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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
57. Kapitel:
 
Krishna
 
Kṛṣṇa heiratet fünf Prinzessinnen


 

Wie bereits erwähnt, ging ein aufsehenerregendes Gerücht um, demzufolge die fünf Pāṇḍava-Brüder zusammen mit ihrer Mutter Kuntī auf einen Anschlag Dhṛtarāṣṭras hin in einem Haus aus Schellack verbrannt waren. Nach einiger Zeit jedoch wurden die fünf Brüder bei Draupadīs Hochzeitsfeier gesehen, worauf sich ein neues Gerücht verbreitete, das besagte, die Pāṇḍavas und ihre Mutter seien doch nicht tot. Zwar war dies auch nur ein Gerücht, doch dieses entsprach der Wirklichkeit. Bald kehrten die Pāṇḍavas in ihre Hauptstadt Hastināpura zurück, wo die Leute sie mit eigenen Augen sehen konnten. Als Kṛṣṇa und Balarāma diese Neuigkeit erreichte, wollte Kṛṣṇa sie persönlich sehen und beschloß, nach Hastināpura zu fahren.

Diesmal besuchte Śrī Kṛṣṇa Hastināpura als Prinz von königlichem Stand mit Hofstaat und ließ Sich von Yuyudhāna, dem Oberbefehlshaber Seiner Heerscharen, und vielen Soldaten begleiten. Eigentlich war Er nicht eingeladen, die Stadt zu besuchen, doch weil Er Seinen großen Geweihten sehr zugeneigt ist, stattete Er den Pāṇḍavas einfach einen Besuch ab. Kṛṣṇa erschien, ohne Sich vorher angekündigt zu haben, und sobald sie Ihn erblickten, erhoben sie sich von ihren Sitzen. Kṛṣṇa wird auch Mukunda genannt, denn sowie man mit Ihm in Berührung kommt oder Ihn in völligem Kṛṣṇa-Bewußtsein sieht, wird man augenblicklich von allen materiellen Ängsten befreit. Nicht nur das, man wird sofort mit aller spirituellen Glückseligkeit gesegnet.

Als die Pāṇḍavas Kṛsṇa empfingen, wurden sie so lebendig, als wären sie aus einer Bewußtlosigkeit erwacht oder vom Tode ins Leben gelangt. Wenn ein Mensch bewußtlos ist, sind seine Sinne und Körperteile nicht aktiv, doch sowie er wieder zu sich kommt, nehmen seine Sinne ihre Tätigkeit wieder auf. In ähnlicher Weise empfingen die Pāṇḍavas Kṛṣṇa, als hätten sie gerade ihr Bewußtsein wiedergewonnen, und sie lebten richtig auf. Śrī Kṛṣṇa umarmte jeden einzelnen der Brüder, und durch die Berührung mit Ihm, dem Höchsten Persönlichen Gott, wurden sie augenblicklich von allen Folgen materieller Verunreinigungen befreit, so daß sie in spiritueller Glückseligkeit lächelten. Ein jeder von ihnen war voll transzendentaler Zufriedenheit, als er Kṛṣṇas Antlitz sah. Obwohl Śrī Kṛṣṇa der Höchste Persönliche Gott ist, spielte Er die Rolle eines gewöhnlichen Menschen und berührte daher Yudhiṣṭhiras und Bhīmas Füße, da sie Seine älteren Vetter waren. Arjuna umarmte Kṛṣṇa als gleichaltrigen Freund, wohingegen die beiden jüngeren Brüder, Nakula und Sahadeva, als Ehrbezeigung Kṛṣṇas Lotosfüße berührten. Nachdem sie sich so nach gesellschaftlicher Sitte entsprechend ihrer jeweiligen Stellung begrüßt hatten, wurde Kṛṣṇa ein erhöhter Sitz angeboten, und als Er bequem saß, trat die soeben verheiratete Draupadī vor Ihn, jung und schön und voll natürlicher weiblicher Anmut, und hieß den Herrn ehrerbietig willkommen. Auch die Yādavas, die Kṛṣṇa nach Hastināpura begleitet hatten, wurden mit allen Ehren empfangen, wobei Sātyaki und Yuyudhāna besondere Sitze zugewiesen wurden. Als dann alle Gäste bequem saßen, nahmen die fünf Brüder neben Śrī Kṛṣṇa Platz.

