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Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas

Von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Die Transzendentalen Spiele Sri Krishnas
Kṛṣṇa - Der Höchste Persönliche Gott
Originale Version 1. Auflage 1974
24. Kapitel:
 
Krishna
 
Die Verehrung des Govardhana-Hügels


 

Nachdem Kṛṣṇa und Balarāma von den brāhmaṇas zurückgekehrt waren, die zu sehr mit den vedischen Opferriten beschäftigt gewesen waren, sahen die beiden Brüder, daß die Kuhhirten in Vṛndāvana eine ähnliche Zeremonie vorbereiteten. Sie wollten mit ihrem Opfer Indra, den König des Himmels, erfreuen, der die Wasservorräte im Universum verwaltet. Kṛṣṇa gefiel es nicht, daß Seine Geweihten Halbgötter verehrten, denn wie auch im Śrī Caitanya-caritāmṛta erklärt wird, ist jemand, der im Kṛṣṇa-Bewußtsein in Kṛṣṇas transzendentalem liebevollen Dienst tätig ist, von allen anderen Verpflichtungen befreit. Ein reiner Gottgeweihter braucht keine der rituellen Zeremonien zu vollziehen, wie sie in den vedischen Schriften vorgeschrieben werden, noch hat er es nötig, irgendeinen der Halbgötter zu verehren. Die Geweihten Śrī Kṛṣṇas haben nämlich bereits alle Arten der Verehrung und alle Opferungen durchgeführt. Dadurch, daß man lediglich die vedischen Rituale durchführt oder die Halbgötter verehrt, kann man keine Hingabe für den Dienst an Kṛṣṇa entwickeln; doch wenn man sich vorbehaltlos im hingebungsvollen Dienen beschäftigt, erfüllt man damit alle vedischen Unterweisungen.

Kṛṣṇa gab den Kuhhirten daher den Rat, von der Verehrung der Halbgötter abzulassen, denn Er war in Vṛndāvana erschienen, um hingebungsvolles Dienen als ausschließliche und einzige Tätigkeit einzuführen. Als allwissender Höchster Persönlicher Gott wußte Kṛṣṇa natürlich alles über das Opfer, das die Kuhhirten vorbereiteten, doch um die Form zu wahren, fragte Er Nanda Mahārāja und die anderen älteren Bewohner des Dorfes mit großem Respekt, welche Bewandtnis es damit habe. Kṛṣṇa wandte Sich also mit folgenden Worten an Seinen Vater: «Weshalb bereiten die Kuhhirten ein derartig großes Opfer vor? Was versprechen sie sich davon, und für wen ist es bestimmt? Wie soll es durchgeführt werden? Bitte laß Mich all diese Dinge wissen, denn Ich möchte sehr gern lernen, was es mit solchen Opferzeremonien auf sich hat.« Nanda Mahārāja schwieg zuerst auf die Fragen seines kleinen Sohnes, denn er dachte, Kṛṣṇa könne die komplizierten Rituale einer vedischen Opferhandlung doch nicht verstehen. Kṛṣṇa aber drängte weiter: «Lieber Vater, Menschen, die großherzig und heilig sind, kennen keine Geheimnisse. Für sie gibt es weder Freund noch Feind, denn sie sind jedem gegenüber offen. Aber auch wenn man nicht so weitherzig und heilig ist, sollte man doch zumindest vor seinen Familienangehörigen und Freunden keine Geheimnisse haben, obwohl Zurückhaltung gegenüber feindlich gesinnten Menschen durchaus angebracht ist. Du solltest daher nichts vor Mir geheimhalten. Alle Menschen gehen gewinnbringenden Tätigkeiten nach. Einige sind sich des Wesens und Ergebnisses ihres Tuns bewußt, andere nicht. Doch nur ein Mensch, der in vollkommenem Wissen handelt, kann ein vollkommenes Ergebnis erwarten; wer dagegen in Unwissenheit handelt, muß sich mit einem dementsprechend schlechten Ergebnis zufriedengeben. Erkläre Mir daher bitte den Sinn des geplanten Opfers. Wird es in den Veden vorgeschrieben, oder ist es nur ein volkstümlicher Brauch? Bitte sage Mir alles, was du darüber weißt.« Als Nanda Mahārāja die Wißbegierde seines Sohnes sah, gab er schließlich nach und antwortete: »Mein liebes Kind, diese Zeremonie ist mehr oder weniger ein alter Brauch. Wir wollen Indra, dem Gebieter der Wolken und des Regens, unsere Dankbarkeit zeigen, denn er hat uns in seiner Güte so viel Regen geschickt, daß wir eine reiche Ernte einbringen konnten. Wasser ist lebensnotwendig, denn ohne Wasser können wir nicht unser Land bebauen und Getreide anpflanzen. Dazu kommt noch, daß Wasser für die erfolgreiche Durchführung religiöser Zeremonien, für die wirtschaftliche Entwicklung und letztlich für Befreiung durch ein spirituelles Leben unbedingt erforderlich ist. Wenn jemand die seit jeher gebräuchlichen Zeremonien aufgibt, weil er von Lust, Gier oder Furcht getrieben wird, schafft er sich eine düstere Zukunft.«

