
Vers    5
pittopatapta-rasanasya na rocikā nu                                             
Vers    7
prajalpo niyamāgrahaḥ                                                                 
Vers    2
preṣṭhā tadvad iyaṁ tadīya-sarasī tāṁ nāśrayet kaḥ kṛtī                
Vers    10
rādhā-kuṇḍam ihāpi gokula-pateḥ premāmṛtāplāvanāt                   
Vers    9
ṣaḍbhir bhaktiḥ prasidhyati                                                           
Vers    3
ṣaḍbhir bhaktir vinaśyati                                                               
Vers    2
saḍ-vidhaṁ prīti-lakṣaṇam                                                           
Vers    4
saṅga-tyāgāt sato vṛtteḥ                                                              Vers    3
sarvām apīmāṁ pṛthivīṁ sa śiṣyāt                                                Vers    1
smṛtyoḥ krameṇa rasanā-manasī niyojya                                      Vers    8
śuśrūṣayā bhajana- vijñam ananyam anya -                                 Vers     5
svādvī kramād bhavati tad-gada-mūla-hantrī                                Vers    7
syāt kṛṣṇa-nāma-caritādi-sitāpy avidyā-                                       Vers    7
tan-nāma-rūpa-caritādi-sukīrtanānu-                                            Vers    8
tat premedaṁ sakṛd api saraḥ snātur āviṣkaroti                             Vers    11
tat-tat-karma-pravartanāt                                                            Vers     3
tebhyas tāḥ paśu-pāla-paṅkaja-dṛśas tābhyo 'pisā rādhikā             Vers    10
tebhyo jñāna- vimukta-bhakti-paramāḥ premaika-niṣṭhās tataḥ     Vers    10
tiṣṭhan vraje tad-anurāgi-janānugāmī                                            Vers    8
utsāhān niścayād dhairyāt                                                            Vers    3
vāco vegaṁ manasaḥ krodha-vegaṁ                                             Vers    1
vaikuṇṭhāj janito varā madhu-purī tatrāpi rāsotsa vād                     Vers    9
vṛndāraṇyam udāra-pāṇi-ramaṇāt tatrāpi govardhanaḥ                   Vers    9
yat preṣṭhair apy alam asulabhaṁ kiṁ punar bhakti-bhājāṁ            Vers    11

 

 


Anleitung zur Aussprache des Sanskrit und der diakritischen Zeichen

 

Die Jahrhunderte hindurch ist die Sanskritsprache in vielfältiger Form geschrieben worden; die in Indien gebräuchlichste Schreibweise heißt Devanāgarī, was wörtlich soviel bedeutet wie »die Sprache, die in den Städten (Nāgarī) der Devas oder Halbgötter gesprochen wird« . Sanskrit ist also die Sprache der Götter.

Das Devanāgarī-Alphabet besteht aus 48 bis 51 Buchstaben, je nachdem, ob man spezielle Vokale berücksichtigt und ob man am Ende verbundene Konsonanten mit einschließt. Jeder Konsonant beinhaltet einen Vokal, der mittels verschiedener Vokalzeichen modifiziert werden kann.

Desweiteren beinhaltet die Devanāgarī-Schrift noch 12 diakritische Variantenzeichen für alle Vokale außer in nachkonsonantischer Position, sowie eine Vielzahl von Ligaturzeichen für Konsonantenkombinationen.

Es gibt 15 Vokalzeichen, die als selbstständige Schriftzeichen jedoch nur Anfangsvokale darstellen und 33 Konsonantenzeichen, die alle eine Silbe bezeichnen und zwar den jeweiligen Konsonanten, gefolgt von dem Vokal a. Man sagt deshalb, daß die Konsonanten den Vokal a inhärent haben.

Zwei diakritische Zeichen für die zwei Zusatzkonsonanten Anusvāra und Visarga. Anusvara wird zur Bezeichnung von Nasalierung benutzt. Visarga wird als zwei vertikale Punkte nach dem Vokalzeichen geschrieben.

Der kurze Vokal a wird wie das a in hat ausgesprochen; das lange ā wie das a in haben und das kurze i wie das i in ritten. Das lange ī wird wie das i in Bibel ausgesprochen, das kurze u wie das u in Butter und das lange ū wie das u in Hut.

Der Vokal wird wie das ri in rinnen ausgesprochen. Der Vokal e wird wie das e in ewig ausgesprochen; ai wie in weise; o wie im engl. go (ou) und au wie in Haus. Der Anusvāra (), der ein reiner Nasal ist, wird wie das n im franz. bon ausgesprochen und Visarga (), welches ein starker Hauch- laut ist, wird als ein h am Ende des Wortes ausgesprochen. So wird also aḥ wie aha ausgesprochen und iḥ wie ihi.

Die gutturalen Konsonanten – k, kh, g, gh und – werden in ähnlicher Weise wie im Deutschen von der Kehle aus ge- bildet. K wird ausgesprochen wie in kann, kh wie in Ekhart, g wie in geben, gh wie in wegholen und wie in singen.

