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Bhagavad - Gita Wie Sie Ist
von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Original Ausgabe von 1974 Nur Vers Übersetzung

DRITTES KAPITEL
Karma - yoga

3.1 – Arjuna sagte: O Janārdana, o Keśava, warum drängst Du mich, an diesem schrecklichen Kriegshandwerk teilzunehmen, wenn Du glaubst, daß Intelligenz besser sei als fruchtbringende Arbeit?

Krishna Arjuna3.2 – Meine Intelligenz ist durch Deine zweideutigen Unterweisungen verwirrt. Sage mir deshalb bitte eindeutig, was das beste für mich ist.

3.3 – Der Höchste Herr sagte: O sündloser Arjuna, Ich habe bereits erklärt, daß es zwei Gruppen von Menschen gibt, die sich bemühen, das Höchste Selbst zu verwirklichen. Einige wollen Es durch empirische philosophische Spekulationen verstehen, und andere versuchen, Es durch hingebungsvolle Arbeit zu erkennen.

3.4 – Nicht, indem man sich einfach von Arbeit fernhält, kann man von Reaktionen befreit werden, noch kann man allein durch Entsagung Vollkommenheit erlangen.

3.5 – Alle Menschen sind gezwungen, hilflos nach den Impulsen zu handeln, die aus den Erscheinungsweisen der materiellen Natur geboren werden. Nicht einmal für einen Augenblick kann sich ein Lebewesen davon zurückhalten halten, etwas zu tun.

3.6 – Wer seine Sinne und seine handelnden Organe zurückhält, doch in Gedanken immer noch bei den Sinnesobjekten weilt, betrügt sich selbst und ist ein Heuchler.

3.7 – Wer jedoch seine Sinne durch den Geist beherrscht und seine aktiven Organe, ohne anzuhaften, im hingebungsvollen Dienen beschäftigt, steht auf einer weitaus höheren Stufe.

3.8 – Erfülle deine vorgeschriebene Pflicht, denn es ist besser zu handeln, als untätig zu sein. Ohne Arbeit kann ein Mensch nicht einmal seinen physischen Körper erhalten.

3.9 – Man muß seine Arbeit Viṣṇu als Opfer darbringen, denn sonst wird man durch sie an die materielle Welt gebunden. O Sohn Kuntīs, erfülle daher deine vorgeschriebenen Pflichten zu Seiner Zufriedenstellung; auf diese Weise wirst du immer unangehaftet und frei von jeder Fessel bleiben.

3.10 – Am Anfang der Schöpfung sandte der Herr aller Geschöpfe Generationen von Menschen und Halbgöttern zusammen mit Opfern für Viṣṇu aus und segnete sie, indem Er sagte: Möget ihr durch diesen yajña [Opfer] glücklich werden, denn seine Ausführung wird euch alle Wünsche erfüllen.

3.11 – Wenn die Halbgötter durch Opfer zufriedengestellt sind, werden sie auch dich erfreuen, und wenn so einer den anderen nährt, wird allgemeiner Wohlstand herrschen.

3.12 – Die Halbgötter, die für die verschiedenen Notwendigkeiten des Lebens verantwortlich sind, versorgen den Menschen mit allem, was er braucht, wenn sie durch yajñas [Opfer] zufriedengestellt sind. Wer jedoch diese Gaben genießt, ohne sie zuvor den Halbgöttern als Opfer darzubringen, ist gewiß ein Dieb.

3.13 – Die Geweihten des Herrn werden von allen Sünden befreit, denn sie nehmen nur Nahrung zu sich, die zuvor als Opfer dargebracht wurde. Andere, die Nahrung zu ihrem eigenen Sinnesgenuß zubereiten, essen wahrlich nur Sünde.

3.14 – Alle lebenden Körper erhalten sich durch Getreide, das nur wachsen kann, wenn Regen fällt. Regen wird durch Darbringungen von yajña [Opfer] hervorgerufen, und yajña wird aus vorgeschriebenen Pflichten geboren.

3.15 – Die Veden, die vom Höchsten Persönlichen Gott geschaffen wurden, schreiben geregelte Aktivitäten vor. Folglich ist die alldurchdringende Transzendenz für ewig in Opferhandlungen gegenwärtig.

3.16 – Mein lieber Arjuna, ein Mensch, der diesem vorgeschriebenen vedischen System des Opfers nicht folgt, führt ein Leben voller Sünde, da einer, der nur in den Sinnen Freude findet, vergeblich lebt.

3.17 – Wer jedoch im Selbst Freude findet, im Selbst erleuchtet ist, allein im Selbst zufrieden und völlig im Selbst befriedigt ist, hat keine Pflicht zu erfüllen.

3.18 – Ein selbstverwirklichter Mensch verfolgt bei der Erfüllung seiner vorgeschriebenen Pflichten keine Absicht, noch hat er einen Grund, diesen Pflichten nicht nachzukommen; auch ist es für ihn nicht notwendig, von anderen Lebewesen abhängig zu sein.

3.19 – Daher sollte man, ohne an den Früchten der Aktivitäten zu haften, aus reiner Pflichterfüllung handeln; denn wenn man ohne Anhaftung arbeitet, erreicht man den Höchsten.

3.20 – Selbst Könige wie Janaka erreichten die Stufe der Vollkommenheit, indem sie ihre Pflichten erfüllten. Daher solltest du – allein um die Menschen durch dein Beispiel zu lehren – deiner Pflicht nachkommen.

3.21 – Was immer ein bedeutender Mensch tut – gewöhnliche Menschen folgen seinem Beispiel. Und welche Maßstäbe auch immer er durch sein beispielhaftes Verhalten setzt – alle Welt folgt ihm nach.