Als Kṛṣṇa, der Höchste Persönliche Gott, Seinen Vater so sprechen hörte, beschloß Er, König Indra herauszufordern, und so riet Er Seinem Vater und den anderen Hirten, das geplante Opfer zu unterlassen. Für diesen Vorschlag gab Er zwei Gründe an: Zunächst einmal ist es, wie in der Bhagavad-gītā erklärt wird, nicht notwendig, die Halbgötter zu verehren, um Fortschritte im materiellen Leben zu machen. Alle Ergebnisse, die man durch die Verehrung der Halbgötter erhält, sind zeitweilig, und daher sind nur weniger intelligente Menschen an ihnen interessiert. Zweitens müssen Segnungen, die die Halbgötter erteilen, vom Höchsten Persönlichen Gott bewilligt werden; denn ohne die Erlaubnis des Höchsten Herrn kann niemand einem anderen eine Gunst erweisen. Diese Tatsache wird in der Bhagavad-gītā eindeutig bestätigt: mayaiva vihitān hi tān. Doch manchmal werden die Halbgötter durch den Einfluß der materiellen Natur hochmütig, so daß sie sich selbst für die höchsten Kontrollierenden halten und die erhabene Stellung des Höchsten Persönlichen Gottes vergessen wollen. Im Śrīmad-Bhāgavatam wird an dieser Stelle eindeutig gesagt, daß Kṛṣṇa König Indra bewußt erzürnen wollte. Um dies verstehen zu können, ist es wichtig zu wissen, daß Kṛṣṇa nur erscheint, um die Gottgeweihten zu beschützen und die Dämonen zu vernichten. Indra war zwar kein Dämon, doch war er zu stolz geworden auf seine hohe Stellung als König des Himmels. Dies war der Grund, warum Kṛṣṇa ihm eine Lektion erteilen wollte und die Indra-pūjā abbrach.

Nachdem der Herr also beschlossen hatte, Indra zurechtzuweisen, begann Er zu den Hirten in einer Weise zu reden wie ein Atheist, der die Philosophie des karma-mīmāṁsā vertritt. Die Verfechter dieser Lehre weigern sich nämlich, die höchste Autorität des Persönlichen Gottes anzuerkennen. Nach ihrer Vorstellung braucht man nur redlich zu handeln, um ein gutes Ergebnis zu erhalten. »Selbst wenn es einen Gott gäbe, der den Menschen das Ergebnis ihres Tuns zukommen ließe«, argumentieren sie, »bestünde dennoch nicht der geringste Anlaß, Ihn zu verehren, denn solange der Mensch nicht rechtschaffen handelt, kann Gott ihm auch kein gutes Ergebnis gewähren. Man sollte vielmehr, statt Gott oder einen Halbgott zu verehren, seine ganze Aufmerksamkeit auf seine Pflichten richten, denn so ist einem ein gutes Ergebnis sicher.« Kṛṣṇa sagte also: »Mein lieber Vater, ich glaube nicht, daß du einen Halbgott verehren mußt, um eine gute Ernte und saftiges Gras für die Kühe zu erhalten. Jedes Lebewesen wird entsprechend seinem karma in einer bestimmten Lebensform geboren und nimmt, wenn es seinen Körper aufgibt, die Folgen seines Tuns in den neuen Körper mit, der sich gemäß seiner Handlungsweise im vorherigen Leben manifestiert. Daher sind die unterschiedlichen Arten von Glück und Leid, von Vorteilen und Nachteilen, die wir erhalten, Reaktionen auf Handlungen, die wir entweder in einem unserer früheren oder im jetzigen Leben begangen haben.«