Nach dem Treffen mit den fünf Brüdern stattete Śrī Kṛṣṇa Seiner Tante Śrīmatī Kuntī-devī, der Mutter der Pāṇḍavas, persönlich einen Besuch ab. Auch ihre Füße berührte Er, um Seine Achtung zum Ausdruck zu bringen. Kuntīs Augen wurden feucht, und voller Liebe umarmte sie Kṛṣṇa. Danach erkundigte sie sich nach dem Wohlbefinden ihrer elterlichen Familie - wie es Vasudeva und seiner Frau gehe und allen anderen Familienangehörigen. Kṛṣṇa Seinerseits befragte Seine Tante über das Wohlergehen der Pāṇḍava-Familie. Obwohl Kuntī-devī durch ihre verwandtschaftliche Verbundenheit eine enge Beziehung zu Kṛṣṇa hatte, erkannte sie schon bei ihrer Begegnung, daß Er der Höchste Persönliche Gott war. Sie erinnerte sich an die Nöte, die sie in ihrem Leben durchgestanden hatte, und wie sie und die Pāṇḍavas immer wieder durch Kṛṣṇas Gnade gerettet worden waren. Ihr war völlig bewußt, daß niemand außer Kṛṣṇa sie vor dem Brandanschlag hätte retten können, den Dhṛtarāṣṭra und seine Söhne angestiftet hatten. Mit bebender Stimme erzählte sie Kṛṣṇa von einigen Ereignissen aus ihrem Leben.

Śrīmatī Kuntī sagte: »Mein lieber Kṛṣṇa, ich erinnere mich noch an den Tag, an dem mein Bruder Akrūra, von Dir geschickt, hier in Hastināpura erschien, um unsere Lage zu erkunden. Das ist nur ein Zeichen dafür, daß Du ständig an uns denkst. Als Du Akrūra zu uns schicktest, wußte ich, daß keine Gefahr uns etwas würde anhaben können. Seit der Zeit habe ich die Gewißheit, daß wir nicht ohne Schutz sind. Wir mögen zwar von unseren Verwandten, den Kurus, in alle möglichen Gefahren gebracht werden, doch ich bin guten Mutes, daß Du stets an uns denken und für unsere vollkommene Sicherheit sorgen wirst. Gottgeweihte, die ständig an Dich denken, sind immer gefeit gegen alle Arten materieller Gefahr, ganz zu schweigen von uns, denn Du Selbst denkst an uns. Aus diesem Grunde lieber Kṛṣṇa, kann es für uns gar kein Unglück geben; durch Deine Gnade befinden wir uns stets in einer glücklichen Lage. Man sollte jedoch nicht denken, Du bevorzugest manche und vernachlässigest andere, weil Du uns besondere Gunst erwiesest. Du machst keine Unterschiede. Niemand ist Dein Günstling und niemand Dein Feind. Als der Höchste Persönliche Gott bist Du jedem gleichgesinnt, und so kann jeder Deinen besonderen Schutz erfahren. Doch obwohl Du jedem gleichgesinnt bist, liebst Du ganz besonders Deine Geweihten, die ständig an Dich denken. Die Gottgeweihten sind durch Fesseln der Liebe mit Dir verbunden, und daher ist es ihnen unmöglich, Dich auch nur für einen Augenblick zu vergessen. Du bist im Herzen eines jeden gegenwärtig, doch weil sich die Gottgeweihten immer an Dich erinnern, bist Du ihnen besonders zugeneigt. Es ist wie mit einer Mutter, die sich, obwohl ihr alle Kinder gleich lieb sind, doch besonders um das kümmert, das völlig von ihr abhängig ist. Ich weiß genau, lieber Kṛṣṇa, daß Du, da Du im Herzen eines jeden weilst, Deinen makellosen Geweihten stets glückliche Umstände bereitest.

Alsdann rühmte auch König Yudhiṣṭira Kṛṣṇa als die Höchste Persönlichkeit und den universalen Freund eines jeden, doch weil Sich der Herr ganz besonders der Pāṇdavas annahm, sagte König Yudhiṣtira: »Mein lieber Kṛṣṇa, welch fromme Werke haben wir nur in unseren früheren Leben vollbracht, daß Du nun so freundlich und gnadenvoll zu uns bist? Wir wissen sehr wohl, daß es selbst den großen Mystikern, die sich durch Meditation ständig bemühen, Dich zu erreichen, sehr schwer fällt, solche Gnade zu erlangen oder Deine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich kann daher nicht begreifen, warum Du so gütig zu uns bist. Wir sind nicht einmal yogīs, sondern haften im Gegenteil an materiellen Unreinheiten. Wir sind Haushälter, die sich mit Politik und anderen weltlichen Angelegenheiten befassen. Ich weiß wirklich nicht, warum Du so gütig zu uns bist.«

