Photo Gallery

Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
42. Kapitel:
 
Krishna
 
Kṛṣṇa tötet den Elefanten Kuvalayāpiḍa


 

Nachdem Kṛṣṇa und Balarāma Ihr Bad genommen und auch alle anderen morgendlichen Pflichten beendet hatten, vernahmen Sie das Dröhnen der Kesselpauken, das vom Ringkampflager herüberdrang. Sie trafen sogleich Anstalten, zum Kampfplatz zu gehen, um den Spaß mitanzusehen. Als die Brüder vor das Tor der Ringkampfarena gelangten, erblickten Sie dort den gewaltigen Elefanten Kuvalayāpīḍa, der von einem Wärter betreut wurde. Der Wärter versperrte Ihnen absichtlich den Weg, indem er den Elefanten vor das Tor trieb. Kṛṣṇa konnte Sich denken, was der Wächter im Sinn hatte, und so machte Er Sich zum Kampf mit dem Elefanten bereit, indem Er Sein Gewand fester gürtete. Mit drohender Stimme, gleich dem grollenden Donner einer Wolke, sprach Er den Wächter an: »Du Schurke von einem Tierwärter, gib den Weg frei, und laß Mich durch das Tor gehen. Wenn du noch länger den Eingang versperrst, werde Ich dich und deinen Elefanten augenblicklich ins Haus des Todes persönlich senden.«

Der Wärter wurde, als er in dieser Weise herausgefordert wurde, furchtbar zornig, und um sich an Kṛṣṇa zu rächen, stachelte er, ganz wie es geplant war, den Elefanten zum Angriff an. Darauf bewegte sich das Monstrum auf Kṛṣṇa zu wie der unvermeidliche Tod. Während der Elefant auf den Herrn zustürzte, versuchte er Ihn mit dem Rüssel zu packen. Kṛṣṇa aber lief sehr behende hinter Seinen Gegner, und weil Kuvalayāpīḍa nicht weiter als bis an sein Rüsselende sehen konnte, konnte er auch nicht wahrnehmen, wo Sich Kṛṣṇa hinter seinen Hinterbeinen verbarg, obwohl er versuchte, Ihn mit seinem Rüssel zu ergreifen. Aber Kṛṣṇa entwischte ihm auch diesmal, lief wieder zurück und ergriff den Elefanten beim Schwanz. Am Schwanz ziehend schleifte Kṛṣṇa ihn mit unglaublicher Stärke ein gutes Stück Weges hinter Sich her, so wie Garuḍa eine unbedeutende Schlange durch den Staub zerrt. Kṛṣṇa zog den Elefanten von rechts nach links und von links nach rechts, so wie Er als Kind manchmal ein Kalb am Schwanz gezogen hatte. Anschließend ging der Herr wieder vor den Elefanten und versetzte ihm einen starken Schlag, um dann abermals den Augen seines Gegners zu entschwinden, indem Er wieder hinter ihn lief. Dann ließ Sich Kṛṣṇa vor den Vorderbeinen des Elefanten zu Boden fallen und brachte ihn dadurch zum Stolpern, so daß er niederstürzte. Kṛṣṇa sprang sofort wieder auf die Beine, doch der Elefant, der glaubte, der Herr liege immer noch auf dem Boden, versuchte Ihn mit einem Stoßzahn zu durchbohren, den er mit aller Kraft in den Boden rammte. Obgleich Kuvalayāpīḍa abgekämpft und zornig war, bemühte sich der Abrichter, der auf ihm ritt, ihn weiter anzustacheln. Der Elefant stürzte sich deshalb noch einmal wie rasend auf Kṛṣṇa, doch sowie er in Kṛṣṇas Reichweite kam, packte dieser seinen Rüssel und riß ihn zu Boden. Als Kuvalayāpīḍa mitsamt dem Wärter zu Boden stürzte, sprang Kṛṣṇa auf den Rücken des Elefanten, zerschmetterte ihm das Rückgrat und erschlug auch den Wärter. Nach dieser Tat nahm der Herr einen der beiden Elfenbeinzähne auf Seine Schulter. Geschmückt mit Schweißtropfen und besprengt mit dem Blut des Elefanten, fühlte Er Sich überaus glücklich, und so schritt Er auf den Kampfplatz zu. Balarāma nahm den anderen Stoßzahn des Elefanten auf Seine Schulter, und begleitet von Ihren Freunden, den Kuhhirtenjungen, betraten Sie die Arena.