Nanda Mahārāja und die anderen älteren Hirten waren jedoch anderer Ansicht. Sie entgegneten Kṛṣṇa, daß es unmöglich sei, nur durch materielle Tätigkeiten und ohne Gott oder einen zuständigen Halbgott zufriedenzustellen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Und das ist auch tatsächlich richtig, denn es geschieht z. B. manchmal, daß ein Patient trotz aller Bemühungen eines hervorragenden Arztes stirbt. Ärztliche Hilfe allein reicht also nicht aus, einen Kranken zu heilen. Seine Genesung ist letzten Endes von der Einwilligung des Höchsten Persönlichen Gottes abhängig. Ebenso können auch Eltern nicht allein das Wohlergehen ihrer Kinder bestimmen, denn zuweilen kommt es vor, daß die Kinder trotz ihrer Mühe schlecht geraten oder sogar dem Tod erliegen. Wie man deutlich sieht, reichen materielle Ursachen allein nicht aus, ein gutes Ergebnis herbeizuführen. Entscheidend ist allein der Wille des Höchsten Persönlichen Gottes.

Nanda Mahārāja vertrat also den Standpunkt, man müsse Indra, den Halbgott des Regens, verehren, um eine gute Ernte einzubringen, doch Śrī Kṛṣṇa widerlegte dieses Argument, indem Er ihm erklärte, daß die Halbgötter ihre Segnungen nur Menschen geben können, die ihre vorgeschriebenen Pflichten ordnungsgemäß erfüllt haben. »Daher«, so erklärte der Herr, »sind die Halbgötter letztlich davon abhängig, ob und wie wir unseren Pflichten nachkommen.«

»Mein lieber Vater«, fuhr Kṛṣṇa fort, »niemand braucht einen Halbgott wie Indra zu verehren, denn jeder ist selbst seines Glückes Schmied. Handeln nicht alle Lebewesen gemäß ihrer natürlichen Neigung und erhalten dementsprechende Ergebnisse? Aufgrund dieser unterschiedlichen Tätigkeiten bekommen sie auch ihre jeweiligen Körper, in denen sie sich durch ihre entsprechende Handlungsweise Freunde und Feinde schaffen. Man sollte sich daher bemühen, seine Pflichten sorgfältig und in Übereinstimmung mit seiner natürlichen Neigung auszuführen, und seine Aufmerksamkeit nicht auf die Verehrung der Halbgötter lenken. Erfüllt man nur seine Pflicht, sind die Halbgötter schon zufrieden, so daß es nicht mehr notwendig ist, sie zu verehren. Niemand kann glücklich sein, ohne seinen Pflichten nachzukommen. Die brāhmaṇas haben die Pflicht, die Veden zu studieren: die kṣatriyas sind für die Sicherheit der Bürger verantwortlich; den vaiśyas obliegt es, sich um Ackerbau, Viehzucht und Handel zu kümmern, und die śūdras schließlich haben die Aufgabe, den anderen drei Kasten zu dienen. Wir gehören der vaiśya-Gemeinschaft an, und daher ist es unsere Pflicht, das Land zu bebauen, mit unseren Erträgen Handel zu treiben, die Kühe zu beschützen und uns um das öffentliche Geldwesen zu kümmern.«