Auf Bitten Mahārāja Yudhiṣthiras erklärte Sich Kṛṣṇa dann bereit, die vier Monate der Regenzeit in Hastināpura zu verbringen. Die vier Monate der Regenzeit werden Cāturmāsya genannt. Während dieser Zeit verweilen die für gewöhnlich umherziehenden Prediger und brāhmaṇa-Pilger in irgendeinem Haus und leben dort nach strengen regulierenden Prinzipien. Obwohl Śrī Kṛṣṇa über allen regulierenden Prinzipien steht, willigte Er aus Zuneigung zu den Pāṇdavas ein, in Hastināpura zu bleiben. Die Bewohner der Stadt, die die Gelegenheit wahrnahmen, die sich ihnen mit Kṛṣṇas Aufenthalt bot, erhielten die Gunst, Kṛṣṇa hin und wieder zu sehen. Und weil sie Kṛṣṇa von Angesicht zu Angesicht sahen, tauchten sie ein in transzendentale Glückseligkeit.

Während der Zeit, da Kṛṣṇa Sich bei den Pāṇḍavas aufhielt, wollten Kṛṣṇa und Arjuna eines Tages im Wald auf die Jagd gehen und bestiegen dazu einen Wagen, an dem eine Flagge mit dem Bild Hanumāns angebracht war. Arjunas Wagen trägt immer das Bild Hanumāns, und deshalb nennt man Arjuna auch Kapidhvaja. (Kapi ist Hanumān und dhvaja bedeutet »Flagge«.) So fuhren Kṛṣṇa und Arjuna, der seinen Bogen und seine unfehlbaren Pfeile bei sich trug, in den Wald.

Arjuna hatte geeignete Schutzkleidung angelegt, denn mit der Jagd wollte er sich darin üben, viele Feinde zu töten. Aus diesem Grunde begab er sich auch in den Teil des Waldes, in dem viele Tiger, Hirsche und anderes Großwild lebte. Kṛṣṇa begleitete Arjuna natürlich nicht, um Sich im Töten von Tieren zu üben; Er braucht Sich in nichts zu üben, denn Er ist bereits in Sich Selbst vollkommen. Er ging nur deshalb mit Arjuna, um zu sehen, wie dieser sich bewährte, denn in der Zukunft würde er viele Feinde töten müssen. Im Wald angelangt erlegte Arjuna mit seinen Pfeilen Tiger, Wildeber, Büffel, gavayas (eine Raubtierart), Nashörner, Hirsche, Stachelschweine, Hasen und viele andere Tiere. Einige der erlegten Tiere, die sich für Opferdarbringungen eigneten, wurden von den Dienern fortgetragen und zu König Yudhiṣṭhira gebracht. Andere wilde Tiere, wie z. B. Tiger und Nashörner, wurden nur getötet, damit sie kein Unheil im Wald anrichteten. Da in den Wäldern viele Weise und Heilige lebten, war es die Pflicht der kṣatriya-Könige, auch dort für friedliche Lebensverhältnisse zu sorgen.

Nach einiger Zeit fühlte sich Arjuna müde und durstig vom vielen Jagen und ging deshalb mit Kṛṣṇa zum Ufer der Yamunā. Als die beiden ans Ufer gelangten, wuschen sie sich Hände und Füße, spülten den Mund aus, und tranken das klare Wasser des Flusses. Während sie ausruhten und Wasser tranken, sahen sie ein wunderschönes Mädchen im heiratsfähigen Alter allein am Ufer der Yamunā spazierengehen. Kṛṣṇa bat Seinen Freund Arjuna, zu ihr zu gehen und sie zu fragen, wer sie sei. Auf Kṛṣṇas Anweisung ging Arjuna sogleich zu dem Mädchen, das wirklich außergewöhnlich schön war. Sie besaß einen anmutigen Körper, hübsche glänzende Zähne und ein lächelndes Gesicht. Arjuna fragte sie: »Mein liebes Kind, du bist schön anzusehen mit deinen hohen Brüsten. Darf ich fragen, wer du bist? Es überrascht uns, dich hier allein umherspazieren zu sehen. Mit welcher Absicht bist du hierhergekommen? Wir können nur vermuten, daß du nach einem geeigneten Ehemann Ausschau hältst. Wenn es dir nichts ausmacht, verrate mir bitte Deine Absichten. Ich werde versuchen, Deine Wünsche zu erfüllen.«

