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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
75. Kapitel:
 
Krishna
 
Die Schlacht zwischen Śālva und der Yadu-Dynastie


 

Als Śukadeva Gosvāmī von mancherlei Taten berichtete, die Śrī Kṛṣṇa in Seiner Rolle als gewöhnlicher Mensch vollbrachte, erzählte er auch die Geschichte von der Schlacht zwischen der Yadu-Dynastie und einem Dämon namens Śālva, dem es gelungen war, in den Besitz eines wundervollen Luftfahrzeuges zu gelangen, das den Namen Saubha trug. König Śālva war ein guter Freund Śiśupālas gewesen. Als Śiśupāla sich anschickte, Rukmiṇī zu heiraten, war er als einer der Gäste des Bräutigams zugegen gewesen, und als es dann zum Kampf mit der Yadu-Dynastie kam, wurden Śālva und die anderen Könige von den Soldaten der Yadu-Dynastie besiegt. Damals hatte Śālva, trotz seiner Niederlage, vor allen Königen geschworen, daß er einst alle Angehörigen der Yadu-Dynastie vom Erdboden tilgen werde. Seit dieser Niederlage in dem Kampf um Rukmiṇīs Heirat nährte er einen unauslöschlichen Groll gegen Śrī Kṛṣṇa, und er war ein solch ausgemachter Narr, daß er versprochen hatte, Kṛṣṇa zu töten.

Für gewöhnlich nehmen solch verblendete Dämonen zur Verwirklichung ihrer hochgesteckten Pläne Zuflucht bei einem Halbgott wie Śiva, und so wandte sich auch Śālva an Śiva, um stark zu werden. Er erlegte sich eine strenge Form der Buße auf, indem er täglich nur eine Handvoll Asche aß. Śiva, der Gemahl Pārvatīs, ist gewöhnlich sehr barmherzig und deshalb schnell zufrieden, wenn sich jemand schweren Bußen unterzieht, um sein Wohlgefallen zu erwecken. Nachdem Śālva ein Jahr lang schwere Buße auf sich genommen hatte, war Śiva mit ihm zufrieden und forderte ihn auf, um die Erfüllung seines Wunsches zu bitten.

Śālva bat Śiva um ein Luftfahrzeug, das so gewaltig sein sollte, daß es von keinem Halbgott, Dämon, Mensch, Gandharava oder Nāga, nicht einmal von einem Rakṣasa, zerstört werden könnte. Dazu wünschte er, daß es überall, wohin man es zu steuern beliebte, würde hinfliegen können, und daß es besonders gefährlich und furchterregend für die Angehörigen der Yadu-Dynastie sein würde. Śiva war sogleich bereit, ihm die gewünschte Segnung zu gewähren, worauf Śālva mit Hilfe des Dämons Maya ein metallenes Fluggefährt herstellte, das so furchtbar und gewaltig war, daß niemand es zerstören konnte. Es war ein riesiger Apparat - fast so groß wie eine große Stadt -, und es konnte so hoch und so schnell fliegen, daß es fast unmöglich war, zu erkennen, wo es sich gerade befand, geschweige denn, es anzugreifen. Selbst in der Dunkelheit konnte sein Pilot es nach Belieben überallhinsteuern. Als Śālva dieses wundervolle Luftfahrzeug bekommen hatte, flog er damit sogleich nach Dvārakā, denn er hatte es sich vor allem gewünscht, um die Stadt der Yadus anzugreifen, gegen die er einen nie versiegenden Haß hegte.

Śālva griff Dvārakā nicht nur aus der Luft an, sondern ließ die Stadt auch von einer beachtlichen Zahl von Fußsoldaten umzingeln, die die schönen Stadtgebiete überfielen. Sie begannen die Bäder zu zerstören, die Stadttore, die Paläste, die Hochhäuser, die hohen Stadtmauern und die schönen Flecken, wo die Leute zur Erholung zusammenkamen. Während die Soldaten vom Land aus angriffen, warf Śālva aus dem riesigen Flugzeug große Felsbrocken, Baumstämme, Blitze, Giftschlangen und viele andere furchterregende Gegenstände. Auch gelang es ihm, einen Orkan in der Stadt zu erzeugen, der so stark war, daß es in ganz Dvārakā dunkel wurde, weil der hochgewirbelte Staub den Himmel verfinsterte. Śālvas Luftfahrzeug brachte Dvārakā in ähnliche Nöte wie sie vor langer Zeit durch die Untaten Tripurāsura überall auf der Erde entstanden waren. Die Einwohner von Dvārakā Purī wurden so heftig bedrängt, daß sie nicht einen Augenblick zur Ruhe kamen.