Kṛṣṇa fühlte Sich der vaiśya-Gemeinschaft zugehörig, da Sein Vater Nanda Mahārāja viele Kühe besaß, die Kṛṣṇa auf den Weiden von Vṛndāvana hütete. Er riet daher den Einwohnern Seines Dorfes, einfach ihre vier Pflichten, nämlich Ackerbau, Viehzucht, Handel und die Verwaltung der Finanzen, gewissenhaft zu befolgen. Die vaiśyas sind zwar in jedem dieser Bereiche tätig, doch kümmerten sich die Männer von Vṛndāvana in erster Linie um den Schutz der Kühe.

Kṛṣṇa erklärte Seinem Vater als nächstes: »Die kosmische Manifestation steht unter dem Einfluß der drei Erscheinungsweisen der Natur, die auch die Ursache der Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung des Unīversums sind. Die Erscheinungsweise der Leidenschaft erzeugt unter anderem die Wolken, deren Wasser für eine ertragreiche Ernte so wichtig ist. Indra hat also im Grunde mit dem Regen überhaupt nichts zu tun. Was könnte er schon gegen uns unternehmen, wenn wir ihn nicht verehrten? Er nützt uns ohnehin nicht viel. Und selbst wenn der Regen von ihm beherrscht würde - schüttet er ihn nicht auch in den Ozean, wo er völlig überflüssig ist, und wo ihn niemand darum gebeten hat? Das beweist doch eindeutig, daß der Regenfall keineswegs davon abhängt, ob wir Indra verehren oder nicht.

Wir sollten unsere Aufmerksamkeit deshalb lieber auf Vṛndāvana lenken, das uns mit allem Notwendigen versorgt, so daß wir niemals in fremde Städte oder Länder ziehen müssen. Dort mag es zwar große Paläste geben, doch wir sind damit zufrieden, im Wald von Vṛndāvana zu bleiben. Hier gibt es alles, was wir zum Leben brauchen, und daher sollten wir uns bewußt werden, daß wir in Wirklichkeit nur dem Govardhana-Hügel und dem Wald von Vṛndāvana zu Dank verpflichtet sind. Lieber Vater, Ich bitte dich daher, ein großes Opfer zu Ehren der hiesigen brāhmaṇas und des Govardhana-Hügels durchzuführen. Um Indra kümmern wir uns am besten gar nicht.«

»Mein lieber Junge«, sagte Nanda Mahārāja, »weil Du mich so inständig darum bittest, werde ich Deinen Wunsch erfüllen und alles für ein besonderes Opfer zu Ehren des Govardhana-Hügels und der brāhmaṇas von Vṛndāvana veranlassen. Zunächst einmal aber will ich das geplante Opfer, nämlich den Indra-yajña, vollziehen.«

Doch Kṛṣṇa gab Sich mit diesem Vorschlag nicht zufrieden, sondern entgegnete: »Lieber Vater, warum zögerst Du? Die Vorbereitungen für das Opfer zur Freude der brāhmaṇas und des Govardhana-Hügels werden viel Zeit in Anspruch nehmen. Daher ist es das beste, einfach die Opfergaben zu nehmen, die du schon für das Indra-Opfer bereitgestellt hast.«

Nanda Mahārāja gab schließlich dem Bitten seines Sohnes nach, und so fragten die Hirten Kṛṣṇa, wie Er Sich die Darbringung des yajña im einzelnen vorstelle, worauf ihnen der Herr folgende Anweisungen erteilte: »Bereitet von dem bereitgestellten Getreide und dem Butterfett sämtliche köstlichen Gerichte zu, die euch bekannt sind. Kocht vor allem Reis, dahl, halavah, pākorās, purīs, süßen Milchreis, »sweetballs«, sandeśa, rasagullā und lāḍḍus. Ladet dann alle brāhmaṇas ein, die sich darauf verstehen, Gaben im Feuer zu opfern und vedische Hymnen zu chanten, und .spendet ihnen Getreide und Gold. Schmückt auch die Kühe und füttert sie reichlich. Im Anschluß daran kann die Govardhana-pūjā beginnen. Dieses Opfer wird Mich sehr erfreuen. Gegen Ende des Opfers gebt bitte auch den niederen Tieren wie den Hunden und auch den unteren Kasten wie den cāṇḍālas [*Hunde-Esser; sie bilden die fünfte Klasse unter den Menschen und werden als unberührbar angesehen*] reichlich prasāda«.