Das schöne Mädchen war niemand anderes als der Fluß Yamunā in Person. Sie antwortete: »Werter Herr, ich bin die Tochter des Sonnengottes und nehme gerade Bußen und Opfer auf mich, um Śrī Viṣṇu zum Mann zu bekommen. Ich sehe Ihn als die Höchste Person an, und Er ist für mich der richtige Gatte. Dies ist mein Wunsch, und weil du ihn wissen wolltest, habe ich ihn dir verraten.«

Das Mädchen fuhr fort: »Mein lieber Herr, ich weiß, daß du der Held Arjuna bist; daher will ich dir weiter sagen, daß ich niemanden außer Śrī Viṣṇu als meinen Mann annehmen werde, denn Er ist der einzige Beschützer aller Lebewesen und derjenige, der allen bedingten Seelen Befreiung gewähren kann. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn Du zu Śrī Viṣṇu beten würdest, Gefallen an mir zu finden.« Das Mädchen Yamunā wußte sehr wohl, daß Arjuna ein großer Gottgeweihter war, und daß Kṛṣṇa ihm niemals eine Bitte abschlagen würde. Sich direkt an Kṛṣṇa zu wenden, mag manchmal vergebens sein, doch wenn man sich Kṛṣṇa durch Seinen Geweihten nähert, ist der Erfolg gewiß. Das Mädchen sagte weiter zu Arjuna: »Mein Name ist Kālindī und ich lebe im Wasser der Yamunā. Mein Vater war so gütig, mir ein besonderes Haus in den Fluten des Flusses zu errichten, und ich habe gelobt, so lange im Wasser zu bleiben, bis ich Śrī Kṛṣṇa gefunden habe.« Als sie geendet hatte, ging Arjuna zu Kṛṣṇa zurück und berichtete Ihm gewissenhaft die Botschaft des Mädchens, obwohl der Herr als Überseele in jedem Herzen bereits alles wußte. Ohne viele Worte zu machen, nahm Kṛṣṇa Kālindī sofort als Seine Frau an und bat sie, im Wagen Platz zu nehmen, worauf sie gemeinsam zu Mahārāja Yudhiṣṭhira fuhren.

Eines Tages wurde Kṛṣṇa von Mahārāja Yudhiṣṭhira gebeten mitzuhelfen, ein prächtiges Haus zu errichten, das von dem berühmten Architekten Viśvakarmā, dem Baumeister des himmlischen Königreiches, entworfen werden sollte. Kṛṣṇa rief sofort Viśvakarmā zu Sich und ließ ihn eine prachtvolle Stadt, die ganz Mahārāja Yudhiṣṭhiras Wünschen entsprach, erbauen. Als das Werk vollendet war, bat Mahārāja Yudhiṣṭhira Kṛṣṇa, noch einige Tage länger bei ihm zu bleiben und ihn durch Seine Anwesenheit zu erfreuen. Śrī Kṛṣṇa nahm Mahārāja Yudhiṣthiras Einladung an und verbrachte noch viele Tage in Hastināpura.

Während dieser Zeit opferte der Herr als eines Seiner Spiele den Khāṇḍava-Wald, der Indras Eigentum war. Er wollte den Wald Agni, dem Feuergott, übergeben, da in ihm viele Arzneien wuchsen, die Agni zu seiner Verjüngung benötigte. Agni hatte jedoch nicht gewagt, von sich aus Hand an den Khāṇḍava-Wald zu legen, sondern Kṛṣṇa gebeten, ihm zu helfen. Der Halbgott wußte, daß Kṛṣṇa sehr mit Ihm zufrieden war, da er Ihm früher einmal den Sudarśana-cakra geschenkt hatte. Um Agni zufriedenzustellen, fuhren Kṛṣṇa und Arjuna in den Khāṇḍava-Wald, wobei Kṛṣṇa Arjunas Wagenlenker war. Als Agni den Wald verzehrt hatte, war er sehr froh. Diesmal gab er Arjuna einen besonderen Bogen, der unter dem Namen »Gāṇḍīva« gefürchtet war, vier weiße Pferde, einen Streitwagen und einen unüberwindlich machenden Köcher mit zwei besonderen Pfeilen, die als Amulette angesehen wurden und so mächtig waren, daß kein Krieger ihnen widerstehen konnte. Als der Khāṇḍava-Wald vom Feuergott verzehrt wurde, rettete Arjuna einen Dämon namens Maya vor den lodernden Flammen. Deshalb wurde der ehemalige Dämon ein guter Freund Arjunas, und um seinen Freund zu erfreuen, baute er in der von Viśvakarmā errichteten Stadt ein vortreffliches Versammlungshaus. Dieses Gebäude war an einigen Stellen so kunstvoll gebaut, daß Duryodhana, als er es einmal besuchte, Wasser für festen Boden und Land für Wasser hielt. Als Duryodhana den Reichtum der Pāṇḍavas sah, fühlte er sich beleidigt und wurde ihr erklärter Feind.

