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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
85. Kapitel:
 
Krishna
 
Die Entführung Subhadrās


 

Nachdem König Parīkṣit die Schilderung der im vorherigen Kapitel berichteten Begebenheit vernommen hatte, wurde er noch begieriger, von Kṛṣṇa und Seinen transzendentalen Spielen zu hören, weshalb er Śukadeva Gosvāmī fragte, auf welche Weise seine Großmutter Subhadrā auf den Rat Śrī Kṛṣṇas hin von seinem Großvater Arjuna entführt wurde. Mahārāja Parīkṣit brannte darauf zu erfahren, wie sein Großvater seine Großmutter entführte und heiratete.

So begann Śukadeva Gosvāmī denn, die Geschichte zu erzählen: »Es begab sich einst, daß dein Großvater Arjuna, der große Held, mehrere heilige Pilgerorte besuchte, und als er so durch die Lande zog, kam er auch nach Prabhāsakṣetra. Dort erfuhr er, daß Śrī Balarāma beabsichtigte, Subhadrā, die Tochter des Onkels von Arjuna mütterlicherseits, Vasudeva, gegen den Willen ihres Vaters Vasudeva und ihres Bruders Kṛṣṇa mit Duryodhana zu verheiraten. Arjuna jedoch begehrte selbst Subhadrās Hand.

Wie nun Arjuna an Subhadrā und ihre Schönheit dachte, wurde der Wunsch in ihm, sie zu heiraten, immer stärker, und so verkleidete er sich, einen geheimen Plan im Sinn, als Vaiṣṇava-sannyāsī und nahm einen tridaṇḍa in die Hand. Der Māyāvādī-sannyāsī trägt einen ekadaṇḍa oder einfachen Stab, wohingegen der Vaiṣṇava-sannyāsī einen tridaṇḍa trägt, der aus drei Stäben oder daṇḍas besteht. Die drei Stäbe oder der tridaṇḍa bedeuten, daß der Vaiṣṇava-sannyāsī gelobt, dem Höchsten Persönlichen Gott mit Körper, Geist und Worten zu dienen. Den Brauch des tridaṇḍi-sannyāsa gibt es schon seit langer Zeit, und die Vaiṣṇava-sannyāsīs werden demgemäß tridaṇḍīs, tridaṇḍi-svāmīs oder tridaṇḍi-gosvāmīs genannt.

Die sannyāsīs müssen normalerweise durch das Land ziehen und predigen, doch während der vier Monate der Regenzeit in Indien (September-Dezember) reisen sie nicht, sondern suchen sich eine Unterkunft, wo sie bis zum Ende der Regenzeit verweilen. Die Zeit, während der die sannyāsīs nicht reisen, wird Cāturmāsya-vrata genannt. Die Einwohner des Ortes, in dem sich ein sannyāsī diese vier Monate aufhält, nutzen seine Anwesenheit, um spirituelle Fortschritte zu machen. Arjuna blieb in der Verkleidung eines sannyāsī vier Monate in der Stadt Dvārakā und sann währenddessen auf einen Plan, wie er Subhadrā zur Frau bekommen könne. Die Bewohner von Dvārakā und selbst Balarāma bemerkten nicht, daß der vorgebliche sannyāsī Arjuna war, und so erwiesen sie ihm ahnungslos ihre Achtung und Ehrerbietungen.

Eines Tages lud Balarāma den sannyāsī zu einem Gastmahl in Seinem Hause ein. Balarāmajī brachte ihm voll Achtung vielerlei köstliche Speisen dar, an denen sich der sogenannte sannyāsī gütlich tat. Während Arjuna so bei Balarāmajī aß, sah er die ganze Zeit nur die unvergleichlich schöne Subhadrā an, die sogar die großen Helden und Könige bezauberte. Aus Liebe zu ihr leuchteten Arjunas Augen, und mit funkelnden Blicken schaute er sie ständig an. Er faßte insgeheim den Entschluß, Subhadrā auf irgendeine Weise zur Frau zu bekommen, und sein starkes Verlangen wirbelte seine Gedanken durcheinander.

Arjuna, der Großvater Mahārāja Parīkṣits, war selbst von außergewöhnlicher Schönheit, und seine wohlgeformte Gestalt übte eine starke Anziehungskraft auf Subhadrā aus. Sie beschloß innerlich, niemanden außer Arjuna zum Gemahl zu nehmen. Als einfaches Mädchen lächelte sie voll Wohlgefallen, während sie Arjuna ansah, weshalb sich Arjuna immer mehr zu ihr hingezogen fühlte. Subhadrā widmete sich Arjuna so offen, daß dieser beschloß, das Mädchen unter allen Umständen zu heiraten. Von da an konnte er vierundzwanzig Stunden am Tag an nichts anderes mehr denken als daran, wie er Subhadrā zur Frau bekommen könne. Dieser Gedanke drängte so stark in ihm, daß er keinen Augenblick zur Ruhe kam.

Schließlich begab es sich, daß Subhadrā in einem Wagen aus dem Palast fuhr, um die Gottheiten im Tempel zu besuchen. Sogleich nahm Arjuna die günstige Gelegenheit wahr und entführte sie mit Vasudevas und Devakīs Erlaubnis. Sowie er auf Subhadrās Wagen gesprungen war, machte er sich zum Kampf bereit. Er nahm seinen Bogen zur Hand, und indem er mit Pfeilen die Soldaten, die ihn aufhalten sollten, abwehrte, führte er Subhadrā fort. Als Subhadrā so von Arjuna geraubt wurde, stimmten ihre Verwandten und Nahestehenden ein lautes Wehgeschrei an, doch Arjuna entführte sie ohne Zögern wie ein Löwe, der sich seinen Anteil holt und dann verschwindet.

Balarāma wurde sehr zornig, als Ihm berichtet wurde, daß der vermeintliche sannyāsī Arjuna sei, daß er seine Rolle in der Absicht gespielt habe, Subhadrā zu entführen, und daß er sie nun tatsächlich geraubt habe. Gleich den Wogen des Meeres an einem Vollmondtag geriet Balarāmas Gemüt in Aufruhr.

Doch Śrī Kṛṣṇa stand auf Arjunas Seite; deshalb versuchte Er zusammen mit anderen Familienmitgliedern, Balarāma zu besänftigen, indem Er Ihm zu Füßen fiel und Ihn anflehte, Arjuna zu vergeben. Schließlich konnte Śrī Balarāma davon überzeugt werden, daß Subhadrā Arjuna liebte, und so freute Er Sich schließlich doch, daß sie Arjuna zum Gemahl haben wollte. Auf diese Weise wurde die ganze Angelegenheit friedlich beigelegt. Weil Balarāma dem neuvermählten Paar eine Freude machen wollte, ließ Er ihnen eine riesige Mitgift zukommen, die aus großen Reichtümern, Elefanten, Streitwagen, Pferden, Dienern und Dienerinnen bestand.

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 85. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Die Entführung Subhadrās«.