Als Kṛṣṇa mit Seinen Freunden und Balarāma in die Kampfarena schritt, sahen Ihn die einzelnen Anwesenden, entsprechend ihren verschiedenen Beziehungen (rasa) zu Ihm, jeder auf seine Weise. Kṛṣṇa ist der Ursprung aller Freuden und aller Arten von rasa, sowohl der voller Zuneigung als auch der voller Feindlichkeit. Den Ringern erschien Er wie ein Blitz; die gewöhnlichen Menschen sahen Ihn als das schönste Wesen; die Frauen sahen in Ihm den anziehendsten Mann, den Liebesgott in Person, der ihr lustvolles Begehren erweckte; die Kuhhirten betrachteten Kṛṣṇa als ihren Verwandten aus ihrem Heimatdorf; den kṣatriya-Königen erschien Er als der stärkste Gebieter; für Seine Eltern, Nanda und Yaśodā, war Er das lieblichste Kind; Kaṁsa, dem König der Bhoja-Dynastie, erschien der Herr wie der persönliche Tod; die Unintelligenten hielten Ihn für einen unvollkommenen Menschen; die anwesenden yogīs sahen Ihn als die Überseele; und die Edlen der Vṛṣṇi-Dynastie sahen Ihn als ihren berühmtesten Abkömmling. Von den verschiedenen Personen auf diese Weise verschieden gesehen, zog Kṛṣṇa zusammen mit Balarāma und Seinen Hirtenfreunden in die Kampfarena ein. Für Kaṁsa, der bereits erfahren hatte, daß Kṛṣṇa den Elefanten Kuvalayāpīda getötet hatte, stand fest, daß Kṛṣṇa gewaltig war. Daher wurde er nunmehr von panischer Angst ergriffen. Kṛṣṇa und Balarāma hatten lange Hände; auch waren Sie sehr schön gekleidet, und alle Menschen, die dort versammelt waren, fühlten sich zu Ihnen hingezogen. Sie waren gekleidet als gingen Sie zu einem Bühnenauftritt, und so zogen Sie die Aufmerksamkeit aller auf Sich.

Als die Bürger von Mathurā Kṛṣṇa, den Höchsten Persönlichen Gott, sahen, überkam sie große Freude, und sie begannen mit unersättlichen Blicken Sein Gesicht zu betrachten, als tränken sie vom Himmelsnektar. Kṛṣṇa zu sehen bereitete ihnen solche Seligkeit, daß es nicht nur schien, als schlürften sie den Nektar Seines Antlitzes, sondern auch, als atmeten sie den Duft Seines Körpers und kosteten den Geschmack Seiner Glieder und schlössen Ihn und Balarāma in die Arme. Alle begannen sie über die beiden transzendentalen Brüder zu sprechen. Schon oft hatten die Einwohner Mathurās von Kṛṣṇas und Balarāmas Schönheit und Ihren Taten gehört, doch nun sahen sie die beiden persönlich, von Angesicht zu Angesicht. Sie dachten, Kṛṣṇa und Balarāma seien zwei vollständige Inkarnationen des Höchsten Persönlichen Gottes Nārāyaṇa, die in Vṛndāvana erschienen seien.

Die Bürger von Mathurā erzählten sich auch von Kṛṣṇas Spielen, Seiner Geburt als Sohn Vasudevas, Seiner Zeit in der Obhut Nanda Mahārājas und Mutter Yaśodās in Gokula und den Ereignissen, die dazu geführt hatten, daß Er nach Mathurā kam. Sie unterhielten sich darüber, wie Er die Dämonen Pūtanā und Tṛṇāvarta, der in Form eines Wirbelwindes versucht hatte, Ihn zu rauben, getötet hatte, und sie erinnerten sich an die Befreiung der Zwillingsbrüder aus den yamala-arjuna-Bäumen. Die Bürger von Mathurā erzählten einander: »Saṅkhacūḍa, Keśī, Dhenukāsura und noch viele andere Dämonen wurden von Kṛṣṇa und Balarāma in Vṛndāvana getötet. Kṛṣṇa rettete Seine Freunde auch vor dem verheerenden Waldbrand. Er bestrafte die Kāliya-Schlange im Wasser der Yamunā und bezwang den falschen Stolz des Himmelskönigs Indra. Kṛṣṇa hielt mit einer Hand sieben Tage lang den riesigen Govardhana-Hügel hoch und rettete so alle Bewohner Gokulas vor den unablässigen Regenfällen, den Orkanen und den Wirbelstürmen.« Immer mehr der ergötzlichen Spiele des Herrn kamen ihnen in den Sinn: »Die Mädchen von Vṛndāvana waren so selig, wenn sie Kṛṣṇas Schönheit sahen und an Seinen Spielen teilnahmen, daß sie den Zweck ihres materiellen Daseins vergaßen. Indem sie Kṛṣṇa sahen und ständig an Ihn dachten, vergaßen sie alle Arten materieller Sorgen.« Die Einwohner von Mathurā sprachen auch über die Yadu-Dynastie und waren sich einig, daß sie für alle Zeit die berühmteste Familie im Universum bleiben werde, da Kṛṣṇa in ihr erschienen war. Während sie so über Kṛṣṇa und Balarāmas herrliche Taten redeten, erklang plötzlich die Musik der Kapellen, die den Beginn der Ringkampfspiele ankündigte.