Schließlich begab Sich Kṛṣṇa mit Mahārāja Yudhiṣṭhiras Erlaubnis zurück nach Dvārakā. Begleitet von Sātyaki, dem Führer der Yadus, die in Hastināpura mit Kṛṣṇa gelebt hatten, zog Er, als Er das Einverständnis des Königs erhielt, in Sein Reich. Auch Kālindī kam mit Kṛṣṇa nach Dvārakā. Nach Seiner Rückkehr ließ Er viele Astrologen zu Sich kommen, um von ihnen den geeignetsten Zeitpunkt für Seine Heirat mit Kālindī zu erfahren, und heiratete sie dann mit großem Prunk. Die Heiratszeremonie bereitete den Verwandten beider Seiten viel Freude, und sie alle nahmen mit Frohmut an dem großen Ereignis teil.

In Avantīpura (dem heutigen Ujjain) lebten zu jener Zeit zwei Könige, nämlich Vinda und Anuvinda. Beide standen unter dem Zwang Duryodhanas. Sie hatten eine Schwester mit Namen Mitravindā, die viele Tugenden besaß und ein gebildetes und anmutiges Mädchen war. Sie war die Tochter einer Tante Kṛṣṇas. Es war beschlossen worden, daß sich Mitravindā aus einer Versammlung von Prinzen ihren Gemahl wählen solle, doch sie hatte nur den starken Wunsch, Kṛṣṇas Frau zu werden. Da mischte sich Kṛṣṇa unter die versammelten Prinzen und trug Mitravindā plötzlich vor den Augen aller davon. Unfähig, Kṛṣṇa aufzuhalten, standen die Prinzen da und sahen sich betroffen an.

Nach diesem Abenteuer heiratete Kṛṣṇa die Tochter Nagnajits, des Königs von Kośala. Er war sehr fromm und befolgte die in den Veden vorgeschriebenen Rituale. Seine schönste Tochter hieß Satyā, die manchmal nach ihrem Vater auch Nāgnajitī genannt wurde. Nagnajit nun hatte beschlossen, demjenigen Prinzen die Hand seiner Tochter zu geben, der imstande war, sieben besonders starke und ungestüme Stiere zu bezwingen. Keiner der Prinzen der damaligen Zeit vermochte es mit den sieben Stieren aufzunehmen, und daher hatte auch noch niemand die Hand Satyās fordern können. Die sieben Stiere waren wirklich äußerst stark, und bereits der bloße Geruch eines Fürsten war ihnen zuwider. Viele waren zwar an den Königshof gekommen und hatten versucht, die Stiere zu bezwingen, doch statt sie halten zu können, hatten sie alle unterliegen müssen. Die Kunde davon verbreitete sich rasch im ganzen Land, und als schließlich auch Kṛṣṇa erfuhr, daß das Mädchen Satyā nur unter der Bedingung zu erlangen sei, daß man die sieben Stiere besiege, machte Er Sich auf den Weg zum Königreich Kośala. In Begleitung vieler Soldaten traf Er in dem Landesteil Ayodhyā ein und stattete König Nagnajit einen regelrechten Staatsbesuch ab.

Der König von Kośala war höchst erfreut, als er erfuhr, daß Kṛṣṇa gekommen sei, um die Hand seiner Tochter zu erringen. Mit großem Respekt und Aufwand hieß er Ihn in seinem Königreich willkommen. Gleich bei Kṛṣṇas Ankunft bot er Ihm einen angemessenen Sitz und einige Aufmerksamkeiten zum Empfang. All das geschah auf sehr vornehme Weise. Kṛṣṇa Seinerseits brachte dem König Seine achtungsvollen Ehrerbietungen entgegen, da Er ihn als Seinen künftigen Schwiegervater ansah.