Da sammelten sich die großen Helden der Stadt unter der Führung von Befehlshabern wie Pradyumna, um gegen die Soldaten und Śālvas Fluggefährt einen Gegenangriff zu unternehmen. Als Pradyumna die große Not der Bürger sah, formierte er unverzüglich eine Schar Soldaten und bestieg persönlich einen Streitwagen, während er die Stadtbewohner ermutigte und versprach, sie zu retten. Unter seiner Führung stürmten viele Krieger, wie Sātyaki, Cārudeṣṇa und Sāmba, die jüngeren Brüder Pradyumnas und auch Akrūra, Kṛtavarmā, Bhānuvinda, Gada, Śuka und Sāraṇa, aus der Stadt, um mit Śālva zu kämpfen. Sie alle waren große Krieger; jeder von ihnen konnte mit vielen tausend Männern kämpfen. Sie waren mit allem Notwendigen bis an die Zähne bewaffnet, und viele tausend Wagenlenker, Elefanten, Pferde und Fußsoldaten standen ihnen zur Seite. Ein wilder Kampf entbrannte, der in vieler Hinsicht an die vor langer Zeit zischen Halbgöttern und Dämonen stattgefundene Schlacht erinnerte. Der Kampf war sehr heftig, und jedem, der ihn in seiner Wildheit sah, standen die Haare zu Berge.

Pradyumna wirkte unverzüglich der zauberischen Kraft entgegen, die von Śālvas Luftgefährt ausging. Durch die magische Macht seines Flugzeugs hatte Śālva eine nachtschwarze Finsternis erzeugt, doch plötzlich erschien Pradyumna wie die aufgehende Sonne, und wie beim Sonnenaufgang augenblicklich die Dunkelheit der Nacht weicht, so wurde bei Pradyumnas Erscheinen die Wirkung der mystischen Kraft Śālvas aufgehoben. Jeder von Pradyumnas Pfeilen hatte am Ende eine goldene Feder, und der Schaft trug eine scharfe Eisenspitze. Mit fünfundzwanzig solcher Pfeile fügte er dem Oberbefehlshaber Śālvas schwere Verwundungen zu. Dann schoß er hundert Pfeile auf Śālva ab, durchbohrte viele Soldaten mit jeweils einem Pfeil und tötete die Wagenlenker, indem er auf jeden zehn Pfeile abschoß. Die Reittiere, wie die Pferde und Elefanten, wurden mit je drei gezielten Pfeilen außer Gefecht gesetzt. Als die Kämpfer auf dem Schlachtfeld Pradyumnas Heldenhaftigkeit sahen, rühmten sie seine kühnen Taten.

Aber dennoch blieb das Luftfahrzeug, das Śālva zur Verfügung stand, sehr mysteriös. Es war so außergewöhnlich, daß es manchmal aussah, als flögen mehrere Luftschiffe am Himmel und manchmal, als sei keines vorhanden. Bisweilen war es sichtbar und ein anderes Mal wieder unsichtbar. Die Krieger der Yadu-Dynastie wurden verwirrt, da das sonderbare Luftgefährt ständig an anderer Stelle auftauchte. Manchmal sahen sie es am Boden stehen, und manchmal sahen sie es am Himmel fliegen. Manchmal sahen sie das Flugzeug auf einem Hügel verweilen, und dann wieder sah man es auf dem Wasser schwimmen. Das wundersame Gefährt flog wie ein Glühwurm im Wind und war keinen Augenblick stetig. Doch trotz aller geheimnisvollen Manöver des Luftfahrzeugs stürzten die Führer und Soldaten der Yadu-Dynastie sofort auf Sālva zu, sobald sie ihn mit seinem Flugzeug und seinen Soldaten erblickten. Die Pfeile, die die Yadus abschossen, waren strahlend wie die Sonne und gefährlich wie Schlangenzungen. Bald schon gerieten die Soldaten auf Śālvas Seite durch den fortwährenden Pfeilhagel, mit dem die Helden der Yadu-Dynastie ihnen zusetzten, in arge Bedrängnis, und Śālva selbst verlor einmal sogar unter dem Ansturm ihrer Pfeile das Bewußtsein.