Daraufhin sprach Cāṇūra, der berühmte Ringer, Kṛṣṇa und Balarāma an: »Mein lieber Kṛṣṇa«, sagte er, »mein lieber Balarāma, wir haben einiges von Euren Taten gehört. Ihr seid wirklich große Helden, und das ist der Grund, weshalb der König Euch zu sich rufen ließ. Auch ist uns zu Ohren gekommen, daß Ihr für die außerordentliche Stärke Eurer Arme bekannt sein sollt. Der König und alle Anwesenden hier sind begierig, Eure Fähigkeiten als Ringer zu sehen. Ein Bürger muß immer gehorsam sein und den herrschenden König erfreuen; wenn er sich danach richtet, ist ihm aller Wohlstand sicher. Wehe dem aber, der nicht gehorchen will, denn er zieht den Zorn des Königs auf sich. Ihr seid Hirtenjungen, und soviel ich weiß, liebt Ihr es, beim Hüten Eurer Kühe im Wald Ringkämpfe untereinander auszutragen. Wir möchten daher, daß Ihr zur Freude aller Anwesenden und des Königs Eure Kräfte mit den unsrigen meßt.

Kṛṣṇa durchschaute natürlich sogleich die wahren Absichten Cāṇūras und nahm Sich bereits vor, mit Ihm zu kämpfen. Doch weil Zeit und Umstände noch nicht reif waren, sagte Er: »Du bist ein Untertan des Königs der Bhoja-Dynastie, und du lebst im Dschungel. Auch Wir sind indirekt seine Untertanen und versuchen soweit wie möglich, ihn zufriedenzustellen. Er erweist Uns mit seinem Angebot, mit euch ringen zu dürfen, zweifellos eine große Gunst, doch bedenke, daß Wir nur kleine Jungen sind, die manchmal im Wald von Vṛndāvana mit ihren gleichaltrigen Freunden spielen. Wir halten es für das beste, nur mit Gleichaltrigen und Gleichstarken zu kämpfen, denn es würde die Zuschauer lediglich abstoßen, wenn Wir Uns mit so großen überragenden Ringern wie euch messen müßten. Ein solch ungleicher Kampf stünde im Widerspruch zu ihren religiösen Prinzipien.« Kṛṣṇa wies somit darauf hin, daß es von den starken, gefeierten Ringern nicht richtig war, Ihn und Balarāma zum Kampf herauszufordern.

Darauf erwiderte Cāṇūra: »Mein lieber Kṛṣṇa, wir wissen, daß man Dich weder als Kind noch als jungen Mann bezeichnen kann. Du bist, genau wie Dein großer Bruder Balarāma, transzendental zu allen Wesen. Außerdem hast Du sogar den Elefanten Kuvalayāpīḍa getötet, der so stark war, daß er viele andere Elefanten im Kampf bezwingen konnte. Du hast ihn auf wunderbare Weise besiegt, und weil Du so stark bist, steht es Dir durchaus zu, mit den besten Ringern von uns zu kämpfen. Ich selbst möchte daher mit Dir ringen, und Dein älterer Bruder Balarāma mag Sich mit Muṣṭika messen.«

Hiermit endet die Erläuterung Bhaktivedantas zum 42. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Kṛṣṇa tötet den Elefanten Kuvalayāpīḍa«.