Als Satyā, die Tochter König Nagnajits, hörte, daß Kṛṣṇa Selbst gekommen sei, um sie zu heiraten, war sie überglücklich, daß der Gemahl der Glücksgöttin so gütig war, sie zur Frau zu nehmen. Lange Zeit schon hegte sie den Wunsch, Kṛṣṇa zu heiraten, und um ihren ersehnten Mann zu erlangen, hatte sie alle Grundsätze der Entsagung befolgt. Sie dachte daher: »Wenn ich jemals fromme Werke nach bestem Vermögen vollbracht und mir unablässig Kṛṣṇa zum Ehemann gewünscht habe, könnte es Kṛṣṇa vielleicht gefallen, meine langgehegte Sehnsucht zu erfüllen.« Sie begann, Kṛṣṇa in Gedanken ihre Gebete darzubringen und dachte: »Ich weiß nicht, wie ich den Höchsten Persönlichen Gott erfreuen kann. Er ist der Herr und Meister eines jeden. Selbst die Glücksgöttin, die stets neben dem Höchsten Persönlichen Gott weilt und Śiva, Brahmā und viele andere Halbgötter von verschiedenen Planeten bringen dem Herrn ständig ihre achtungsvollen Ehrerbietungen dar. Manchmal kommt der Herr auch in verschiedenen Inkarnationen auf die Erde, um den Wunsch Seiner Geweihten zu erfüllen. Er ist so erhaben und groß, daß ich nicht weiß, wie ich Ihn erfreuen soll.« Sie sagte sich, daß der Höchste Persönliche Gott nur durch Seine eigene grundlose Barmherzigkeit mit einem Geweihten zufrieden sein könne; darüber hinaus gebe es keine Möglichkeit, Ihn zufriedenzustellen. Śrī Kṛṣṇa Caitanya drückte das gleiche in Seinen Śiksāṣṭaka-Versen aus: »O mein Herr, ich bin Dein ewiger Diener. Doch irgendwie bin ich in das materielle Dasein hinabgesunken. Wenn Du mich gütigerweise herausheben und als Staubkörnchen an Deinen Lotosfüßen befestigen würdest, erwiesest Du Deinem ewigen Diener damit eine große Gunst.« Der Herr kann nur durch Demut und die Bereitschaft, Ihm zu dienen, erfreut werden. Je mehr wir dem Herrn unter der Führung des geistigen Meisters dienen, desto mehr Fortschritt auf dem Pfad, der zu Ihm führt, ist uns gewiß. Wir können für unsere Dienste jedoch keine Gnade oder Barmherzigkeit von Kṛṣṇa fordern. Es liegt bei Ihm, unseren Dienst anzunehmen oder zurückzuweisen, doch die einzige Möglichkeit, den Herr zu erfreuen, besteht darin, Ihm zu dienen, und nichts anderes.

König Nagnajit war ein frommer König, und als Kṛṣṇa zu Besuch in seinem Palast war, begann er, Ihn nach bestem Wissen und Vermögen zu verehren. Zur Begrüßung sagte er: »Mein lieber Herr, Du bist der Eigentümer der gesamten kosmischen Manifestation, und Du bist Nārāyaṇa, der in allen lebenden Geschöpfen weilt. Du bist in Dir Selbst zufrieden und erfreust Dich Deiner eigenen Füllen. Wie könnte ich Dir also irgend etwas anbieten? Wie könnte ich Dich durch meine Gaben zufriedenstellen? Es ist nicht möglich, denn ich bin ein unbedeutendes Lebewesen. Im Grunde besitze ich keine Fähigkeiten, Dir irgendwie zu dienen.«

Kṛṣṇa ist die Überseele aller Lebewesen, und daher wußte Er, was Satyā, die Tochter König Nagnajits, dachte. Er wußte auch die respektvolle Verehrung sehr zu schätzen, die Ihm der König erwies, als er Ihm einen Sitz, Speise, Wohnung usw. anbot. Es freute Ihn sehr, daß somit sowohl das Mädchen als auch der Vater des Mädchens sich wünschten, Ihn als engen Verwandten zu sehen. Er lächelte und sagte mit feierlicher Stimme: »Mein lieber König Nagnajit, du weißt sehr gut, daß ein echter Prinz, der sich an die Regeln hält, niemanden, nicht einmal die größte Persönlichkeit, jemals um etwas bittet. Die gelehrten Anhänger der Veden untersagen es nämlich den kṣatriya-Königen in ihrer Weisheit, andere Personen um irgend etwas zu bitten. Ein kṣatriya, der gegen diese Regel verstößt, wird von den großen Gelehrten verurteilt. Doch trotz dieser strengen Vorschrift bitte Ich dich um die Hand deiner lieblichen Tochter, um aus Dankbarkeit für den schönen Empfang, den du Mir bereitet hast, unsere gemeinsame Beziehung zu verstärken. Vielleicht freut es Dich auch zu wissen, daß es die Tradition unserer Familie verbietet, dir irgend etwas als Gegengeschenk für deine Tochter anzubieten. Wir können dir also keinen Preis zahlen, den du für sie fordern magst.« Kṛṣṇa wollte also, mit anderen Worten, Satyā zur Frau bekommen, ohne die Bedingung, erst die sieben Stiere zu besiegen, erfüllen zu müssen.