3.22 – O Sohn Pṛthās, in allen drei Planetensystemen gibt es keine Arbeit, die Mir vorgeschrieben ist. Es mangelt Mir an nichts, noch benötige Ich irgend etwas – und dennoch bin Ich mit Arbeit beschäftigt.

3.23 – Denn würde ich keine Arbeit verrichten, o Pārtha, würden gewiß alle Menschen Meinem Beispiel folgen.

3.24 – Würde Ich aufhören zu arbeiten, gingen alle Welten zugrunde. Auch wäre Ich die Ursache für die Erschaffung unerwünschter Bevölkerung und würde dadurch den Frieden aller fühlenden Wesen zerstören.

3.25 – Im Gegensatz zu den Unwissenden, die ihre Pflichten erfüllen und dabei an den Früchten ihrer Aktivitäten haften, sollte der Weise ohne jede Anhaftung handeln, um somit die Menschen auf den richtigen Pfad zu führen.

3.26 – Der Weise sollte den Geist der Unwissenden, die an fruchtbringender Arbeit haften, nicht verwirren. Sie sollten nicht ermutigt werden, sich von ihrer Arbeit zurückzuziehen, sondern dazu bewegt werden, im Geist der Hingabe zu handeln.

3.27 – Die verwirrte Seele hält sich unter dem Einfluß der drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur für den Ausführenden von Aktivitäten, die in Wirklichkeit von der Natur verrichtet werden.

3.28 – Wer im Wissen über die Absolute Wahrheit gründet, o Starkarmiger, beschäftigt sich nicht mit den Aktivitäten der Sinne und mit Sinnesbefriedigung, da er sehr wohl den Unterschied zwischen Arbeit in Hingabe und Arbeit für fruchtbringende Ergebnisse kennt.

3.29 – Verwirrt von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur, beschäftigen sich die Unwissenden in materiellen Aktivitäten und haften an ihnen. Doch der Weise sollte sie nicht beunruhigen, obwohl ihre Pflichten aus Unkenntnis von niederer Natur sind.

3.30 – Deshalb, o Arjuna, gib all deine Handlungen Mir hin, richte deinen Geist auf Mich und kämpfe, ohne Verlangen nach Gewinn, und frei von Egoismus und Gleichgültigkeit!

3.31 – Wer seine Pflichten nach Meinen Unterweisungen erfüllt und dieser Lehre ohne Neid und mit Vertrauen folgt, wird von der Fessel der fruchtbringenden Handlungen befreit.

3.32 – Wer aber aus Neid diese Lehren mißachtet und nicht regelmäßig danach handelt, ist allen Wissens beraubt, getäuscht und zu Unwissenheit und Gebundensein verdammt.

3.33 – Selbst ein Mensch, der in Wissen gründet, handelt nach seinem Wesen, denn jeder folgt seiner Natur. Was könnte Unterdrückung ausrichten?

3.34 – Die verkörperten Lebewesen empfinden gegenüber den Sinnesobjekten Anziehung und Abneigung, doch sollte man nicht unter die Herrschaft der Sinne und der Sinnesobjekte geraten, denn sie sind Hindernisse auf dem Pfad der Selbstverwirklichung.

3.35 – Es ist weitaus besser, die eigenen vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen, als die Pflichten eines anderen. Denn selbst wenn man bei der Erfüllung seiner Pflichten Fehler begeht oder sogar dabei getötet wird, ist dies besser, als den Pflichten eines anderen nachzukommen – denn es ist gefährlich, dem Pfad eines anderen zu folgen.

3.36 – Arjuna sagte: O Nachkomme Vṛṣṇis, durch was wird man getrieben, sündig zu handeln – sogar wider Willen, wie unter Zwang?

3.37 – Der Höchste Herr sagte: Es ist Lust allein, o Arjuna, die aus der Berührung mit der materiellen Erscheinungsweise der Leidenschaft geboren wird und die sich später in Zorn wandelt. Sie ist der alles-verschlingende, sündige Feind dieser Welt.

3.38 – Wie Feuer von Rauch, ein Spiegel von Staub und ein Embryo vom Mutterleib bedeckt wird, so wird das Lebewesen von verschiedenen Graden dieser Lust bedeckt.

3.39 – So wird das reine Bewußtsein des Lebewesens von seiner ewigen Feindin, der Lust, bedeckt, die niemals befriedigt werden kann und die wie Feuer brennt.

3.40 – Die Sinne, der Geist und die Intelligenz sind die Wohnstätten dieser Lust, die das wirkliche Wissen des Lebewesens verschleiert und es verwirrt.

3.41 – Deshalb, o Arjuna, Bester der Bhāratas, bezwinge als erstes dieses große Symbol der Sünde [die Lust], indem du die Sinne regulierst, und erschlage diese Zerstörerin des Wissens und der Selbstverwirklichung.

3.42 – Die Sinne sind der toten Materie überlegen; der Geist steht über den Sinnen; die Intelligenz steht über dem Geist, und er [die Seele] befindet sich sogar noch über der Intelligenz.

3.43 – Wenn man also weiß, daß man transzendental zu den materiellen Sinnen, dem Geist und der Intelligenz ist, sollte man das niedere Selbst durch das höhere Selbst beherrschen und auf diese Weise – durch spirituelle Stärke – diese unersättliche Feindin, die Lust, besiegen.

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Hare Krishna - Hare Krishna * Krishna Krishna Hare Hare * Hare Rama - Hare Rama * Rama Rama Hare Hare.