Die Soldaten und Krieger, die auf Śālvas Seite kämpften, waren zwar auch sehr mächtig, und ihre Pfeile machten den Helden der Yadu-Dynastie ebenfalls zu schaffen, jedoch waren die Yadus so stark und entschlossen, daß sie nicht von ihren Stellungen wichen. Die Helden der Yadu-Dynastie waren fest entschlossen, entweder den Sieg zu erringen oder auf dem Schlachtfeld zu fallen. Sie waren zuversichtlich, daß sie, wenn sie auf dem Schlachtfeld sterben sollten, die himmlischen Planeten erreichen würden, und wenn sie siegen sollten, die Welt genießen würden. Śālvas Oberbefehlshaber hieß Dyumān. Er war überaus gewaltig, und obwohl ihn fünfundzwanzig von Pradyumnas Pfeilen getroffen hatten, fiel er Pradyumna ganz plötzlich mit seiner mächtigen Keule an und versetzte ihm einen solchen Schlag, daß Pradyumna bewußtlos wurde. Darauf erhob sich ein Geschrei: »Nun ist er tot! Nun ist er tot!« Die Wucht des Keulenschlages, der Pradyumnas Brust traf, war nämlich stark genug gewesen, um die Brust eines gewöhnlichen Menschen zu zerschmettern.

Pradyumnas Streitwagen wurde vom Sohn Dārukas gelenkt. Nach vedischen Kampfregeln müssen der Wagenlenker und der Kämpfer im Wagen während des Kampfes zusammenwirken. Es war also die Pflicht des Wagenlenkers, den Kämpfer bei bedrohlichen Gefahrenmomenten in der Schlacht zu schützen, und deshalb fuhr der Sohn Dārukas Pradyumnas Körper vom Schlachtfeld. Zwei Stunden später gelangte Pradyumna an einem abgelegenen Ort wieder zum Bewußtsein; doch als er sah, daß er sich nicht mehr auf dem Schlachtfeld befand, verwünschte er seinen Wagenlenker und rief: »Oh, was hast du für eine Narrheit begangen! Warum hast du mich vom Schlachtfeld gebracht! Mein lieber Wagenlenker, noch nie ist jemand aus unserer Familie vom Schlachtfeld gebracht wurden. Keiner meiner Vorfahren verließ jemals eine Schlacht. Durch deine Handlung hast du große Schande auf mich geladen. Man wird von mir sagen, ich sei mitten im Kampf vom Schlachtfeld geflohen. Mein lieber Wagenlenker, ich muß dir Vorwürfe machen; du bist ein Feigling und ein Weichling. Sage mir, wie kann ich jemals wieder meinem Onkel Balarāma und meinem Vater Kṛṣṇa unter die Augen treten, und wie soll ich Ihnen mein Verhalten erklären? Jeder wird über mich reden und behaupten, ich sei aus dem Kampf geflohen, und wenn man mich selbst danach fragt, was soll ich dann zur Antwort geben? Meine Schwägerin wird sich mit spitzen Bemerkungen über mich lustig machen. ›Mein lieber Held‹, wird sie sagen, ›wie konntest du nur zu einem solchen Feigling werden? Wie nur bist du zu einem Eunuchen geworden? Und wie kommt es, daß du dich in den Augen deiner Gegner so erniedrigt hast?‹ Mein lieber Wagenlenker, ich betrachte es als ein großes Vergehen, daß du mich vom Schlachtfeld brachtest.«

Pradyumnas Wagenlenker erwiderte jedoch: »Mein lieber Herr, ich wünsche dir ein langes Leben. Meines Wissens tat ich nichts Falsches, da es die Pflicht des Wagenlenkers ist, dem Kämpfer auf seinem Wagen zu helfen, wenn dieser sich in aussichtsloser Gefahr befindet. Mein lieber Herr, du bist ein großer Krieger auf dem Schlachtfeld. Es ist die Pflicht des Wagenlenkers und des Kämpfers, sich gegenseitig in Gefahren zu schützen. Ich war mir die ganze Zeit der vorgeschriebenen Kampfprinzipien bewußt und tat meine Pflicht. Der Feind versetzte dir mit seiner Keule ganz plötzlich einen so heftigen Schlag, daß du bewußtlos wurdest. Umgeben von deinen Feinden schwebtest du in großer Gefahr; deshalb war ich dazu verpflichtet, so zu handeln, wie ich es tat.«

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 75. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Die Schlacht zwischen Śālva und der Yadu-Dynastie«.