Als König Nagnajit diese Worte Kṛṣṇas vernahm, entgegnete er: »Mein lieber Herr, Du bist die Quelle aller Freude, allen Reichtums und aller guten Eigenschaften. Die Göttin des Glücks, Lakṣmījī, weilt ständig an Deiner Brust. Wer könnte unter diesen Umständen ein besserer Ehemann für meine Tochter sein als Du? Meine Tochter und ich haben immer um dieses Glück gebetet; überdies bist Du der Führer der Yadu-Dynastie. Doch verstehe bitte gütigerweise, daß ich seit jeher an das Gelübde gebunden bin, meine Tochter nur mit einem Prinzen zu verheiraten, der die Prüfung, die ich einst festlegte, besteht. Diese Prüfung bestimmte ich nur, um die Macht und das Können meines zukünftigen Schwiegersohnes zu prüfen. Du bist Śrī Kṛṣṇa, und Du bist das Vorbild aller Helden. Ich bin daher sicher, daß Du es mit Leichtigkeit fertigbringst, die sieben Stiere zu bändigen. Bis jetzt sind sie von keinem Prinzen bezwungen worden. Jedem, der sich an ihnen versuchte, zerschmetterten sie einfach die Glieder.« Schließlich bat König Nagnajit den Herrn: »Kṛṣṇa, wenn Du so gütig bist und die sieben Stiere bändigst, wirst Du ganz gewiß zum langersehnten Gatten meiner Tochter erkoren.« Als er diese Worte des Königs hörte, begriff Kṛṣṇa, daß der König nicht gewillt war, sein Gelübde zu brechen. Um also seinen Wunsch zu erfüllen, zog Er Seinen Gürtel fester und schickte Sich an, mit den Stieren zu kämpfen. Dazu teilte er Sich augenblicklich in sieben Kṛṣṇa-Gestalten, von denen jeder einen Stier packte, indem Er ihn an den Nüstern ergriff und ihn so bändigte, als sei er ein Spielzeugtier.

Daß Sich Kṛṣṇa siebenfach erweiterte, ist sehr bedeutsam. Satyā, König Nagnajits Tochter, wußte, daß Kṛṣṇa bereits viele andere Frauen geheiratet hatte, und fühlte sich dennoch sehr stark zu Kṛṣṇa hingezogen. Um sie daher zu ermutigen, erweiterte Sich Kṛṣṇa siebenfach. Die Erklärung hierzu ist folgende: Kṛṣṇa ist einer, doch gleichzeitig besitzt Er unzählige Erweiterungen. So heiratete Er z. B. Hunderte und Tausende von Frauen, ohne daß, wenn Er mit einer Frau zusammen war, die anderen auf Seine Gesellschaft verzichten mußten. Kṛṣṇa konnte nämlich mit jeder einzelnen Frau gleichzeitig beisammen sein.