Mit diesen Worten beschrieb Śrī Kṛṣṇa gleichsam den gesamten Tätigkeitsbereich der vaiśyas. In allen Gesellschaften, in der menschlichen wie in der tierischen, ist jedem Mitglied eine ganz bestimmte Rolle zugedacht. Dies bedeutet, daß jedes einzelne mit allen anderen für das Gemeinwohl zusammenarbeiten muß. Diese Zusammenarbeit schließt nicht nur die lebendigen Wesen mit ein, sondern auch die unbeseelten Objekte, wie z. B. die Hügel und das Land. Die vaiśyas sind besonders für den wirtschaftlichen Fortschritt der Gesellschaft verantwortlich, und so erzeugen sie Getreide, beschützen die Kühe, transportieren, wenn nötig, Nahrung und kümmern sich um die geldlichen Dinge.

Aus Kṛṣṇas Worten geht weiter hervor, daß selbst Katzen und Hunde, obwohl gesellschaftlich nicht so bedeutend, nicht vernachlässigt werden dürfen. Tatsächlich ist es jedoch weitaus wichtiger, die Kühe zu beschützen als Katzen und Hunde. Der Herr weist uns außerdem darauf hin, daß die cāṇḍālas, die Unberührbaren, von den höheren Kasten nicht mißachtet werden dürfen. Jeder ist wichtig, doch sind einige unmittelbar für den Fortschritt der Gesellschaft verantwortlich, während andere nur eine mittelbare Rolle einnehmen. In einer Kṛṣṇa-bewußten Gesellschaft ist für das Wohlergehen aller gesorgt.

Die Govardhana-pūjā wird auch in der Bewegung für Kṛṣṇa-Bewußtsein gefeiert. Śrī Caitanya lehrte, daß Vṛndāvana und der Govardhana-Hügel ebenso verehrungswürdig seien wie Kṛṣṇa Selbst. Um diese Aussage zu bestätigen, sagte Śrī Kṛṣṇa, die Verehrung des Govardhana-Hügels sei ebenso gut wie die Verehrung Seiner Selbst. Seitdem ist die Govardhana-pūjā, die auch als annakūṭa bekannt ist, immer wieder gefeiert worden. Bei diesem Opfer werden in allen Tempeln von Vṛndāvana und auch außerhalb Vṛndāvanas gewaltige Mengen köstlicher Speisen zubereitet, die nach der Zeremonie an die Anwesenden verteilt werden. Zuweilen werden die Speisen auch unter die Menschen geworfen, die dann erfreut das köstliche prasāda vom Boden aufsammeln. An diesem Brauch wird deutlich, daß Speisen, die Kṛṣṇa geopfert wurden, niemals verschmutzt oder verunreinigt werden können - selbst dann nicht, wenn sie den Boden berührt haben. Die Menschen lesen sie daher sogar von der Erde auf und essen sie mit großer Zufriedenheit. Noch heute führen die Einwohner von Vṛndāvana entsprechend der Anweisung Kṛṣṇas die Govardhana-pūjā aus. An diesem Tag kleiden sie sich in ihre besten Gewänder und versammeln sich am Govardhana-Hügel, um Ihm Ehre zu erweisen und Ihn zusammen mit ihren Kühen zu umwandern.