Die palatalen Konsonanten oder Gaumenlaute – c, ch, j, jh und ñ – werden vom Gaumen aus mit der Mitte der Zunge gebildet. C wird ausgesprochen wie das tsch in Tscheche, ch wie im engl. staunch-heart, j wie das dsch in Dschungel, jh wie im engl. hedge-hog und ñ wie in Canon.

Die Alveolare oder zerebralen Konsonanten – , ṭh,, ḍh und – werden gebildet, indem man die Zungenspitze gegen den vorderen Gaumen drückt.wird ausgesprochen wie in tönen, ṭh wie in Sanftheit,wie in dann, ḍh wie in Südhälfte und wie in Nuss.

Die dentalen Konsonanten – t, th, d, dh und n – werden in gleicher Weise gebildet wie die zerebralen, aber bei ihnen stößt die Zungenspitze an die Zähne.

Die labialen Konsonanten – p, ph, b, bh und m – werden mit den Lippen gebildet. P wird ausgesprochen wie in pressen, ph wie im engl. uphill, b wie in Butter, bh wie in Grobheit und m wie in Mutter.

Die Halb- oder Semivokale – y, r, l und v – werden ausgesprochen wie in yoga, reden, lieben, Vene.

Die Sibilante oder Zischlaute – ś, und s – werden jeweils ausgesprochen wie in schwarz, schön und fasten.

Aspirante, wie der Buchstabe h werden ausgesprochen wie in helfen.



Vokale

 


a

ā

i

ī

u

ū




 


e

ai

o

au

 


anusvāra

 


visarga

 

 

Konsonanten

Gutturale


ka


kha


ga


gha


ṅa

Palatale


ca


cha


ja


jha


ña

Alveolare


ṭa


ṭha


ḍa


ḍha


ṇa

Dentale


ta


tha


da


dha


na

Labiale


pa


pha


ba


bha


ma

Semivokale


ya


ra


la


va

 

Sibilante


śa


ṣa


sa

 

 

Aspirante


ha


ḷa

 ऽ - avagraha  
' - Apostroph



Zahlen

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

 


Die Vokale werden wie folgt ausgesprochen


a

— wie das a in hat

ā

— wie das a in haben (doppelt so lang wie das kurze a)

i

— wie das i in ritten

ī

— wie das i in Bibel (doppelt so lang wie das kurze i)

u

— wie das u in Butter

ū

— wie das u in Hut (doppelt so lang wie das kurze u)

— wie das ri in rinnen

— wie das rie in rieseln

— wie l gefolgt von ri (lri) wie in Ulrich

e

— wie das ay im engl. way

ai

— wie das ei in weise

o

— wie das o im engl. go (ou)

au

— wie das au in Haus

anusvāra ein Nasal wie das im franz. bon

— visarga — in der Mitte eines Wortes wie das ch in wachen; am Ende eines Wortes wird der vorausgehende Vokal wiederholt; also iḥ wie ihi, aḥ wie aha usw.

 


Die Konsonanten werden wie folgt ausgesprochen
:

k — wie in kann
kh — wie in Ekhart 
g
— wie in geben 
gh
— wie in wegholen 
— wie in singen

Die Gutturale spricht man, ähnlich wie im Deutschen, von der Kehle aus.
c — wie das tsch in Tscheche
ch — getrennt wie im engl, staunch-heart
j — wie das dsch in Dschungel 
jh — getrennt wie im engl, hedge-hog
ñ — wie in Canyon

Die Palatale spricht man mit der Zungen-mitte vom Gaumen aus.
— wie in tönen
ṭh — wie in Sanftheit
— wie in dann
ḍh — wie in Südhälfte
— wie in nähren

Die Alveolare spricht man, indem man die Zungenspitze gegen den hinteren Teil des Gaumens drückt.
t — wie in tönen
th — wie in Sanftheit
d — wie in danken
dh — wie in Südhälfte
n — wie in nähren

Die Dentale spricht man wie die Alveolare, jedoch mit der Zungenspitze gegen die Zähne.
p — wie in pressen
ph — wie im engl. uphill
b — wie in Butter
bh — wie in Grobheit
m — wie in Milch

 

y — wie in yoga
r — wie in reden
l — wie in lieben
v — wie in Vene

 

ś — (palatal) — wie in schwarz
ṣ — (alveolar) — wie in schön
s — (dental) — wie in fasten

h — wie in helfen

 

 

Im Sanskrit gibt es weder starke Betonungen der Silben noch Pausen zwischen Wörtern in einer Zeile, sondern ein Fließen kurzer und langer Silben. Eine lange Silbe ist eine Silbe mit einem langen Vokal (ā, ī, ū, e, ai, o, au) oder eine Silbe mit einem kurzen Vokal, dem ein Konsonant folgt (auch anusvāra und visarga). Konsonanten mit nachfolgendem Hauchlaut (wie kha und gha) gelten als kurze Konsonanten.

 

 

Ende von "Der Nektar der Unterweisung"

von A.C. Bhaktivedanta Swāmī Prabhupāda