Als Kṛṣṇa die sieben Stiere in Seine Gewalt brachte, indem Er sie bei den Nüstern packte, war es mit ihrem Stolz und ihrer Stärke vorbei, wie auch mit der Berühmtheit, zu der sie im Laufe der Zeit gelangt waren. Kṛṣṇa zog die nunmehr gebändigten Stiere heftig hin und her, so wie ein Kind mit einem hölzernen Spielzeugtier umgeht. Diese einzigartige Tat versetzte König Nagnajit in grenzenloses Erstaunen, und voll Freude führte er sogleich seine Tochter Satyā herbei, um sie Kṛṣṇa zu übergeben, der sie auch bereitwillig als Frau annahm. Anschließend feierte man in aller Pracht die Hochzeitszeremonie. Auch Nagnajits Frauen freuten sich sehr darüber, daß ihre Tochter mit Kṛṣṇa vermählt wurde, und da der König und die Königinnen so zufrieden mit der glückverheißenden Hochzeit waren, wurde das Ereignis in der ganzen Stadt mit allem Aufwand gefeiert. Überall ertönten die Muschelhörner und Kesselpauken, und überall wurde gesungen und musiziert. Die weisen brāhmaṇas überschütteten das soeben vermählte Paar mit Segenswünschen. Jubelnd liefen die Einwohner der Stadt in farbenprächtigen Gewändern und glänzendem Schmuck umher. König Nagnajit war so froh, daß er seiner Tochter und seinem Schwiegersohn eine großzügige Mitgift gab: Als erstes gab er ihnen 10 000 Kühe und 3 000 gutgekleidete junge Dienerinnen, die von Kopf bis Fuß geschmückt waren. Es ist auch heute noch Brauch in Indien, eine Mitgift dieser Art zu geben, ganz besonders bei den kṣatriya-Prinzen. Wenn ein kṣatriya-Prinz heiratet, werden der Braut mindestens ein Dutzend gleichaltrige Dienerinnen mitgegeben. Nachdem der König die Kühe und Dienerinnen fortgegeben hatte, bereicherte er die Mitgift um 9 000 Elefanten und hundertmal mehr Streitwagen als Elefanten, das heißt insgesamt 900 000 Streitwagen. Dazu gab er hundertmal mehr Pferde als Wagen, also 90 000 000 Pferde, und hundertmal mehr Sklaven als Pferde. Diese Sklaven und Dienerinnen wurden von den Prinzen mit allem versorgt, was sie benötigten, als seien sie deren eigene Familienangehörige oder Kinder. Nachdem der König von Kośala die besagte Mitgift gegeben hatte, ließ er seine Tochter und seinen berühmten Schwiegersohn auf einem Wagen Platz nehmen. Dann gestattete er ihnen, behütet von einer Abteilung gut bewaffneter Soldaten, nach Hause zu fahren. Als er sie schließlich eilends ihrem neuen Zuhause entgegenreisen sah, belebte sich sein Herz mit Zuneigung zu ihnen. Bevor Satyā und Kṛṣṇa vermählt wurden, hatten bereits viele Prinzen der Yadu-Dynastie wie auch anderer Dynastien im Kampf mit König Nagnajits Stieren um Satyās Hand gewetteifert. Als die enttäuschten Prinzen der anderen Dynastien erfuhren, daß Kṛṣṇa die sieben Stiere bezwungen und Satyās Hand erlangt hatte, wurden sie natürlich neidisch und umzingelten daher Kṛṣṇa auf Seiner Fahrt nach Dvārakā und überschütteten die Hochzeitsgesellschaft des Herrn mit Pfeilen. Als die verbitterten Prinzen bereits Kṛṣṇas Gefolge bedrängten und ihre Pfeile wie unaufhaltsame Regengüsse herabhagelten, kümmerte sich Arjuna, der beste Freund Kṛṣṇas, um die dreisten Angreifer und vertrieb sie ohne weiteres ganz allein, um seinem großen Freund Śrī Kṛṣṇa zu Seiner Heirat eine Freude zu bereiten. Kurz entschlossen griff Arjuna zum Gāṇḍīva-Bogen und verjagte die Prinzen allesamt; so wie ein Löwe, um kleine Tiere zu verjagen, nur hinter ihnen herzulaufen braucht, schlug Arjuna die Prinzen in die Flucht, ohne auch nur einen von ihnen zu töten. Am gleichen Tag noch zog Śrī Kṛṣṇa, der Führer der Yadu-Dynastie, mit Seiner Braut und einer reichen Mitgift mit großer Pracht in Dvārakā ein. Dort lebte Er dann sehr friedvoll mit Seiner Frau.

Kṛṣṇa hatte noch eine andere Tante, die Schwester Seines Vaters, die Śrutakīrti hieß. Sie lebte verheiratet in der Kekaya-Provinz und hatte eine Tochter mit Namen Bhadrā, die sich ebenfalls danach sehnte, Kṛṣṇa zu heiraten. So gab ihr Bruder sie ohne jedwede Bedingung Kṛṣṇa zur Frau, und Kṛṣṇa nahm sie an. Danach heiratete der Herr eine Tochter des Königs von Madras, die Lakṣmaṇā hieß. Lakṣmaṇā besaß alle guten Eigenschaften. Auch sie raubte Kṛṣṇa, und zwar auf ähnliche Weise wie Garuḍa den Händen der Dämonen den Nektartopf entriß. Kṛṣṇa entführte Lakṣmaṇā vor den Augen vieler anderer Prinzen, die sich zu ihrer svayaṁvara versammelt hatten. Svayaṁvara ist eine Zeremonie, bei der sich die Braut ihren Gemahl aus einer Versammlung von Prinzen wählen kann.

Die fünf Mädchen, deren Heirat mit Kṛṣṇa in diesem Kapitel geschildert wurde, waren nicht die einzigen Frauen Kṛṣṇas. Neben ihnen hatte der Herr noch Tausende anderer Frauen, die Er annahm, nachdem Er den Dämon Bhaumāsura getötet hatte. All diese Mädchen wurden im Palast Bhaumāsuras gefangengehalten, aber Kṛṣṇa befreite sie alle und heiratete sie.

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 57. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Kṛṣṇa heiratet fünf Prinzessinnen«.