Der Höchste Persönliche Gott, Śrī Kṛṣṇa, gab den Hirten also den Rat, alle Vorbereitungen zum Indra-yajña abzubrechen und unverzüglich mit der Govardhana-pūjā zu beginnen. Auf diese Weise wollte Er Indra bestrafen, der auf seine Stellung als Herr der himmlischen Planeten allzu stolz geworden war. Die ehrlichen und einfachen Hirten nahmen Kṛṣṇas Vorschlag ohne Bedenken an und führten unverzüglich Seine Anweisungen aus. Als erstes riefen sie die gelehrten brāhmaṇas zusammen, die gleich, nachdem sie sich versammelt hatten, mit der Verehrungszeremonie begannen, indem sie vedische Hymnen chanteten und dem Govardhana-Hügel prasāda opferten. Inzwischen hatten sich auch alle Einwohner von Vṛndāvana am Fuße des Hügels eingefunden, und nachdem sie ihre Kühe geschmückt und mit saftigem Gras gefüttert hatten, begannen sie, mit den Tieren vornweg, den Govardhana-Hügel zu umkreisen. Die gopīs, die zu diesem festlichen Anlaß ihre schönsten Gewänder angelegt hatten, liefen nicht zu Fuß, sondern wurden auf Ochsenkarren um den Govardhana gezogen und priesen die ganze Fahrt über Kṛṣṇas ruhmreiche Taten und Spiele. Und da die brāhmaṇa-Priester die Prozession so glücklich den Hügel umkreisen sahen, gaben sie erfreut den Kuhhirten und deren Frauen ihren Segen.

Als die Zeremonie ihrem Ende zuging, nahm Śrī Kṛṣṇa eine gewaltige transzendentale Form an und erklärte den Einwohnern von Vṛndāvana, daß Er vom Govardhana-Hügel nicht verschieden sei. Auf diese Weise wollte Er den Gottgeweihten zeigen, daß Er mit dem transzendentalen Berg identisch ist. Alsdann begann der Höchste in dieser Form alle Speisen zu essen, die von den Dorfbewohnern geopfert worden waren. Auch heute noch wird Kṛṣṇas Identität mit dem Govardhana in Ehren gehalten, und deshalb nehmen Gottgeweihte manchmal Steine vom Hügel und verehren sie ebenso wie die Bildgestalten Kṛṣṇas im Tempel. Einige Gottgeweihte sammeln also kleine Felsbrocken oder Steine vom Govardhana-Hügel und verehren sie zu Hause, denn diese Verehrung ist ebenso gut wie die Verehrung der Bildgestalten Gottes. Die Form, in die Sich Kṛṣṇa erweiterte, um das prasāda-Opfer anzunehmen, war eine getrennte Manifestation Seiner Selbst, und so erwies Er dieser Form mit allen anderen Einwohnern Vṛndāvanas Seine respektvollen Ehrerbietungen. Als Kṛṣṇa Seiner gewaltigen Erweiterung Respekt erwiesen hatte, erklärte Er dem Hirtenvolk: »Seht nur, welch gewaltige Form der Govardhana-Hügel angenommen hat! Ist es nicht eine große Gnade von Ihm, daß Er auf diese Weise unsere Zubereitungen annimmt? Wer sich weigert, die Govardhana-pūjā zu begehen, wie Ich es Selbst hier zeige, wird nicht glücklich werden können. Im Gegenteil - er wird irgendwann von einer der vielen Schlangen, die auf dem Hügel leben, gebissen werden. Es ist also unbedingt notwendig, daß alle Menschen, die in der Nähe des Govardhana hier in Vṛndāvana wohnen, den Govardhana-Hügel nach Meinen Anweisungen verehren, um so sich selbst und den Kühen ein glückliches Dasein zu sichern.«

Nach Beendigung des Govardhana-pūjā-Opfers bei dem sie alle Anweisungen Kṛṣṇas befolgt hatten, kehrten die Einwohner von Vṛndāvana nach Hause zurück.

Hiermit enden die Erklärungen Bhaktivedantas zum 24. Kapitel des Buches Kṛṣṇa:
»Die Verehrung des Govardhana-Hügels«.